Vierte Woche Pressemitteilung

Mina Knallenfalls 26.10.2007 12:16
Pressemitteilung zum Aktionstag der Sozialproteste
2007

Drei Gänge- Protest-Essen am Döpperberg
27. Oktober 07 12:00 Uhr in Wuppertal !


Schluss mit den unwürdigen Lebens- und
Arbeitsverhältnissen!


Wir laden alle ein, mit uns am Samstag ein "Drei Gänge
Protest Menu" am Döppersberg einzunehmen.

Während der gesamten Aktion wird der Verein "Tacheles"
eine Beratung für Erwerbslose anbieten.

Nachtisch

Aus aktuellen Anlass, die Wuppertaler
Bereitschaftspolizei hat am 24. Oktober in Remscheid
ein Flüchtlingsheim mit 250 Polizisten überfallen und
die Türen eingetreten, die Leute gedemütigt und
schlecht behandelt, werden wir nach dem Essen als
Nachtisch zu einer Protestaktion gegen die
Verantwortlichen des Polizeieinsatzes schreiten.
Auf die Straße!

Lebensmittel- und Strompreise steigen, das kostenlose
Schulessen ist abgeschafft. 44.000 WuppertalerInnen
müssen von Hartz IV (über)leben. Erwerbslose werden zu
Ein Euro Jobs gezwungen und von der ARGE schikaniert
und ums Geld betrogen. Es reicht uns schon lange.

Wir rufen auf, sich am 27. Oktober um 12:00 Uhr am
Döpperberg einzufinden. Wir laden zu einem
Drei-Gänge-Protest-Menu ein, um zu demonstrieren, dass
wir die wachsende Armut, soziale Auslese und
Ausbeutung nicht hinnehmen.

- Für ein kostenloses Mittagessen für alle
Schulkinder!

- Hartz IV reicht zum Leben nicht - Für 500 Euro
Grundsicherung und 10 Euro gesetzlichen Mindestlohn!
Sofort und Mindestens! Her mit dem bedingungslosen
Grundeinkommen!!
- Weg mit den Studiengebühren! Vom Kindergarten bis
zur Hochschule: Kostenlose Bildung für alle!
- Zum Teufel mit den Ein-Euro-Jobs! Auch christliche
Ausbeuter kommen nicht in den Himmel!



Wir treffen uns bewusst am Döppersberg, weil der
Döppersberg das Tor zur Stadt ist, wo sich die gesamte
gesellschaftliche Realität Wuppertals zeigt.
Ausgerechnet am Döpperberg wollen die Herren und die
wenigen Damen der Stadt mit einem millionenschweren
Umbau und noch mehr Einkaufsszentren die Stadt radikal
verändern.

"Wir haben Geld wie noch nie" freut sich der arge Chef
Thomas Lenz öffentlich.

Geld ist also genug da, fragt sich nur für wen und für
was. Thomas Lenz beschenkt mit dem vielen Geld die
Arbeitslosenindustrie von Gesa, Caritas, AWO und Co.
mit noch mehr kostenlosen Arbeitskräften. Wer nicht
Müll sammeln will, darf jetzt in der schönen neuen
Hartz IV Welt in Wuppertal für 1,50 Euro auch mal
Theater spielen, trommeln, Holz sammeln oder die
Nordbahntrase aufräumen. Zwang vom Amt ist kaum mehr
nötig. Die Kunden kommen meist "freiwillig", weil sie
von den 347 Euro Hartz IV nicht über die Runden
kommen.

Guter Wein...

Unsere Aktionsform hat sich weltweit bewährt, gutes
Essen und guter Wein in gemeinsamer öffentlicher Runde
sind die Voraussetzungen für einen Widerstand mit
langem Atem, wilden Aktionen und guten Argumenten.

Wir sind hoch erfreut von den lebendigen Protesten der
Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen gegen die
Abschaffung des kostenlosen Schulessen für bedürftige
Kinder. Wir sind begeistert von den Aktionen der
Erwerbslosen in Köln und Herne, die die Auszahlung der
Gelder, die ihnen zustehen, durch kollektive Aktion
beschleunigen konnten. Wir knüpfen mit unserer Aktion
an unsere Bemühungen der letzten Jahre an, den
öffentlichen Raum, die Parks und den Spermüll nicht
kampflos den Ordnungsdiensten und Schwarzen Sheriffs
zu überlassen, unsere Aktivitäten schließen an unsere
Kampagnen gegen Polizeigewalt und rassistische
Flüchtlingspolitik an und natürlich an die
Agenturschluss-Aktion und an die Ein Euro
Job-Spaziergänge.


Jetzt geht’s los:

Die Aktion ist inspiriert von den „Vierte Woche“
Aktionen der Prekären in Italien, die wie wir alle -
kurz vor dem Ersten des Monats kein Geld mehr in der
Tasche haben. Sie treffen sich regelmäßig in der
Vierten Woche zu gemeinsamen Menüs und
abschließenden Einkaufstouren und Kinobummel, um ihr
Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
durchzusetzen. Die Komitees heißen im italienischen
Original "Comitati per la quarta settimana". Hochzeit
der entsprechenden Gruppen war 2004 / 2005 mit den
drei "Carovita Days" (Tagen der hohen
Lebenshaltungskosten;
Sie thematisieren die die hohen Lebenshaltungskosten
(„il carovita“) und die zu geringen Einkommen und
fordern dabei nicht nur kostenlosen Zugang zu
kulturellen und sozialen Einrichtungen und
„Produkten“, sondern zum Teil auch direkte, selbst
organisierte Preisreduzierungs- bzw.
Umverteilungsformen durchführten, wie sie in den 70er
Jahren an der Tagesordnung waren.



Wir grüßen mit unserer Aktion auch ausdrücklich die
italienischen GenossInnen Francesco Caruso von den
kampanischen Disobbedienti (Ungehorsamen), Mario
Avoletto vom Laboratorio Ska sowie Michele Franco und
Antonietta Terracciano von der Prekärenbewegung der
Basisgewerkschaft RdB.
Sie wurden im Oktober in erster Instanz nun zu einer
Gefängnisstrafe von über 3 Jahren verurteilt. Offenbar
möchte man, gerade aufgrund der sozialen Situation ein
Exempel statuieren.

Es war eine Aktion der kampanischen Disobbedienti
(Ungehorsamen), ein "Sozialeinkauf, der 2004 in
einem Supermarkt in Neapel stattfand, um gegen die
hohen Lebenshaltungskosten zu protestieren und für das
Recht auf Einkommen einzutreten.

Die Aktion hatte zunächst Erfolg. Angesichts der
Anzahl und der guten Laune der Kaufwilligen stellte
der Leiter des Supermarktes freiwillig Pasta und
geschälte Tomaten zur Verfügung und der „Schaden“
belief sich auf nicht mehr als 350 Euro. Zur
Bestätigung des zwischen der Bewegung und der
Filialleitung getroffenen Übereinkunft beschloss das
Unternehmen Ipercoop einige Monate später sich mit den
„Komitees für die Vierte Woche“ an einen Tisch zu
setzen. Resultat dieser Verhandlungen war die
Auflistung einer Reihe von Produkten unterschiedlicher
Art, deren Preise gesenkt wurden.

Bundesweiter Aktionstag...

Unsere Aktion findet im Rahmen der bundesweiten
Aktionstage statt, zu der das Aktionsbündnis
Sozialproteste alle sozialen Aktionsgruppen,
Erwerbslosen-Initiativen, gewerkschaftliche
Erwerbslosenausschüsse, Soziale Bündnisse und lokale
Sozialforen, Mayday-Bündnisse und politische Gruppen
aufruft, mit vielfältigen und widerständigen Formen
neue und alte "Armut" und unseren Protest gegen die
herrschenden Zustände wieder sichtbar zu machen.

Das Aktionsbündnis Sozialproteste fordert ua. :

- Reale Mindesteinkommen sichern: Statt 347 Euro muss
eine Grundsicherung in Höhe von mindestens 500 Euro
repressionsfrei gewährt werden, um das soziale Recht
auf eine demokratische Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben umzusetzen. Ein gesetzlich verankerter
Mindestlohn von 10 Euro ist gegen Armutslöhne
notwendig!
- Individuelle soziale Rechte statt Hartz
IV-Repressionen: Das Instrument der
"Bedarfsgemeinschaft" gehört abgeschafft; Kinder sind
ganze Menschen und nicht nur 60% eines Erwachsenen
wert! Auszugsverbote und das disziplinierende
Verwaltungsrecht auf vollständigen Entzug der
gewährten Sozialleistungen für junge Erwerbslose muss
aus dem Sozialgesetzbuch II gestrichen werden. Eine
eigenständige Grundsicherung für Kinder und junge
Erwachsene ist notwendig.
- Arbeit gerecht verteilen: Wir erleben gerade
einenkapitalistischen Wettbewerb der Rationalisierung
und Leistungsverdichtung, der gesteigerten
"Entlassungsgewinne",Arbeitszeitverlängerung und
direkten Lohnkürzung. Erarbeitete Anrechte an der
gesetzlichen Rente werden durch verlängerte
Lebensarbeitszeit bis zum 67sten Lebensjahr und
zwangsweise Frühverrentung gekürzt. Wir unterstützen
alle betrieblichen, gewerkschaftlichen und
gesellschaftlichen Kämpfe für eine
"Arbeitszeitverkürzung auf einen neuen 30
Stunden-Normalarbeitstag bei vollem Lohnausgleich".
Die vorhandene Lohnarbeit muss genauso gerecht
verteilt werden, wie die eigene Sorgearbeit in den
Familien.
- Gesellschaftlich sinnvolle Arbeit anerkennen: Statt
freiwillig erzwungener "Bürgerarbeit" ohne und
"kommunalen Kombi" mit Armutslohn, braucht die
Gesellschaft wieder mehr soziale Demokratie und
Kontrolle der öffentlichen Güter und Dienstleistungen.
Bürger und Bürgerinnen müssen an der Aufstellung der
kommunalen Haushalte beteiligt werden und damit einen
sinnvollen, öffentlich geförderten
Beschäftigungssektor schaffen, in dem Erwerbslose
eigenverantwortlich und selbstbestimmt Initiativen und
Projekte für gesellschaftlich notwendige Arbeit
entwickeln.


Agenturschluss Wuppertal, Freundeskreis Mina
Knallenfalls und Husch-Husch

Informationen über das Aktionsbündnis Sozialproteste:
www.die-soziale-bewegung.de
Kochrezepte, Kontaktaufnahme etc. an
 mina-knallenfalls@web.de

Treffen zum gemeinsamen Kochen Freitag 26. Oktober ab
18:00 im AZ Markomannenstr.3
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen