Guatemala: Polizei ermordet fünf Jugendliche

pirata 28.09.2007 03:05 Themen: Repression Weltweit
Guatemaltekische Polizisten haben in Guatemala-Stadt fünf Jugendliche entführt und sie am Stadtrand ermordet. Die jungen Männer wurden mit je drei Kopfschüssen regelrecht hingerichtet. Polizeichef Julio Hernández musste daraufhin seinen Rücktritt erklären. Sein Vorgänger und der Innenminister mussten erst im Frühjahr ihre Hüte nehmen, weil Polizisten drei el salvadorianische Parlamentsabgeordnete und deren Fahrer umgebracht hatten.
Sie kamen am hellichten Tag und hatten keinerlei Angst. Kurz nach zwölf Uhr mittags stoppte in dem berüchtigten Stadtviertel „El Gallito“ eine Polizeistreife der Kripo und die Uniformierten forderten mit gezogenen Waffen fünf fussballspielende Jugendliche auf, auf den Pick-Up aufzusteigen. Die Jugendlichen gehorchten, wurden an den Stadtrand gefahren und dort mit je drei Kopfschüssen aus den Dienstwaffen hingerichtet.
Erst nach unfassbar langen vier Tagen wurden die leblosen Körper der Jugendlichen gefunden, obwohl Nachbarn die Autonummer des Streifenwagens notiert hatten. Seit einigen Monaten sind alle Streifenwagen mit einem Satellitenortungssystem GPS ausgestattet, dass gerade solche Straftaten durch die Polizei verhindern soll. Die Polizeiführung weiss seither punktgenau, wo jeder Streifenwagen sich jederzeit aufhält. Diese Daten werden auch aufgezeichnet. Es wäre ein Leichtes gewesen, direkt nach dem Eingang der Vermisstenmeldung die Route des Polizeiautos nachzufahren.
Immerhin gelang es, zwei Polizeibeamten zu verhaften. Sie hatten sich ordentlich in das entsprechende Buch beim Verlassen des Polizeiparkplatzes eingetragen. Diese Umstände führen zu Spekulationen. Wie konnten die Polizisten das Verbrechen so diletantisch planen. Sie hatten nicht einmal versucht, das GPS-System zu manipulieren, sie entführten die Kids am hellichten Tage in einer Seelenruhe, was die Presse wiederum stutzig macht. In das Viertel „El Gallito“ traut sich die Polizei normalerweise auch gar nicht rein, und wenn, dann nur in Begleitung von hunderten von Soldaten. Die Beamten hätten damit rechnen müssen, dass direkt das Feuer auf Sie eröffnet wird, spekuliert die Tageszeitung Prensa Libre. Aber warum wurde nicht auf die Polizei geschossen? Sicherte ihnen ein mächtiger Drogenclan freies Geleit?
Menschenrechtsgruppen glauben dahingegen eher, dass die Regierung die Todesschwadronen in Uniform deckt. In den nächsten Tagen wird wieder die Diskussion aufkeimen, ob man die ganze Polizei nicht besser auflöst, weil man längst die Kontrolle über sie verloren hat. Vizepräsident Eduardo Stein musste gestern gegenüber der Presse einräumen, dass die Überwachung der bewaffneten Staatsdiener etwa damit vergleichbar sei, wie wenn man einen bissigen Hund an eine selbstgebastelte Leine aus Würstchen anbindet und man glaube, das sei nun sicher.
Das Parlament hatte erst kürzlich nach langer Diskussion beschlossen, dass die UNO eine Untersuchungskommission einrichten darf. Deren Ziel: Die Aufklärung staatlicher Morde und die Aufdeckung krimineller Strukturen in staatlichen Einrichtungen.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Pikant

pirata 28.09.2007 - 04:43
Wenn es stimmt, was gerade der Fernsehsender "Guatevision" exklusiv berichtet, gehörten die beiden, wegen des Mordes an den fünf Jugendlichen verhafteten Polizisten, der achtköpfigen Einheit an, die für die Sicherheit des Polizeipräsidenten höchstpersönlich zuständig waren. Klar, dass er den Hut nehmen muss, wenn seine Leibwächter Jugendliche umbringen. Liegt nun fast auf der Hand, dass der Polizeichef auch was wusste. Zumindest wenn es stimmt, was "Guatevision" gerade veröffentlichte.

GPS ignoriert?

links zu prensa libre 28.09.2007 - 07:50
Prensa libre bringt auch die Meldung, dass es sich bei den Polizisten um Mitglieder der Bewachung des Polizeiministers handelt
 http://www.prensalibre.com/pl/2007/septiembre/27/183580.html

La investigación ha demostrado que un pequeño cartel del narcotráfico, afincado en Jutiapa y con conexiones en El Salvador, fue el responsable de ordenar y pagar por la ejecución de los parlamentarios, y los cuatro policías.
 http://www.prensalibre.com/pl/2007/septiembre/26/lectura_nac.html

GPS ignoriert?

nochmal etwas differenzierter 28.09.2007 - 08:36
Die beiden Polizisten inspector Wilson Tobar Valenzuela, (29) Fahrer der autopatrulla DG 002 seit acht Jahen im Dienst und agente Sabino Ramos (31) seit vier Jahren im Dienst, waren Mitglieder der Wache des mittlerweile zurück getretenen director de la Policía Nacional Civil, Julio Hernández Chávez.

Nicht zu verwechseln mit der Regierungsministerin Adela Camacho de Torrebiarte,  http://www.prensalibre.com/pl/domingo/archivo/domingo/pdfs/do080401.pdf

mit welcher es auch ein ins Deutsche übersetztes Interview gibt welches mit gerade nicht vor liegt.
 http://www.prensalibre.com/pl/2007/septiembre/27/183580.html

La investigación ha demostrado que un pequeño cartel del narcotráfico, afincado en Jutiapa y con conexiones en El Salvador, fue el responsable de ordenar y pagar por la ejecución de los parlamentarios, y los cuatro policías.

 http://www.prensalibre.com/pl/2007/septiembre/26/lectura_nac.html

bürgerlich deutsch:
 http://derstandard.at/?url=/?id=2820788