Rostock: 1500 demonstrieren gegen Naziladen

Red_Angel 23.09.2007 11:24 Themen: Antifa
(Rostock / KTV): Etwa 1500 Menschen folgten am Samstagnachmittag einem Aufruf bürgerlicher Gruppen gegen einen Naziladen zu demonstrieren. Um den "East Coast Corner" benannten Laden im alternativ geprägten Stadteil KTV gibt es seit Monaten teils gewaltsame Auseinandersetzungen.
Anwohner kritisieren den Kurs der Stadt, einschließlich Ordnungsamt und der lokalen Polizei, deren Maßnahmen auf Unverständnis stoßen. So wurde für 2 Nazidemonstrationen die gesamte KTV über Stunden abgeriegelt, da die Veranstalter ihre beiden Märsche über mehrere Stunden angemeldet und genehmigt bekommen hatten. Währendessen bekam die Demonstration vom Samstag harte Auflagen hinsichtlich Zeit und Streckenablauf. Für fragwürdig halten Anwohner ebenso das Verhalten der Polizei in den vergangen Monaten. So bedrohten mehrere mit Knüppeln bewaffnete Neonazis einen friedlichen FlashMob während die Polizei sich auf die Teilnehmer der Veranstaltung konzentrierten. Unter den Augen der Polizei konnte auch ein Gruppe bewaffneter gewaltbereiter Neonazis durch den Stadtteil ziehen.
Die Kritik gegen die Polizei kam zunächst auf als es am Rande eine Straßenfestes zu Ausschreitungen vor dem Naziladen kam. Im Anschluss an den militanten Angriff von Antifaschisten auf den Naziladen, griff die Polizei willkürlich Anwohner an und verletzte mehrere Teilnehmer einer Sitzblockade. Die Situation hatte sich damals zugespitzt, als es bereits kurz nach Eröffnung des Szeneladens zu Angriffen vom Umfeld der Inhaber auf Kneipengänger und Anwohner kam.
Nach Polizeiangaben demonstrierten gestern 800 Menschen friedlich gegen das ECC, die Veranstalter sprechen Medienberichten zur Folge von 1500 Teilnehmern, Endstation Rechts nennt eine Zahl von 1800 Menschen. Mehrere Wagen sorgten für die musikalische Untermalung des Protestes. Mit Spannung wurde die Rede des parteilosen Bürgermeisters erwartet. Zuvor war er kritisiert worden, weil dieser sich auffällig in dem Konflikt bisher zurückhielt. Seine Rede ist entsprechend eher kühl aufgenommen wurden. Einzelne Stimmen hielten die Teilnahme des Bürgermeisters in der ersten Reihe gar für eine reine PR-Aktion.
Beobachter rechnen damit, dass die vielfältigen Proteste gegen Naziladen weiter anhalten werden. Um sich für interessierte Bürger zu öffnen, befindet sich seit jümgster Zeit auch ein Bürgerbüro der NPD in dem Laden, deren Mieteinnahme sicher eine große Hilfe für den nicht gerade von Umsatzrekorden geplagten Laden ist.


Links:
Bericht und Bilder auf Endstation Rechts
Agenturmeldung der ddp

P.S.
Der Vermieter des Ladens heißt übrigens Herr Bernd Reichert und wohnt in der Deichstraße 48, in 20459 Hamburg.
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Ergänzungen

Demo gegen und für

Moewe 23.09.2007 - 18:58
Dies war nicht nur eine Demo gegen die Naziladen, sondern auch für eine ein weltoffenes, tolerantes, kulturerfülltes Rostock. Dementsprechend gab es nach der politischen Demo, an der viele Jugendliche und junge Familien teilnahmen, ein kleines Fest statt. Es gab Live-Musik, eine Hüpfburg für die kleinen Antifaschisten und natürlich Essen und Trinken.
Das Bündnis besteht auch vielen Menschen aus verschiedenen Parteien, Gewerkschaften, Antifaschistischen und Antirassistischen Initiativen, Anwohnern und Rostockern.

Bedanken möchte ich mich mal bei den vielen zugereisten. Solidarität ist wichtig. Es gibt genug Naziläden in MV und Deutschland, die noch zu vertreiben sind.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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mein name 23.09.2007 - 15:58
Muß es sein, dass mensch auf einer Antifaschistischen Demo Pro-USA-Parolen ruft, wobei in den letzten Tagen wieder mal gezeigt wurde wie tief Rassismus in der US- Amerikanischen Justiz verwurzelt ist. (Afroamerikanische Jugendliche wehren sich gegen weiße Rassisten und werden dafür eingeknastet.)
Antifaschistisch heißt gegen Faschismus zu agieren! Gegen jeden Faschismus! Gegen jeden Rassismus!... Nicht nur allein gegen deutschen Faschismus, sondern gegen jegliche Form! ... und übrigens: Rassismus hört nicht bei Antisemitismus auf, sondern geht darüber hinaus!...
Deshalb kann ich diese Pro-USA-Einstellung nicht nachvollziehen.
Antifaschismus muß umfangreich sein und darf nicht an irgendeiner Stelle, aufgrund einer AntiD-Ideologie, aufhören!


Gegen JEDEN Faschismus!

@Moewe

lustig 23.09.2007 - 19:46
"Afroamerikanische Jugendliche" und "weiße Rassisten" LOL. Merkst du´s selbst?

Kleiner Tip: schwarz und weiß oder afroamerikanisch und europäischstämmig...

So wirkt das nämlich wie richtig krampfhaft versucht pc zu formulieren, damit aber dann doch überfordert zu sein. ;)

Diese Demo war ein guter Erfolg

Bull 24.09.2007 - 14:57
Wer die Demo als Misserfolg bezeichnet, der hat keine Ahnung was für eine Anstrengung hinter steckt, um die Leute zur Mobilisieren. Ob es 800 oder 1800 Menschen waren das ist mir fast egal, aber wichtig das Rostock auf gestanden ist. Ich finde sehr gut das es so ein Bündnis in Rostock gibt, denn die Braunesuppe muss weg ohne wenn und aber!!!!!!!!!!

kamera

suppe 24.09.2007 - 17:09
ganz spannend noch, das die bullen, die selbe kamera die sie zum g8 auf dem radison postiert hatten nun auf dem haus der hochseefischer aufbauen durften...

@ mein Name

Ed v.Schleck 26.09.2007 - 16:54
Ehrlich gesagt kann ich eine blinde Solidarität mit der USA genau
sowenig nachvollziehen wie Deine von den Proportion und geschicht-
lichen Tatsachen falsche Gleichsetzung der USA mit dem Nazifaschis-
mus. Wurden, und vor allem werden in der USA Millionen Menschen plan-
mäßig, frabikartig vernichtet ? Und vorallem: MIt dieser Gleichsetzung
wird die Einmaligkeit der Shoa gelativiert, und qualitative und quanti-
tative Unterschiede völlig verwischt. Wem dies nutzt ? Einzig und alleine
den "Schlußstrichziehern" unter den bürgerlichen Politikern in Deutschland
und deutscher Großmacht-Kriegspolitik nicht trotz sondern Wegen Auschwitz
Kriege zu führen und durch Interventionen in der ganzen Welt deutschen
Einfluß noch mehr zu erweitern.
Und darüber hinaus: Mahler, Vogt und Apfel,von denen diese Äußerungen eben-
falls stammen könnte werden einen Freuden-Veitstanz aufführen wenn sie Dein
Posting lesen. Der eigentliche Gegner sollte im eigenen Land verortet werden.

@ Ed v. Schleck

mein name 26.09.2007 - 19:59
erstmal versteh ich nicht, wie du zu der unterstellung kommst, dass hier eine gleichsetzung der usa mit dem nazifaschismus gepostet wurde.
zweitens, was noch viel krasser ist, wurde weder wörtlich noch aus dem kontext her raus in irgendeiner weise die einmaligkeit der shoa, so wie die bestialische unmenschlichkeit, die dahintersteckt, in frage gestellt! ich bitte dich!
(mensch ließt wohl gerne das raus was er rauslesen möchte, wa?)
deshalb kann ich deine argumentation nicht wirklich nachvollziehen.

noch mal: es geht meiner auffasung nach darum, dass antifaschismus umfangreich sein muß! mensch kann doch nicht auf der einen seite antisemitismus bekämpfen und auf der anderen seite bei formen des rassismus beide augen zudrücken. (bevor hier wieder seltsame unterstellungen kommen: hier wird die wichtigkeit und besondere stellung des kampfes gegen antisemitismus in keinster weise in frage gestellt!).
denn solche einstellung wird meiner meinung nach der auffassung von „antifaschismus“ einfach nicht gerecht.
„Und darüber hinaus:“ dein personen-äußerungs-vergleich und die damit verbundene gleichsetzung des postings und menschenverachtender Ideologie ist doch schon sehr unnötig, oder?

Antifaschistischer Kampf ist international! (und natürlich beinhaltet das die Überwindung von jeglichem Nationalismus!)

Gegen Antisemitismus! Gegen Rassismus! Gegen Sexismus! Gegen JEDEN Faschismus!