Anti-GMO Demo in Portugal

transgenicæ 20.09.2007 02:30 Themen: Biopolitik Globalisierung Weltweit Ökologie
Am vergangen Sonntag, dem 16.September fand in Porto, Portugal eine bunte Demo gegen Gentechnik statt.Anlass dazu bot eine informelle Konferenz der europäischen Landwirtschaftsminister, die innerhalb von 2 Tagen stattfand. Ein Überblick über die bewegten Zeiten einer erst kürzlich ins Rampenlicht geratenen Bewegung gegen GMO.

Der Hintergrund

Die Landwirtschaftsminister derEuropäischen Union haben sich letztes Wochenende im Rahmen derportugiesischen EU-Ratspräsidentsschaft in Porto zu eineminformellen Treffen zusammen gefunden. Als Hauptziel galt, überdie Zukunft der europäischen Landwirtschaft zu diskutieren.

Dem Aufruf “Plataforma TransgénicoFora” (Plattform weg mit genmanipulierten Lebensmitteln) zu einerDemonstration folgten ca. 80 Personen verschiedenen Alters, die dasRecht auf GM-freie Nahrung einforderten. Greenpeace Internationalschloß sich der Demonstration an und unterstütze aktiv dieForderungen der Platform, die eine klare Kennzeichnung von Produkteneinfordert, welche GMO enthalten, bzw. in der ProduktionsketteGM-Produkte aufweisen, wie Fleisch, Milch, Eier.

Desweiteren will die Plattform eineUnterstützung der Eurpäischen Kommision in der Hinsicht aufgenfreie Zonen erreichen. Zur Zeit gibt es in Portugal genfreieZonen, erklärt durch Gemeinden und Region selbst, durch einewirre und gleichzeitig lasche Gesetzgebung wird eine genfreie Zoneaber wertlos, sobald ein Landwirt sich entscheidet, Genprodukteanzupflanzen, da für die Europäische Kommision das freieMarktrecht über dem Recht auf sichere Nahrung steht.

Weitere Punkte, die die Plataformafordert sind ein vollständiges Verbot der Monsanto Maissorte 810europaweit und eine unabhängige Ernährungskommision, da dieEFSA vermutlich nicht vollständig unabhängig arbeitet. DerPräsident dieser Kommison arbeitet z.B. in verschiedenenProgrammen, die darauf abzielen, GMO in Europa weiterhin einzuführen,stabilisieren und auszubauen.

Es werden unabhängigeLangzeitstudien gefordert, die sich mit den gesundheitlichenAuswirkungen, der Kontamination und der Resistenz der Pflanzengegenüber Herbiziden beschäftigen.

Die Demo

Um 13 Uhr versammelten sich ca. 50Personen vor dem Hotel Sheraton, wo die Minister logierten.

Die eintreffenden Leute wurden sofortin eine Sackgasse gewunken, wo die Anfangskundgebung stattfindenkonnte. Das Hotel blieb somit in Sichtkontakt, derMindestsicherheitsabstand von 100 m wurde aber eingehalten. Polizeiwar zahlreich anwesend, verhielt sich zurückhaltend.

Trotz heftigen Regengusses war dieStimmung gut

Satire

Satire: Ein kleines Theaterstück, aufgeführt mit 100m Sicherheitsabstand zum Hotel thematisierte die Manipulationen durch die Biotechlobby


Sheraton

Sheraton: Demonstranten passieren das Hotel Sheraton, wo die Landwirtschaftsminister der EU während der Tagung logierten. Trotz hoher Erwartungen der anwesenden Presse kam es außer einigen Sprechchören zu keinerlei Ausschreitungen


Neben Grosspuppen, einem satirischemTheaterstück dass die Meinungsmanipulation der Biotechindustrieauf Korn nimmt, einer Sambaband, und TänzerInnen verhalfen auchlaute Sprechchöre zu guter Laune und machten das tristeHinterhof/Garagemdasein ein wenig erträglicher.

Um 14 Uhr begann am Haupteingang desHotels eine Pressekonferenz mit der Professorin Margarida Silva ,Koordinatorin der Plataforma und Geert Ritsema, Koordenator derKampagne gegen GMO von Greenpeace International.

Geert Ritsema stellte klar: “DieLandwirtschaft wird von der normalen Bevölkerung betrieben betrieben und die normalen Bevölkerung will keine gentechnischveränderten Lebensmittel”. Margarida Silva wies auf die“Wichtigkeit “ hin, die “ jeder Bürger in diesem Kampfhat” .Sie bezog sich darauf, dass “ der Konsument in dieser Kettedie meiste Macht inne hat, zu entscheiden, ob er/sie GMO auf demTeller und dem Feld haben will oder nicht”

Nach der Konferenz bewegte sich dieDemo, mehrere Kilometer durch Porto, an die 2000 Flyer an erstauntePassanten verteilend, die nicht nur über GMO an sich aufklären,sondern auch, was man als aktiver Konsument an Rechten einfordernkann bzw, wie man im Alltag gegen GMO vorgehen kann.

Die Polizei zog im Laufe der Zeit immermehr Kräfte ab, und beschränkte sich auf das Verkehrregeln,da die Demo mehrheitlich über Hauptverkehrstraßen undStraßenbahnlinien führte.

EFSA ist blind?:

EFSA ist blind?: Eine Großpuppe macht auf die Situation der europäischen Nahrungssicherheitskommission aufmerksam, die das Recht auf Wahlfreiheit der Bürger einschränkt


Demo unterwegs

Demo unterwegs: Mehrere Kilometer ging es durch die Innenstadt Portos


Die Demo endete an einem zentralenPlatz in der Innenstadt, wo nocheinmal das Theaterstückaufgeführt wirde, diesmal vor mehreren DutzendenSonntagnachmittagspassanten, die sich auch interessiert verschiedeneReden am Ort anhörten und sich an einem Stand über GMOinformierten.

Der Demo war nicht gestattet am ca. 1km entfernten “Instituto Vinho der Porto” die Endkundgebungabzuhalten, wo sich die Minister zu einer Feierlichkeit zur selbenStunde eingefunden hatten.

Ein portugiesisches Gesetz verbietetdas gleichzeitige Stattfinden mehrere Events am gleichen Ort, sei eröffentlich, was er im Falle des Weininstitutes war. Im Bezug aufden Mindestabstand von 100 metern am Hotel, ein privater Orteigentlich, wurde die Massnahme damit begründet, dass der Ort,wenn er von Ministern besucht ist, zu einem öffenlichen mutiert.

Feldbefreiung” in der Algarve

Nach den Ereignissen in der Algarve, wovor knapp einem Monat ein Hektar Genmais zerstört wurde, ist diePolizei vorsichtig geworden, nicht nur sie, sondern auch verschiedeneFernsehteams und Journalisten vor Ort erwarteten sich wohl mehrAgressivität am Hotel.

Die Presse, die den Ereignissen in derAlgarve überwiegend negativ gegenüberstand hatte es diesmalschwerer ein negatives Bild von den Aktivisten zu zeichnen. AlsAufhänger wurde diesmal eine Person genommen, die währenddes Regenschauers eine bunte Skimütze aufzog, sowie einigePersonen in Schutzanzügen und Masken, die “vermummt” waren.

Reaktionen gegenüber GMO inPortugal

Abgesehen davon, war die Aktion eingroßer Erfolg und für portugiesische Maßstäbeaußerordentlich bunt, lebhaft und gut besucht, einem Land, indem Umweltangelegenheiten selten jemanden hinter dem Ofenhervorlocken. Portugal ist paralysiert durch die direkte Aktion inder Algarve und GMO ist noch immer DAS Thema.

Obwohl viel Fehlinformation betriebenwird und die Mehrheit der Personen in den Umweltaktivisten noch immerTerroristen sehen, die ins Gefängnis gehören, sind dieMenschen viel sensibler für die Angelegenheiten geworden,Debaten werden allenortens initiert, die Besucherzahlen informativerSeiten in Portugal stiegen sprunghaft. In den Dorfcaféspalavart man über Gentechnik und die Zeitungen bringen fasttäglich Genreverwandte Artikel heraus. Im Fernsehen liefen schonmehrteilige Dokumentationsreihen über GMO.

Unter den Landwirten bleibt das ThemaGMO derweil eine nicht erwähnenswerte Nebensächlichkeit. AmTag nach der Demo fand eine 5000 Personen starke Demo der Landwirtestatt, zu der CNA, ein Verband traditioneller Landwirte aufgerufenhatte. Obwohl CNA auch in der Plataforma contra Transgénicosist, konzentrierten sich ihre Forderungenm die sie an diesem Tag andie Minister stellten, nur auf eine sozialere Landwirtschaftspolitikund Fragen, die die Weinproduktion betreffen.

In Portugal gibt es im Moment nur wenigBiolandwirtschaft, obwohl die Nachfrage nach biologischen Produktenstetig steigt. Momentan sind die Biolandwirte ohne eine eigene starkeOrganisation, haben also wenig Stimme in der Öffentlichkeit. Diemeisten von ihnen sind mehr oder weniger lose in der Plataformaorgansiert.

Am selben Tag der Landwirt/Innendemowurde auch eine Delegation der Plataforma vom portugiesischenStaatssekretär für ländliche Entwicklung ( freieÜbersetzung) empfangen.


Es wurde nur über die Forderung des Verbots des MON 810geredet, welcher in Portugal seit 2005 angepflanzt werden darf.

In Ungarn, Polen, Österreich und Deutschland ist esmittlerweile verboten diesen Mais anzupflanzen, vorallem aus Gründenzum Schutz der Gesundheit.

10 Jahre nach der ersten Introduktion in die EU muss laut Gesetznoch einmal für die Kultivierung dieser Pflanze gewähltwerden, was eine neue Chance für den vollständigen Banneröffnet.

Der Staatssekretär zeigte Interesse an den Vorschlägendie eine Gesetzesänderung beinhalteten und versprach mit Umsichtein wissenschaftliches Dokument aus Österreich zu studieren,welches er ausgehändigt bekam. Er will in der Zukunft denKontakt mit der Plataforma ausbauen und sie in eine externeBeratungsgruppe eingliedern, die vom Minister für Landwirtschaftschon ins Leben gerufen wurde und in Fragen beratend wirken kann.

In der ersten Sitzung des portugiesischen Parlaments nach derSommerpause wurde GMO auf die Tagungsordung gesetzt und kritisch vonder grünen Partei hinterfragt.


Wahlfreiheit?

Wahlfreiheit?:

Die Demo endet in “Aliados”, einem zentralem Platz in Porto, was viele Menschen am späten Sonntag nachmittag anlockte.

Greenpeace Internacional unterstützt die Aktion

Greenpeace Internacional unterstützt die Aktion:

Der Koordinator gegen GMO von Greenpeace, Geert Ritsema, hält eine Rede über den wichtigen Einfluß, die die Bürger Europas auf eine klare Politik gegen GMO ausüben können und stellt sich klar hinter die Initiativen, die in Portugal aktiv sind.

 





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Ergänzungen