Atomtransport bei Greifswald blockiert

zwei_von_zwölf 01.11.2007 23:24 Themen: Atom Ökologie
Einer kleinen, aber entschlossenen Gruppe von AktivistInnen gelang es am Abend des 30.10., den Reaktortransport vom stillgelegten AKW Rheinsberg ins vorpommersche Lubmin eine knappe Stunde lang aufzuhalten. Zwölf Menschen saßen gutgelaunt auf den Gleisen, bis sie von mindestens der zehnfachen Menge an Freunden und Helfern kurzzeitig in Gewahrsam genommen wurden
Auch in Vorpommern formiert sich immer mehr Widerstand gegen die planlose Verschiebung von Atommüll.
Am 27.10. demonstrierten über 100 Menschen in Greifswald unter dem Motto „Der Weg des geringsten Widerstands? Atommülltransporte stoppen!“ gegen den Transport des ehemaligen Reaktors aus Rheinberg ins „Zwischenlager“ Lubmin (siehe  http://de.indymedia.org/2007/10/197931.shtml).
Im Dorf Kemnitz an der Transportstrecke fand zwei Tage später eine Mahnwache statt, um auf den gefährlichen und überflüssigen Transport aufmerksam zu machen. In der gesamten Region waren Heerscharen an Polizei und Bundespolizei unterwegs, die trotzdem eine gelungene Schienenblockade nicht verhindern konnten.

Es war genau das, was im Wendland immer so schlecht klappt…

Mit einer kleinen Gruppe entschlossener AktivistInnen unbemerkt von der Polizei im Wald zu verschwinden und gemütlich an der Strecke abzuwarten, bis es spannend wird. Irgendwann kommt der Hubschrauber, der Zug kommt im Schritttempo und hupt freundlicherweise ein paar Mal, dann rauf auf die Schienen und den Lokführer mit Lichtsignalen bitten, anzuhalten. Schon steht die strahlende Fracht…
Es dauerte dann so seine Zeit, bis das offenbar benötigte Großaufgebot herangekarrt war. Die umstehenden Beamten, die sich darüber beschwerten, den warmen Zug verlassen zu müssen, wurden so lange mit Herbstgedichten und Beratungen über ihren Feiertagszuschlag ab Mitternacht bei Laune gehalten.
Offenbar ist es auch nicht so einfach, wenn 120 Bullen für 12 BlockiererInnen zuständig sind… Was folgte, war eine beeindruckende Darstellung polizeilicher Maßarbeit in Sachen In-gewahrsam-nahme. Nach langem Hin- und Herwandern entlang des kilometerlangen Aufgebots an Wannen auf dem kleinen Waldweg hatten dann auch die meisten unserer Helfer die Gefangenentransporter gefunden. Anscheinend war es auch nicht so einfach, die Tüten mit dem Tascheninhalt der Gefangenen mit den Nummern 1-8 auf die Schubladen mit den Nummern 1-8 zu verteilen („Finger weg jetzt, wenn mir hier irgendwer noch irgendwas durcheinander bringt…!!!“). Dass zwölf Gefangene, aber seltsamerweise nur zehn Fotos derselben vorhanden waren, sorgte ebenfalls für umfangreiche und langwierige Nachforschungen („... äh, ist von Ihnen jemand etwa noch nicht photographiert worden?“)
Nachdem auf höherer Ebene wohl noch länger diskutiert worden war, was den nun mit den Störern geschehen solle, durften alle nach gut zwei Stunden wieder auf freien Fuß, natürlich nicht, ohne vorher mit einem präzise formulierten Platzverweis bedacht worden zu sein („Hmm, ja, ähm, also bis morgen früh um zehn gilt der bestimmt…!“).

Fazit der ganzen Aktion: Märchen werden wahr in den verwunschenen vorpommerschen Wäldern…

Im Jahr 2009 soll der nächste Transport nach Lubmin rollen, dann soll hochradioaktiver Müll aus Karlsruhe im „Zwischenlager Nord“ eingelagert werden. Es bleibt zu hoffen, dass wir bis dahin noch etwas mehr werden. Auf der Schiene war jedenfalls noch eine Menge Platz!
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Ergänzungen

Gratulation

jonas 02.11.2007 - 09:45
Gratulation für die gelungene Aktion!
Kaum zu glauben, aber wie es scheint, geht um Greifswald/Lubmin herum doch etwas und scheinbar ist das Potential da... Der näXte kommt denn gar nicht mehr oben an...

Ein genauer Termin für den CASTOR- Transport aus Karlsruhe steht noch nicht fest, voraussichtlich Ende 2008 oder Anfang 2009...
Für eine strahlende Zukunft ohne Atomenergie

hallo, gehts noch?

Willi wills wissen 02.11.2007 - 22:13
was im Wendland nie klappt? Welcher unwissende hat das denn geschrieben? Ansonsten coole Aktion, dickes Lob!!!

Nächster Transport 2008

dpa 03.11.2007 - 15:04
Im Zwischenlager Nord der Energiewerke Lubmin soll von 2008 an deutscher Atommüll zwischengelagert werden. Dabei handelt es sich um Brennstäbe des Forschungszentrums Karlsruhe, die derzeit im französischen Cadarache sowie im belgischen Mol lagern. Hinzu kämen Brennstäbe aus dem Forschungszentrum Geesthacht sowie flüssige Brennstoffe aus Karlsruhe. Insgesamt handelt es sich um neun Atommüll-Behälter. dpa

Vorfall in den USA

http://www.baz.ch/ 04.11.2007 - 11:37
Atomkraftwerk in Arizona nach Bombenfund abgeriegelt

Phoenix. AP/baz. Im grössten Atomkraftwerk der USA haben Sicherheitskräfte am Freitag bei einem Vertragsarbeiter einen kleinen Sprengsatz entdeckt. Der Arbeiter wurde bei der Einfahrt auf das Gelände angehalten und vorübergehend in Gewahrsam genommen. Das Kraftwerk im Staat Arizona wurde einige Stunden abgeriegelt, der Betrieb lief aber normal weiter, wie ein Sprecher der Palo Verde Nuclear Generating Station sagte. Einen terroristischen Hintergrund gab es offenbar nicht.

Der Sprengsatz, eine kleine Rohrbombe, lag offen auf der Ladefläche des Wagen des Mannes, er war nicht versteckt. Der etwa 60 Jahre alte Beschäftigte, der als Ingenieur für den Einkauf von Material zuständig war, erklärte, er wisse nicht, wie die Bombe in seinen Wagen gekommen sei. Er wurde nach einer Vernehmung durch die Polizei und der Durchsuchung seiner Wohnung wieder auf freien Fuss gesetzt. Die Polizei machte den Sprengsatz unschädlich. Ein Sprecher der Atomanlage sagte, der Mann habe Zugang auch zu geschützten Bereichen gehabt, auch zu den Reaktoren.
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Die Behörden beschrieben den Sprengsatz als ein etwa 15 Zentimeter langes geschlossenes Rohr mit verdächtigem Inhalt. Er sei vermutlich selbstgemacht. «Wenn dieses Ding auf der Ladefläche des Lastwagens hochgeht, reisst es sicherlich ein Loch hinein», sagte ein Sprecher der zuständigen Behörde. Trotz seiner groben Bauart hätte der Sprengsatz jemanden verletzen können, sagte Sprecher Tom Mangan.

Der Zwischenfall wurde als «ungewöhnliches Ereignis» eingestuft - die niedrigste der vier Notfallstufen in dem Atomkraftwerk.

Das AKW westlich von Phoenix liefert Strom an rund vier Millionen Kunden in Arizona, New Mexico, Texas und Kalifornien.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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großes lob — bla

witzig geschrieben — Raupe