400 kämpferisch für linke Räume in Göttingen

ali 21.10.2007 00:38 Themen: Antifa Freiräume
An der Demonstration "Linke Räume erkämpfen und verteidigen!" beteiligten sich am 20. Oktober 2007 in Göttingen knapp 400 Menschen. Die Demonstration war von einer kämpferischen Stimmung geprägt, wiederholt kam es zu kleineren Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Am Freitag, den 19.10.2007 feierten bereits mehrere Hundert Menschen zur Musik von Commandantes, Brigada Flores Magon, No Respect und Patchanka im Jungen Theater auf dem 3. Fire and Flames-/ Antifa-Festival. Das Festival ist ebenfalls Teil des Aktionswochenendes.
Hintergrund der Demonstration ist die Kündigung von Kollektivmietverträgen linker Wohnprojekte durch das Studentenwerk an der Universität Göttingen. Dadurch sind verschiedene linke Strukturen bedroht. Mehr Informationen dazu findet ihr auf der Kampagnenhomepage der nun akut betroffenen Wohnprojekte www.heretostay.de .

Die A.L.I. stellte das Aktionswochenende und die Demonstration bewusst in einen überregionalen und auch intrenationalen Zusammenhang. Mehr dazu im Aufruf, den ihr hier nachlesen könnt. Während einer Info- und Diskussionsveranstaltung am Freitag Abend berichtete ein Referent des Autonomen Kulturzentrums Köpi in Berlin von ihren Erfahrungen. Ein Refernt der Gruppe North East Antifascists [NEA] Berlin berichtete bildreich von den Erfahrungen internationaler Solidarität beim Kampf um das Ungdomshuset in Kopenhagen, Dänemark und hob die Bedeutung einer militanten Kampagne zur Verteidigung linker Räume hervor. Hier findet ihr unsere Ankündigung zur Veranstaltung.
Alles begann schneller als die Polizei erlaubt. Während die polizeiliche Einsatzleitung noch meinte, selbstherlich und provozierend auf ihren Auflagen herumreiten zu müssen, zogen bereits etwa 50 besonders Eifrige lautstark in einer spontanen Vor-Demo vom Wochenmarktplatz zum offiziellen Demoauftakt am Markt/Gänseliesel. Eine erfahrene Einsatzleitung hätte vielleicht bereits zu diesem Punkt zurückhaltender agiert, um weiteren peinlichen Kontrollverlusten aus dem Weg zu gehen. So aber nicht unsere staatlich geprüften Aufstandsbekämpfer an diesem Tag in Göttingen: Nachdem die Polizei weiterhin meinte, ihre selbst benannten gängelnden Auflagen zu Beginn der nun gemeinsamen Demo durchsetzen zu wollen, drehte die Demo kurzer Hand um und machte sich in eine andere Richtung davon - die gestressten OrdnungshüterInnen hinterher. Nach einem weiteren unfreiwilligen Zwischenstopp kehrte die zu diesem frühen Zeitpunkt reichlich kämpferische Demo und ein abgehetztes Polizeispalier zurück auf die ursprünglich geplante Demoroute - ohne einen Teil der geforderten Auflagen durchgesetzt zu haben.
Nach Grußadressen, Kampfansagen und Redebeiträgen in der Roten Straße und am Wilhelmsplatz legte die Demonstration einen Abstecher raus aus der City, hin zu einem "rechten Zentrum" an der Herzberger Landstraße ein. Hier befindet sich gegenüber der Stadthalle das "Grüne Haus" der Burschenschaft Hannovera. Die Hannovera bewegt sich politisch in einer Grauzone zwischen national-konservativen Kreisen in der CDU und offenen Neonazis aus der NPD. Damit macht sich die Burschenschaft zum Angriffsziel antifaschistischer Politik. Auf dem Weg zur Hannovera vermummten sich zahlreiche Menschen in der Demo, um sich vor Anti-Antifa-Kameras aus dem Gebäude der Burschenschaft zu schützen. Nach einem Sprint in Richtung des Eingangsbereiches des Verbindungshauses kam es hier erneut zu Auseiandersetzungen mit der Polizei.

Verschiedene weitere Redebeiträge wiesen auf die Häuserkämpferische Stadtgeschichte Göttingens hin, so am Theaterplatz 8, einem 1990 besetzten und geräumten Haus, auf dessen Abrissgelände sich später WagenplätzlerInnen ungefragt niederließen.

Die Demo fand ihr planmäßiges Ende am Wochenmarktplatz vor dem Jungen Theater. Hier findet am Samstag Abend der zweite Teil des Fire and Flames-/Antifa-Festivals statt.
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Ergänzungen

f.d.c.

alerta 21.10.2007 - 00:53
POL-GOE: (1202/2007) Aggressive Stimmung und Rangeleien mit der Polizei - Linksextreme demonstrieren in Göttingens Innenstadt für "Linke Räume", mehrere Ermitttlungsverfahren eingeleitet

Göttingen (ots) - Göttingen, Innenstadt
Samstag, 20. Oktober 2007, 14.45 bis 16.30 Uhr

GÖTTINGEN (jk) - Unter Mitführung eines Lautsprecherwagens
und themenbezogener Transparente haben am Samstagnachmittag
(20.10.07) rund 390 Linksextreme aus verschiedenen Großstädten,
darunter Berlin, Hannover, Leverkusen, Oldenburg, Karlsruhe und
Göttingen, in der Göttinger Innenstadt für "Linke Räume"
demonstriert. Die Veranstaltung, die sich von Beginn an durch eine
sehr aggressive, unkooperative Grundstimmung gegenüber den
Einsatzkräften der Polizei auszeichnete, war eingebettet in das an
diesem Wochenende stattfindende "Fire & Flames-Festival" der
örtlichen linken Szene.

Zu einem ersten Zwischenfall kam bereits im Anschluss an die
Auftaktkundgebung auf dem Marktplatz, als die Polizei dem Aufzug
aufgrund mehrerer Verstöße gegen die von der Versammlungsbehörde
erteilten Auflagen und festgestellter Vermummung mehrerer
Demonstranten den Abmarsch untersagte. Vermutlich weil der
Versammlungsleiter nach Einschätzung der Einsatzleitung der Polizei
nicht entsprechend seiner Funktion auf die
Demonstrationsteilnehmerinnen und -teilnehmer einwirkte, setzte
sich Aufzug zunächst dennoch in Bewegung. Er wurde nach wenigen
Metern in der Theaterstraße von Polizeikräften gestoppt. Dabei kam es
zu Rangeleien mit den Einsatzkräften.

Die Versammlung wich daraufhin plötzlich vom angemeldeten
Marschweg ab und bewegte sich in entgegengesetzter Richtung über die
Weender Straße, wo sie aber ebenfalls nach wenigen Metern von
weiteren Einsatzbeamten angehalten wurde. Nach Gesprächen mit der
Polizei durfte der Demonstrationszug schließlich weiter über die
angemeldete Marschroute durch mehrere Straßen der Innenstadt gehen.
Auf dem Weg wurden bei mehreren Zwischenkundgebungen themenbezogene
Redebeiträge abgehalten. Während der andauernden Demonstration musste
die Polizei den Aufzug aufgrund mehrfach festgestellter vermummter
Teilnehmer immer wieder anhalten, was kleinere Rangeleien mit den die
Demonstration begleitenden Polizeibeamten zur Folge hatte.

Nach einem weiteren Stop der Demo in der Weender Straße wurden aus
der Menge heraus Feuerwerkskörper angezündet und geworfen. In der
Nähe einer Burschenschaft in der Herzberger Landstraße mussten die
Beamten kurzfristig vom Schlagstock Gebrauch machen, als einige
Demonstranten die Absperrung durchbrechen wollten, um zum Gebäude zu
gelangen.

Ihren Abschluss fand die nach Ansicht der Polizei von
Aggressivität und Gewaltbereitschaft geprägte linksextremistische
Veranstaltung gegen 16.30 Uhr auf dem Wochenmarkt. In einem
Redebeitrag identifizierte man sich hier u. a. mit den Ideologien der
RAF und verlas die Namen verstorbener RAF-Mitglieder. Mit Äußerungen
wie "kein Frieden mit dem Polizeistaat" wurde der "deutsche
Polizeistaat" von einem der Redner abgelehnt und die Zuhörer
gleichtzeitig zur Teilnahme an einer bundesweiten
"Anti-Repressionsdemo" im Dezember in Hamburg aufgerufen.

Die Polizei Göttingen leitete mehrere Ermittlungsverfahren u. a.
wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und
versuchter gefährlicher Körperverletzung ein.

Polizei Göttingen

ACAB 21.10.2007 - 02:15
Göttingen (ots) - GÖTTINGEN (jk) - Unsere Pressemitteilung Nr.
1202 vom heutigen Tage ist leider nicht ganz vollständig: neben den
bereits erwähnten Verfahren leitete die Polizei Göttingen weitere
Ermittlungsverfahren wegen "Landfriedensbruchs" und des "Missbrauchs
von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen" ein.

Göttingen (ots) - GÖTTINGEN (jk) - In unsere Pressemitteilung Nr.
1202 vom heutigen Tage hat sich leider ein kleiner Fehler
eingeschlichen. Der erste Zwischenfall (i. Z. mit Anhalten des
Aufzuges) unmittelbar nach der Auftaktkundgebung ereignete sich in
der "Roten Straße" und nicht wie versehentlich berichtet in der
"Theaterstraße".

Gesichter rekonstruierbar

Kleiner Tipp 21.10.2007 - 13:56
Bildteile, die mit dem Bewegungsunschärfe-Filter unkenntlich gemacht wurden, können relativ einfach rekonstruiert werden. Siehe Strudeleffekt bei dieser Pädophilie-Geschichte.

Nicht rekonstruierbar: Gausscher Weichzeichner, Verpixeln, Farbfläche drüber

siehe zb  http://www.bka.de/kriminalwissenschaften/forschung/ki22.htm

ACHTUNG!

... 21.10.2007 - 14:11
Auf Grund einer neuen Technik ist das BKA in der Lage
Bilder welche durch VERZERRUNG unkenntlich gemacht worden sind
zu rekonstruieren!!!
Am besten die Gesichter schwarz ÜBERMALEN...
Wir wollen ja nicht TeamGreen in die Hände spielen
und wer weiß wie lange es nur noch dauert bis jeder Privatmensch
in der Lage ist zu Hause Bilder zu rekonstruieren.

Aufruf zur Demonstration

Flyer 21.10.2007 - 16:37
Räume sind in der Bundesrepublik und ganz Europa ein heftig umkämpftes Terrain zwischen linken AktivistInnen und der staatlichen Repressionsmaschinerie. Einige Beispiele aktueller Kämpfe:

- In den ersten Märztagen 2007 wurde das Ungdomshuset, ein linkes Wohn- und Kulturprojekt, in Kopenhagen geräumt. Daraufhin lieferten sich mehrere Tausend Menschen Auseinandersetzungen mit der Polizei, um ihr Haus zu verteidigen.
- Jugendliche in Hennigsdorf bei Berlin erkämpften sich im Juli diesen Jahres ein eigenes Kulturzentrum.
- Im gleichen Monat wurden zwei besetzte Häuser in Genf gewaltsam von der Polizei geräumt, worauf UnterstützerInnen mit militanten Auseinandersetzungen antworteten.
- Ganz aktuell wird die Köpi in Berlin, ein von Räumung bedrohtes autonomes Wohn- und Kulturprojekt, mit einer regional übergreifenden Kampagne von vielen linken Gruppen unterstützt.

Diese Ereignisse demonstrieren in einer Situation von massiven Verschärfungen der sozialen und politischen Situation offensiven Widerstand, der gesellschaftliche Widersprüche sicht- und angreifbar macht - ebenso wie die Demonstrationen von zehntausenden Menschen gegen den G8 Gipfel Anfang Juni 2007, als Tausende durch ihre Mittel der Auseinandersetzung bewusst mit staatlichen Regeln gebrochen haben.

Häuserkämpfe auch in Göttingen?

Göttingen, eine mittelgroße Universitätsstadt mit einer starken Tradition autonomer Politik, ist jetzt mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Neben dem Autonomen Jugendzentrum (JuZI, seit 1982), dem Roten Buchladen (Buchladenkollektiv, seit 1972), dem Theaterkeller (eine kollektiv betriebene Kneipe, seit 1964), hat die linke Szene in Göttingen lange Zeit von einem Netz selbstverwalteter Studentenwerkshäuser gelebt. Am symbolträchtigsten ist sicher der Block "Rote Straße 0-5", jedoch sind noch weit mehr Häuser und Projekte von diesen „Umstrukturierungsmaßnahmen" betroffen. Die in der Innenstadt gelegenen Häuser der Roten Straße mit ihren ca. 50 BewohnerInnen wurden Anfang der 1970er Jahre besetzt, nachdem die Universität beschlossen hatte, die Häuser abzureißen. Nach einer Phase des illegalen Wohnens wurden die Häuser durch Verträge mit dem Studentenwerk legalisiert. Diese Verträge garantierten bezahlbare Mieten, unbegrenzte Wohnzeit für StudentInnen und erlaubte überdies einer begrenzten Zahl von Nicht-Studierenden die Häuser mit zu bewohnen. Neben diesen Annehmlichkeiten ist aber das Wesentliche an solchen Projekten, dass damit die individuelle Beziehung von VermieterInnen und MieterInnen aufgelöst wird, und an dessen Stelle kollektive Verträge zwischen denen, die die Häuser bewohnen, und dem Studentenwerk getreten sind. Das ließ den HausbewohnerInnen einen relativ großen autonomen Handlungsspielraum - zum Beispiel darüber zu entscheiden, wer einzieht und wer nicht. Allein die Größe dieser Gebäude, zusammen mit ihrem selbstverwalteten Charakter, machen sie zu einem begehrten Ort für Treffen, Filmnächte, zur Vorbereitung für Demonstrationen und andere Ereignisse, Partys usw. Sie sind damit als wichtige Strukturen der Linken in Göttingen zu charakterisieren.

Diese kollektive Struktur, ein Modell, das so auch in anderen Studentenwerkshäusern praktiziert wurde, versucht das Studentenwerk im Einklang mit der Universität seit einigen Jahren u. a. durch die Kündigung von Kollektivverträgen und deren Ersetzung durch individuelle Verträge zu zerschlagen.

Warum linke Räume erkämpfen?

Leider haben die bisherigen Bemühungen unserer Bewegungen nicht ausgereicht, um die Kräfteverhältnisse grundlegend zu verschieben. Immer tiefgehender werden alle gesellschaftlichen Bereiche im Sinne der kapitalistischen Verwertungslogik in Hinblick auf ihre Rentabilität und Profitabilität umstrukturiert. Dies gilt nicht nur für Wohnraum und Veranstaltungsmöglichkeiten: Im Alltag gilt dies auch für Betroffene der Hartz-Gesetze, bei der Einführung von Studiengebühren und der stetigen Verschärfung der Arbeitsbedingungen für die Mehrheit der Arbeitenden. Durch zunehmenden Druck in all diesen Bereichen sehen sich viele Menschen immer weniger in der Lage, kollektiv zu agieren und Widerstand zu organisieren. Stattdessen dominieren individuelle Lösungsversuche. Nun ist zuerst nichts abzulehnen, was die Lebenssituation der Einzelnen verbessert. Allerdings wollen wir eine Perspektive eröffnen, die über die individuelle Lösung von in der Gesellschaft selbst angelegten Konflikten hinausgeht. Denn die eigenen Probleme haben in der Regel wenig mit einer zufälligen "Unglückslage" zu tun und sind oftmals weit mehr als nur individuelle Probleme. Stattdessen muss es darum gehen, sich gemeinsam mit Anderen zusammen zu schließen, die eine ähnliche Perspektive teilen und solidarisch mit anderen gesellschaftlichen Gruppen für eine andere Gesellschaft zu kämpfen. Das hat im Konkreten die Perspektive, sich nicht allein mit dem Sozialamt herumschlagen zu müssen, sich nicht allein dem Leistungsdruck in Universität und Schule auszusetzen und sich nicht allein um Kind und Nebenjob kümmern zu müssen.

Egal in welcher Form sich eine solche Organisierung mit anderen gesellschaftlichen Gruppen gestaltet - sicher ist, dass sie Orte und Strukturen benötigt, um entwickelt und umgesetzt werden zu können. Dazu nehmen wir uns selbst gestaltete Formen und Räume, die mit unseren Inhalten gefüllt werden können. Damit entziehen wir uns zugleich dem Prozess der kapitalistischen Durchstrukturierung gesellschaftlicher Räume und organisieren uns stattdessen dagegen.

Solche linken Räume sind auch Wohngemeinschaften, in denen ein solidarisches und kollektives Zusammenleben entwickelt werden kann. Erst durch diesen gemeinsam geschaffenen Rahmen kann auch bei zunehmendem Druck von außen politisches Handeln möglich gemacht werden. Während soziale Probleme in einem hierarchisch-bürokratischen Studierendenwohnheim in Ausschüsse oder zur individualisierten Psycho- oder Sozialberatung verschoben werden, können kollektive Strukturen Handlungsspielräume für die Etablierung einer Alternative zu vorgegebenen Handlungsmustern schaffen. Genau solche Alternativen sind notwendig, um politisch langfristig handeln zu können. Darüber hinaus bedarf es für linke Politik generell auch leicht zu erreichender Anlaufpunkte, um die von uns gesetzten Debatten zu führen und in die Öffentlichkeit zu tragen. Auf einer politisch-kulturellen Ebene kann dies durch Konzerte, Diskussionsveranstaltungen, als auch durch vorgelebtes politisches Selbstverständnis in Jugendzentren geschehen. Ein Minimalkonsens zu antisexistischen, antifaschistischen, antirassistischen und solidarischen Verhaltensweisen macht diese Räume zudem zu Rückzugsräumen, aber auch zu Bereichen, von denen aus wir offensiv nach außen treten und eine linke Alltagskultur entwickeln können. Ausgehend von diesen Räumen kann sich eine Organisierung entwickeln, kann sich eine Lebens- und Alltagskultur etablieren, die in der Lage ist, die bestehenden Verhältnisse von Grund auf zu verändern.

Wir wollen euch ... in Göttingen!

Gerade auch für die Bekämpfung reaktionärer Tendenzen in der Gesellschaft sind solche Räume von Notwendigkeit: Dort, wo linke Räume nicht vorhanden sind, gewinnen faschistische und andere reaktionäre Positionen schnell an Bedeutung. Das beste Mittel gegen die Ausbreitung sexistischer, faschistischer und rassistischer Strukturen bleibt eine starke linke Kultur. Besonders in der ländlichen Region um Göttingen ist es in der letzten Zeit verstärkt zu Verboten von „Rock gegen Rechts" Konzerten gekommen. So behauptete ein Bürgermeister, solche Konzerte zögen „Junkies und gewalttätige Autonome" an. Dass hier noch nicht einmal selbstverständliche und grundlegende Dinge organisiert werden können, zeigt die Dringlichkeit linke Freiräume zu erkämpfen und zu verteidigen. Jede emanzipatorische Bewegung dort vor Ort braucht unsere Unterstützung um sich ihre Räume zu erobern.

Dies gilt auch gerade für die betroffenen Wohnprojekte in Göttingen: Für manche mögen sich die Maßnahmen des Studentenwerks als nervige, aber nicht gerade schrecklich wichtige, bürokratische Umstrukturierungsmaßnahmen darstellen. Doch die Folgen dieser Umstrukturierungspläne sind weitreichender: Treten individuelle Mietverträge an Stelle der Kollektivverträge, wird den Häusern ihr kollektiver Charakter nach und nach entzogen. Linksorientierte Menschen werden noch eine Weile darin leben, aber früher oder später durch normale Studierende ersetzt werden, da nun die BewohnerInnen keinen Einfluss mehr auf die MitbewohnerInnenauswahl haben. Die Zeiten in denen die "Rote Straße" ein Teil der Göttinger linken Infrastruktur war, könnten damit schnell Geschichte werden.

Eine zweite Variante ist, dass die BewohnerInnen der "Roten Straße" zu einem bestimmten Zeitpunkt über die Beendigung ihrer Mietverträge informiert werden und sich weigern, individuelle Mietverträge zu unterzeichnen. Sollte das Studentenwerk auf seinem Kurs beharren, gibt es kaum noch Möglichkeiten letztendlich um eine Illegalisierung der Wohnsituation herumzukommen - gefolgt von einer möglichen Räumung.

Um solch ein Szenario zu verhindern, bitten wir euch deshalb alle uns diesen Herbst zu besuchen. So wie wir in Solidarität zu verschiedenen Projekten in Deutschland und Europa mobilisiert haben und dort hin gereist sind, bitten wir euch uns diesmal diesen Gefallen zu tun: Wir mobilisieren am Samstag, den 20.10.2007 zu einer Demonstration in Göttingen. Es ist die Woche, in der das Semester an der Uni wieder beginnt und auch das „Fire and Flames"-Festival stattfindet. Ziel dieser Demonstration ist es, dem Studentenwerk eine klare Botschaft zu vermitteln: Es ist in ihrem besten Interesse, die Rote Straße und andere selbstverwaltete Strukturen in Ruhe zu lassen und produktive Verhandlungen mit der "Here to Stay"-Kampagne der BewohnerInnen zu beginnen!

Wir sind nicht die "Here to Stay"-Kampagne, wir sind nicht an Verträge oder legalistische Handlungsweisen gebunden. Wir sind nicht allein und werden keine weiteren Angriffe auf linke Strukturen mehr dulden. Wir wollen hiermit nur den freundlichen Vorschlag machen, dass die zuständigen Stellen im Studentenwerk damit aufhören, Kollektivverträge zu kündigen und stattdessen konstruktive Verhandlungen mit der Kampagne beginnen. Ansonsten werden sie sich mit einer mobilisierten radikalen Linken herumschlagen müssen.

Wir brauchen - gerade zu Zeiten wie diesen - viel mehr solcher Strukturen und Räumlichkeiten. Stattdessen werden linke Räumlichkeiten und Infrastrukturen zunehmend von staatlicher und privatwirtschaftlicher Seite zerstört. Deshalb fordern wir alle Menschen auf, sich diesem Prozess entschlossen und organisiert entgegenzustellen. Dort, wo unsere Plätze angegriffen werden, müssen wir Widerstand leisten. Dabei können wir auf Erfahrungen von internationalen Kämpfen zurückgreifen, in denen kollektive Strukturen in ganz Europa verteidigt werden.

Talking is over, action is on!
Hoch die internationale Solidarität!

Internationale Aktionstage im April

frost 22.10.2007 - 12:14
4 und 5 April internationale Aktionstage für den Erhalt und den Kampf um neue Freiräume. Check out www.squat.net
Denkt euch was aus! Alles ist möglich! Seid kreativ! Solidarität ist unsere Waffe! Ungdomshuset nu! Köpi bleibt!

Mehr Bilder unter:

keinE 22.10.2007 - 14:01

Lob&Kritik

undogm@tisch 22.10.2007 - 18:13
Erstmal das Gute:

Durch das entschlossene Auftreten der Demo und der VeranstalterInnen konnten die haarsträubenden Auflagen, die im Jahre 2007 in Deutschland leider traurige Realität darstellen, ausser Kraft gesetzt werden. Durch das Ausweichen am Anfang und dem kurzen Sprint die halbe WeenderStr. runter wurden Transpis über 1,50m durchgesetzt, auch waren die meisten Transpis wieder verknotet (also durchaus ein kleiner Fortschritt im Bezug auf selbstbestimmtes demonstrieren)

Auch waren immer wieder Leute vermummt, wogegen die Polizei nichts unternahm(/unternehmen konnte)

gut funktioniert und gut angekommen hat/ist auch die Vordemo die ganz ohne Polizei durch die halbe Innenstadt zur Demo zog.

sehr gut gefallen haben mir auch die redebeiträge der versch. Gruppen (ua. der recht reflektierte aber wortgewaltige Redebeitrag der ARAB aus Berlin zum Thema RAF)

und die Kritik.....

ziemlich dämlich war vor allem im ersten Teil die Moderation vom Lautsprecherwagen (das hat die ALI auch schon besser hingekriegt. es wurde penetrant und absolut identitär die eigene linksradikalität beschworen statt einfach zu sagen "Leute es ist zu unser aller Sicherheit leider nötig also bildet jetzt endlich Ketten". Auch muss man sich fragen ob es nötig ist durch ein bestimmtes Auftreten anderen nicht so (verbal)radikale Menschen, von welchen durchaus viele grade in göttingen die erhaltung selbstverwalteter strukturen beführworten,von der demonstration indirekt auszuschließen bzw. ihnen kaum möglichkeiten zur beteiligung geben. die demo direkt am gänseliesel mit "antifa hooligans" von los fastidios beginnen zu lassen ist so ein beispiel für ein solches auftreten. so war die aussenwirkung dieser sehr entschlossenen und kraftvollen demo leider eher beschränkt zumal kaum transparente bezogen auf die Situation in Göttingen mitgeführt wurden.

um eine wirkungsvolle kampagne und damit soetwas wie politischen druck gegen die bedrohten Hausprojekte zu entfalten müssen deutlich mehr menschen erreicht werden. dazu sollte nicht nur die ALI sondern auch die Here to Stay Kampagne über andere Aktionsformen nachdenken (subkulturelle Parade, Reclaim the Streets auf dem Wilhelmsplatz, Solibesetzungen ua.....)

(militanze) Aktionen und Demos können das ganze lediglich begleiten und sicher nicht allein für die nötige unruhe sorgen.

Kritik gefallen müssen sich aber auch die anderen linksradikalen Gruppen der Stadt, die die Demo (stillschweigend) boykottiert haben. wer linke strukturen wirklich verteidigen oder gar ausbauen will kann sich das jetzige "nebeneinanderher" nicht leisten und sollte endliche alte grabenkämpfe vergessen, in der alle beteiligten dreck am stecken haben (siehe "banda bassotti affäre" - ausführlich diskutiert in der "göttinger drucksache") und persöhnliche Animositäten zurückstecken. die parole kann daher nur lauten: UNITE 'AND FIGHT

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