Aktion G13 - Hausbesetzung Kopenhagen

freistaatfrei 08.10.2007 14:21 Themen: Freiräume Weltweit
Vom Ungdomshuset zu G13 - der Versuch einer öffentlichen Hausbesetzung in Kopenhagen
Am Samstag den 6. Oktober trafen sich ca. 4000 Menschen um für ein neues Jugendhaus im in Kopenhagen zu demonstrieren und dieses im Anschluss gemeinsam zu besetzen. Die angemeldete Demo startete in Norrebro, wo im Frühjahr das alte Jugenhaus "Ungdomshuset" geräumt und abgerissen wurde.
Die Demo erklärte deutlich, dass sie gewaltfrei ist, jedoch mittels "zivilen Ungehorsams" beabsichtige ein neues Jugendhaus in der Grøndalsvænge Allé 13 zu besetzen. Zu diesem Zweck wurden die Massen in verschiedene Blocks oder Finger mit verschiedenen Farben aufgeteilt. Jeder Block hatte einen unterschiedlichen Konfrontationsgrad, von rot, als freier kreativer Block mit Laufschuhen und besonderer Ausstattung um Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, bis grün, die versuchen sollten als gesammelte Masse Polizeiketten wegzudrücken und die anderen Blocks zu unterstützen.
Auf der Demo war eine tolle Stimmung, Musik, Sprechchöre und eine sich solidarisch zeigende kopenhagener Bevölkerung, die von den Balkons winkten, am Strassenrand klatschten und mitfeierten oder Rosen an die Demonstranten verteilten.

An der ersten Polizeiabsperrung teilten sich die Blocks und der grüne Block versuchte über die Polizeiautos zu gelangen, um seine Reise zum G13 fortzusetzen. Das wurde von der Polizei mit einem massivem Tränengaseinsatz beantwortet, dem nur die gasmaskierten trotzen konnten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch Familien und Kinder in der Demonstration.

Daraufhin versuchten verschiedene kleine Gruppen immer wieder aufgehalten durch Polizeiblockaden und Tränengas ihren Weg zum G13 zu bahnen.
Schliesslich schaffte es ein Block von ca. 270 Aktivisten gegen 16:00 zum Grundstück zu gelangen, deren Hauptgebäude mit vollausgerüsteter Polizei und Hunden gefüllt war.
Prompt kamen weitere Polizeiautos und bereits nach kurzer Zeit waren die gesamten Aktivisten von Polizisten und Hunden umstellt. Alle wurde festgenommen, durchsucht und in Plastikhandschellen (strips) gelegt.
Die Aktivisten wurden in die Tiefgarage der Polizeistation Valby verbracht, wo alle sich in Ketten auf den kalten Betonboden ineinandersetzen mussten. Es wurde den Festgenommen verwehrt sich an die Hinterperson anzulehnen oder eine andere komfortable Position einzunehmen. Toilettenbesuche waren nicht gestattet, Wasser wurde nicht gegeben. Jeder Widerstand wurde gewaltsam unterbunden. Viele klagten über Schmerzen, das Verbot sich komfortabel hinsetzen zu dürfen, wurde nicht begründet. Die Masse setzte sich lediglich mich Sprechkören und Gesängen zu Wehr. Da sich im Laufe der Stunden an die 300 Aktivisten in der Garage angesammelt haben, mussten einige bis zu zwölf Stunden in dieser demütigenden und schmerzhaften Haltung ausharren.
Stück für Stück wurden die Festgenommenen in Zellen verbracht, wo sie weitere Stunden teils zu 16 Personen in einer sehr heissen und feuchten Dreierzelle ohne Frischluft auf ihre Vernehmung warten mussten. Wasser wurde weiterhin verwehrt.
Bis Sonntag mittag wurden alle Personen freigelassen.

Ingesamt wurden am Samstag 436 Personen festgenommen.
Da die Demontration und der Besetzungsversuch völlig gewaltfrei verlief, ist der massive Tränengaseinsatz und insbesondere die Festnahme und die Behandlung der Festgenommen völlig unverhältnismässig gewesen. Es wäre schön, wenn davon mal etwas in der Presse stände...
Die Aktion war ein Erfolg, die Anzahl der Festgenommenen ein Rekord. Auch wenn die öffentliche Besetzung fehlgeschlagen ist, die dänischen Aktivisten machten auf der Abschlusskundgebung in Norrebro deutlich, dass sie es weiter versuchen würden.
Bis Kopenhagen wieder ein neues "Ungdomshuset" hat.
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Ergänzungen

Demonstranten im Haus oder nicht?

Unklar 08.10.2007 - 14:45
Über den Liveticker kamen am Samstag folgende Meldungen:

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17.01 Uhr
Um und bei 200 Demonstranten sind jetzt im Haus und auf dem Dach. Die Polizei hat das Gebiet umringt aber verhält sich zur Zeit passiv.

17.38 Uhr
Nach Augenzeugenberichten sind weiterhin Aktivisten im Haus und auf dem Grundstück. Eine kleine Gruppe ist ebenfalls auf dem Dach des besetzten Hauses.

18.46
Die Aktivisten auf dem Dach des Hauses sind dagegen von der Polizei gestürmt worden. Ein Journalist vor Ort schätzt das etwa 10 festgenommen wurden. Die Polizisten gelangten via Leitern aufs Dach und haben auch Hunde mit aufs Dach genommen.

Zwei Personen versuchten auf den Schornstein zu klettern.

Es sind immer noch Aktivisten im Haus, die die Polizei noch nicht versucht hat raus zu bekommen.
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Demnach waren doch Leute im / auf dem Haus oder wurde da was falsch kommunziert?

Foto: Demonstranten auf dem Haus

ich 08.10.2007 - 15:23
Auf modkraft.dk findet sich dazu dieses:
 http://modkraft.dk/IMG/jpg/bzat-III.jpg
("Foto: Lars Michael.")


haus wurde geräumt

soo 08.10.2007 - 18:23
ich war da...es gab ja vier finger: grün rot türkis und gelb...

kurzer überblick....

der türkise block wurde vollkommen gerockt (90% festgenommen-->alle wieder frei)
der grüne block hat es nah rangeschafft wurde aber mit hilfe von massiven tränengas einsatz abgedrängt
der rote block (feministen) hat es in haus geschafft. wurden nach 2 std geräumt und alle in die GESA gebracht (alle wieder frei)
der gelbe block wurde auch abgedrängt und hat sich später mit den resten des türkisen fingers und dem grünen block zusammengeschlossen!

jetzt tritt plan B in kraft....
plan b bleibt noch unbekannt!

außerdem für alle die infos: es gab während den aktionen einen ehrencodex...Keine Aktive gewalt....das heißt KEINE aktive angriffe auf Polizeibeamte/innen!
Wir haben uns nur passiv gegen Polizeiangegriffe geschützt...mit schilden, leitern hinter den transpis uns gasmasken...so zur info: vermummunt ist in Dänemark erlaubt!

@soo

ungdomshuset nu! 08.10.2007 - 19:04
also, so ganz korrekt ist das nicht: der gelbe Block war der von queer-feministischen Gruppen angeführte. Nachdem die Demo von der Polizei massiv mit Tränengas angegriffen wurde, sammelte sich dieser Block nach einiger Zeit wieder und machte mit ein paar hundert Leuten einen kleinen Umweg Richtung Zielgelände in der Grøndalsvænge Allé 13. Dabei wurden wir zweimal von eilig herbeieilender Polizei gestoppt, die uns mit ihren Wannen den Weg blockieren wollten. Beides mal kamen wir jedoch an den relativ wenigen Bullen vorbei. Dabei konnten diese zwar die ersten Reihen inkl. Fronttranspi blockieren (bzw. kesseln), ließen sie aber weiter, nachdem alle anderen durchgekommen waren. Dann stand der gelbe Block auch schon vor dem Eingangstor zum Gelände und die ersten kletterten über das Tor. Dabei sind wohl zwischen 50 und 150 Leute aufs Gelände gekommen. Der Rest wurde von der Polizei mit Tränengas abgedrängt und zerstreute sich anschließend, die aufs Gelände Gelangten wurden festgenommen.

Zahlen?!

xedgex 08.10.2007 - 19:16
Aber wieso steht da eigentlich was von nur 4000 Leuten? Am Samstag hiess es doch es seien bis zu 10000 Leute?! Wenn ich die Bilder von der Demo sehe sieht es auch nach viel mehr als 4000 aus!

Wichtige Klarstellung

hm. 08.10.2007 - 20:35
soo 08.10.2007 - 18:23:
"so zur info: vermummunt ist in Dänemark erlaubt!!"

Das ist absolut nicht richtig! Nicht, dass hier irgendwelche Missverständnisse entstehen: Das Vermummen ist ausdrücklich gesetzeswidrig!

 http://legal.squat.net/dokuwiki/doku.php?id=abc_kopenhavn_de&PHPSESSID=6c4e96977ce4d01abbae16126582467b

Treffen mit Ritt

singuia 08.10.2007 - 20:58
Wenn die sich getroffen haben würd ich mal auf  http://ungeren.wordpress.com gucken ob da was dazu kommt ;)

Irgendwann diese Woche...

Die FR schrieb...

leserin 09.10.2007 - 12:01

Gespräch mit Frau Bürgermeisterin

Berliner 09.10.2007 - 16:40
Heute am 8. Oktober trafen sich Leute aus dem Ungdomshuset Umfeld mit Kopenhagens Bürgermeisterin Frau Ritt, um sich zu verständigen, wie die janze Sache weitergehn soll.

Dabei hat Ritt die Regeln gemacht, nicht die Aktivisten:
ENTWEDER: Ein privater Fond (irgendsone kapitalistische Geldanlage für Spinner) kauft ein Haus und stellt es den jugendlichen zu Verfügung.
Den Fond will ich mal sehen, mit dem mensch sowas machen kann. Den will ich dann hier aber auch haben.
ODER: Die Stadt Kopenhagen (sprich der Staat) stellt ein Haus zu Verfügung. Hört sich gar nixht so schlecht an, oder? DOCH! Den jetzt kommen die Bedingungen: Die Stadt führt die Aufsicht im Haus!! Unter Aufsicht, versteht Frau Ritt: 1. Die Lebensmittelgesetze müssen eingehalten werden. Bedeutet keine Parties mehr, außer es wird nur noch Malzbier getrunken und keine Art von getrockneten Gewächsen geraucht. 2. Das Haus muss die Branvorschriften einhalten. Heisst: Keine Lagerfeuer mehr im Hof etc. ETC. PP
Ich hab das so verstanden, dass in dem Falle auch immer eine Aufsichtskraft der Stadt im Haus anwesend sein wird und aufpasst dass die wilden Burschen keine Scheiße machen. Juhuu, wie bei Mama damals...

Naja: tolles Angebot, oder?! Ich kann den Kopenhagenern nur raten: lasst euch nicht verarschen! Mit staatlicher Aufsicht, wird das Ungdomshuset nie wieder so, wie wir es geliebt haben. Und als europaweiter Treffpunkt der Linken (oder autonomen etc) "Szene" kann so ein Haus ja dann auch nicht mehr herhalten( Was die Leute in Kopenhagen natürlich wenig stören wird).

Ungdomshuset bleibt Ungdomshuset! Keine Kompromisse! Besetzen statt Besitzen!

presse

egal 10.10.2007 - 01:12
nur zur info..
in Bergen/Norwegen gingen zu dem Vorfall 2 Meldungen über den Ticker in den Öffentlichen Verkehrsmitteln:
Ausland: In Kopenhagen/Dänemark wurden Demonstranten, die ein neues Ungdomhuset forderten, von der Polizei unter massivem Tränengaseinsatz zurückgedrängt.
Inland: In Oslo protestierten ca. 20 Menschen vor der Dänischen Botschaft.
[Nachrichten aus dem Gedächtnis übersetzt]

Nicht, dass da etwa Hintergrundinfos gestanden hätten, war aber auch nur ein Ticker (so ein Schriftlaufband, welches die wichtigsten News erwähnt.. z.b. dass brann norwegischer meister geworden ist und dass ein kind vermisst wird und dass es einen schlimmen autounfall irgendwo gab.), und dafür fand ichs bemerkenswert.

kleine soliaktion in ffm

name 15.10.2007 - 00:10
In Frankfurt am Main wurde in der Nacht vom 7. auf den 8. aus solidarität ein Transpi für den Häuserkampf in Kopenhagen auf dem Füßgängerübergang einer Autobahnbrücke gehängt.
Auf dem Transpi stand:
Linke Freiräume erkämpfen und erhalten!
von Kopenhagen bis nach Frankfurt!

keine Große Aktion, Fotos gibs auch nicht, aber vielleicht fügt jemand der/die das Transpi gesehn hat ja noch nen Foto bei oder so...

In diesem Sinne
Freiräume erkämpfen und erhalten
sqaut the world

Solidarität mit dem ungdomshuset, der Köpi und allen anderen linken Zentren

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