NRW: Schweigen zum Verfassungsschutz-Skandal

Polit-Café 05.10.2007 19:41 Themen: Antifa
Neues von dem NS/VS-Skandal in NRW. Oder: Keine Neuigkeiten sind auch Neuigkeiten.
Wie schon auf Indymedia berichtet ( http://de.indymedia.org/2007/09/194095.shtml) schützten die Beamten des Nordrheinwestfälischen Verfassungsschutzes den Lünener Neonazi Sebastian Seemann vor der Verfolgung der Strafbehörden. Seemann war im Prostitutionsgewerbe und im internationalen Drogen- und Waffenhandel aktiv. Darüberhinaus aktiver Organisator des verbotenen „Blood an Honour“-Netzwerkes, Mitglied des engsten Kreises um die Dortmunder Naziband „Oidoxie“, des Naziladens „Donnerschlag“, des „Nationalen Widerstands Dortmund“ und der Vernetzung nach Marl, Hamm und anderen Städten in NRW. Die Bielefelder Polizei observierte ihn schon eine Zeit lang, bis sie ihn mit erheblichen Mengen Kokain verhaftete.
Nun hat die Bielefelder Polizei eine Strafanzeige gegen den/die Agentenführer Seemanns in Düsseldorf gestellt. Diese hatten den jahrelang für sie arbeitenden Nazi vor der Telefonüberwachung durch die Polizei gewarnt und somit dessen kriminellen Machenschaften vor ihren Kollegen geschützt.
Seitdem kam es zu zwei Sitzungen des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Aber alle Seiten sind zum Schweigen verpflichtet worden. Weder aus dem Innenministerium der schwarz-gelben Koalition, noch aus der Bielefelder Polizei und Justiz gelangen Informationen an die Öffentlichkeit.
Auch die Strafanzeige der Bielefelder Polizeibeamten gegen die Beamten des Düsseldorfer Verfassungsschutzes scheint nicht weiterverfolgt zu werden. Lagen die Akten zunächst bei der Bielefelder Staatsanwaltschaft, so wurden sie an die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weitergereicht und wieder an Bielefeld verwiesen. Gründe dafür wurden nicht genannt.
Es ist zu vermuten, dass hier auf Zeit gespielt wird. Denn nach Aussagen eines SPD-Landtagsabgeordneten wäre dies einer der größten Skandale in der Geschichte des deutschen Verfassungsschutzes. So ist Schweigen verordnet, bis sich die Aufregung gelegt hat.
Ob überhaupt Ermittlungen gegen den/die Agentenführer Seemanns und damit schließlich auch ein Verfahren wegen Geheimnisverrats und Strafvereitelung im Amt eingeleitet wird, ist mehr als fraglich. Die Entscheidung über die Erlaubnis zu Ermittlungen im eigenen Hause liegt nämlich bei dem in die Kritik geratenen Innenminister Dr. Ingo Wolff. Und eine Konsequenz der Offenlegung dieses Skandals würde zwangsläufig seinen Rücktritt bedeuten, so die Forderung des SPD-NRW-Sicherheitsexperten Karsten Rudolph (NW vom 25.09.07).
Aus der Devise, dass „keine Neuigkeit auch eine Neuigkeit ist“ erhärtet sich nun der Verdacht, dass hier ein Verfassungsschutz am Werke ist, der nicht nur illegal operiert, sondern explizit dabei ist, die deutsche Neonaziszene aufzubauen, zu organisieren, strukturieren und zu bewaffnen. Das alles ohne sich einer parlamentarischen Kontrolle stellen zu müssen.

Funkstille herrscht auch über die Information aus der Frankfurter Rundschau, dass es weitere 12 enttarnte VS-Agenten in der Neonaziszene gäbe. Eine Bestätigung durch das Innenministerium käme natürlich einem Offenbarungseid dieser Behörde gleich. So hieß es durch den Staatssekretär Karl Peter Brendel: „Wir können das nicht bestätigen.“ Dementieren wollte Brendel die Enttarnung aber ausdrücklich nicht.
Eine Bestätigung dieser Informationen käme gleichfalls in der Naziszene einem Offenbarungseid gleich: Kein NS ohne VS!
Alles, was diesen zuletzt angesprochenen Bereich anbelangt, ist spekulativ – Sollte aber nicht aus den Augen verloren werden.

Die anfängliche Aufregung in der NS-Szene hat sich indes gelegt. Hausdurchsuchungen zwecks Waffenfunden gab es nicht. Dies wäre seitens des Innenministeriums auch dumm gewesen, hätte es doch nicht nur bewiesen, wie kriminell ihr V-Mann war. Sonder auch, was dieser zur Militarisierung der Naziszene beigetragen hat.
So sind sich die „Kameraden“ ihrer sicher. Über die internationalen Kontakte ließen sie in verklausulierter Form schon einem wissen, woher der Wind weht und kündigten via Internet ein „Massaker“ an.

To be continued…
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Ergänzungen

DIE LINKE stellt Strafanzeige

XYZ 06.10.2007 - 00:14
Der Kreisvorstand der Partei DIE LINKE. DORTMUND hat Strafanzeige gegen Unbekannt wegen einer politisch motivierten Anstiftung zum Mord gestellt. Neonazis hatten Schriftzüge wie „Kill your local Antifa" und dazu Internetlinks auf einschlägige Naziseiten an mehrere Wände in Dortmund gesprüht, unter anderem an der U-Bahnhaltestelle Hafen in der Malinkrodtstr.

„Nach den wiederholten Anschlägen auf die Büros demokratischer politischer Parteien, auf Wohnhäuser linker Politiker und den organisierten Naziüberfällen auf die linke Szenekneipe Hirsch-Q mit mehreren Verletzten sind derartige Aufrufe zum Mord nach unserer Einschätzung ausgesprochen ernst zu nehmen", meint Utz Kowalewski, Kreissprecher von DIE LINKE. DORTMUND. Helmut Manz, Mitglied im Landesvorstand von DIE LINKE und Anmelder der Antifademo am 1. Mai, legt besonderen Wert darauf, dass das Verharmlosen und Wegsehen endlich ein Ende hat: "Mit dem politisch motivierten Mord an Thomas Schulz, sowie mit den Morden an den drei Polizisten in Dortmund durch einen bekennenden Neonazi haben die Faschisten schon lange gezeigt, dass sie keine Grenzen in ihrem Handeln kennen. Nun ist entschlossenes Handeln von Seiten der Polizei gefragt, bevor es zu weiteren Morden kommt."

Die Linken erwarten von Polizei und Staatsschutz eine saubere Ermittlungsarbeit um die Täter ausfindig zu machen und sie der Justiz zuzuführen. Von den Inhabern der mit Straftatbeständen verunstalteten Flächen erwartet die Linke die unverzügliche Reinigung. Die Kosten dafür sollten natürlich beizeiten den verursachenden Nazis in Rechnung gestellt werden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@Nazi — Antinazi

Wer macht denn die Gesetze? — in der BRD?

Also mal ehrlich... — (muss ausgefüllt werden)

ei sowas — tut nix zur sache

Jetzt geht´s los :-) — KLARTEXT

gute sache — der feind