Ljubljana: Autonomer Block schließt sich an

Acafe@gmx.at 19.11.2007 21:28 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Am 17.11. demonstrierten bis zu 70.000 Menschen in Ljubljana - größtenteils Leute aus der Gewerkschaftsbewegung. Gefordert wurden höhere Löhne, verbunden mit der Aknündigung einer breiten Streikgebwegung. Die slowenische radikale Linke zeigte sich solidarisch und mobilisierte zu einem eigenen, "autonomen Block" innerhalb der Großdemo, welcher antiautoritäre und antikapitalistische Inhalte propagierte. Die slowenische Regierung und die ArbeitgeberInnenverbände sind unter starkem Druck, mittlerweile kam es auch schon zu einem "wilden" Streik in einer Fabrik in der Stadt Maribor.
Der grund, wieso an die 70.000 Leute an einem Samstagvormittag auf die Straße gehen war in Slowenien mal wieder das Liebe Geld. "Höhere Löhne" - so einfach war sie, die zentrale Forderung der slowenischen Großgewerkschaften. Auch in Slowenien wird ein sozialpartnehschaftliches Modell verfolgt (siehe:  http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpartnerschaft), und so verhandelten die Gewerkschaften sechs Monate Lang mit den ArbeitgeberInnenverbänden um eine erhöhung des Einkommen um 3,5%. Die Löhne sollen an die Inflation in Slowenien angepasst werden, welche derzeit 5,1% beträgt - und somit den Höchststand nach Jahren erreicht hat. Während die Löhne also an Wert verlieren, werden die Preise teurer. In ganz Slowenien werden die Preise für Lebensmittel, Benzin und Miete immer mehr an die hohen Eu-Standards angepasst, die Löhne jedoch nicht.

"Für jeden Beschissenen Euro müssen wir auf die Straße gehen" - bei den Reden, die die Vorsitzenden der Gewerkschaften und einiger anderer unterstützender Gruppen auf dem "Kongresni Trg" in der Innenstadt Ljubljanas zum besten gaben, war viel verbalradikalismus und old-school-ArbeiterInnenklassenrhetorik zu vernehmen. Am Ende der Kundgebung wurde zu den Klängen der Internationale noch zehntausendfach die Faust in den Himmel gestreckt und eine Slowenienweite Streikbewegung verkündet, falls die ArbeitgeberInnenvebände nicht auf die gewerkschaftlichen Forderungen eingehen werden.
Einige Eindrücke der Kundgebung der zehntausenden auf dem Kongresni Trg finden sich in diesem video:
 http://de.youtube.com/watch?v=V3RNF7CsTQI&feature=related

Für Kontroversen sorgte auch die Teilnahme der Arbeitsministerin Marjeta Cotman, des Verteidigungsministers Karl Erjavec sowie des frisch gewählten slowenischen Präsidenten Danilo Türk. In den slowenischen Mainstream-Medien und auch von einem Teil der ArbeiterInnen wurde das als Anbiederungstaktik der Regierung bewertet. Die inhaltlich offene Flanke, die zu der Teilnahme von RegierungspolitikerInnen führte war die beteuerung der großgewerkschaften, die Proteste seien "nicht politischer Natur", sondern richten sich "gegen die ArbeitgeberInnen"...

Noch vor dem ersten von den Gewerkschaften ausgerufenen "offiziellen" Streik legten am 17.11. jedoch schon die rund 300 ArbeiterInnen der Fabrik "Swaty" in Maribor die Arbeit nieder. Grund war sowohl die Forderung nach höheren Löhnen als auch nach besseren Arbeitsbedingungen. Der Fabriksdirektor stellte sich der Diskussion mit den ArbeiterInnen und gab sogar zu, dass die Löhne niedrig seien, jedoch immer noch "überdurchschnittlich". Die ArbeiterInnen wurden daraufhin ncoh wütender und um die Menge zu beruhigen sagte der Direktor eine fünfprozentige Erhöhung der Löhne zu. Ob dies wirklich eingehalten wird, wird die Zukunft zeigen - die ArbeiterInnen gaben der Fabriksleitung ein Ultimatum bis zum 5. Dezember, dann wird weitergestreikt.
ein video des wilden streisks findet sich hier:  http://24ur.com/bin/article.php?article_id=3110338&show_media=60068963

Während die slowenischen Großgewerkschaften zwar beteuern, es handle sich nicht um einen Konflikt mit der Regierung sondern nur mit den ArbeitgeberInnenverbänden, sahen das die AktivistInnen der slowenischen radikalen Linken anders. So wurde schon Wochen vorher zu einem eigenen, sogenannten "autonomen Block" innerhalb der Gewerkschaftsdemo mobilisiert. Ein kurzes Mobilisierungsvideo findet sich zB. hier:  http://de.youtube.com/watch?v=B1H9oU7nupw
Treibende Kraft hinter der linken Mobilisierung war die "Autonome Tribüne", ein Zusammenschluss von linken, autoritären StudentInnen und anderen, inhaltlich nahestehenden Personen und Gruppen. Seit der Gründung der tribüne im Frühjahr 2007 sorgten die AktivistInnen für einiges an Aufregung - so wurde unter anderem das Bildungsministrium besetzt und die rechtsgerichtete slowenische Regirung unter Premier Janez Janša musste einen Gesetzesentwurf zurückziehen, welcher die aushöhlung der universitären Autonomie, eine mögliche Einführung von Studiengebühren und zahlreiche weitere Verschlechterungen der studentischen Lebensumstände bedeuten würde.

Doch weil "StudentInnen auch zukünftige ArbeiterInnen sind, bzw. schon jetzt arbeiten müssen um zu Überleben", wurden die Forderungen der Gewerkschaften seitens der Autonomen tribüne als legitim empfunden und Unterstützt. Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass der Kampf um höhere Löhne nur eine Etappe im Kampf gegen den Kapitalismus sein kann, schließlich ist es dieses System, das verantwortlich ist für Armut, Profitlogik und gesellschaftliche Ausgrenzung. Feministische Initiativen beteiligten sich ebenfalls an der autonomen Mobilisierung und machten darauf aufmerksam, dass das die Frauen im Kapitalismus doppelt unterdrückt werden - zum einen wegen dem Zwang arbeiten zu müssen um zu überleben, zum anderen wegen des Geschlechtes.



Am autonomen Block beteiligten sich etwa 300-400 Personen, während der Demonstration schlossen sich ihm spontan etliche GewerkschafterInnen an. Die Stimmung war super, es wurden tausende Broschüren der "Autonomen Tribüne" verteilt und, anders als bei Gewerkschaftsdemos in Österreich oder Deutschland, war die Präsenz klar antikapitalistischer Inhalte auf der Demo von den Gewerkschaften erwünscht. Betont wurde auch, dass der autonome Block ein klar internationalistisches Verständnis hat. So waren Leute aus Kroatien, Serbien, Italien und Österreich angereist.
Ein kurzes, Punkiges Video vom autonomen Block findet sich hier:  http://de.youtube.com/watch?v=O8jrrekJpJE&feature=related

Weitere Videos vom Autonomen Block und der Gewerkschaftsdemo als ganzes finden sich hier:
 http://de.youtube.com/watch?v=-8lvmLb9m_k&feature=related - Der autonome Block sammelt sich am Bahnhof, Redebeiträge
 http://de.youtube.com/watch?v=uNcrJqSZqUU&feature=related - Der autonome Block schließt sich mit unter viel Beifall der Großdemo an.
 http://de.youtube.com/watch?v=60wAcEMOEP0&feature=related - Gespräch mit zwei autonomen AktivistInnen
 http://de.youtube.com/watch?v=XJFr0_Npq1o&feature=related - erste Demoreihe :)
 http://de.youtube.com/watch?v=f1W0SGjaJfU&feature=related - gegen Ende der Demo gab es eine Soliaktion aus einer Wohnung in Ljubljana

Links: ArbeitgeberInnenverband Slowenienss, ZDS -  http://www.zds.si/
freier Gewerkschftsverband Sloweniens: www.zsss.si
Autonome Tribüne:  http://avtonomnatribuna.blogspot.com/
Linksradikale Mobilisierungspage:  http://n17-n17.blogspot.com (auch auf deutsch und englisch!)
Infoladen Ljubljana:  http://a-infoshop.blogspot.com
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

PS

Infostress 19.11.2007 - 21:34
Der auf der Großaufnahme ist Danilo Türk auf der Demo

autonome tribüne

ana 20.11.2007 - 11:34
Die autonome Tribüne besteht aus linken _anti_autoritären Studierenden, nicht wie oben geschrieben "autoritären".

Bitte immer den Text vorher mal lesen, vorm Posten. Ist sehr gut geschrieben, aber so massiv mit Schreibfehlern gespickt, dass es manchmal schwerfällt, zu lesen. Ist schade um den interessanten Bericht.

Autonome attackieren Banken in Athen

Bericht 23.11.2007 - 21:09
Rund 60 Vermummte haben am Montag den 05.11.07 mit Eisenstangen und Steinen mehrere Banken im Zentrum Athens attackiert und erhebliche Schäden angerichtet. Wie Augenzeugen berichteten, skandierten die Autonomen Sprüche gegen die Polizei und die konservative Regierung. Die Randalierer verschwanden nach den Attacken in den engen Gassen des Athener Stadtzentrums, berichtete der staatliche Rundfunk. Verletzt worden sei niemand.

Griechische Autonome besonders brutal

Die griechische Autonomenszene gilt als eine der radikalsten in der Europäischen Union. Zuletzt wurden sogar Kontakte zur kriminellen Szene registriert. Mindestens zwei bekannte Mitglieder der Autonomen Szene sind in den vergangenen Monaten nach Banküberfällen festgenommen worden. Griechische Medien schätzen die organisierten und aktiven Mitglieder der griechischen anarchistischen und autonomen Szene auf mindestens 8000 allein für den Raum der griechischen Hauptstadt. Bereits am 1.11. kam es zu gewaltsamen Protesten in Athen...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

d

s 19.11.2007 - 22:04
gute sache das...sollte hier auch öfters gemacht werden.

Griechenland - Autonome greifen Rathaus an

Presse 20.11.07 20.11.2007 - 15:09
Thessaloniki (dpa) - Eine Gruppe von rund 15 vermummten Autonomen hat das Rathaus der nordgriechischen Stadt Triandria mit Steinen und Brandsätzen angegriffen und erhebliche Schäden angerichtet. Wie Augenzeugen berichteten, wurden die Büros der Kommunalpolizei im Erdgeschoss des Gebäudes fast vollständig zerstört. Die Vermummten skandierten Parolen gegen die Polizei und die konservative Regierung und forderten die Freilassung Gleichgesinnter, die in griechischen Gefängnissen sitzen.