US Strategie: neue Paramilitärs für Pakistan

nyt 19.Nov.2007 19.11.2007 10:57 Themen: Militarismus Repression
Von der US Regierung wird der Plan lanciert, Stammesführer aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet für den Kampf gegen Al CaIdA zu engagieren.
nyt 19.Nov.2007: U.S. Hopes to Arm Pakistani Tribes Against Al Qaeda
Bei der Durchführung des Planes würde sich wahrscheinlich die Anzahl der US Militärberater in Pakistan erhöhen und es würden direkt von der US Regierung finanzierte neue paramilitärische Struktur entstehen.
Die Anzahl der US-Militärberater in Pakistan wird offiziell mit ungefähr 50 Stück angeben.
Bisher stehen etwa 85.000 Paramiliärs auf den Gehaltslisten der pakistanischen Regierung.

Die Beschleunigung der Aufrüstung des Grenzregiemes, durch Unterstützung von lokalen Gruppen, wird mit der Machtinstabilität in Pakistan begründet. Ebenso wird angeführt Extremisten, welche in den Stammesregionen aufgenommen wurden, könnten ihre Angriffe auf die Besatzungstruppen in Afghanistan verstärken. In den letzten Wochen soll beobachtet worden sein, dass Symphatisanten der Taliban ihren Einfluss in den durch die Zentralregierung direkt verwalteten Stammesregionen ausgedehnt hätten.

Die Strategie zur direkten Unterstützung, soll durch das »United States Special Operations Command«, mit Generalstab in Tampa, Florida, ausgearbeitet worden sein und wurde unter Experten des Gegenterrors herumgereicht. Teilen der Strategie wurden von US und pakistanischer Seite zugestimmt und warten auf ihre Finanzierung in Höhe von 350 Mio. US Dollar für einige Jahre zur Unterstützung, Ausbildung und Ausrüstung der Grenztruppen, Paramiliärs.

Seit dem 11.September 2001 hat die George Walker Bush Regierung Mrd. US Dollar Hilfe und starken politischen Druck aufgewandt, um den pakistanischen Präsidenten General Pervez Musharraf zu ermutigen, aggressivere Militäroperationen gegen Militante in den Stammesregionen durchzuführen. Aber die vereinzelten Militäroperationen, welche dort durchgeführt wurden hatten nur wenig Erfolg und führten zu großen Verlusten bei der pakistanischen Armee und Wut in der örtlichen Bevölkerung, welche seit Jahrzehnten unabhängig von der Zentralregierung in Islamabad lebte.

Den US Regierungsstellen ist diese Fehlschläge bekannt, geben aber an, dass die neue Betonung der Aushebung von Rekruten unter den Stammesmilitanten und erhöhter Einsatz für Grenztruppen auf die US Besorgnis und der Notwendigkeit die islamischen Extremisten in Pakistan anzusprechen geschuldet ist.

Die neue Aufstandsbekämpfungskampagne ist ein Beleg dafür, dass die US Regierung eine einflussreichere Rolle in Pakistan spielen möchte, welche bisher nahezu ausschließlich durch US Diplomaten wahrgenommen wurde.

Eine geringe Anzahl von US Militärberatern in den Stammesgebieten helfen bei der Interpretation von US Militärlageinformationen.

Bereits in der Vergangenheit waren US Spezialeinheiten in anderen Ländern, um die Sicherheit der dortigen Regierungen zu verbessern um damit die US Interessen zu fördern, so wird sich auch die Anzahl der US-Militärberater in Pakistan erhöhen.

Die US Regierungsstellen heben den integralen Charakter dieser Sicherheitsverbesserungen hervor als eine Paket von der »Agency for International Development« (AID) und dem US Ausseministerium für die sieben Distrikte in den Stammesgebieten welches einen Umfang von 750 Mio. U$ in fünf Jahren hat, und Bildungsarbeit, Gesundheitsarbeit und weiteren Sektoren einschließt. Die Abteilung im US Außenministerium für »International Narcotics and Law Enforcement Affairs« unterstützt ebenfalls die Grenztruppen durch die Finanzierung von »counternarcotic« Arbeit.

Einige Details der Sicherheitsverbesserungen wurden von »Los Angeles Times« und »Washington Post« berichtet. Aber der Plan Stammesführer zu engagieren war noch unveröffentlicht.

Das Projekt steht und fällt mit der Finanzierung der Grenztruppen, bisher wurden nur ein Teil der beantragten Mittel verabschiedet, aber genug um zu beginnen.

Bisher hatten die Grenztruppen keine US Militärhilfe erhalten, da sie bisher dem pakistanischen Innenministerium unterstanden, einer zivilen Einrichtung, zu welcher das US Verteidigungsministerium keine formalen Beziehungen hat. Jedoch sind die Grenztruppen die angemessenste Truppe um mit dem Aufstand umzugehen. Die Truppe welche seit 2001 in zunehmendem Maße unter dem Tageskommando von pakistanischen Armeeeinheiten stand, wird nun durch US Militärberater vermehrt und ausgebildet.

Bei der Ausbildung der Grenztruppen können Bedenken nicht ausgeräumt werden.
Von US und NATO Seite in Afghanistan wurden die Grenztruppen häufig beschuldigt aufständischen Talibans bei grenz- und bergüberschreitenden Angriffen zu helfen. Es wird Jahre dauern, sie in eine Berufsarmee zu wandeln.

US Militäroffizielle fürchten dass die Unterstützung zu gering und zu spät ist um eine Aufstandsbekämpfungstruppe zu schaffen. »Der Vorteil liegt bereit in den Händen des Feindes«. Örtliche Talibans und ausländische Kämpfer in Waziristan konnten sich neuaufstellen, seit die Friedensverhandlungen mit der Regierung 2005 und 2006 statt fanden, und 2006, 2007 konnten sie auch in der gesammten Winterperiode kämpfen.

Die Militanten hätten sich nun in Swat in Truppen organisiert, einer touristischen Gegend in beachtlicher Entfernung von den anderen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan.

Die Planungen des »Special Operations Command« wurden nach einem Treffen des Leiters Admiral Eric Thor Olson mit General Musharraf und pakistanischen Militärführern im August 2007 intensiviert, wobei erörtert wurde, wie das Militär die Zusammenarbeit beim Kampf gegen die pakistanischen Extremisten, verstärken könnte

Ein Sprecher der Abteilung, Kenneth McGraw erklärte am 16.November 2007 dass Olson nach seiner Rückkehr aus Pakistan zur Suche nach Wegen der Entwicklung der zukünftigen Zusammenarbeit aufgefordert hat.

Admiral Olson hat einen, zwei Dutzend Folien umfassenden Vortrag darüber, wie Spezialeinheiten das pakistanischen Militär bei der Aufstandsbekämpfung unterstützen können, im US Verteidigungsministerium verteilt.

Das Handout beschreibt eine Strategie welche militärische und zivile Maßnahmen bei der Bekämpfung von Militanten einschließt.

Ein Schaubild stellt Stämme bezüglich ihres Aufenthaltes: North Waziristan und South Waziristan beispielsweise dar und gibt eine kurze Beschreibung ob sie bekannt dafür sind oder verdächtigt werden Verbindungen zur Al CaIdA und den Talibans zu haben, ihrer größe und ihrer militärischen Fähigkeiten.

Der Vortrag behauptete, das US Truppen nicht in konventionelle Kämpfe in Pakistan einbezogen würden. Einige höhere Militärs und Verteidigungsministerielle erklärten, dass Mitglieder der »Joint Special Operations Command« bei Angriffen auf höhere militärische Leiter unter bestimmten Bedingungen beteiligt werden dürfen.

Vier höhere Verteidigungsministerielle- oder Aufstandsbekämpfer bestätigten den Erhalt des Handouts.

Zwei, welche über Teile des Planes informiert wurden erklärten, diese würden sich zum Teil an Anstrengungen im Irak orientieren, wo US Befehlshaber mit sunitischen Scheichs in der Provinz Anbar zusammenarbeiten, um diese gegen die Al CaIdA im Zweistromland zu wenden. Von Al CaIda behaupten US Diplomaten sie sei im Irak bodenständig und durch Ausländer geleitet.

Der Erfolg der Anstrengungen im Irak, zusammen mit dem Konsens, darüber, dass die der Zugriff der Al CaIdA in ihrer Wiege in den Stammesgebieten in Pakistan bei einer pakistanischen Regierungskrise,sich fortgesetzt festige, führte zu dieser Strategie des »Special Operations Command«

Im März 2007 wurde eine Gruppe pakistanischer Experten vom »Defense Intelligence Agency« so interpretiert, dass eine Stärkung von Stammesführern, welche als Maliks bekannt sind, eine wirkungsvolle Strategie sei, dem steigenden Einfluss von islamischen religiösen Führern zu begegnen und Al CaIdA zu schwächen. Jedoch ein Protokoll des Treffens stellt fest, dass ein solcher Erfolg schwer zu erreichen sei, besonders im Norden, Bajaur und im Süden, North and South Waziristan.

Angeblich wurden in den Stammesgebieten viele Stammesführer durch Talibans ermordet, was die bisherige Herrschaftsstruktur weitgehend zerstört hätte.

Es handelt sich um lokales Agieren. Ob eine wesentliche Anzahl von Stammesfürsten bei einer US-gestützte Anstrengung, welche durch pakistanische Truppen vorgetragen wird, mitmachen, das ist die Jauchfrage.


Anmerkung: pakistanische Innenpolitik:
Für die Mehrheit der Menschen in Pakistan hat der Staat keine Legitimation.
Alle Staatsmacht beruht auf dem Militär. Dieses ist aber keine unabhängige Macht. Die Offiziere kommen aus der pakistanischen Gesellschaft in sind in ihr "verhaftet".
Also spannen die Generäle einen Wertebogen. Wer sich innerhalb des Bogens bewegt wird toleriert - wer den Bogen überschreitet wird verhaftet oder vernichtet. Auch die bewaffneten, islamischen Fundamentalisten sind noch unter diesem Bogen - es sei denn - sie greifen den Staat bzw. sie greifen das Militär an.
Wer aber unter dem Bogen steht - der hat nichts zu befürchten - egal was die Regierung will oder die USA sagen.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

weitere infos

Entdinglichung 19.11.2007 - 19:49
weitere Infos zur derzeitigen Lage in Pakistan (und vor allem zu den progressiven sozialen Bewegungen) gibt es u.a. auf folgenden seiten:  http://www.europe-solidaire.org/spip.php?rubrique56#art -  http://www.laborpakistan.org/ -  http://www.labourstart.org/cgi-bin/show_news.pl?country=Pakistan ... was die islamistischen Organisationen angeht, so stehen diese zum Teil in der aktuellen Situation auf der Seite von Musharraf, siehe z.b. die folgende Meldung zur Inhaftierung von Imran Khan (liberaler Oppositionspolitiker und ehemaliger Cricket-Star):  http://www.europe-solidaire.org/spip.php?article8161 ... Pack (prowestliche Regierung und Islamismus) schlägt sich, Pack verträgt sich ...