Antifa-Demo in Nastätten

AntifaschistInnen aus Rhein-Main-Lahn 15.11.2007 00:49 Themen: Antifa
Spontane Antifa-Demo in Nastätten.
Etwa 40 Antifaschistinnen und Antifaschisten haben am heutigen Mittwoch eine spontane
Demonstration unter dem Motto "NS-Verherrlichung stoppen!" in Nastätten (Rhein-Lahn-Kreis, zwischen Koblenz und Wiesbaden) durchgeführt. Anlass war der am kommenden Samstag stattfindende Doppelaufmarsch von Nazis in Nastätten und Nassau.
Die Neonazis wollen für die Wiedererrichtung eines Waffen-SS-Gedenksteins in Marienfels bei Nastätten demonstrieren, der von Unbekannten zerstört worden war. Der letzte Aufmarsch der Neonazis in Nastätten im Jahr 2004 wurde seitens der Stadt völlig ignoriert. Auch
dieses Mal regte sich in Nastätten zunächst kein Protest. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen und eigene Inhalte zu transportieren, kamen die Antifas dieses Mal schon früher.
Zunächst wurde in einem Neubaugebiet ein Gedenkstein für den Nazi-Dichter Rudolf Dietz mittels eines Transparents umgewidmet. Dann zog eine Demo über die Bahnhofsstraße, Römerstraße, Poststraße und Brühlstraße. Es wurden ein Redebeitrag verlesen und viele Flublätter verteilt. Mittels Böllern und bengalischen Feuern wurde auf die Demo aufmerksam gemacht. Zuspruch bekam die Demo unter anderem von örtlichen Jugendlichen.

Am Samstag gibt es (nach einiger Verspätung) nun auch seitens der Städte
Nastätten und Nassau gegen den Aufmarsch mobilisiert.

Hier das Flugblatt zur Demo:

Nazis entgegentreten!
NS-Verherrlichung stoppen!

Am Samstag, den 17.November 2007, wollen Neonazis in Nastätten
aufmarschieren. Erneut fordern sie die „Wiedererrichtung des Ehrenmales
in Marienfels“. Mobilisiert wird aus dem Spektrum der militanten freien
Kameradschaften um das Aktionsbüro Mittelrhein. Bei dem
Aktionsbüro handelt es sich um eine Vernetzung von Neonazis aus dem
nördlichen Rheinland-Pfalz, welche maßgeblich von Sven Lobeck aus
Mülheim-Kärlich (bei Koblenz) betrieben wird. Bei dem Aufmarsch muss mit
einer Teilnehmerzahl von 200 Nazis gerechnet werden.

Ehrenmahl Marienfels

Bei dem Denkmal in Marienfels handelt es sich um ein Ehrenmahl für die
Gefallenen des „Kameradschaftsverbandes“ der 1. und 12. Panzerdivision.
Diese Einheiten waren zum einem die „Leibstandarte Adolf Hitler“ (1.
Panzerdivision) und die Division „Hitlerjugend“ (12. Panzerdivision).
Die Leibstandarte galt innerhalb der Waffen-SS als Elitetruppe und
machte durch skrupelloses und brutales Vorgehen von sich reden.
Sie war nahezu im gesamten Europa am deutschen Vernichtungskrieg
beteiligt und nachweislich für eine Reihe von Kriegsverbrechen
verantwortlich. Soldaten der Waffen-SS verstanden sich als politische
Kämpfer und damit als fanatische Träger der nationalsozialistischen
Weltanschauung. In den Nürnberger Prozessen erklärte der Internationale
Militärgerichtshof die Waffen-SS als untrennbaren Teil der Gesamt-SS
wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer
verbrecherischen Organisation. Trotz der Einstufung als
Terrororganisation gelang es dem „Kameradschaftsverband“ der 1. und 12.
Panzerdivision im Jahr 1971 einen Gedenkstein für ihre toten „Kameraden“
zu errichten. Dass ausgerechnet das winzige Dorf Marienfels im Taunus
für einen solchen Gedenkstein in Frage kam, erklärt sich aus der
Stationierung der „Leibstandarte Adolf Hitler“ 1939/40 in der Region und
den daraus entstandenen Freundschaften. Nach über 30 Jahren war der
Pachtvertrag abgelaufen und die Gemeinde wollte den „SS-Stein“ entfernen
lassen, was zum größten Teil auch daran lag, dass sich das Bild der
jährlichen Gedenkveranstaltung immer mehr verschoben hatte. An den
Treffen des Kameradschaftsverbandes nahmen immer weniger Alt-, dafür
mehr junge Neonazis teil. Gegen die Abrisspläne organisierten Nazis im
November 2003 in Marienfels eine erste Demonstration für den Erhalt des
Ehrenmahls. Nach der Zerstörung des SS-Gedenkstein durch Unbekannte in
der Nacht vom 28. auf den 29.04.04 folgten weitere Aufmärsche der Nazis
für den Wiederaufbau.

So auch am 20.November 2004, als knapp 200 Nazis durch Nastätten
marschierten. Skandalös war das damalige Verhalten von Stadt und
Lokalpolitik. Die BewohnerInnen der Stadt wurden aufgefordert,
den Naziaufmarsch zu ignorieren, Geschäfte sollten um 12 Uhr schließen.
Aus diesem Grund konnten die Nazis fast ungestört durch die Innenstadt
von Nastätten marschieren. Ein Polizeiaufgebot sorgte zusätzlich
dafür, dass 100 AntifaschistInnen daran gehindert wurden, ihren Protest
gegen den Aufmarsch und die damit verbundene Verherrlichung des
Nationalsozialismus auszudrücken. Drei Jahre später sind die Parallelen
deutlich zu erkennen. In der öffentlichen Wahrnehmung fand die
Nazidemonstration zunächst überhaupt nicht statt. Es wurde wieder einmal
versucht, das Problem zu verschweigen. Erst seit sich herausgestellt
hat, dass die Nazis für den selben Tag auch in Nassau einen Aufmarsch
angemeldet haben, regt sich zaghafter Widerstand in Nastätten. Wegen
dieses zögerlichen Verhaltens sind wir heute schon in Nastätten. Wir
sind hier, weil wir den NastätterInnen schon im Vorfeld des Aufmarsches
ihre Ruhe nehmen wollen. Es kann nicht hingenommen werden, dass sich in
Ihrer Region und Ihrer Stadt regelmäßig Neonazis versammeln, um den NS
zu verherrlichen. Es ist auch an Ihnen, dagegen aktiv zu werden. Wir
sind nicht mehr bereit, die antifaschistische Feuerwehr zu spielen und
uns nur von Neonazis die politische Agenda bestimmen zu lassen.
Die Neonazis sind nämlich keineswegs das einzige Problem.

Noch im Jahr 2001 wurde in Nastätten im Beisein des ehemaligen
Stadtbürgermeisters und heutigen rheinland-pfälzischen Innenministers
Karl Peter Bruch ein Gedenkstein für den antisemitischen so genannten
Heimatdichter Rudolf Dietz aufgestellt. Rudolf Dietz war gleichzeitig
Mitglied in vier nationalsozialistischen Organisationen, wie z.B. der
NS-Volkswohlfahrt oder dem NS-Lehrerbund. Rudolf Dietz war ein
überzeugter Nationalsozialist, was auch Auszüge aus seinen Texten
zeigen. So schrieb er: „Einig unterm Hakenkreuz all wir uns die Hände
reichen, nie mehr trennt ein fremder Keil unsre Treueschar-Hitler Heil!“
Oder:„Da verschwand die dunkle Wolke, da entstand im deutschen Volke jäh
ein Aufstieg stolz und steil unserm Führer Sieg und Heil!“ Die
zweifelsfreie Tatsache, dass es sich bei Dietz um einen waschechten
Nationalsozialisten handelte, wird seitens der Verantwortlichen jedoch
immer wieder bestritten. Dass einem nationalsozialistischem
„Dichter“ im Jahre 2001 ein Gedenkstein errichtet wird, ist und bleibt
jedoch skandalös.

Als AntifaschistInnen fordern wir Sie auf, den Naziaufmarsch am Samstag
nicht ungestört durch Nastätten ziehen zu lassen. Die offene
Verherrlichung der Waffen-SS und ihrer Taten stellt auch 62 Jahre nach
der Zerschlagung des Deutschen Reiches eine Verhöhnung aller Opfer des
NS dar. Extrem rechte Tendenzen wie Geschichtsrevisionismus finden sich
allerdings auch in der so genannten „Mitte“ der Gesellschaft. Das
Beispiel Rudolf Dietz zeigt mehr als deutlich, wie verbreitet der Wille
ist, die Geschichte zu klittern oder umzudeuten.

Es gibt keine Alternative zu antifaschistischen Aktivitäten gegen die Verherrlichung des Nationalsozialismus!

In diesem Sinne:
Nazis entgegentreten!
NS-Verherrlichung stoppen!
Geschichtsrevisionismus bekämpfen!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Infos

Antifa 16.11.2007 - 19:19
Fahrt nach Nassau, dort gibt es um 12 Uhr in der Innenstadt eine bürgerliche Gegendemo, zeitgleich zu den Nazis. Nazis haben im Alltag in Nassau und im nahegelegenen Bad Ems nichts zu lachen, die Kids dort sind schon heiss darauf die Hackfressen aus der Stadt zu jagen.

In Nastätten gibt es um 15 Uhr ebenfalls eine bürgerliche Gegendemo.
Dort gibt es im Neubaugebiet übrigens einen Gedenkstein für den Nazidichter Rudolf Dietz (Lessingstrasse, am Schulzentrum).

Nicht vergessen: manchmal geht auch in der Provinz was, bei der letzten Nazidemo in Nastätten waren 100 Antifas, es gab einen kurzen Durchbruch auf die Naziroute, die Bullen hatten nicht damit gerechnet und mussten alle Kräfte zusammenziehen um die Strasse freizuprügeln. Einige anreisende Nazis wurden begrüßt und hatten dann viel Frischluft auf der Heimfahrt.
Festnahmen gab es übrigens keine weil die Bullen komplett überfordert waren.
NRW-Nazi Kevin Guliani heulte hinterher im Freien-Widerstand rum das seine Karre kaputt sei...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

Schöne Aktion — egal

frage — frage

Gibt es Fotos? — Antifa

Wann und wo? — schorsch

weitere Infos — egal

Infos — Antifa