Schnitzeljagd mit „Universelles Leben“
Reaktionäre und religiös-fundamentalistische TierschützerInnen veranstalteten am 27. Oktober 2007 in Tübingen eine Demonstration, wogegen sich antifaschistischer Protest regte.
Die TeilnehmerInnen
Hinter dieser Demonstration unter dem dreifachen Motto „Menschen, esst kein Fleisch! – Weg mit den Tierghetto-Wärtern! – Nieder mit den Schlachthöfen!“ steckte größtenteils die autoritäre Sekte „Universelles Leben“ (UL) [1], bei der sich auch immer wieder stark antisemitische Tendenzen bemerkbar machen [2].
Als unumstrittene Führungsperson hält die UL-Begründerin Gabriele „Gabi“ Wittek letztlich alle Fäden in der Hand. Sie wird als „Prophetin und Botschafterin Gottes“ und als „Sprachrohr Jesus“ verstanden.
Im persönlichen Gespräch auf die massive Holocaustrelativierung von UL angesprochen versuchte ein Mitglied erst sich auf die Mehrfachbedeutung von Worten (wie Tierghetto-Wärter) herauszureden, nannte andere Beispiele dann Provokationen und räumte schließlich eine schmale Gratwanderung (gemeint ist natürlich unausgesprochen zum Antisemitismus hin) ein.
Die Demo-Vorbereitung lief recht professionell an, immerhin hatte UL fast dieselbe Demo schon in mehr als einem dutzend Städten aufgeführt.
Bereits lange vor Demobeginn liefen UL-Ordner durch die Innenstadt, machten vermeintliche oder wirkliche AntifaschistInnen ausfindig und versuchten, sie abzufotografieren.
Es gab am Ausgangs- und Sammelpunkt, dem Marktplatz, zwei UL-Stände. Einer mit veganen UL-Produkten und einer mit einer Reihe von ausliegenden Hochglanzflyern, -broschüren und -magazinen.
Blätterte man durch diese Magazine und Broschüren die am UL-Stand auslagen, wurde schnell klar wie die so genannten „Urchristen“ (Eigenbezeichnung UL-Mitglieder) ticken.
Im UL-Magazin „Die Hoffnung der Erde“ der Gabriele-Stiftung konnte man zum Beispiel in Stil der Disney-Trickfilme erfahren, was Tiere laut UL so denken („Ich heiße Labrena“, „Danke, dass wir leben dürfen“). Mit großen Bambi-Kulleraugen wurde da um Spenden geworben.
In einer Broschüre wiederum war die Rede von „Schweine-Ghetto“, „Hühner-Folterkammern“, „Puten-Todeszelle“, „Kaninchenmassenlager“ oder über die Jagd wurde mit der Überschrift „Jagd- Terror aus dem Hinterhalt“ geschrieben. Begriffe aus den menschlichen Leben werden stark auf Tiere übertragen. Damit werden Mensch und Tier gleichgesetzt und krude Holocaust-Analogien sind dann nur noch die logische Folge.
Zur Weltanschauung von UL gehört auch die Vorstellung von der Wiedergeburt und eine Karmalehre. Demnach gilt auch alle Gewalt, die ein Mensch erfährt, nur als Reaktion auf eigene Untaten in diesem oder einem früheren Leben. Was das in letzter Konsequenz bedeutet, machte Klaus Meurer, Geschäftsführer der mittlerweile eingestellten UL-Zeitschrift 'Christusstaat' einmal bei einem Vortrag deutlich: Die Juden im Dritten Reich seien "wahrscheinlich reinkarnierte Seelen von Sklavenhaltern im Alten Rom" und nach göttlichem Gesetz "unter Hitler eben dran gewesen" [3].
Nicht zuletzt deshalb werde “das Reich Gottes auf Erden [...] nicht dort sein, wo die Ichsucht der halsstarrigen Juden regiert und jener Menschen, die mich nur dem Wort nach annehmen“, so die “Prophetin” höchstpersönlich [4].
In einem anderen Magazin erfährt der staunende Leser: „Am 27.2.2001 empfing Gabriele, die Prophetin und Botschafterin Gottes in dieser Zeit von GOTT, dem Ewigen, folgende Botschaft […] Hört auf, Kleinsttiere, das Bodenleben zu töten durch künstliche Düngemittel, auch Exkremente und dergleichen.“ Früher hatte Gott noch wichtigeres zu tun, als Gebote in Bezug auf Düngemittel zu erlassen, aber heutzutage kümmert er sich wohl um jeden Scheiß.
In demselben Heft tritt auch ein Helmut F. Kaplan als Fürsprecher für UL auf, was nicht verwundert, da er ähnlich gestrickt ist wie UL. Kaplan nannte in Vergangenheit bereits fleischanbietende Restaurants einen „permanenten planetarischen Holocaust“. Auf seiner Homepage finden sich weitere unsägliche Sprüche wie folgender: „Viele geistig behinderte oder senile Menschen zum Beispiel, sowie alle kleinen Kinder befinden sich auf einem deutlich NIEDRIGEREN Niveau als viele Tiere - etwa Hunde, Katzen, Rinder und Schweine, denen wir in Versuchslabors, Tierfabriken und Schlachthöfen tagtäglich unsägliche Qualen zufügen.“
Neben der UL traten auf der Demo in Tübingen auch weitere reaktionäre Tierschutzgruppen auf, die nicht direkt zu dem UL-Organisations-Geflecht zu rechnen sind.
Per Transparent war auch der „Verein gegen Tierfabriken (VgT)“ vor Ort vertreten. Der Gründer und Präsident des VgT, Erwin Kessler aus der Schweiz, engagierte sich in Vergangenheit besonders gegen das Schächten [5]. Da er schächtende Juden mit Nazis gleichsetzte wurde er in der Schweiz wegen mehrfacher Rassendiskriminierung verurteilt. Er soll auch bereits für den rechtsextremen Verschwörungstheoretiker van Helsing und den Schweizer Holocaustleugner Jürgen Graf geworben haben.
Sicher auch der relativen geografischen Nähe geschuldet waren erkennbar viele Schweizer unter den etwa 150 DemonstrantInnen vertreten (der Schweizer UL-Sitz liegt in Urdorf). Einige davon mit UL-Plakten, andere mit einem Transparent des Tierschutzbund Innerschweiz, und auch ein Wagen mit Anhänger in Form eines überdimensionalen Schweins vom „Verein der Schweinefreunde“ (Sitz: Luzern), kam aus der Schweiz.
Mit von der Partie waren sechs bis acht Polizisten und der fleißige Tübinger Ordnungsamtschef, der sein Wochenende für die Kontrolle und Beaufsichtigung der UL-Demonstration und des Gegenprotestes opferte.
Gegenprotest gegen die UL-Demo formierte sich mit rund 25 autonomen AntifaschistInnen und TierschützerInnen.
Demo und Gegenprotest
Vermutlich um sich künstlich zu vergrößern, lief die UL-Demo sehr lang gezogen los. Vornweg fuhr ein Lautsprecherwagen.
Von den antifaschistischen GegendemonstrantInnen wurden jetzt und im vornherein Flyer verteilt, die auf die Hintergründe der UL-Demo aufmerksam machten.
Ab Mitte der Strecke kam es zu Blockadeversuchen und die UL-Demo wurde mit Sprechchören und einem Transparent provoziert. Dabei kamen folgende Sprüche zur Anwendung:
* Hätt Maria abgetrieben - wär uns das erspart geblieben!
* Nie, nie - nieder mit der Gabi!
* Rettet die Bäume - esst mehr Spechte!
* Kein Platz für - autoritäre Sekten!
* UL - go to hell!
* Gegen jeden Antisemitismus, nieder mit Deutschland und für den Kommunismus!
Nachdem die Polizei immer aufdringlicher gegenüber dem antifaschistischen Protest geworden war und aus der UL-Demo mit Ankündigung einer Anzeige gefilmt wurde zogen sich die AntifaschistInnen zurück. Um zuletzt noch einmal auf die Abschlusskundgebung zuzulaufen und den Rest an Informationsmaterial loszuwerden.
Doch auch später kam es noch zu vereinzelten Störungen der UL-Abschlusskundgebung. So explodierten in der Nähe einige starke Böller, die wohl für etwas Verwirrung sorgen konnten und wenigstens kurzzeitig einen Redebeitrag übertönten
Fazit I: Defizite bei der antifaschistischen Intervention
Antifaschistische Gruppen haben immer noch Probleme damit wie sie überhaupt auf Auftritte wie den der UL reagieren sollen. Die UL verfügt zwar über Anschluss nach rechts, ist aber wohl kaum als rechtsextrem einzuordnen. Sie ist „nur“ autoritär, persönlichkeitsmanipulierend und hat wegen ihres ganzheitlichen Anspruches auch politische Konzepte und Vorstellungen. Ähnliches gilt für eine ganze Reihe von umtriebigen politisierenden Psycho-Sekten (Ex-VPM, BüSo, Germanische Neue Medizin, UL, Scientology …).
Die Teilnehmer von Demos und anderen Auftritten solcher Organisationen entsprechen meist einem Querschnitt des deutschen Mittelstandes, nicht selten treten ganze Familienverbände auf.
Populäre Themen sollen bei der Jagd nach neuen Mitgliedern behilflich sein. Themen sind dementsprechend: Frieden (BüSo), Tierschutz (UL), Anti-Drogen, (Ex-VPM, Scientology), Gesundheit (Germanische Neue Medizin) oder Kirchenkritik (UL).
Wie also auf das Auftreten solcher Gruppen von antifaschistischer Seite reagieren?
Viele AntifaschistInnen schwanken zwischen Ignorieren, da die Gruppen sich oft selbst öffentlich lächerlich machen, und dem üblichen Antifa-Konzepten (blockieren, Konter-Flyer, Sprechchöre).
Seltener aber sinnvoller sind die kreativen Aktionen, wie z.B. unsichtbares Theater
Fazit II: Defizite bei den Informationen
Sicher, politisierende Psychosekten sind nicht mehrheitsfähig wie der deutsche Alltagsrassismus oder können eine große Minderheit aktivieren (und sei es nur an den Wahlurnen) wie die NPD und Co.
Trotzdem ist eine antifaschistische Auseinadersetzung mit dem Thema politisierende Psychosekten notwendig. Eine fundierte Auseinandersetzung aber findet nicht im ausreichenden Maße statt.
Während zur NPD und Co. dutzende kluge, unabhängige und aktuelle Analysen existieren ist das bei den politisierenden Psychosekten leider selten der Fall. Die letzten Artikel in „Der Rechte Rand“ (über Universelles Leben) oder im „Antifaschistischen Info-Blatt“ (über die BüSo) waren inhaltlich eher schwach und konnten nicht kritisch geschärften Geistern kaum vermitteln, warum diese Gruppen so kritisierenswert sind.
Sicher nicht motivierend, ist dass man sich für eine Analyse auch durch die wirren Schriften solcher politisierender Psychosekten kämpfen und quälen müsste.
So aber ist man gezwungen auf die spärliche Aussteiger-Literatur und auf die Analysen von Staat und Kirchen zurückzugreifen. Letztere können kaum objektiv sein, da es ja um die religiöse Konkurrenz geht, auch wenn autoritäre Sekten nicht mit den im Schnitt liberaleren Großkirchen gleichzusetzen sind.
Eine linke und unabhängige Analyse und Kritik von derlei Gruppen existiert entweder nicht oder ist veraltet.
[Stand: 28.10.2007]
QUELLE: tueinfo.de.am
ANMERKUNGEN
[1] Für mehr Hintergrundinformationen siehe: http://www.confessio.de/gemeinschaften/ul/ul.htm, www.projektwerkstatt.de/ul oder http://www.agpf.de/wittek1.htm
[2] Hans-Walter Jungen: Universelles Leben. die Prophetin der Endzeit und ihr Management, München 1998, Seite 64 bis 67 & Wolfram Mirbach "Universelles Leben", die einzig wahren Christen?, Freiburg 1996, Seite 179 & Wolfgang Behnk: Abschied vom "Urchristentum"?. Gabriele Witteks "Universelles Leben" zwischen Verfolgungswahn und Institutionalisierung , München 1994, Seite 42 bis 44 & Hans-Walter Jungen: Universelles Leben. die Prophetin der Endzeit und ihr Management, München 1998, Seite 61
[3]Klaus Meurer, Geschäftsführer der mittlerweile eingestellten UL-Zeitschrift Christusstaat bei einem Vortrag; zitiert nach Hans-Walter Jungen(vgl. [2])
[4]Gabriele Wittek: Das ist mein Wort – Alpha und Omega, Verlag Das Wort GmbH, 2.Auflage 1993
[5] religiöse Art des Schlachtens bei Muslimen und Juden
Hinter dieser Demonstration unter dem dreifachen Motto „Menschen, esst kein Fleisch! – Weg mit den Tierghetto-Wärtern! – Nieder mit den Schlachthöfen!“ steckte größtenteils die autoritäre Sekte „Universelles Leben“ (UL) [1], bei der sich auch immer wieder stark antisemitische Tendenzen bemerkbar machen [2].
Als unumstrittene Führungsperson hält die UL-Begründerin Gabriele „Gabi“ Wittek letztlich alle Fäden in der Hand. Sie wird als „Prophetin und Botschafterin Gottes“ und als „Sprachrohr Jesus“ verstanden.
Im persönlichen Gespräch auf die massive Holocaustrelativierung von UL angesprochen versuchte ein Mitglied erst sich auf die Mehrfachbedeutung von Worten (wie Tierghetto-Wärter) herauszureden, nannte andere Beispiele dann Provokationen und räumte schließlich eine schmale Gratwanderung (gemeint ist natürlich unausgesprochen zum Antisemitismus hin) ein.
Die Demo-Vorbereitung lief recht professionell an, immerhin hatte UL fast dieselbe Demo schon in mehr als einem dutzend Städten aufgeführt.
Bereits lange vor Demobeginn liefen UL-Ordner durch die Innenstadt, machten vermeintliche oder wirkliche AntifaschistInnen ausfindig und versuchten, sie abzufotografieren.
Es gab am Ausgangs- und Sammelpunkt, dem Marktplatz, zwei UL-Stände. Einer mit veganen UL-Produkten und einer mit einer Reihe von ausliegenden Hochglanzflyern, -broschüren und -magazinen.
Blätterte man durch diese Magazine und Broschüren die am UL-Stand auslagen, wurde schnell klar wie die so genannten „Urchristen“ (Eigenbezeichnung UL-Mitglieder) ticken.
Im UL-Magazin „Die Hoffnung der Erde“ der Gabriele-Stiftung konnte man zum Beispiel in Stil der Disney-Trickfilme erfahren, was Tiere laut UL so denken („Ich heiße Labrena“, „Danke, dass wir leben dürfen“). Mit großen Bambi-Kulleraugen wurde da um Spenden geworben.
In einer Broschüre wiederum war die Rede von „Schweine-Ghetto“, „Hühner-Folterkammern“, „Puten-Todeszelle“, „Kaninchenmassenlager“ oder über die Jagd wurde mit der Überschrift „Jagd- Terror aus dem Hinterhalt“ geschrieben. Begriffe aus den menschlichen Leben werden stark auf Tiere übertragen. Damit werden Mensch und Tier gleichgesetzt und krude Holocaust-Analogien sind dann nur noch die logische Folge.
Zur Weltanschauung von UL gehört auch die Vorstellung von der Wiedergeburt und eine Karmalehre. Demnach gilt auch alle Gewalt, die ein Mensch erfährt, nur als Reaktion auf eigene Untaten in diesem oder einem früheren Leben. Was das in letzter Konsequenz bedeutet, machte Klaus Meurer, Geschäftsführer der mittlerweile eingestellten UL-Zeitschrift 'Christusstaat' einmal bei einem Vortrag deutlich: Die Juden im Dritten Reich seien "wahrscheinlich reinkarnierte Seelen von Sklavenhaltern im Alten Rom" und nach göttlichem Gesetz "unter Hitler eben dran gewesen" [3].
Nicht zuletzt deshalb werde “das Reich Gottes auf Erden [...] nicht dort sein, wo die Ichsucht der halsstarrigen Juden regiert und jener Menschen, die mich nur dem Wort nach annehmen“, so die “Prophetin” höchstpersönlich [4].
In einem anderen Magazin erfährt der staunende Leser: „Am 27.2.2001 empfing Gabriele, die Prophetin und Botschafterin Gottes in dieser Zeit von GOTT, dem Ewigen, folgende Botschaft […] Hört auf, Kleinsttiere, das Bodenleben zu töten durch künstliche Düngemittel, auch Exkremente und dergleichen.“ Früher hatte Gott noch wichtigeres zu tun, als Gebote in Bezug auf Düngemittel zu erlassen, aber heutzutage kümmert er sich wohl um jeden Scheiß.
In demselben Heft tritt auch ein Helmut F. Kaplan als Fürsprecher für UL auf, was nicht verwundert, da er ähnlich gestrickt ist wie UL. Kaplan nannte in Vergangenheit bereits fleischanbietende Restaurants einen „permanenten planetarischen Holocaust“. Auf seiner Homepage finden sich weitere unsägliche Sprüche wie folgender: „Viele geistig behinderte oder senile Menschen zum Beispiel, sowie alle kleinen Kinder befinden sich auf einem deutlich NIEDRIGEREN Niveau als viele Tiere - etwa Hunde, Katzen, Rinder und Schweine, denen wir in Versuchslabors, Tierfabriken und Schlachthöfen tagtäglich unsägliche Qualen zufügen.“
Neben der UL traten auf der Demo in Tübingen auch weitere reaktionäre Tierschutzgruppen auf, die nicht direkt zu dem UL-Organisations-Geflecht zu rechnen sind.
Per Transparent war auch der „Verein gegen Tierfabriken (VgT)“ vor Ort vertreten. Der Gründer und Präsident des VgT, Erwin Kessler aus der Schweiz, engagierte sich in Vergangenheit besonders gegen das Schächten [5]. Da er schächtende Juden mit Nazis gleichsetzte wurde er in der Schweiz wegen mehrfacher Rassendiskriminierung verurteilt. Er soll auch bereits für den rechtsextremen Verschwörungstheoretiker van Helsing und den Schweizer Holocaustleugner Jürgen Graf geworben haben.
Sicher auch der relativen geografischen Nähe geschuldet waren erkennbar viele Schweizer unter den etwa 150 DemonstrantInnen vertreten (der Schweizer UL-Sitz liegt in Urdorf). Einige davon mit UL-Plakten, andere mit einem Transparent des Tierschutzbund Innerschweiz, und auch ein Wagen mit Anhänger in Form eines überdimensionalen Schweins vom „Verein der Schweinefreunde“ (Sitz: Luzern), kam aus der Schweiz.
Mit von der Partie waren sechs bis acht Polizisten und der fleißige Tübinger Ordnungsamtschef, der sein Wochenende für die Kontrolle und Beaufsichtigung der UL-Demonstration und des Gegenprotestes opferte.
Gegenprotest gegen die UL-Demo formierte sich mit rund 25 autonomen AntifaschistInnen und TierschützerInnen.
Demo und Gegenprotest
Vermutlich um sich künstlich zu vergrößern, lief die UL-Demo sehr lang gezogen los. Vornweg fuhr ein Lautsprecherwagen.
Von den antifaschistischen GegendemonstrantInnen wurden jetzt und im vornherein Flyer verteilt, die auf die Hintergründe der UL-Demo aufmerksam machten.
Ab Mitte der Strecke kam es zu Blockadeversuchen und die UL-Demo wurde mit Sprechchören und einem Transparent provoziert. Dabei kamen folgende Sprüche zur Anwendung:
* Hätt Maria abgetrieben - wär uns das erspart geblieben!
* Nie, nie - nieder mit der Gabi!
* Rettet die Bäume - esst mehr Spechte!
* Kein Platz für - autoritäre Sekten!
* UL - go to hell!
* Gegen jeden Antisemitismus, nieder mit Deutschland und für den Kommunismus!
Nachdem die Polizei immer aufdringlicher gegenüber dem antifaschistischen Protest geworden war und aus der UL-Demo mit Ankündigung einer Anzeige gefilmt wurde zogen sich die AntifaschistInnen zurück. Um zuletzt noch einmal auf die Abschlusskundgebung zuzulaufen und den Rest an Informationsmaterial loszuwerden.
Doch auch später kam es noch zu vereinzelten Störungen der UL-Abschlusskundgebung. So explodierten in der Nähe einige starke Böller, die wohl für etwas Verwirrung sorgen konnten und wenigstens kurzzeitig einen Redebeitrag übertönten
Fazit I: Defizite bei der antifaschistischen Intervention
Antifaschistische Gruppen haben immer noch Probleme damit wie sie überhaupt auf Auftritte wie den der UL reagieren sollen. Die UL verfügt zwar über Anschluss nach rechts, ist aber wohl kaum als rechtsextrem einzuordnen. Sie ist „nur“ autoritär, persönlichkeitsmanipulierend und hat wegen ihres ganzheitlichen Anspruches auch politische Konzepte und Vorstellungen. Ähnliches gilt für eine ganze Reihe von umtriebigen politisierenden Psycho-Sekten (Ex-VPM, BüSo, Germanische Neue Medizin, UL, Scientology …).
Die Teilnehmer von Demos und anderen Auftritten solcher Organisationen entsprechen meist einem Querschnitt des deutschen Mittelstandes, nicht selten treten ganze Familienverbände auf.
Populäre Themen sollen bei der Jagd nach neuen Mitgliedern behilflich sein. Themen sind dementsprechend: Frieden (BüSo), Tierschutz (UL), Anti-Drogen, (Ex-VPM, Scientology), Gesundheit (Germanische Neue Medizin) oder Kirchenkritik (UL).
Wie also auf das Auftreten solcher Gruppen von antifaschistischer Seite reagieren?
Viele AntifaschistInnen schwanken zwischen Ignorieren, da die Gruppen sich oft selbst öffentlich lächerlich machen, und dem üblichen Antifa-Konzepten (blockieren, Konter-Flyer, Sprechchöre).
Seltener aber sinnvoller sind die kreativen Aktionen, wie z.B. unsichtbares Theater
Fazit II: Defizite bei den Informationen
Sicher, politisierende Psychosekten sind nicht mehrheitsfähig wie der deutsche Alltagsrassismus oder können eine große Minderheit aktivieren (und sei es nur an den Wahlurnen) wie die NPD und Co.
Trotzdem ist eine antifaschistische Auseinadersetzung mit dem Thema politisierende Psychosekten notwendig. Eine fundierte Auseinandersetzung aber findet nicht im ausreichenden Maße statt.
Während zur NPD und Co. dutzende kluge, unabhängige und aktuelle Analysen existieren ist das bei den politisierenden Psychosekten leider selten der Fall. Die letzten Artikel in „Der Rechte Rand“ (über Universelles Leben) oder im „Antifaschistischen Info-Blatt“ (über die BüSo) waren inhaltlich eher schwach und konnten nicht kritisch geschärften Geistern kaum vermitteln, warum diese Gruppen so kritisierenswert sind.
Sicher nicht motivierend, ist dass man sich für eine Analyse auch durch die wirren Schriften solcher politisierender Psychosekten kämpfen und quälen müsste.
So aber ist man gezwungen auf die spärliche Aussteiger-Literatur und auf die Analysen von Staat und Kirchen zurückzugreifen. Letztere können kaum objektiv sein, da es ja um die religiöse Konkurrenz geht, auch wenn autoritäre Sekten nicht mit den im Schnitt liberaleren Großkirchen gleichzusetzen sind.
Eine linke und unabhängige Analyse und Kritik von derlei Gruppen existiert entweder nicht oder ist veraltet.
[Stand: 28.10.2007]
QUELLE: tueinfo.de.am
ANMERKUNGEN
[1] Für mehr Hintergrundinformationen siehe: http://www.confessio.de/gemeinschaften/ul/ul.htm, www.projektwerkstatt.de/ul oder http://www.agpf.de/wittek1.htm
[2] Hans-Walter Jungen: Universelles Leben. die Prophetin der Endzeit und ihr Management, München 1998, Seite 64 bis 67 & Wolfram Mirbach "Universelles Leben", die einzig wahren Christen?, Freiburg 1996, Seite 179 & Wolfgang Behnk: Abschied vom "Urchristentum"?. Gabriele Witteks "Universelles Leben" zwischen Verfolgungswahn und Institutionalisierung , München 1994, Seite 42 bis 44 & Hans-Walter Jungen: Universelles Leben. die Prophetin der Endzeit und ihr Management, München 1998, Seite 61
[3]Klaus Meurer, Geschäftsführer der mittlerweile eingestellten UL-Zeitschrift Christusstaat bei einem Vortrag; zitiert nach Hans-Walter Jungen(vgl. [2])
[4]Gabriele Wittek: Das ist mein Wort – Alpha und Omega, Verlag Das Wort GmbH, 2.Auflage 1993
[5] religiöse Art des Schlachtens bei Muslimen und Juden
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Ergänzende Texte
Universelles Leben - Eine Gefahr für die Tierrechtsbewegung http://maqi.de/txt/ul.html
Mit Gebeten und Gemüse für die Tiere? http://antispe.de/txt/ul.html
Universelles Leben - Informationen über eine der einflußreichsten Sekten http://veganismus.de/ul/ bzw. http://home.arcor.de/veganwitch/ul/
Antispeziesismus http://antispeziesismus.de
Legen macht frei http://maqi.de/txt/kz.html
Entspannt in der Barbarei / Jutta Ditfurths Polemik, (Verbal-)Faschismus und Speziesismus http://antispe.de/txt/barbarei.html
Analogie http://maqi.de/glossar/analogie
Flugblatt
Gabi in den Arsch treten! Gegen jeden Antisemitismus!
@ Mitleser
Weitere Infos zu UL
http://de.indymedia.org/2006/05/147119.shtml
UL Demo auch in Hannover
Gegen jeden Antisemitismus und religiös-fundamentalistische Wirtschaftsimperien
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Antispe — Antifa
Defizite bei... — Eben!
danke an — antifa
veganer dünnsinn — .
vorsicht! maqisekte — mitleser
Antispe ist weitergrführter Antifaschismus — Go vegan
Hä? — Klaus-Jürgen
wieder einmal typisch — tutnix
Betreffend "van Helsing" — AFA161
veganer — hin und her