Besetzungen in Österreich / Avstrija

Avstrija torpedirati 06.10.2007 18:33 Themen: Freiräume
Erneute Besetzung in Graz +++ Grazbachgasse 43/45 seit letzter Nacht besetzt +++ vierte Inbesitznahmeaktion dieses Jahr +++ Solibesetzung in Linz +++ solidarische Grüße aus Salzburg +++ squat the world - fight the burschis +++ Ungdomshuset kommt (wieder)
Besetzung in Graz

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde in Graz in der Grazbachgasse 43/45 erneut ein Haus besetzt, um ein autonomes Kulturzentrum aufbauen zu können. Es handelt sich dabei bereits um die dritte Hausbesetzung dieses Jahr in Graz. Nachdem die letzte Besetzung nach 4 Tagen von der Polizei geräumt wurde, und Verhandlungen mit der Stadt nichts als halbherzige leere Versprechungen gebracht haben, möchten die AktivistInnen ihr Anliegen verdeutlichen. Geplant sind Dinge, die noch immer keinen Raum gefunden haben - ein Kost- Nix- Laden, eine Bibliothek, Volxküche, Ateliers und Proberäume, etc. - alles frei zugänglich und nach eigenen Bedürfnissen gestaltbar.

Hier eine die bisherige (unvollständige) Chronologie der Ereignisse:
(Ereignisse laufen von unten nach oben)


Sa., 6.10.07

16:00 Im Haus ist ein Garagenplatz vermietet. Der Mieter ist vor Ort und solidarisiert sich mit der Besetzung. Dem Aufruf der Mietverweigerung will er jedoch noch nicht nachkommen:) Erste Gerüchte über die Pläne mit dem Haus sprechen von Abriss und Neubau von weiteren Garagenplätzen, die sich schwerer mit unseren Plänen vereinbaren lassen. ORF Kamera Team war vor Ort

14:30 - Die Vorbereitungen für den heutigen Abend laufen auf Hochtouren. Eine Radiosendung läuft auf Radio Helsinki (www.helsinki.at).

13:45 Mehr Infos zum geplanten Programm heute Nachmittag/Abend: Am Nachmittag wird eine Volxküche eingerichtet, der Kost-Nix-Laden zieht als erste Initiative in das Haus ein! Am Abend werden eine Lesung sowie ein Kost-Nix-Kino veranstaltet, danach gibt's Musik.

13:00 Die Besetzer_innen sind wieder da! Der Newsticker wird wieder aktualisiert.

03:30 Im Haus ist alles in bestem geordnetem Chaos und chaotischer Ordnung, die Stimmung ist ausgezeichnet. Freude gibt's vor allem über die Solidaritätsaktion in Linz.
Der BesetzerInnen-Pressedienst verabschiedet sich für heute und bringt ab morgen vormittag wieder Leckerlies.

02:00 Polizei ist nach einem kurzen Gespräch mit den Besetzer_innen wieder fort. Die Lage war entspannt, die Polizei forderte nur auf, "keinen Dreck zu machen". Es haben sich mehr Menschen aus ganz Österreich ins Haus begeben, einer Schätzung zu Folge sind bereits jetzt 40-50 Besetzer_innen im Haus.
01:40 - zum ersten Mal ist die Polizei mit zwei Streifenwägen vor Ort, um die Lage zu checken.


Fr., 5.10.07

ca. 23:30 - die ersten Leute sind im Gebäude in der Grazbachgasse 43/45 eingtroffen und beginnen, das Haus herzurichten.



Die Besetzer_innen haben auch schon folgende Pressemitteilung ausgeschickt:


Pressemitteilung - Hausbesetzung am 05.10.2007

--- Zum dritten Mal in diesem Jahr wurde am Freitag, dem 5.10.2007, in Graz ein Haus besetzt. ---

Wir haben versprochen wiederzukommen. Und wir haben dieses Versprechen gehalten:

Nachdem Verhandlungen mit der Stadt nach der letzten Besetzung im Juli dieses Jahres erfolglos geblieben waren, haben wir uns entschlossen, das Schicksal emanzipatorischer Kultur und Politik ein weiteres Mal in unsere eigenen Hände, die Hände der unmittelbar Betroffenen, zu nehmen. Die Gespräche und die daraus folgenden vagen Vorschläge von Seiten der Stadtpolitik - von denen der konkreteste die Überlassung eines (!) Proberaums im kommerzialisierten Club ppc in der Neubaugasse war - zeugen davon, dass unser Ansinnen keineswegs verstanden wurde.

Uns ist auch klar, dass die Stadtpolitik in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft an der sozialen Situation weder etwas ändern kann noch will. Wer ein Dach über dem Kopf braucht, muss sein Leben lang dafür hackeln, Eigentum an Grund und Boden hat in privaten Händen zu bleiben. Wir können das nicht akzeptieren, denn Wohnen und die Gestaltung des eigenen Lebens muss ein Menschenrecht sein und darf nicht abhängen von herbeiphantasierten Sachzwängen wie "wir müssen Lohnarbeit verrichten um uns etwas leisten zu dürfen". Das im Neoliberalismus propagierte "there is no alternative" ist blanker Unsinn - und wir zeigen das.

Aus diesen Gründen wurde am Freitag Abend das Haus in der Grazbachgasse 43/45 von uns besetzt, um es für Kunst-, Kultur- und politische Projekte öffentlich zugänglich zu machen. Das Gebäude steht wie alle anderen bisher besetzten seit mehreren Jahren leer und eignet sich ideal für ein autonomes Kulturzentrum. Wie wir die letzten Male an der Reaktion der Bevölkerung gesehen haben, besteht auch der dringende Bedarf dafür. Geplant sind Dinge, die noch immer keinen Raum gefunden haben - ein Kost- Nix- Laden, eine Bibliothek, Volxküche, Ateliers und Proberäume, etc. - alles frei zugänglich und nach eigenen Bedürfnissen gestaltbar.

Auch dieses Mal sind wir entschlossen zu bleiben! Ein autonomes Kulturzentrum in Graz muss her!

Wir rufen auf zu Mietverweigerung und vielen weiteren Besetzungen!

Mit kämpferischen Grüßen


Auch die WEG solidarisiert sich mit den Squatter_innen.
Mittlerweile hat sich im besetzten Haus auch schon der Umsonst laden eingenistet:

--- Unsere volle Unterstützung haben die BesetzerInnen in Graz , da sie Räumlichkeiten benötigt um selbstverwaltetes Sozialzentrum zu schaffen:

„(…) Markt, Arbeit, Geld und Ware, kurz: Kaufen und (sich) verkaufen sind grundlegende Organisationsprinzipien unserer Gesellschaft. Der Staat schaut darauf, dass das alles auch im Niedergang so bleibt. Diese Prinzipien sind heute (endgültig) zu negativen Kräften geworden. Sie führen immer mehr Menschen in Isolation, Verelendung und Unterdrückung. Sie zerstören unsere Lebensgrundlagen.
Wir suchen den Ausweg jenseits dieser Prinzipien. Wir wollen eine freie Vereinigung und Kooperation von Menschen, die nicht tauschen, sondern teilen, nicht konkurrieren, sondern zusammenhelfen. Dabei gehen wir von den sozialen, geistigen und materiellen Bedürfnissen, die wir hier und jetzt einbringen wollen, aus. Was wir angehen, ist ein Experiment; ein gemeinsamer Lernprozess. (…)“ (aus dem W.E.G Manifest)

Doch für diesen Lernprozess und den Aufbau tausch- und geldloser Strukturen bedarf es Ressourcen, Produktionsmittel und Raum, die in der kapitalistischen Totalität nur über den Markt zu beziehen sind. Dieser Umstand zwingt zum Verkauf und der konkurrenzförmigen Verwertung jeglicher Projekte und des eigenen Lebens. Wir unterstützen daher Versuche illegaler Aneignung um aus diesem Abhängigkeitskreislauf auszubrechen.

Preguntando caminamos
W.E.G. (Wertkritische Emanzipatorische Gegenbewegung)---

 http://at.indymedia.org/de/node/4184
 http://at.indymedia.org/de/node/4132
 http://at.indymedia.org/de/node/4122
 http://at.indymedia.org/de/node/4129
 http://at.indymedia.org/de/node/4194
 http://at.indymedia.org/de/node/4205


Soliaktion in Linz:

Trotz Burschikommers an diesem Wochenende hatten einige Leute in Linz dennoch Zeit und Muße sich mit den Besetzer_innen in Graz zu solidarisieren. Daher besetzten auch sie ein Objekt.

--- Hier ihre Aussendung:

Wir haben heute ein Lagergebäude beim Frachtenbahnhof in Linz besetzt, weil es uns reicht. In dieser Stadt ist es kalt. Wir wollen in unserem Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung nicht auf kommerzielle Angebote angewiesen sein. Es fehlt an politisch-sozial-kulturellen und unkommerziellen Freiräumen. Selbst die sogenannte freie Szene wird ihrem Anspruch nicht gerecht. Die Vorboten der auf uns hereinbrechenden Kulturhauptstadt 2009 lassen da noch Schlimmeres erahnen.
Wir verstehen unsere heutige Aktion auch in einem überregionalen Kontext, als Solidaritätsbekundung zu den freien Radikalen, die heute zeitgleich in Graz erneut ein Haus besetzten.
Durch die zwei Transparente mit den Aufschriften „Freiräume! Hier und jetzt“ und „Dieses Haus ist besetzt“machten wir auf unser Anliegen aufmerksam.

Solidarische Grüße
Freie Radikale Linz ---

 http://at.indymedia.org/de/node/4171


Grüße aus Salzburg:

Und auch die Mozartstädter_innen ließen nicht lang auf sich warten und solidarisierten sich spontan mit den Besetzungen.

 http://at.indymedia.org/de/node/4171


Auch wenn soviel Freiraumgschichtn grad am laufen sind:
vergesst den Burschikommers in Linz nicht! Die Demo gegen die deutschnationalten Männerbunde beginnt in diesen Minuten in Linz.

 http://at.indymedia.org/de/node/3005#comment-3081
 http://at.indymedia.org/de/node/3005#comment-3082
 http://at.indymedia.org/de/node/3005
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Ergänzungen