volkstrauertag in augsburg

karl mosh 19.11.2007 17:34 Themen: Antifa
Volkstrauertag: Erfolgreiche Gedenkveranstaltung vom „Bündnis gegen das Vergessen“

Wie schon in den Jahren davor rief das Bündnis gegen das Vergessen am Volkstrauertag zu einer Mahnwache für die Opfer des Nationalsozialismus auf.
In der Presserklärung des Bündnisses heißt dazu: „Das Bündnis gegen das Vergessen hat die Konsequenzen aus dem letztjährigen Verhalten der Stadt Augsburg gezogen und erklärt, für die Mahnwache am 18.11. 2007 auf eine Anmeldung zu verzichten. Wie im letzten Jahr besteht von Seiten des Bündnisses „Gegen das Vergessen“ keinerlei Interesse, an der städtischen Veranstaltung teilzunehmen. Dort wird mit einem undifferenzierten Opferbegriff, der die gefallenen Wehrmachtssoldaten, die Vertriebenen, die Opfer der alliierten Bombenabwürfe, die Mauertoten und die in den Konzentrationslagern Vernichteten auf eine Ebene stellt eine nicht hinnehmbare Verdrehung der Kategorien „Opfer/Täter“ betrieben. (...) Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist politisch legitim und das ehemalige Gestapo-Gefängnis am Katzenstadel der adäquate Ort. Wenn die Stadt offensichtlich anderer Meinung ist, wie es das Verbot der Veranstaltung gezeigt hat, lässt sich das „Bündnis gegen das Vergessen“ nicht beirren.“
Volkstrauertag: Erfolgreiche Gedenkveranstaltung vom „Bündnis gegen das Vergessen“

Wie schon in den Jahren davor rief das Bündnis gegen das Vergessen am Volkstrauertag zu einer Mahnwache für die Opfer des Nationalsozialismus auf.
In der Presserklärung des Bündnisses heißt dazu: „Das Bündnis gegen das Vergessen hat die Konsequenzen aus dem letztjährigen Verhalten der Stadt Augsburg gezogen und erklärt, für die Mahnwache am 18.11. 2007 auf eine Anmeldung zu verzichten. Wie im letzten Jahr besteht von Seiten des Bündnisses „Gegen das Vergessen“ keinerlei Interesse, an der städtischen Veranstaltung teilzunehmen. Dort wird mit einem undifferenzierten Opferbegriff, der die gefallenen Wehrmachtssoldaten, die Vertriebenen, die Opfer der alliierten Bombenabwürfe, die Mauertoten und die in den Konzentrationslagern Vernichteten auf eine Ebene stellt eine nicht hinnehmbare Verdrehung der Kategorien „Opfer/Täter“ betrieben. (...) Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist politisch legitim und das ehemalige Gestapo-Gefängnis am Katzenstadel der adäquate Ort. Wenn die Stadt offensichtlich anderer Meinung ist, wie es das Verbot der Veranstaltung gezeigt hat, lässt sich das „Bündnis gegen das Vergessen“ nicht beirren.“

Extremisten unerwünscht
Bis zum Jahr 2005, nahmen an der städtischen Gedenkveranstaltung auch immer Neonazis teil. Diese traten am Kriegerdenkmal an der Blauen Kappe äußerst martialisch auf und stellten sich mit schwarzen Fahnen in Pose. Zusammen mit lokaler Politprominenz, Bundeswehrangehörigen und der Trauergemeinde wurde den Opfern der Weltkriege gedacht, das Deutschlandlied gesungen und Kränze abgelegt. Äußerungen, die sich von den Neonazis distanzieren, waren weder von den Veranstaltern oder den anwesenden Politikern zu hören. Das Gedenken an die deutschen Opfer einte alle. Nachdem es kurz vor dem letztjährigen Volkstrauertag bei einer Gedenkveranstaltung der VVN zu Auseinandersetzung mit provozierenden Neonazis kam, änderte sie Stadt ihre Linie. Bürgermeister Klaus Kirchner meinte damals: „Wir ziehen auch die Konsequenzen von den Vorfällen am Westfriedhof“ und „wir werden auf einem abgesperrten Platz unser Hausrecht ausüben“. Die Konsequenz war natürlich die falsche: Anstatt den Volkstrauertag nicht zu begehen und statt dessen zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer an einem historischen Ort des Nationalsozialismus in Augsburg aufzurufen (davon gibt es ja genug), wurde wieder ein unerträglicher Vergleich zwischen rechten und linken Extremisten gezogen. Den Neonazis wurde die Teilnahme an der Veranstaltung bereits im Vorfeld verwehrt, die Veranstaltung des antifaschistischen Bündnisses wurde an dem angemeldeten Ort (ehemaliges Gestapo-Gefängnis) verboten.

Polizei kriminalisiert gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Die Situation in diesem Jahr war eine ähnliche: Die Stadt ließ kurz vor dem Volkstrauertag in einer Kurzmeldung der Lokalpresse verlauten, dass an der Feier nur geladene Gäste teilnehmen dürfen. Dass dies keinen Einfluss auf die Teilnehmer des „Bündnis gegen des Vergessen“ hatte war klar, denn schließlich hatte man ja gar kein Interesse an der städtischen Trauerveranstaltung teilzunehmen. Dies beeindruckte die anwesende Polizei aber nicht und ließ die Antifaschisten nicht direkt am Kriegerdenkmal zum Bürgerhaus (in der das ehemalige Gestapo-Gefängnis untergebracht war und heute eine Tafel an die Geschichte des Hauses erinnert) ziehen. So musste ein kleiner Umweg durch den Park am Eisstadion gemacht werden. Als in diesem Moment von der Trauerfeier die Nationalhymne ertönte wurde adäquat mit Parolen wie „Nie wieder Deutschland!“ geantwortet. Die Polizisten wurden jetzt etwas unruhig, fingen an die anwesenden Personen abzufilmen, zogen unkoordiniert an einem mitgeführten Transparent und versuchten die Antifaschisten abzudrängen. Diese Provokationen ließen die Antifaschisten aber kalt. Als man an Gedenktafel angekommen war, wurden dort Blumen abgelegt und den Opfern des NS-Terrors gedacht. Ein Vertreter der VVN ging auf die historische Bedeutung des Ortes ein. Die Polizei wertete dies gleich als einen Hinweis für eine Veranstaltungsleitung und nahm die Personalien des Genossen auf. Ein anderer Antifaschist musste seine Personalien wegen einer angeblichen Beamtenbeleidigung abgeben. Trotz dieser unschöner Vorfällen, war die Aktion des Bündnisses sehr gelungen: Obwohl die Polizei provozierte wurde die Gedenkveranstaltung durchgeführt und nebenbei den Teilnehmern der städtischen Veranstaltung klar gemacht was von ihr zu halten ist. Neonazis traten dieses Jahr nicht in Augsburg Erscheinung. Wie aus der AZ vom 19.11. zu entnehmen ist, trafen sich auf einem Friedhof in Landsberg ca. 100 Nazis um dort beerdigten Kriegsverbrechern zu huldigen.
Interessante Auseinandersetzungen zu Gedenkpolitik und historischen Hintergründen finden sich auf der Seite der Gruppe Contra Real und der VVN Augsburg: contra-real.tk und vvn-augsburg.de
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Ergänzungen

Sorge um Augsburgs Jugendliche

XTC 22.11.2007 - 17:10
Stadtjugendring: Rechtsextreme wollen Einfluss gewinnen

Der Stadtjugendring beobachtet mit Sorge, wie Augsburger Jugendliche in den Einflussbereich rechtsextremer Gruppen zu geraten drohen. Seit einiger Zeit arbeiten die rechten Rattenfänger nach den Worten des Projektleiters Sebastian Kochs bevorzugt mit Rockmusik als Lockmittel. Musik, bei der die Botschaften geschickt verschleiert werden, spreche Jugendliche zunehmend an.

Anfangs bedienten sich ausgesprochen rechtsextreme Bands wie ‘Landser’ der Rockmusik, nachdem Marsch- und Volksmusik nicht mehr jugendkompatibel war, wie der Düsseldorfer Neonazismus-Experte Christian Dornbusch auf Einladung des Bündnisses für Menschenwürde in Augsburg erläuterte. ‘Landser’ wurde schließlich verboten und ging in den Untergrund. Andere Bands machten sich unangreifbar, indem sie ihre Texte entschärften und nur noch verschwommen nationales Denken, Kapitalismusfeindlichkeit und einen Systemwandel propagierten oder eine jüdische Weltverschwörung andeuteten. Heute sei in der Musikszene die rechte Gesinnung immer schwerer zu erkennen.

Eine Band wie ‘Rammstein’ arbeitet dagegen nach den Worten von Dornbusch zwar in einem Videoclip mit Material von Leni Riefenstahl, will damit aber nur eine ‘Ästhetik’ und keine rechten Botschaften transportieren. Das schützt sie allerdings nicht davor, von den Rechten vereinnahmt zu werden.

Viele Konzerte finden nach übereinstimmender Aussage von Dornbusch und Kochs gleichsam unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Interessenten werden kurz vorher mittels SMS informiert und zunächst zu einem oder mehreren Streckenposten gelotst, die weitere Hinweise zum Konzertort geben. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Organisatoren schließen unerwünschtes Publikum aus und sie führen zugleich die Polizei an der Nase herum. Für das Publikum bedeutet es “Spaß und Abenteuer” hinzufahren.