Soli-Aktion für Gefangene in Neuseeland

Te Kooti 19.10.2007 20:40 Themen: Repression Weltweit
Heute fand eine Soli-Aktion vor der neuseeländischen Botschaft in Berlin statt. 25 Menschen demonstrierten für die sofortige Freilassung der 17 Gefangenen sowie gegen "Anti-Terror"- Gesetze weltweit.
Bei der unangemeldeten Demo wurden Flugblätter mit folgendem Inhalt verteilt:


Anarchistische und indigene Aktivist_innen in Neuseeland unter Terrorvorwurf verhaftet

Massive staatliche Repressionswelle

Am frühen Morgen des 15. Oktober 2007 stürmten hunderte Polizist_innen, meist bewaffnet, Häuser und soziale Räume in ganz Neuseeland. 17 Menschen wurden verhaftet. Die Verhafteten waren allesamt Aktivist_innen des Tino Rangatiratanga (die indigene Bewegung), sowie aus der Friedens-, anarchistischen und Umweltbewegung. Noch Tage später halten die Durchsuchungen im ganzen Land an und Dutzende Menschen werden zu Polizeiverhören vorgeladen.

Die Polizei behauptet, die Razzien stünden im Zusammmenhang mit geheimen Terror- Trainingscamps, die tief im entlegenen Urewera-Gebiet stattgefunden haben sollen. Obwohl die Polizei Anspielungen auf die Art der indigen organisierten Camps macht, verweigert sie zu sagen, was die so genannten "Terroristen" tatsächlich planten.Von besonderer Sorge für die Polizei ist, dass unterschiedliche soziale Bewegungen anscheinend zusammengearbeitet haben. Die Verhaftungen fanden nach einer einjährigen verdeckten Überwachungsoperation innerhalb der politischen Zusammenhänge statt.

Trotz der unterstellten extrem gefährlichen Natur der "Terroristen" war die spezialisierte
Anti-Terror-Einheit Neuseelands nicht an den Razzien beteiligt. Einem Fernsehteam wurde sogar erlaubt, die Razzia eines anarchistischen sozialen Zentrums in Wellington zu filmen.

In Ruatoki, einer überwiegend indigenen Gemeinde im bergigen Urewera-Gebiet, sperrte die Polizei die einzige Zufahrtstraße. Sämtliche Fahrzeuge, die in die Gemeinde wollten, wurden von einer Spezialeinheit mit vorgehaltenen Maschinenpistolen kontrolliert und durchsucht, darunter ein Bus voller Schulkinder.

Bei einigen der Razzien wurden Gewehre gefunden. Allerdings ist der Besitz von Waffen legal und in ländlichen Regionen üblich. Desweiteren spricht die Polizei von nicht näher benannten “Bewaffnungen”, darunter angeblich Molotov-Cocktails.

Die Verhafteten sind derzeit mit mehreren Anklagen wegen Verstößen gegen das Waffengesetz konfrontiert. Laut Polizei werden sie in Kürze auch neue Anklagen nach der Anti-Terror- Gesetzgebung von 2002 zu erwarten haben. Dies wird das erste Mal sein, dass dieses Gesetz Anwendung findet. Bis heute wurde allen Verhafteten eine Freilassung aus der Untersuchungshaft verwehrt. Mindestens einer der Verhafteten kann von seinem Anwalt nicht erreicht werden.

Die aktuellen Ereignisse in Neuseeland sind nicht isoliert zu betrachten. Vielmehr stehen sie im globalen Kontext der sogenannten “Terrorismusbekämpfung”. Diese mündet in einer demokratiefeindlichen Gesetzgebung und zielt in erster Linier auf die Bekämpfung emanzipatorischer und Befreiungsbewegungen ab. Die wegen "Terrorismusverdachts" durchgeführten bundesweiten Razzien gegen G8-Gegner_innen im Mai dieses Jahres sowie die aktuellen §129a-Verfahren gegen drei Berliner Antimilitaristen stehen ebenfalls in diesem Zusammenhang.

Für die Freilassung der Neuseeländischen Aktivist_innen!
Für die Abschaffung aller Anti-Terror-Gesetze weltweit!

--- Im Urewera-Gebiet leben die Tuhoe, eine indigene Gruppe, die besonders stark unter den kolonialistischen Landkriegen gelitten haben – Dörfer wurden niedergebrannt, große Landflächen wurden konfisziert. Bestehend aus überwiegend kleinen Dörfern, Ackerland und
Wald, ist das isolierte Gebiet eines der ärmsten Gegenden Neuseelands. Die Tuhoe sind eine
der einflussreichsten und konsequentesten Gruppen, die Autonomie und Unabhängigkeit der
Maori vom kolonialistischen neuseeländischen Staat fordern. ---

// Schreibt den Gefangenen:  lettersforprisoners@riseup.net (Bitte schreibt nichts, was
euch und andere gefährden könnte!)
// Aktuelle Informationen findet ihr unter  http://www.indymedia.org.nz
// Für Informationen zu Solidaritätsaktionen in Berlin oder die Möglichkeit zu spenden
schreibt an:  aotearoa-soli@riseup.net
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Flyer in English

Te Kooti 19.10.2007 - 21:12
Here is the English Version of the flyer:

New Zealand anarchist and indigenous activists imprisoned on terrorism charges

Massive wave of state repression

Early on the morning of the 15th October 2007, hundreds of Police, in many cases armed, raided homes and social spaces around New Zealand. 17 people were arrested. The arrestees are all activists involved in Tino Rangatiratanga (indigenous movement), as well as peace, anarchist and environmental movements. Days later, raids are continuing throughout the country and scores of people are being called in for questioning by the Police.

Police claim that the raids are in response to secret terrorist training camps, deep in the remote Urewera region. Although hinting at the nature of the indigenous-organised camps, Police refuse to say what the so-called “terrorists” were actually planning. Of particular concern to Police is that different social movements seem to have been working together. The arrests came after a year-long covert surveillance operation within activist communities.

Despite the supposed extremely dangerous nature of these “terrorists”, New Zealand’s specialised counter-terrorist unit was not deployed in the raids. A television crew was even allowed to film the raid on a Wellington anarchist social space.

However in Ruatoki, a predominantly indigenous township in the mountainous Urewera region, Police cut off all road access. All traffic into the township was searched at gunpoint, including a bus full of school children.

Guns were found in some of the raids. In any case, it is legal to own guns in New Zealand and commonplace in the countryside. The Police claim to have also discovered a mostly unnamed selection of “armaments”, said to include Molotov Cocktails.

The arrestees are currently facing numerous firearms charges and will, according to Police, soon be facing new charges under the Suppression of Terrorism Act (2002). This will be the first time the Act has ever been used. To date all those arrested have been denied bail. At least one of the arrestees is unable to be reached by his lawyer.

The current events in New Zealand cannot be regarded in isolation. They should in fact be seen in the global context of so-called “Counter-terrorism”. This leads to the creation of anti-democratic legislation, which is then employed against emancipatory and social movements. The raids in May against G8 opponents throughout Germany due to “suspicion of terrorism”, as well as the current 129a processes against three Berlin Anti-militarists can also be seen in this context.

Freedom for the New Zealand activists!
For the abolition of Anti-Terror Legislation worldwide!

--- The Urewera region is home to the Tuhoe tribe, a tribe who suffered particularly severely in colonial land wars – villages were burnt to the ground, large tracts of land confiscated. Made up of mostly small villages, farmland and forest, it is one of the most isolated and economically impoverished areas of New Zealand. Tuhoe is one of strongest voices for Maori autonomy and independence from the colonial New Zealand State. ---

What YOU can do:
// Write to the prisoners:  lettersforprisoners@riseup.net (Please don’t write anything that
could endanger yourself or others!)
// Current information can be found on www.indymedia.org.nz
// For information on solidarity actions in Berlin or how to make donations write to :
 aotearoa-soli@riseup.net