Morde in Samarkand, Usbekistan

nach Craig Murray 08.10.2007 21:35 Themen: Globalisierung Repression Weltweit
Als freimütiger britischer Botschafter in der zentralasiatischen Republik Usbekistan, trug Craig Murray dazu bei, gravierende Menschenrechtsverletzungen des us gestützten Regimes von Islam Karimov offen zu legen. Er ist mittlerweile ein prominenter Kritiker der westlichen Politik in der Region. Die Belege für sein Buch »Murder in Samarkand« werden hier kurz vorgestellt.
Die Belegsammlung deckt Geisteshaltungen Aussenministeriums des UK auf, welche sich nicht um keinen Strich über Generationen geändert haben. Ebenso wird die ideologische Rolle seiner Beamten beschrieben und wird sicher von Anwandlungen abhalten zu glauben der Staatsdienst wäre in seinen Handlungen neutral.

Durch Veröffentlichen dieser Unterlagen, kann dem fadenscheinige Manöver der Regierung des UK, Craig Murray verletze das Urheberrecht, begegnet werden.

Als Zensurversuch unterstellt die britische Regierung für die Unterlagen ein vorgebliches Urheberrecht.

Craig Murray: »Murder In Samarkand«
Die Unterlage detailliert die Erwiderungen des britischen Aussenministeriums ihre Forderungen nach Änderungen am Entwurf zum Buch.
Dokument 1 Kommentar des britischen Außenministeriums
Document 1 – FCO Comment

Telegramm an den iwf
Telegramm an den
iwf
Staff Monitored Program (SMP) »is an informal agreement between national authorities and Fund« auf neudeutsch »letter of intent«
Dies ist der Originalentwurf eines Telegramms, welches Craig Murray an den IWF und an das Wirtschaftsministerium. Der Rechner in meinem Büro, konnte keine Verbindung mit der Kommunikationsausrüstung aufnehmen. Nach dem ich es in meinem Schreibprogramm verfasst hatte. Haben es Jackie oder Karen nochmal ins System eingegeben. Eine PS Idee ergänzte Murray handschriftlich auf dem Telegramm.
Dokument 2 Telegramm an den iwf
Document 2 – IMF Telegram


Erklärung
Ich war genau vier Wochen in Usbekistan, als ich überzeugt war, dass die Politik des Westens vollständig falsch aufgenommen wurde. Dieses Telegramm war meine erste ausführlichere Erklärung meiner Sichtweise nach London, wo sie als hässlicher Schock wahrgenommen wurde.
Dokument 3 Erklärung
Document 3 – Declaration


Rede
Der Leiter der Abteilung für die östliche Hemisphere Deputy British High Commissioner, Simon Butt und der Leiter des diplomatischen Dienstes Sir Michael Jay, Permanent Under Secretary in the Foreign & Commonwealth Affairs Office waren erschrocken über meine in Fragestellung der usamerikanischen Außenpolitik und über meinen Vorschlag eine eindringliche Rede über Menschenrechte in Usbekistan zu halten. Das entsprach überhaupt nicht dem Verständnis von Sir Michael Jay von Diplomatie. Tatsächlich ist es nutzlos, wenn das Wort »Diplomatie« durch das »Zweideutigkeit« in Michael Jays Email ersetzt wird, so macht die Email auch Sinn.
Dokument 4 Rede
Document 4 – Speech


Verhandlungen mit Hill zu einer Rede
Murrays Vorschlag eine eindringliche Rede über Menschenrechte bei
Freedom House zu halten wurde von Sir Michael Jay und Simon Butt heftig abgelehnt. Charles Hill von der Ostabteilung des britischen Aussenministeriums hatte die Aufgabe den Text mit Murray zu verhandeln und nach seiner ziemlich scharfen Korrespondenz, hatte Murray weitgehend die Rede, welche er wollte.
Dokument 5 Verhandlungen mit Hill
Document 5 – Hill Negotiation


Memo
Nach Murrays Protest gegen das Erlangen von Informationen durch Folter, war er erstaunt nach London, zu einer Besprechung, am 08.März 2003 zurückberufen zu werden. Bei dieser wurde Murray erzählt, dass folternde Nachrichtenerhebung legal sei, und dass
Jack Straw und Sir Richard Billing Dearlove, die Leiter des MI6, entschieden hätten, dass im »War on Terror« das UK als Verfahrensweise über Informationen, welche durch fremde Nachrichtendienste erlangt wurden, verfügen sollen.
Bei der Besprechung wurde vereinbart, das Sir Michael Wood, der Rechtsberater des Leiters des Aussenministeriums, aus seiner Sicht schriftlich festhalten wird, dass die Behörden des UK keinen Rechtsbruch begehen würden, wenn sie über, durch Folter erlangte Informationen verfügen würden. Dieses Sitzungsprotokoll ist eine rechtliche Zusicherung.
Dokument 6 Michael Wood Vormerkung vom 13 März 2003
Document 6 – Michael Wood memo of 13 March


Irakkrieg
Murray war erschreckt, als der
massive Angriff auf den Irak begann. Er wusste beides, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen besass und dass die Waffen der Alliierten weit weniger präzise waren, als dies die Nachrichtenpropaganda behauptete, zehntausende Zivilisten starben.
Unter dieser Vorgabe unterstützte die britische Botschaft den Diktator Karimov, Murray dachte, es sei sehr überzogen Hussein anzugreifen, da er ein Diktator war. Murray war empört, als er auf BBC World TV die Ansprache von George Bush sah, welcher sagte sie würden nun in den Krieg gegen den Irak ziehen, um den Terrorapparat von Saddam zu demontieren. Ich war gerade darüber informiert worden, dass Foltermaterial im »War on Terror« legal sei.
Dokument 7 Telegramm vom 18 März 2003 Betreff US Aussenpolitik
Document 7 – Telegram of 18 March 2003 headed US Foreign Policy


Simon Butt
Nach Murrays Telegramm zum Beginn des Irakkrieges, wurde Simon Butt der Leiter der Ostabteilung des Aussenministeriums von London entsandt um Murray mitzuteilen, dass er als »unpatriotisch« betrachtet wurde. Bei seiner Rückkehr traf er mit Sir Michael Jay (Permanent Undersecretary PUS) um darüber zu diskutieren wie mit Murray weiter zu verfahren sei. Sein Brief berichtet von dieser Unterhaltung.
Neben dem hervorzuhebenden politischen Kontext, sind zwei Dinge an diesem Brief erstaunlich. Das erste ist die Verleumdung des Labour Abgeordneten
Andrew Mackinlay, eines Kriegsgegners, durch eine Regierungsbehörde. Der Abgeordnete war nach meinem besten Wissen niemals in einem Stripteaseclub in Polen oder Anderswo.
Das zweite ist dass er nach diesem Dinner bemerkt hat, dass Murray mit einer jungen Frau in einen Jazzclub ging. (Murray war mit seiner Sekretärin Kristina, auf einen kurzen Drink gegangen). Aber während Simon Butt dies mit Andeutungen aufbläst, versagt er dabei sehr viel Wesentlicheres mitzuteilen.
Während des Abendessens, war der Enkel des Gastgebers Professor Mirsaidov, eines bekannten Dissidenten, außerhalb des Hauses durch usbekische Sicherheitskräfte entführt worden. Er wurde zu Tode gefoltert und seine Leiche vor der Tür der Familie um 04:00 Uhr abgelegt. Es war als Warnung an die Dissidenten und an die britische Botschaft beabsichtigt, sich nicht zu treffen.
Aber Simon Butt war sich dieser Umstände bewusst als er den Brief schrieb, aber peinlicherweise war für ihn der Mord am Enkel seines Gastgebers - welcher unpassend für die wichtige Beziehung im »War on Terror« mit Karimow war- weit weniger erwähnenswert, als Murrays Besuch einer Jazzbar auf einen Drink.
Dokument 8 Brief von Simon Butt datiert 16.April 2003
Document 8 – letter from Simon Butt dated 16 April 2003


Abstellgleis
Als der Irakkrieg in vollem Gange war, fand sich Murray gezeichnet als nicht für den »War on Terror« tönend und einfach durch sein Londoner Management aufs Abstellgleis geschoben, wie er das in einer Email an Linda Duffield erklärt. Dies erwies sich als die Ruhe vor dem Sturm.
Dokument 9 Emailkorrespondenz mit Linda Duffield
Document 9 – Exchange of emails with Linda Duffield


Colin Reynolds Bericht
Die Botschaft des UK in Usbekistan verlor ihren politischen Attaché als dieser unter dem Druck zusammenbrach und anfing Leute auf der Straße anzugreifen. Sein Mitarbeiter, der Stellvertreter des Botschafters ging auch. So hatte die Botschaft des UK in Taschkent weder Wirtschafts- noch politischen Attaché. Die Personalabteilung entsandte Colin Reynolds, vorgeblich zu einem pastoralen Besuch, welcher auf diese Ereignisse folgte. Tatsächlich war er vom Aussenministerium instruiert worden, nach Begründungen, Murray abzusägen, zu suchen. Er wurde über Gerüchte aus der US Botschaft gebrieft, Murray sei Alkoholiker und hätte ein Liebesnest in Taschkent, was beides vollständig falsch ist.
Dokument 10 Colin Reynolds Bericht vom 26. Juni 2003
Document 10 – Colin Reynolds’ report of 26 June 2003


Dominic Schroeder
Murray war froh mit seiner Familie nach einem erschöpfenden und schwierigen Jahr nach Kanada in Urlaub zu gehen. Colin Reynolds aus der Personalabteilung war es nicht gelungen, die Antwort, welche sie wollten mitzubringen, während Murray abreiste schickte das britische Aussenministerium einen
politischen Beamten, Dominic Schroeder, nach Taschkentdie Entschuldigung war einen »Krise« welche sie selbst durch die Dienstbefreiung der ranghöchsten BotschaftsmitarbeiterInnen in Taschkent schufen.
Schroeder kehrte zurück und berichtete dienstbeflissen, er hätte Behauptungen von Missmanagement, Alkoholismus, finanzieller Bestechung und dem Anbieten von Sex für Visas gefunden.
Murray wurde sofort aus dem Urlaub zurückzitiert und traf bei der Rückkehr auf Howard Drake von der Personalabteilung. Vom Flughafen ging Murray geradewegs nach einem 16 stündigen Übernachtflug von Vancouver via Chicago, seit 60 Stunden ohne Schlaf in das Büro.
Als er durch die Tür hinein ging hatte er keine Vorstellung was ihm bevorstand, eine ausgewachsene Latte von falschen Anschuldigungen und die Anfrage ob er zurücktrete.
Entsprechend der Umstände war Murray erstaunt wie gut es ihm gelang, sich bei diesem Treffen zu verteidigen! Dabei ist zu beachten, dass es sich um Howard Drakes Bericht von diesem Treffen handelt. Dies gibt daher den bestmöglichen Einblick darüber wie das britische Aussenministerium arbeitet.
Dokument 11 Protokoll der Besprechung mit Howard Drake
Document 11 – Minute of my meeting with Howard Drake


Die britische Gemeinde in Taschkent
Die britische Gemeinde in Taschkent war erstaunt, zu erkennen, dass ihr Botschafter angegriffen wurde.
Dokument 12 Brief eines britischen Geschäftsmannes in Taschkent.
Document 12 – Letter from British Businessmen in Tashkent


Email an die Gewerkschaft
Es wurde Murray klar, dass er keine Aussicht auf eine faire Untersuchung der Anschuldigungen gegen ihn hatte. Im Besonderen wäre es ihm verwehrt Verteidigungszeugen zu benennen. Tatsächlich wurde es ihm nicht erlaubt Irgendjemanden von der Existenz der Anschuldigungen zu berichten. Er erhielt Hausverbot in seiner Botschaft und wurde in seinem Haus in Taschkent eingesperrt.
Es wurde Murray zuviel, und er sandte eine Email aus Taschkent an seine Gewerkschaftsvertreterin , Kate Smith, kurz bevor er sich in psychiatrische Behandlung wegen Depression begab. Murray ist überrascht, wie klar artikuliert und mit welchem wachen Verstand diese Email verfasst ist.
Dokument 13 Email an Kate Smith
Document 13 – Email to Kate Smith


blind copy
Murray erhielt viele Unterlagen unter dem Vorbehalt des Datenschutzgesetztes. Diese wurden vom britische Aussenministerium aus »nationalen Sicherheitsinteressen« geschwärzt.
Dies ist ein interessantes Beispiel. Dieses Protokoll vom 26. September 2003 ist gerichtet an Staatssekretär Sir Michael Jay (PS/PUS) und an Staatssekretär Jack Straw (PS) nicht an den Außenminister direkt.
Unter den aus Gründen der »nationalen Sicherheit« gelöschten Dingen ist wem das Protokoll als Kopie zuging. Der Kopieverteiler wäre oben in der rechten Ecke. unter dem Datum. Ein Freund von Murray im Büro von Straw (Murray arbeitete 21 Jahre im Aussenministerium) berichtete ihm dass auf dem Kopieverteiler von diesem Dokument und einer Menge anderer Dokumente über ihn, das Büro von Jack Straw, das Büro des Premierminister, der MI6 und das Verteidigungsministeriums stünden. Das ist was sie geschwärzt hatten. Wie im Buch »Murder in Samarkand« ausgeführt, kam die Anweisung, Murray loszuwerden an das Außenministerium vom Premierminister Blair auf Drängen der US Regierung.
Es ist faszinierend was das Aussenministerium alles beachtet hat, in diesem Protokoll zu schwärzen.
Dokument 14 Protokoll vom 26.September 2003
Document 14 – Minute of 26 September 2003


»die Seele für Müll verkaufen«
Murray weigerte sich weiter zurückzutreten und schließlich wurde er als nicht schuldig in allen Anschuldigungen befunden, jedoch wurde eine formale Warnung dafür ausgesprochen, er hätte die Anschuldigungen nicht geheim gehalten. Es folgte eine parlamentarische und eine Medienkampagne zu Murrays Gunsten und Murray kehrte als Botschafter zurück nach Taschkent.
Im Juli 2004, in der Folge der
Enthüllungen zu Abu Ghraib, stritt Murray wieder mit London, dass Informationsmaterial aus usbekischen Folterkammern nicht verwendet werden sollte.
Die britischen Behörden würden ihre »Seele für Müll verkaufen«, dieses Telegramm sickerte zur Financial Times durch, was dazu führte, dass das britische Aussenministerium (bevor sie es Murray kund taten) der usbekischen Regierung erklärte, sie hätten den britischen Botschafter aus Taschkent abberufen.
Dokument 15 Telegramm
Document 15 – Telegram

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Ergänzungen