Tausende gegen Nazis in Hannover

Lindener Butjer 15.09.2007 16:49 Themen: Antifa
Heute versammelten sich in Hannover über 7000 Menschen, um gegen den Wahlkampfauftakt der NPD zu demonstrieren. Ein breites Bündnis hatte sich zusammengefunden, um den neuen und alten Nazis zu zeigen, dass sie definitiv in der Minderheit sind und zumindest die überwältigende Mehrheit der Hannoveranerinnen und Hannoveraner keinen Bock auf sie hat...
Die Aktionen gegen die Nazis dauern immer noch an. Geschützt von ca. 2500 Bullen aus vier Bundesländern verlief das Nazitreffen jedoch bisher reibungslos. Am Hauptbahnhof ist es derweil zu Auseinandersetzungen zwischen Antifas und so genannten "Autonomen Nationalisten" gekommen.
Um 11.00 Uhr startete die große "bunt statt braun" Demo vom Opernplatz in Richtung Congresszentrum. Es waren sicherlich mehr als 7000 Menschen zu diesem Zeitpunkt dabei. Der Antifa - Block war auf jeden Fall der kreativste und lauteste und setzte sich so erfreulich vom allgemeinen bürgerlichen Konsens ab. Ca. 500 Menschen beteiligten sich am Antifa - Block. Während die Demo weiter zog, machte das Gerücht die Runde, Nazis würden versuchen sich am Hauptbahnhof zu versammeln, woraufhin einige dorthin zogen. Es konnte jedoch bis jetzt nicht geklärt werden, was am Bahnhof genau los war. Fakt ist, dass es wohl kleinere Scharmützel mit den Nazis dort gab. Vielleicht kann das hier ergänzt werden...
Am Congresszentrum angekommen erwartete die Demonstranten ein martialisches Polizeiaufgebot. Mit mehreren "Sicherheitsringen" war die Halle in der die Nazis sich treffen sollten abgeschirmt. Die Nazis wurden über die Kreuzung Clausewitzstrasse, quasi hintenrum ins Congresszentrum gelotst, während sich auf der anderen Seite die Demonstranten die Füße in den Bauch standen. Hier wäre viel möglich gewesen. Obernazi Dieter Riefling z.B. kam so ungehindert im Konvoi mit einem Reisebus und ca. 10 Fahrzeugen zu seinem Zielort. Zu diesem Zeitpunkt waren da nur etwa 30 Antifas vor Ort, umgeben von über 100 Bullen. Auch Fußgänger - Nazis konnten ohne Probleme zur NPD - Veranstaltung gelangen. Als die Bullen merkten, dass immer mehr Leute zu diesem neuralgischen Punkt kamen, machten sie die Strasse dicht. Die Strassenbahnlinie wurde vorsorglich eingestellt.
Also bisher kein wirklicher Grund zur Freude! Mal davon abgesehen, dass die Demo mit weit über 5000 Leuten die Erwartungen der Veranstalter übertroffen hat. Die Aktionen laufen zur Stunde noch, viele Kleingrüppchen sind noch unterwegs und spielen Katz und Maus mit den Bullen. Des weiteren ist der S - Bahnhof Kleefeld komplett von Bullen abgeriegelt, wahrscheinlich um die Nazis dort später zum Zug zu lotsen...
Die Nazis, welche mit PKW unterwegs sind werden über die Pferdeturm - Kreuzung zur Autobahn geleitet. Es gibt viele Brücken über den Messeschnellweg und theoretisch ist die Pferdeturm Kreuzung relativ leicht zu blockieren!!!
MAl sehen, was der Tag noch bringt?

Hier die offizielle Polizeimeldung (13.00 Uhr):

Hannover (ots) - Wie bereits berichtet hat die Polizeidirektion
Hannover am heutigen Samstag aus Anlass einer
Wahlkampfauftaktveranstaltung der NPD und angemeldeter
Gegenveranstaltungen einen Großeinsatz vorbereitet. Seit den frühen
Morgenstunden werden im hannoverschen Stadtgebiet die polizeilichen
Einsatzmaßnahmen zum Schutz sämtlicher rechtlich zulässigen
Veranstaltungen durchgeführt. Zur Zeit läuft vor dem Hannoverschen
Congress Centrum (HCC) die Abschlusskundgebung des DGB mit circa 6000
bis 7000 Teilnehmern. Diese Veranstaltung verlief bisher
weitestgehend störungsfrei.

Das schreibt der NDR zur Stunde:

Mehrere tausend Menschen haben am Sonnabendvormittag in Hannover friedlich gegen den Wahlkampfauftakt der NPD demonstriert. "Nazis sind in Hannover nicht erwünscht", sagte Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) in seiner Ansprache auf dem Opernplatz. Demokraten müssten bereit sein, Flagge zu zeigen, forderte Landtagspräsident Jürgen Gansäuer (CDU). Auch heute gebe es in Deutschland wieder eine Giftsaat des Antisemitismus. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) plädierte am Rande der Demonstration für ein Verbot der NPD: "Eine solche Partei hat in diesem Land nichts verloren." In ihrer Rede erinnerte Landesbischöfin Margot Käßmann an die Angriffe auf Inder in Mügeln, auf einen Rabbiner in Frankfurt am Main und auf einen Sudanesen in Rheinland-Pfalz. Dies seien "drei Beispiele dafür, wie das Gedankengut, das die NPD verbreitet, in den Köpfen der Menschen gärt", so Käßmann. Sie rief zu gewaltfreiem Protest auf.

Ein Bündnis von rund 190 Organisationen, Verbänden, Parteien und Einzelpersonen hatte zu der Kundgebung unter dem Motto "Bunt statt Braun" aufgerufen. Die Veranstalter sprachen von 5.000 Teilnehmern, die Polizei von 3.500. Bei einem Familienfest für Demokratie treten Popstar Mousse T. und die Band Fury in the Slaughterhouse auf.

Polizei im Großeinsatz

Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Demonstranten zum Hannover Congress Centrum, wo die NPD ihre Versammlung abhielt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der Stadt präsent, um mögliche Zusammenstöße zwischen rechten und linken Demonstranten zu verhindern. Mehr als 2.000 Polizisten aus Niedersachsen und fünf weiteren Bundesländern waren im Einsatz.

Stand: 15.09.2007 12:58
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Ergänzungen

weiterer Bericht

asdf 15.09.2007 - 17:13

My Story

lieber nicht 15.09.2007 - 21:20
Ich kam aus dem Hbf, wurde sofort von zwei Bullen mitgenommen, zur Durchsuchung. Und - siehe da - sie fanden "etwas zum vermummen". Fast im Minutentakt wurden Leute festgenommen, die laut Polizei "zur Demo wollten und Taschenmesser dabei hatten" (oder auch einen Schal 'zum Vermummen')...

Die Bayrischen BullInnen schlugen mich an ihre Wanne, dann durchsuchten sie mich. Ich leistete natürlich keine Gegenwehr... Dann ging's los: "Sie haben eine Straftat begangen", schrie mich der eine Bulle aus Bamberg (oder so) an. Perso-check, dann etwa 50 Minuten in der Kälte stehen -- OHNE SCHAL wohlgemerkt. Meine Hände durfte ich auch nicht in die Taschen stecken, da es dem einen Bullen "nicht gefällt". Dann 2. Durchsuchung (in der Bullen-Wache am Bahnhof) - alles wurde mir abgenommen... Erst wollten die mich den ganzen Tag in Gewahrsam nehmen, dann bis 14 Uhr und dann kam die Kripo. Musste mit denen zur Wache. Dann hat sich herausgestellt, dass ich gar keine Straftat beganngen habe. Eine Ordnungswiedrigkeit (wie Falschparken). Die Kripo-Bullen spielten dann nicht "Guter/Böser Bulle", sondern "Guter und Besserer Bulle". Ich habe meine Schnauze gehalten, wenn sie fragten: "Bist du eigentlich alleine hier? Wo sind deine 'Mitfahrer'", etc.
Ich habe dann auch 'angekreutzt', dass ich den Vorwurf nicht gestehe. Dann haben sie mich rausgeschmissen. Bin dann doch - aus Protest gegen die Bullen - zur Demo gegangen, die just in diesem Moment anfing.
Übrigens: Ich war gar nicht auf dem Weg zur Demo (die übrigens erst zwei Stunden später angefangen hat), sondern wollte in ein Sporthaus.

Szenewechsel: HCC (ca. 14.30 Uhr). Ich kam per Stadtbahn gerade noch durch die Bullenabsperrung (da ich mich wegduckte). Dann raus am HCC und da sind wohl vor wenigen Minuten ein paar nazis angekommen, die von Bullen bewacht wurden, aber inkl. Bullen von Antifas eingekesselt waren... Da kam es zum "richtigen" Protest...

Abends am Hbf. wollten die Nazi-Bullen mich nicht ins Gebäude lassen (obwohl ich einen Fahrschein hatte). Konnte dann nicht mit dem geplanten Zug fahren, da in diesem jede Menge Faschos waren. Ich habe bevor der Zug kam einen BFE-Bullen gefragt, ob die in der S-Bahn mitfahren. Antwort: Wir nicht, aber Kollegen fahren mit". Na gut, Bullen-Worten kann mensch ja gewöhnlich nicht trauen, daher beobachten wir ersteinmal, ob wirklich Bullen mitfahren. Keine Bullen... Alle Antifas (wir waren da etwa 20), blieben natürlich draußen, da die Nasen in der Überzahl gewesen wären. Bevor der Zug abfuhr habe ich noch einen anderen Bullen gefragt, der meinte, dass er nix wisse und auch nicht mitfahren müsse...

NIE WIEDER DEUTSCHLAND!

erster Pressespiegel

Dein Name 15.09.2007 - 21:34

Artikel von www.haz.de

"Friedlicher Massenprotest gegen die NPD"

http://www.haz.de/newsroom/regional/art185,117659

"NPD-Parteitag: Polizei unterbindet Auseinandersetzungen"

http://www.haz.de/newsroom/regional/art185,117737

"Beobachtungen im HCC: Strafanzeige nach Hitlergruß"

http://www.haz.de/newsroom/politik/zentral/politik/niedersachsen/art668,117811


Artikel von www.neuepresse.de

"Tausende demonstrieren gegen Wahlkampfauftakt der NPD"

http://www.neuepresse.de/newsroom/hannover/dezentral/hannover/art1067,117694


Agenturmeldungen

AP: "Protest gegen NPD-Veranstaltung in Hannover"

http://www.net-tribune.de/article/150907-110.php

DDP-NRD: "Gabriel für NPD-Verbot - Tausende demonstrieren in Hannover gegen Rechtsextremismus"

http://www.ad-hoc-news.de/Politik-News/de/13280683

DDP-NRD: "Polizei wegen NPD-Veranstaltung mit 2000 Mann im Einsatz"

http://www.ad-hoc-news.de/Marktberichte/de/13271634

DDP-NRD: "Gabriel für Verbot der NPD"

http://www.ad-hoc-news.de/Politik-News/de/13279419


weitere Artikel

NDR: "Hannover: Protest gegen NPD-Veranstaltung"

http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/protesthannover2.html

ZEIT online: "Niedersachsen: Tausende demonstrieren gegen Rechts"

http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/15/2380158.xml

Evangelischer Pressedienst: "Rund 7.000 Menschen demonstrieren in Hannover gegen NPD"

http://www.evlka.de/content.php?contentTypeID=4&id=6935

Landeshauptstadt Hannover / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: "Hannover antwortet: Fest für Demokratie"

http://www.hannover.de/data/meldungen/meld_lhh/hann_antwortet.html


Polizeimeldungen

"Großeinsatz am Sonnabend Stadtgebiet Hannover"

http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/66841/1049494/polizeidirektion_hannover

"Großeinsatz am Sonnabend Stadtgebiet Hannover Einsatzkonzept ist aufgegangen"

http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/66841/1049527/polizeidirektion_hannover


Fotos

http://www.haz.de/newsroom/fotostrecken/galerie/cme5592,0.html

http://www.neuepresse.de/newsroom/fotostrecken/galerie/cme5593,61805.html

@ Lux

jajajaja 16.09.2007 - 00:07
Ich war auch da beim Bahnhof, bis auf ein-zweimal kurzes Rufen und von Riot-Cops weggeschubst werden war da nich viel los! Wo willst du denn bitte gewesen sein?! Irgendwie hatte ich den Eindruck, es hätten sich fast alle von uns verpisst! Am Bahnhof wär wesentlich mehr gegangen!!! Ging aber nicht!
Wieso brüstest du dich hier mit Dingen, die nicht stattgefunden haben?!

Kurze Blockade von Nazibus

die am Nazieinlass waren 16.09.2007 - 00:50
Nach der Kundgebung ließen die Cops zwar erst keine(n) viel weiter die Clausewitzstraße reingehen, zogen dann aber auf einmal ab. Was schon fast als Verwirrungstaktik gewertet werden kann. Hier wären Fahrradkuriere super gewesen, die erkannt hätten, dass nur 500 Meter weiter der Nazieingang war.
So waren wir an der Ecke an der Clausewitzstraße, wo die Nazis eingelassen wurden leider nur so 30 Leute.
Dort angekommen sind viel zu viele Leute auch einfach weitergegangen - trotz Aufforderung dort zu bleiben und Erklärung, dass genau hier der Eingang der Wahlkampfauftakt war. Nach ca 20 Minuten machten die Polzisten den Durchgang auch wieder dicht, aber bis dahin hätten die Massen einfach rüberschwappen müssen!
Mehr als die Nazis mit Parolen vollzubrüllen und Bilder zu machen war bei dem Zahlenverhältnis zwischen uns und den ziemlich entspannten Cops leider nicht drin (ich Tipp mal auf 1:10). Gab dort auch keine Bullen-Versuche irgendwie mehr Abstand zwischen uns und die einfahrenden/gehenden Nazis zu bringen...
Gegen zwei Uhr löste die Polizei dann ihre Straßensperren auf und alle dachten nun hätten es alle Nasen geschafft.

Auf dem Weg zum HCC zurück kam uns dann auf einmal ein Nazibus entgegen, der scheinbar die Einfahrt verpasst hatte und es gab auch null Polizisten in der Nähe. Daher waren wir fix auf der Straße und der Faschobus musste vor uns halten - Was ein Spaß:).
Dann stieg deren Oberspacken aus und brüllt: "Aussteigen!" Was die dann auch gleich gemacht haben. Von dem Obermacker wurden auch reichlich Fotos gemacht. Auf die Frage, was er denn eigentlich für ein niedlicher Vogel wär, meinte er, wir sollten mal im Internet nachgucken. Also bitte die Fotos online stellen. Auf sein Komando:"Kameramann abdrängen!" rührte sich aber keiner von den Hanseln. Die ganze Szene war aber ein Paradebeispiel für ihr autoritäres Gehabe, was dem Gesichtsausdruck nach auch gerne in Militanz umgeschlagen wäre - aber dazu hatten sie wohl noch keine Freigabe von oben;)
Wir saßen immer noch entspannt vor derem Bus als dann nach zwei bis drei Minuten die grüne
Mannschaft auftauchte. Da wir, wie gesagt, zu wenige waren, hatten die uns recht schnell auseinandergepult und weggetragen. Daher leider nicht sehr effizient. Der letzte der noch vor dem Bus lag wurde noch etwas aggro von nem Bullen angegangen. Nach kurzem Kesseln gab es hier keine Festnahmen, so dass wir rechtzeitig zur Taxiaction wieder vorm HCC waren...
Muss auch nochmal bestätigen, dass ich schon verwundert war, dass von Antifaseite die anfänglichen Redebeiträge so hingenommen wurden. In der bürgerlichen Presse schneidet der Tag dafür allerdings umso besser ab.
Denke solche Bündnisse können schon Sinn machen, aber man sollte wenigstens einen eigenen Redebeitrag als Bedingung nennen. Gerade wenn man dann mit effektiven Blockaden und ähnlichem den Nasen ihre Veranstaltung versaut setzt man eigene Akzente, die nochmal klar und deutlich sagen, warum Deutschland und alle anderen Staaten scheiße sind. Man wird nicht so leicht kriminalisiert und so isoliert, wie es mir zum Beispiel in Bad Nenndorf aufgefallen ist. Erinnert sei hier auch nochmal an den Text: "Antifa heißt ... ! -
der Beginn einer notwendigen Diskussion über antifaschistische Aktionen"
zu finden unter www.avanti-projekt.de

Festnahmen

antiVa 16.09.2007 - 15:45
Es gab viele Festnahmen.Schon am beginn wurden viele Menschen von dem Usk 42/22 aus Bayern rausgewunken und komplett durchsucht. Die Personalien wurden festgestellt, wenn der Mensch dann irgendwas „gefährliches“ dabei hatte wurde er direkt festgenommen. Ein Mensch wurden schon um halb 11 festgenommen und wurde direkt dem Haftrichter wo geführt um 9 Stunden im Unterbindugsgewahrsam zu sitzen. Die Polizei und der Repressionsappparat hatte ganz klar zum Ziel den gerechtfertigten Widerstand zu unterbinden auch wurden die Anwälte vom EA nicht mit den festgenommenen verbunden und so es ihnnen schwer gemacht diese aus dem Gewahrsam zu befreien. Hier dran sieht man das der Staat jeden Widerstand unterbinden will und einen totalitären Unterdrückungsapparat aufbaut.

Auf der Demo verteiltes Flugblatt

higa 16.09.2007 - 16:13
Gemeinsamkeiten überall:
Nationalsozialisten und die "besseren Deutschen"


"Sie besitzen unsere Wirtschaft und kaufen unsere Seelen [...] Es sind nicht mehr Politiker, die unsere Länder führen [...] Das Schicksal aller Völker, unterjocht von ihrem Geld. Die Macht des Kapitals, so verschlagen raffiniert [...] Die Völker dieser Erde erfüllen für sie nur einen Zweck: Sie schamlos auszubeuten. Unser Blut ist ihr Profit [...] Die ältesten Kulturen, die die Menschheit hervorgebracht, werden durch Macht- und Geldgier langsam dahingerafft."

Dieses Glaubensbekenntnis des deutschen Antikapitalismus kommt nicht etwa von Attac oder Linksruck, nicht von einer linken Punkband oder antiimperialistischen Antifaschisten, obwohl es so klingt und "Die Macht des Kapitals" heißt und die CD, auf der es erstmals erschien "Klassenkampf" tituliert war. Es ist von der Naziband "Faustrecht" und ist zum Bundestagswahlkampf 2005 wiederveröffentlicht worden auf der kostenlosen "Schulhof-CD" der NPD. Dies mag allen, die Antisemitismus erst immer dann erkennen wollen, wenn explizit Juden genannt werden und ein Gewaltaufruf erfolgt, verwunderlich erscheinen, gibt das Lied doch in geraffter Form in etwa das wieder, was sich in Deutschland fast alle unter "Kapitalismus" und "Globalisierung" vorzustellen vermögen: Eine geplante Verschwörung einer bösartigen Elite, die "uns alle" bedrohe. Und genau dies ist Antisemitismus, es ist die Projektion aller vermeintlichen Übel, die aus der apersonalen und durch alle reproduzierten Totalität der gesellschaftlichen Verhältnisse hervorgehen, auf ein konkretes Objekt, durch dessen Bekämpfung sich die Antisemiten Erlösung versprechen. Von der "Verschwörung der Kapitalisten" abgesetzt wird dann gerne der Staat, der das schlimmste verhüten möge, und eine "soziale Marktwirtschaft", die ein Gegenmodell zum "amerikanischen Raubtierkapitalismus" darstelle. Doch was sind dies anderes als alternative Begriffe zur nationalsozialistischen Aufspaltung in "schaffendes und raffendes Kapital"? Was ist der Staat anderes als die Instanz, welche die Geschäftgrundlage und den reibungslosen Ablauf des kapitalistischen Betriebes erst garantiert? Wie kommt es, dass Deutschland in der Ablehnung der Neonazis zwar regelmäßig so geschlossen ist, wie sonst nur in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft, ebenso regelmäßig aber das, was die Deutschen in ihrer Mehrheit von sich geben, sich von den Auffassungen der Nazis so gar nicht unterscheiden lässt, wenn also zum Beispiel die USA und Israel als die größten Bedrohungen in der Welt angesehen werden? Die Nazis applaudieren immer wieder, wenn quer durch alle Parteien und Organisationen die Deutschen sich mal kritisch wähnen und gegen "Heuschrecken", "Fremdarbeiter", "Amerikanismus", "Spekulanten" und "Parasiten" zu Felde ziehen. Personen, die sich dabei besonders hervortun, wie Oskar Lafontaine und Franz Müntefering, bekommen von den Nazis Solidaritätsadressen. Doch nicht, wie es die einhellige Meinung von Linken und Verfassungsschützern ist, um auf sich aufmerksam zu machen oder zu provozieren, sondern weil diese Auslassungen authentische Positionen des Nationalsozialismus markieren. Auch klauen die Nazis den Linken nicht einfach ihre Themen und Symbole, wenn sie sich beispielsweise das Palästinensertuch umhängen und gegen "Imperialismus, Amerikanismus und Zionismus" auf die Straße gehen. Vielmehr haben große Teile der Linken schon seit langer Zeit diese nationalsozialistischen Themen von sich aus bedient und dürfen sich deshalb als Kampfgefährten und Wegbereiter der Nazis betrachten. Das alles hat es schon in Weimarer Zeit gegeben, als Kommunisten den Agitationswert von Nationalismus, Antiimperialismus und Antisemitismus entdeckten, und deshalb gemeinsame Veranstaltungen mit der NSDAP durchführten, bei der sie zu der Losung gelangten: "Erhängt ihr die Juden! Wir hängen die anderen Kapitalisten auf!" Man wundere sich nicht, dass die Nazis das Rennen machten und spiele sich nicht als größter Gegner des Nationalsozialismus auf, wenn man "Faschismus" als die "offene Herrschaft des Finanzkapitals" (Dimitroff) fantasiert, hinter den "Hakenkreuzlern" die "Hakennäsler" stehend verortet (ein beliebter Witz in sozialdemokratischen und kommunistischen Kreisen der Weimarer Zeit), und den Antisemitismus, den man selber bedient, als bloßes Täuschungsmanöver bezeichnet und als wahres Opfer nicht die Juden, sondern sich selbst imaginiert. Mit anderen Worten: die Linken haben vom Nationalsozialismus immer ein ähnlich antisemitisches Bild gezeichnet, wie die Nazis vom Kommunismus. Einig ist man sich im Kampf gegen das, was man sich als Kapitalismus, Imperialismus, Amerikanismus, Zionismus und Globalisierung so vorstellt, nur will man diese Gemeinsamkeiten heute nicht mehr wahrhaben, weshalb einem nicht mehr als "Nazis raus!" einfällt. Mit denen, die einem insgeheim gleichen, will man nichts zu tun haben, sonst könnte man noch erkennen, wie sehr ihr Antisemitismus mit den eigenen, etwas subtileren Formen verwandt ist. Scheinbar antagonistische Ansichten werden in einer einhelligen Geschlossenheit ausgetragen: So wurde der Sozialabbau legitimiert mit dem Hinweis, dadurch "amerikanische Verhältnisse" abwehren zu wollen, während die Gegner sich nicht etwa auf ihr eigenes Interesse beriefen, sondern den Einzug "amerikanischer Verhältnisse" beklagten, und sich dann wunderten, dass Nazis sich an ihren Aufzügen beteiligten. Man ist sich in Deutschland ganz einig, dass "Amerika" alles Schlechte repräsentiert und man jede Politik mit dem Hinweis auf es legitimieren oder auch bekämpfen kann. Dabei nehmen die USA heute in vielen Punkten die Rolle ein, welche die Nationalsozialisten den Juden zuschrieben. Schon die NSDAP sahen in den USA die Geldherrschaft der Juden verkörpert und führten einen Kampf gegen "Völkertyrannei", "Dollar- und Zinsknechtschaft" und "US-Imperialismus". Auch die Parole "Kein Blut für Öl" ist originär nationalsozialistisch, sie stammt aus der Feder des Nazis Anton Zischka. Der Kampf gegen die Nazis, den die deutsche Öffentlichkeit in ihrer absoluten Mehrheit veranstaltet, ist also folgendes: Es wird ganz der Auffassung von der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft entsprechend so getan, als hätten die Nazis mit Deutschland nichts zu tun, es geht also um das bessere Deutschland im Kampf mit seiner eigenen Abkunft vom Nationalsozialismus, es soll also das Fortleben des Nationalsozialismus in der deutschen Demokratie, kurz Postnazismus, einfach geleugnet und am abgespaltenen Objekt der Nazis bekämpft werden, so dass das Herrenmenschentum der geläuterten Deutschen sich in der Welt als authentischen Vertreter von Frieden und Antifaschismus darstellen kann, und gerade darin seinen Nationalsozialismus reproduziert: im Kampf gegen den "Militarismus und Unilateralismus" der USA und Israel, im "kritischen Dialog" mit den eliminatorischen Antisemiten von Teheran bis Gaza. Doch auch da konkurriert man: Während die Friedrich-Ebert-Stiftung mit der Hisbollah in Damaskus konferiert, Attac und Linksruck sich mit Muslimbrüdern und Hamas in Kairo treffen, fährt die NPD nach Teheran, weil sie dort kritisch den Holocaust besprechen kann, besucht Veranstaltungen von Islamisten in Deutschland wie der Hizb-ut-Tahrir und rufen "Nationale Sozialisten" Muslime auf, an ihren Demonstrationen teilzunehmen. Die islamistische Seite "Muslim Markt" interviewt regelmäßig Nazis, bspw. den NPD-Spitzenkandidaten für die Niedersachsenwahl 2008 Andreas Molau, der Gemeinsamkeiten mit dem Islam darstellte. Dies tat auch Oskar Lafontaine, der meinte, Linke und Muslime vereine ihr Hass gegen Zins, Individualismus und Ungerechtigkeit. Doch diese Gemeinsamkeitssuche haben andere zuvor schon ausführlicher formuliert: so fanden der Reichsführer-SS Heinrich Himmler und der Großmufti von Jerusalem Amin-El-Husseini, dass Nationalsozialismus und Islam auf folgender gemeinsamer Grundlage ihre Kooperation begründen konnten: Führerprinzip, Ordnung, Gemeinschaft / Gemeinnutz, Kampfesgeist, Familiensinn, Verherrlichung der Arbeit und des Schaffens, sowie ihrem gemeinsamen Kampf gegen Juden, den Westen, Liberalismus und Kommunismus. Lafontaines beabsichtigter Reise nach Teheran sind die Nazis auch zuvor gekommen. Der Annahme einer von der NPD geforderten Querfront steht der Lafontaine-Linken doch nur die Unpopularität der Nazis entgegen, die sich auf den Wählerzulauf, die sich die Populisten erhoffen, negativ auswirken könnte. Eine manifeste Kooperation braucht es gar nicht, wo die inhaltliche schon gegeben ist, nach dem Motto "Getrennt marschieren, vereint schlagen".

Hannoversche Initiative gegen Antisemitismus, September 2007
gegen-antisemitismus.de.vu |  gegen-antisemitismus@gmx.net

Rechtes Trio nahm Schulen ins Visier

Gelsenkirchen 21.09.2007 - 21:37
Die mutmaßlichen Täter haben einen festen Job, sind zwischen 21 und 27 Jahre alt, schwarz gekleidet, haben lange Haare, wohnen in Gelsenkirchen - und sind als "autonome Nationalisten" eindeutig dem rechten Umfeld zuzuordnen. So beschreibt die Polizei die drei Männer, denen zahlreiche Nazi-Schmierereien zur Last gelegt werden.

In der Nacht zu Mittwoch nahm die Polizei das Trio fest (wir berichteten). Die Ermittlungen sind damit aber nicht abgeschlossen - hat die Polizei doch einen Kreis von rund 15 Personen aus dem rechtsextremistischen Umfeld im Visier.


Das vom Einsatztrupp der Polizei in Scholven festgenommene Trio wird dringend verdächtigt, in den vergangenen Wochen an mindestens sechs Orten in Gelsenkirchen Hakenkreuze und rechte Parolen an Wände geschmiert zu haben. Allein vier Schulen sind darunter: Und zwar: die Hauptschulen Mehringstraße und Eppmannsweg sowie das Max-Planck- und das Annette-von-Droste-Gymnasium in Buer. Zu Schmierereien kam es auch am S-Bahnhof Hassel und an der Heidestraße.

Die Polizei geht davon aus, dass das Trio auch an einer großen Propaganda-Aktion im Vorfeld des 20. Todestags des Nazis Rudolf Heß am 17. August zumindest beteiligt war. So wurden u.a. Bettlaken an Autobahnen aufgehängt sowie Laternen und Haltestellen mit Aufklebern zugepflastert. Sachschaden aller Schmierereien: bis zu 40 000 E.

Ein Tatverdächtiger hat bereits ein Teilgeständnis abgelegt. Bei allen drei Männern stellte die Polizei umfangreiches Beweismaterial sicher. Die Palette reicht von präparierten Sprühdosen über schwarze Sturmhauben, 1000 Propagandaaufkleber, Baseballschläger und Butterflymesser bis zur Hakenkreuzfahne.

Auffallend sei der an allen Tatorten deutlich angebrachte Hinweis auf eine Homepage einer rechten Koordinierungsgruppe fürs Ruhrgebiet, so die Polizei. Die Ermittlungen ergaben, dass ein Gelsenkirchener und ein Gladbecker für dieses Angebot verantwortlich sind (siehe Kasten). Von einer "fest organisierten Szene" in Gelsenkirchen könne man aufgrund der bisherigen Ermittlungen nicht sprechen, so Kripo-Chef Jörg Hentschel.

Den Tatverdächtigungen auf die Spur gekommen sei man durch "klassische Ermittlungsarbeit", so Polizeisprecher Kordts. Die Männer seien dem Staatsschutz als Angehörige der rechten Szene bereits bekannt gewesen - u.a .durch Teilnahme an NPD-Demos. Nach der Vernehmung ist das Trio in Absprache mit der Staatsanwaltschaft am späten Mittwochnachmittag entlassen worden. Ein zunächst ebenfalls festgenommenes 17-jähriges Mädchen aus Gladbeck ist bereits zuvor wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

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Lächerlich — Chaos

Hannover hat — nur

Hannover Millionenstadt — Mein Name

Tz — abcHH

Hannover Stadt — BESSERWISSER

NPD — ich

Antifa — Stella

Action — Lux

@Richi — der links da

peinlich — hanswurst

@ richie — grober unfug

Bamberg 22.09.07 — Antifa161

fuck security — no

Keine Fotos der Nasen? — Redcorps