Protest am Tag der Heimat in Lippstadt

BgBdV 30.09.2007 18:41 Themen: Antifa
Heute zelebrierte der Kreisverband Soest des "Bundes der Vertriebenen" seinen diesjährigen "Tag der Heimat" in der Lippe-Residenz.
Wie im letzten Jahr auch, nahmen einige Leute die Gelegenheit wahr, um Kritik an der völkischen und revanchistischen Politik des BdV zu üben. Es wurde ein Transparent mit der Aufschrift "Deutsche Täter sind keine Opfer" entrollt, und Flugblätter verteilt.
Sichtlich erzürnt über diese als Provokation empfundene Meinungsäußerung, wurde bald die Polizei gerufen, welche einige Personalien feststellte.
Im letzten Jahr hatte der Tag der Heimat für erheblichen Wirbel, auch in der Lokalpresse gesorgt. Damals hatte die Einladung von Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhonhof als Hauptredner für erhebliche Kritik gesorgt. Dieser in Neonazi-Kreisen beliebt Hobby-Historiker hatte in seinem Buch "1939-45, der Krieg der viele Väter hatte" die deutsche Kriegsschuld geleugnet, und den Vernichtungskrieg im Osten als Notwehr zur Rettung der Menschenrechte der Volksdeutschen umgedeutet. Zwar wurde dieser nach massivem Protest wieder ausgeladen, was allerdings laut Kreisvorsitzendem Feuerborn allein aus Sicherheitsgründen geschah. So betonte Feuerborn dass Schultze Rhonhof ja eigentlich Recht habe, und dass man dank der "linken Hetzpresse" in "Deutschland nicht mehr die Wahrheit sagen dürfe". Vor dem Hintergrund erscheint jedwede scheinbare Mäßigung als reine Taktirerei!


Tag des Geschichtsrevisionismus in Soest

 http://de.indymedia.org/2006/09/156810.shtml

Dokumentation um den letzten Tag der Heimat in Soest

 http://www.puk.de/tacheles/jll/jll/txt/soest-10-09-06/index.html

Artikel aus dem Soester Anzeiger zu Schultze-Rhonhof

 http://www.puk.de/tacheles/jll/jll/txt/soest-10-09-06/presse-06-09-06.pdf
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Ergänzungen

Flugblatt

skinny norris 30.09.2007 - 19:03
Die Heimattümelei des BdV
Ein notwendiger Kommentar zum Tag der Heimat in Lippstadt

Jedes Jahr im Herbst begeht der "Bund der Vertriebenen"(BdV) seinen "Tag der Heimat". Es ist die zentrale Veranstaltung des mitgliederstärksten Verbandes des deutschen Revanchismus. Seit seiner Gründung war der BdV nicht bloß eine Interessensvertretung der umgesiedelten Flüchtlinge in der jungen Bundesrepublik, sondern verfolgte stets das Ziel die Nachkriegs-Grenzen zu ändern, um so dem verloren gegangenen Großdeutschland wieder einen Schritt näher zu kommen. "Recht auf (die) Heimat" ist die Parole, die diesen Anspruch ausdrücken soll.

Wie war das letztes Jahr ?
Beim letzten Tag der Heimat (in Soest) sorgte die Ankündigung von Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhonhof als Festredner für Wirbel. Dieser hatte in seinem Buch "1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte" den deutschen Vernichtungskrieg gegen Polen als Notwehrakt "zur Wahrung der Menschenrechte der Volksdeutschen" umgedeutet.
Als auch die Lokalpresse kritisch berichtete („Der Kronzeuge der Neonazis ist Festredner beim Heimat-Tag“, Soester Anzeiger, 06.09.06 ), wurde Schultze-Rhonhof kurzfristig ausgeladen- aus Sicherheitsgründen, nicht aus ideologischen Gründen, wie der Kreisvorsitzende Feuerborn betonte.
Anstatt Abgrenzung zu üben wurde die "linke Hetzpresse" angeprangert.
Wenn die revanchistischen und nationalistischen Positionen eines Schultze-Rhonhof durch die Vertreter des BdV gedeckt werden, und offensichtlich auf breite Zustimmung stoßen, sagt das einiges über den Charakter dieses Vereines aus. Die Kritik an der Politik des BdVs macht sich nicht an "einzelnen" Skandalrednern fest, sondern an ideologischen Schnittmengen mit Neonazis.

Der BdV- Eine Menschenrechtsorganisation ?
"Recht auf (die) Heimat" - das klingt zuerst unverfänglich. Mit "Heimat" meinen die Vertriebenenverbände aber nicht einfach den Wohnort eines Menschen, der ja schließlich auch gewechselt werden kann. Die "Heimat" beschränkt sich ein Leben lang auf das Land, in das der Mensch als "Mitglied eines Volkes" hinein geboren wurde. "Volk" definieren die Vertriebenenverbände noch immer "blutsmäßig": Zum "deutschen Volk" sollen nur diejenigen gehören, die "deutscher Abstammung" sind. Geburtsort und Staatsangehörigkeit spielen keine Rolle. Die NPD und andere Neonazis vertreten genau den gleichen Volksbegriff. Auch bei ihnen dient er zu Ausgrenzung und Diskriminierung derjenigen, denen kein Platz in der "Volksgemeinschaft" eingeräumt wird. Jedes "Volk" hat in dieser Argumentation seine angestammte "Heimat". Die "Heimat" der "Deutschen" soll sich bis weit nach Polen, Tschechien und Russland hinein erstrecken. Diese Ansichten können wir treffend als "Blut-und-Boden"-Ideologie bezeichnen. Zur "Heimat" bestehe ein ganz besonders enges Verhältnis, das selbst noch auf die
Nachkommen übergeht. Denn auch sie, obwohl persönlich nicht von der Umsiedlung nach 1945 betroffen, zählt der BdV noch als „Vertriebene“, die ein "Recht auf Heimat" hätten. Dabei sind die ehemals "Vertriebenen" vollständig in die bundesrepublikanische Gesellschaft integriert. Anders als sich der Staat gegenüber Flüchtlingen aus anderen Ländern verhält - die eben nicht zum imaginierten „deutschen Volk“ gehören sollen - wurden sie massiv
unterstützt und konnten sich deshalb eine sichere Existenz aufbauen. Der BdV setzt sich eben nicht für
Bewegungsfreiheit und freie Wohnortswahl aller Menschen ein. Er gehörte übrigens zu den ersten, die die Abschaffung des Asylrechts forderten. "Schluss mit dem Scheinasylantentum" titelte die Verbandszeitung Deutscher Ostdienst schon 1989. Man warnte vom "massenhaften Zustrom von Ausländern", der Milliarden Mark kosten würde. Stattdessen sollten die "deutschen Aussiedler" unterstützt werden.

Nur Opfer von Vertreibung ?
Die Selbstinszenierung als Menschenrechtsorganisation, stellt sich also schnell als Heuchelei heraus.
Würden die "Vertriebenen" als das bezeichnet werden, was sie in ihrer Mehrheit vor 1945 waren - nämlich AnhängerInner, NutznießerInnen des Nationalsozialismus und (Mit-)TäterInnen an dessen Verbrechen - dann würde ihr "Recht auf die Heimat" in einem ganz anderen Licht erscheinen. Deswegen ist es dem BdV auch ein großes Anliegen jeden Kausalzusammenhang zwischen nationalsozialistischer Herrschaft, Vernichtungskrieg, "Germanisierung" des Ostens und der Umsiedlung der Deutschen nach 1945 zu verleugnen. Vielmehr versuchen sie letztere in die Nähe der NS-Verbrechen, vor allem der Massenvernichtung der europäischen JüdInnen zu bringen. Diese Anmaßung ist entschieden abzuweisen. Es ging eben nicht um eine Vernichtung der Deutschen, noch um "ethnische Säuberungen". Viele der „Vertriebenen“ flüchteten schon vor dem Einmarsch der Roten Armee mit den sich zurückziehenden Wehrmachtseinheiten in Richtung "Alt-Reich". Die aktive Rolle, die viele "Volksdeutsche" bei der Zerschlagung von Staaten wie der Tschechoslowakei oder während der Besatzung gespielt hatten, waren ein Grund dafür, dass die Alliierten sie dort nicht mehr wohnen lassen konnten. Ein Wiedererstarken des deutschen Nationalismus sollte verhindert werden. Nicht zu Unrecht wurden die "Volksdeutschen" als "Hitlers fünfte Kolonne" bezeichnet. Sie beteiligten sich aktiv an der Terrorisierung und Vertreibung der nicht deutsch sprechenden Bevölkerung in den Ostgebieten und profitierten davon, z.B. indem sie ihr Land raubten. Die persönliche Haltung zum Nationalsozialismus, also ob die betreffende Person GegnerIn oder UnterstützerIn des Regimes war, entschied zudem, wer nach dem Krieg das Land verlassen musste

Wenn der BdV auch diesen Herbst wieder seinen ritualisierten Opfermythos zelebriert, können und wollen wir das nicht unkommentiert lassen.


Keine städtische Unterstützung für den Bund der Vertriebenen!

Keinen Raum der Geschichtsverfälschung!

Bund der Vertriebenen und andere Revanchistenverbände auflösen!

Völkische Ideologien angreifen !



Visdp: Skinny Norris

Presse-Artikel

leser 04.10.2007 - 22:31
Das schreibt das Lokale Tagesblatt, "Der Patriot"


Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 02.10.2007 :

Offener Dialog erwünscht / Feierstunde zum "Tag der Heimat" stand im Zeichen der Versöhnung / Integrationsbeauftragter vom Verhalten der Demonstranten enttäuscht

Kreis Soest. Seit 2001 hatte der "Tag der Heimat" immer im Altkreis Soest stattgefunden, am Sonntag war wieder einmal Lippstadt an der Reihe. Der Einladung des Bundes der Vertriebenen (BdV), Kreisverband Soest, in den Bernhard-Saal des Hotels Lippe-Residenz folgten rund 200 Gäste - darunter auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Kirche. Der Gedenktag stand in diesem Jahr unter dem Motto "Heimat ist Menschenrecht".

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass mit dieser Veranstaltung eine wichtige Basis für Integration und Versöhnung geschaffen werde. Dass diese Anliegen einige Demonstranten, die vor dem Hotel ihren Unmut ausdrückten, nicht verstanden hatten, enttäuschte den Hauptredner des Tages, Thomas Kufen, der als Integrationsbeauftragter der NRW-Landesregierung und Vorsitzender des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen zu Gast war. Gerade deshalb wünschte er sich einen offenen und ehrlichen Dialog und mehr Aufklärung über die bundesdeutsche Geschichte der Flucht und Vertreibung. Er begrüßte, dass die Behandlung des Themas demnächst vermehrt in den Schulunterricht einfließe. "Gemeinsame Erinnerung eröffnet Chancen für gegenseitiges Verständnis", so Kufen weiter. Dass Heimat nicht nur eine Region umfasse, sondern auch Punkte wie Kultur, Sprache, Religion und Familie beinhaltet, machte Werner Lohn deutlich. Gerade deshalb müsse Heimat ein generelles Menschenrecht werden, für das sich die Politik einsetzen müsse, erklärte der CDU-Landtagsabgeordnete.

"Heimat geht jeden etwas an, ob heimatverblieben oder heimatvertrieben, alle Menschen bleiben schicksalhaft heimatgebunden", so Markus Patzke, BdV-Vorsitzender des Ortsverbandes Lippstadt-Lipperbruch. Deshalb wünscht er sich gemeinsam mit dem Kreisvorsitzenden des BdV, Franz-Joseph Feuerborn, in Zukunft einen "Tag der Heimat", von dem sich alle angesprochen fühlen.