GI: ddp-Bericht über Polizei-/Justizmafia

k.o.b.r.a. - antirepressionsplattform 22.11.2007 18:44 Themen: Repression

Seit fünf Jahren bekämpfen Politik, Justiz und Polizei in Gießen ihre KritikerInnen. Doch erst der 14.5.2006 brachte die Sache zum Kippen - und auch dass nur ganz zäh und wegen der nachdrücklichen Recherchen der Betroffenen. Am 18.6.2007 fällte das Oberlandesgericht Frankfurt ein abschließendes Urteil zum 14.5.2006 ... mit vernichtender Kritik. Doch noch immer dauerte es fast ein halbes Jahr, bis der Deutsche Depeschendienst (ddp) das Thema aufgriff. Sie hatten auf Grundlage des Buches "Tatort Gutfleischstraße. Die fiesen Tricks von Polizei und Justiz" recherchiert. Die Veröffentlichung könnte Polizei, Justiz und Innenminister Bouffier in Bedrängis bringen. Hinsichtlich Gerichten stehen neue Konfrontationen an: In den nächsten Wochen sind zwei politische Prozesse in Gießen terminiert ...

Am 22.11.2007 um 10:26 Uhr veröffentlichte der Deutsche Depeschendienst den folgenden Text:

Justiz und Polizei im Zwielicht

Gießen/Wiesbaden (ddp-hes). Die Vorwürfe klingen ungeheuerlich: Polizisten basteln einen Brandsatz oder fertigen Gipsabdrücke selbst an, um Beweismittel zu haben. Beweisvideos und -fotos verschwinden, Falschaussagen werden gedeckt, Observationen verschwiegen, um Straftaten erfinden zu können. Alles Hirngespinste von Verschwörungstheoretikern? Offenbar nicht. Denn die Staatsanwaltschaft Wiesbaden hat die Ermittlungen in einem Fall aufgenommen. In dessen Mittelpunkt steht Jörg Bergstedt, ein streitbarer linker Politaktivist. Immer wieder eckte der 43-Jährige in der Vergangenheit mit provozierenden Aktionen an. Polizei und Justiz in Gießen war er damit nach eigener Aussage spätestens seit Dezember 2002 ein Dorn im Auge. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichten die Scharmützel 2003, als Bergstedt vom Amtsgericht Gießen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt wird. Ein Urteil, das vom Bundesverfassungsgericht später aufgehoben wird. Als Anfang Mai 2006 Unbekannte die Gießener Rechtsanwaltskanzlei von Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) durch Farbschmierereien verunstalten, fällt der Verdacht offenbar schnell auf Bergstedt. Zwei zivile Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) statten der nahe Gießen gelegenen Projektwerkstatt Bergstedts einen Besuch ab. Bergstedt beschließt daraufhin, die Polizei mit einem nächtlichen Federballspiel vor dem Justizgebäude zu provozieren. Was Bergstedt und seine drei Mitstreiter nicht wissen: Ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) überwacht das nächtliche Ballspiel am 14. Mai 2006. Zeitgleich gibt es in dieser Nacht erneut Sachbeschädigungen, unter anderem am Wohnhaus Bouffiers. Obwohl Bergstedt diese Taten wegen der Observation durch das MEK nachweislich nicht begangen haben konnte, wird er wegen angeblichen Tatverdachts festgenommen und fünf Tage lang in einem «Unterbindungsgewahrsam» festgehalten. Obwohl die Observation aktenkundig wurde und Bergstedt auch wegen eines DNA-Abgleichs als Tatverdächtiger ausscheidet, hält die Entscheidung des Untersuchungsrichters seltsamerweise auch vor dem Gießener Amtsgericht und Landgericht stand. Erst das Oberlandesgericht Frankfurt stuft die Ingewahrsamnahme Bergstedts als «rechtswidrig» ein und kritisiert die Gießener Justiz in ungewöhnlich scharfer Weise. Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden ermittelt nun wegen möglicher Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung. «Da ist auf alle Fälle etwas schief gelaufen, wir können nur noch nicht sagen, wer daran schuld ist», sagt Behördensprecher Hartmut Ferse. Der Betroffene selbst sieht neben der ... (hier endete der ddp-Internetseitentext - er ging weiter:) ...

Der Text stand am 22.11.2007 als Aufhänger auf der Hessenseite von ddp. Vollständig veröffentlicht wurde er dann bei:

 

Termine

  • Sonntag, 25. November, ab 15 Uhr im Kurdischen mesopotamischen Kulturzentrum (Ederstr. 14-16 Hinterhaus, Gießen)
    Beratung und Training zu Umgang mit der Polizei - Kontrolle, Festnahme, Verhör, Hausdurchsuchung
    Informationsveranstaltung und Training zu "Umgang mit Polizei" - offen für alle, besonders eingeladen sind alle, die von Polizei drangsaliert sind oder Kontrollen, Durchsuchungen, Verhöre und mehr zu befürchten haben und sich darauf vorbereiten wollen. Geplant sind: Informationen zu Polizeirecht, Verhörtraining, Austausch über Aktionsmöglichkeiten usw. ++ Rechtstipps im Internet ++ Infoseite zum Polizeirecht
  • Do, 29.11.2007, 9 Uhr im Landgericht Gießen, Raum E 15: Wiederholungsverhandlung in dem Bundesverfassungsgericht gekippten Prozess gegen einen Projektwerkstättler. Die erste Tuchfühlung mit der Justiz nach den Veröffentlichungen um die Skandale. Mehr ... ++ Terminplakat zum Aufhängen (PDF)
  • 13.12. im Amtsgericht Gießen, 11.45 Uhr, Raum 100 A: Prozess gegen einen Journalisten, der sich wagte, das Gengerstenfeld zu fotografieren (von der Straße aus) und dabei auch gleich verhaftet wurde. Mehr ...

Außerdem läuft weiterhin die Tour mit der Ton-Bilder-Schau "Fiese Tricks von Polizei und Justiz". Beschreibung:

Ihr macht eine Gedichtelesung ... und landet im Polizeiknast mit dem Vorwurf, einen Brandanschlag versucht zu haben. Einen Brandsatz hat sich die Polizei selbst gebastelt. Das glaubt niemand? Die Polizeiakten selbst belegen es. Aber das ist nur ein Fall:
Verfolgung wegen Graffitis, die es nie gab. Gipsabdrücke von Schuhen des gewünschten Tatverdächtigen, die aber nicht am Tatort, sondern von der Polizei später selbst hergestellt wurden. Beweisvideos und -fotos verschwinden aus den Polizeizimmern, Falschaussagen werden gedeckt, Observationen verschwiegen, um Straftaten zu erfinden: Das Leben ist ein Bond-Film.
Ein erschreckender, zuweilen witziger und immer spannender Vortrag mit konkreten Fällen, Auszügen aus nichtöffentlichen Polizei- und Gerichtsakten auf Overheadfolien – ein tiefer Blick hinter das Grauen von Polizei- und Justizalltag! Eine Mischung aus Enthüllung, Kriminalroman, Kino, Kabarett und Straftaten!

Die nächste Termine laufen im Südosten, genauer:

  • 14.-16.12., 20 Uhr in Nürnberg (K4, Seminarraum): Linke Literaturmesse mit der szenischen Buchvorstellung "Fiese Tricks von Polizei und Justiz" Mehr zur Messe und genaueres Programm hier ...
  • Sonntag, 16.12. 2007, ca. 16 Uhr in Leipzig (Gießerstr. 16, Plagwitz): "Fiese Tricks von Polizei und Justiz"
  • Montag, 17.12. 2007, 18 Uhr in Jena (Hörsaal 4, Unicampus Carl-Zeiss-Str. 3): "Fiese Tricks von Polizei und Justiz" ++ Flyer als PDF
  • Dienstag, 18.12. 2007, 19 Uhr in Halle/Saale im Cafe Biohope (Mittelstr. 9, Eingang Schulstr.): "Fiese Tricks von Polizei und Justiz" ++ Flyer als PDF
  • Mittwoch, 19.12. 2007, 19 Uhr in Dresden-Pieschen im Jugendhaus "Roter Baum" (Großenhainer Str. 93, Hinterhof): "Fiese Tricks von Polizei und Justiz" ++ Flyer als PDF
  • Donnerstag, 20.12. 2007, 18.30 Uhr in Erfurt (Fillerhaus, Schillerstr. 44, hinter dem ver.di-Haus): "Fiese Tricks von Polizei und Justiz" ++ Flyer als PDF

Hinweis: Für 2008 sollen weitere Touren ins Auge gefasst werden, z.B. Ende Januar (zum Europäischen Polizeikongress) in Berlin und danach im Nordosten. Bis zum 14.12.2007 und Mitte Januar 2008 wären Termine in Hessen am besten (wegen der Landtagswahl und der tiefen Verstrickung von Innenminister Bouffier in die Skandale). In der Zeit danach kann es gerne noch in anderen Städten Veranstaltungen geben. Kontakt über K.O.B.R.A. (siehe Mailadresse).

 

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schon komisch...

egal 26.11.2007 - 12:59
...zu den skurilen geschichten der projektwerkstatt hat niemand etwas zu sagen/zu schreiben..

warum denn nicht? ;-)

Erklärung an Egal

auch egal 27.11.2007 - 13:48
Weil alle Kritik an den Prowe-Aktivisits hier wegzensiert wird. Man braucht nur auf den abstrusen Personenkult aufmerksam zu machen, der hier seine Blüten treibt und schon ist der Eintrag weg.... ;-) Dabei gäbe und gibt es eigentlich mehr als genug zu schreiben, denn vor allem J.B. mit seiner "Deutschland-Tour" über im Wesentlichen sich selbst ist mitlerweile so grotesque, dass es sich lohnt, das ganze mit einem Grinsen zu kommentieren.....es erscheint nämlich eigentlich jedem vernünftigen Betrachter nur noch Wirr, was da passiert. Mal ehrlich: Wer eine Seite bei Wikipedia über sich anlegt (siehe z.B. die verschiedenen Einträge unter dem Namen "projektwerkstatt" in der Versionsgeschichte), wer einen Eintrag über die Projektwerkstatt ebenfalls auf diesem Medium verfasst, wer einen Bericht über jeden Furz, den man selbst lässt hier postet, der scheint tatsächlich ein bisserl arg selbstverliebt zu sein (oder einfach nur seine Bücher verkaufen wollen). Mir erscheint das alles ein bisschen so, als wolle jemand der Erich von Däniken der Linken werden (ein wenig abstrus aber einfach bekannt). Und das Ganze wird dermaßen ergänzt durch Hobbyzensoren, die jeden Kommentar zu Saasener Eskapaden so schnell rauslöschen, dass man meinen könnte, dass die freie Welt von der Saasen schwurbelt in Wahrheit nur eins ist: Eine Welt frei von anderen Meinungen. Ich sag dazu: Ihgitt!

@ auch egal 27.11.2007 - 13:48

egal 28.11.2007 - 17:40
ich weiß das wohl, was du geschrieben hast und ich habe die gleichen erfahrungen mit dem wegzensieren nicht konfomer meinungen zu denen der spinner der projektwerkstatt gemacht.
genau so sollte mein kleiner dummer und natürlich falscher kommentar (nicht war, projektwerkstatt? ;-)) ausdrücken!

greetz

seltsam

mensch in prowe 28.11.2007 - 23:04
Wer sich die Positionen aus der Projektwerkstatt anguckt, kann erkennen, dass die gegen Zensur, für offene medien und räume sind. Es ist also unwahrscheinlich, dass die für das Zensieren (falls das vorkommt) hier verantwortlich sind. Dass die Kommentare aber genauso wie Veranstaltungs- und Hausverbote gegen ProjektwerkstättlerInnen, die es zuhauf gibt, völlig hohl sind und vor allem den Bullen nutzen, finde ich aber schon. Aber vielleicht seid Ihr ja auch welche von diesen Nutznießern. Jedenfalls ist viel klarer als dass hier Kritik an der Prowe wegzensiert wird, dass deren Aktionen und Positionen in fast allen linken Medien unerwünscht sind und zensiert werden.

@ mensch in prowe 28.11.2007 - 23:04

egal 29.11.2007 - 07:38
deine einstellung in ehren, aber das stimmt so nicht ganz.
während bei vielen beiträgen, die NICHT die projektwerstatt betreffen, durchaus kritik unzensiert bleibt, ist dies bei dem schmarrn der pw wohl eher nicht der fall.
die typen der pw werden entweder völlig ignoriert, oder gelten wie du schon beschrieben hast, in linken kreisen als unerwünscht.
und das kann ich wirklich verstehen.
wer solch einen personenkult betreibt, wie die es tun, sollte sich ensthaft fragen, ob das linke lager überhaupt ihre "heimat" ist!