Leipzig: Spaßguerilla inhaftiert die Polizei

riLle & herbfack 30.09.2007 03:10 Themen: Antifa Freiräume Repression
In den Abendstunden des 29.09.2007 (Samstag) inhaftierte die Spaßguerilla Leipzig einen Streifenwagen der Polizei Leipzig. Die Gefangenen, zu deren Ehren ein Feuerwerk und eine Party stattfanden ließen sich am Ende durch die Feuerwehr befreien.
Leipzig, Indymedia: Am späten Samstagabend wurde ein Fahrzeug der Polizei Leipzig in einem alten Industriekomplex gelockt und dort eingesperrt. Die dort "gefangenen" Beamten konnten erst nach einer Stunde und unter der Bewachung von 6 Sixpacks der Polizei durch Feuerwehrkräfte befreit werden.
Zu der Aktion bekannte sich die "Spaßguerilla Leipzig" und verwies in einer Presseerklärung, welche einem der Zaungäste zugespielt wurde, auf den Hintergrund der Aktion.

So wurde vor "circa 6 Wochen" eine Alternative Feier in dem alten Druckereikomplex durch Polizeibeamte gestört. Da die eingesetzten Kräfte der Polizei jedoch keinen der meist jugendlichen Partygänger schnappen konnte, wurden durch die enttäuschten Polizisten die Ventile aller auf dem Gelände befindlichen Fahrräder zerstört.
In der Pressemitteilung heißt es weiter, dass diese Handlung als "Sachbeschädigung im Dienst" zu werten ist. Jedoch wurde "auf eine Anzeige verzichtet" und das Vergehen der Polizeibeamten "als sportliche Herausforderung angenommen". Die Aktion richtete sich, laut Pressemitteilung, "nicht gegen die Polizei als Solche", zumal die "Bewegungsfreiheit der Polizeibeamten zu jedem Zeitpunkt gewährleistet war". So sollte die Aktion "ausschließlich [...] die Bewegungsfreiheit der Fahrzeuge der Polizei einschränken". Die subversive Aktion, die unter dem Namen "Aktion Gegenschlag" lief, sollte so offensichtlich eine Art 'Vergeltung' für die Handlungen der Polizei zuvor gewesen sein.

Nach unseren Recherechen spielte sich der Samstagabend (29.09.2007) in etwa wie folgt ab:
Die offensichtlich gut organisierte Gruppe um "Die Aktionisten" oder "Spaßguerilla" lockte durch eine fingierte Feier in dem alten Druckereikomplex gegenüber des Grassimuseums einen Streifenwagen der Polizei auf das große Gelände. Der Streifenwagen fuhr nahezu bis zum Ende des Vorplatzes, dort wo sie die vermeintliche Feier vermuteten. Da nach ihrem Eintreffen ein Feuerwerk vom Dach des Gebäudekomplexes, auf dem wohl auch eine rote Fahne gehisst worden war, startete, nutzte eine Gruppe von Aktivisten die Gunst der Stunde und verschloss das Stahltor am Eingang des Geländes kurzerhand mit drei Fahrradschlössern. Wenige Minuten darauf fanden sich etwa 50, zumeist Jugendliche, Personen vor dem nun verschlossenen Tor ein und feierten mit Bier, Musik und Feuerwerk die eingeschlossenen Beamten. Die eingeschlossenen Beamten unterdies, für die die Aktivisten passend zum Feuerwerk sogar eine Flasche Sekt bereitgestellt hatten, riefen Verstärkung herbei. Und so stießen zu den Feiernden am Tor in kürzester Zeit 8 Sixpacks der Polizei, die die Personalien nahezu aller Anwesenden aufnahmen. Nachdem die eingeschlossenen Polizeibeamten circa eine Stunde auf dem Gelände ausgeharrt hatten, wurden sie durch den beherzten Einsatz von Bolzenschneidern von der Feuerwehr befreit.
Bilanz des Abends: 0 verletzte Personen, 0 Ingewahrsamsnahmen, 1 "inhaftiertes" Polizeifahrzeug und vermutlich viel Spaß für die Beteiligten, die bereits weitere freiraumschützende und -schaffende Aktionen angekündigt haben.


Quellen:

/// Pressemitteilung der "Spaßguerilla"/"Die Aktionisten"/"Kommando GEGENSCHLAG"
"
SACHDIENLICHER HINWEIS UND PRESSEERKLÄRUNG

In den späten Abendstunden des 29. September 2007 wurde von einer Gruppe Leipziger Jugendlicher die Aktion "GEGENSCHLAG" erfolgreich durchgeführt. Durch das inszenieren einer fiktiven Party in einem verfallenen Industriekomplex am Grassimuseum wurden Polizeikräfte angelockt und mit ihren Fahrzeugen auf dem Gelände durch Verschließen des Tores festgesetzt. Die Aktion richtete sich nicht gegen die Polizei als Solche und auch die Bewegungsfreiheit der Polizeibeamten ist zu jeden Zeitpunkt gewährleistet gewesen. Die Aktion sollte ausschließlich und für einen beschränkten Zeitraum die Bewegungsfreiheit der Fahrzeuge der Polizei einschränken.

Warum? Vor ca. 6 Wochen trafen sich eine Handvoll Leipziger Jugendliche in dem Industriekomplex am Grassimuseum, um sich in geselligem Beisammensein die Industrie- und Stadtgeschichte Leipzigs zu vergegenwärtigen. Dabei entstand weder ruhestörender Lärm noch wurde Sachbeschädigungen vorgenommen, darüber hinaus haben die Jugendlichen den Gebäudekomplex völlig ungesichert und also für jedermann frei zugänglich vorgefunden. Bereits nach kurzer Zeit trat die Polizei mit mehreren Streifen- und Mannschaftswagen auf den Plan. Die Jugendlichen verließen darauf umgehend das Gelände. Nach Abrücken der Polizeikräfte wollten einige der Jugendlichen ihre Fahrräder vom Gelände holen und fanden diese fast vollständig mit platten Reifen vor. Offenkundig hatten die Einsatzkräfte der Polizei die Ventile entfernt und somit war eine Instandsetzung der Fahrräder unmöglich. Dieses Vorgehen ist als Sachbeschädigung im Amt zu werten.

Auf eine Anzeige wurde verzichtet und stattdessen das Vorgehen der Polizeibeamten als sportliche Herausforderung angenommen. Die Aktion "GEGENSCHLAG" ist somit eine schneidige Antwort auf die willentlich durch Polizeikräfte verursachte Einschränkung der Bewegungsfreiheit junger Leipziger Mitbürger.

Wir entschuldigen uns hiermit ausdrücklich für eventuell bei den eingeschlossenen Beamten entstandenes Ungemach und bitte herzlich, sich bei ihren Kollegen, die vor 6 Wochen den Anlass für die Aktion "GEGENSCHLAG" geboten haben, zu bedanken.


Mit humoristischen Grüßen,

Ihr Kommando "GEGENSCHLAG"
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

nicht gegen Polizei?

seltsam 30.09.2007 - 15:57
Ein bischen seltsam finde ich das die Aktion sich ausdrücklich "nicht gegen die Polizei als solches" richtet. Das sie sich nicht gegen die beiden Beamten persönlich richtet die wohl eher zufällig zu diesem EInsatz gerufen wurden ist ja noch OK auch wenn sich bei dennen entschuldigen auch wieder etwas übertrieben ist.
Es bleibt also nur ein STreich übrig der sich eigentlich persönlich gegen bestimmte andere Bullen richtet weil die Fahradventile kaputt gemacht haben. Damit guckt die Aktion leider nicht sehr weit über den eigenen Tellerand.

Mehr Mut zu grundlegender Polizei- und Herrschaftskritik.


Denn die AKtion an sich ist einfach nur großartig ;)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

Klasse — Jop

aerth — jdzjuw

Super — halbtagsheld

oi — alta

na super — sach ich nich

sehr schön — russe

Fotos? — ey

bin begeistert! — moderbacke

toll — eric C.

sehr fein ... — green