Deutscher Herbst 2007: Treibjagd auf die RAF

Hans Martin Schleyer 10.09.2007 12:13 Themen: Repression Soziale Kämpfe
In den Talkshows, Fernsehdokumentationen und Zeitschriften tobt zur Zeit der Endkampf gegen die Rote Armee Fraktion. Während GenossInnen den vorgeworfen wird mit Brandanschlägen gegen Bundeswehrfahrzeuge vorgegangen zu sein als "Terroristen" unter verschärften Sicherheitsbedingungen im Knast sitzen und der repressive Polizeistaat mit Online-untersuchung, Ausweitung des §129/a/b und Killfahndung gegen Terroristen gnadenlos aufrüstet, versucht die deutsche Journaillie ein Gespenst zu besiegen das seit 1998 Teil der Geschichte ist. Sichtbar ist von ARD,Spiegel, jungle world bis zur Taz vor allem der Wunsch ehemaliger RAF-Sympathisanten und andere öder 68er, die inzwischen ins neoliberale Lager gewechselt sind, mit der Geschichte des Widerstandes endgültig abzurechnen.
War die Rezeption des 20sten Jahrestag des deutschen Herbst , 1997, noch von Alt-68 auf dem Weg zur Macht geprägt und damit dem Versuch die RAF als verständlichen irrweg einer kleiner Meute von StudentInnen darzustellen wird heute gnadenlos denunziert. Nach der Regierungszeit von Rot/Grün, Irak-Krieg, 11.September und Hartz IV ist von einstmals linken Utopien bei den meisten Schreibern von Arschloch-Blättern wie der "Taz", der "jungle World" oder dem "Spiegel" nichts mehr geblieben. Um den eigenen langen Marsch in den Arsch des Systems zu rechtfertigen werden denjenige Teile der Bewegung die ernsthaft Widerstand geleistet haben und das teilweise mit ihrem Leben bezahlten mit Kübelweise Scheisse beworfen. Von Antisemitismus bis hin zu strukturellen Gleichheit zu islamischen Gotteskriegern reichen die absurden Vorwürfe. Die radikale Linke steht der Treibjagdt auf die längst erlegte RAF recht unentschlossen gegenüber. Statt die Geschichte der Linken offensiv zu verteidigen, traut sich kaum jemand Stellung zu beziehen. Wir für unseren Teil sagen bei aller Kritik an ihrer Politik: die RAF war ein legitimer Versuch mit den Widerstand ernst zu machen. Die Entstehung der RAF war eingebettet in breite Debatten der revolutionären Linken und Ausdruck des eines Aufbruches nach 68. Die RAF war weder in Deutschland noch international isoliert, mit ihr zusammen kämpften die Roten Brigaden in Italien, die Action Direct in Frankfreich, die ETA im Baskenland, die GRAPO(PCE/R) in Spanien, die IRA in Nordirland, die Black Phanter und Weatherman in den USA, die Angry Brigade in Grossbritanien. Sie orientierten sich an dem Aufbruch antikolonialer Befreiungsbwegungen im Trikont. Die Geschichte des bewaffneten Kampfes und die Geschichte der RAF ist eine geschichte von Niederlagen, eine gescheiterte Erfahrung, aber es war ein legetimer Versuch und die Geschichte der RAF ist ein Teil unsere Geschichte als radikale Linke die wir verteidigen müssen.

Eine lobenswerte Initaive dazu kommt aus der Berliner radikalen Linken. Das Bündniss "kein Friede" mobilisiert zu einem antikapitalistischen Block auf der Grossdemo gegen Schäubles Überwachungsstaat am 22.September in Berlin. Konseqenterweise verbinden sie die Kritik an der aktuelle Repression gegen die radikale Linke (129a/b) und Polizeistaatstendenzen mit einer Bezugnahme auf den deutschen Polizeistaat 1977. Eine Infoveranstaltung dazu findet am kommenden Freitag im Berliner Schnarup-Thumby statt.

mehr infos und den Aufruf finden sich hier:
 http://keinfriede.blogsport.de/

Ein wichtiger Einfruf in der aktuellen Hetzkampagne gegen die RAF kommt von dem ehemaligen RAF-Mitglied Ron Augustin der sich in der aktuellen jungen Welt in einem lesenswerten Beitrag mit der "staatlichen Selbstmordthese" kritisch auseinandersetzt.


Der zweite Tod

Seit 30 Jahren verhindert der bundesdeutsche Staat eine lückenlose Aufklärung der letzten Lebensstunden der RAF-Mitglieder im Stammheimer Hochsicherheitstrakt. Wer die offizielle Selbstmordthese in Zweifel zieht, wird diffamiert Von Ron Augustin

* Schon seit Wochen stimmen die bundesdeutschen Medien die Öffentlichkeit auf den »deutschen Herbst« 1977 ein. Was den Tod von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ingrid Schubert, Jan-Carl Raspe und Ulrike Meinhof betrifft, übernehmen sie unkritisch die These vom Selbstmord der Gefangenen. Dabei gibt es bis heute viel Ungeklärtes. Ron Augustin meldet deshalb seine Zweifel an der staatsoffiziellen Version an. Er war ab 1971 Mitglied der RAF. Zwischen 1973 und 1980 saß er wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Urkundenfälschung fast un
unterbrochen in Einzelhaft. (jW)

Am Morgen des 18. Oktober 1977 wurden im Stammheimer Hochsicherheitstrakt drei Gefangene aus der RAF tot oder sterbend und eine schwerverletzt aufgefunden. Obwohl die gerichtsmedizinischen Untersuchungen »aus polizeilichen Gründen« erst am Nachmittag, um 16 Uhr, anfangen würden, wurde von der baden-württembergischen Landesregierung schon um neun Uhr früh die Nachricht verbreitet, daß die Gefangenen sich selbst das Leben genommen hätten. Um 14 Uhr wurde die versammelte Presse vom Sprecher der Bundesregierung, Klaus Bölling, auf »Selbstmord« eingestimmt, während die SPD-Bundestagsfraktion in einer Sondersitzung von Willy Brandt gemahnt wurde, »kleinkarierten Streit« über die Umstände »beiseite zu schieben«.

Weil ich damals mit etwa 70 anderen Gefangenen dem Vakuum der »Kontaktsperre« unterlag, habe ich vom Tod der Gefangenen erst am nächsten Tag etwas erfahren, als meine Zelle in der Justizvollzugsanstalt Hannover auf Weisung des Bundeskriminalamtes durchsucht und mir der »Sachverhalt« dargestellt wurde. Danach hätten Andreas Baader und Jan Raspe sich mit Pistolen umgebracht, hätte Gudrun Ensslin sich mit einem Stromkabel erhängt und Irmgard Möller sich mit mehreren Messerstichen verletzt.
Die Nachricht hat mich erst mal umgehauen- wieder waren welche von uns tot, und dabei die, die für mich in meinem Leben am wichtigsten waren. Ich war verzweifelt, konnte mir aber nicht zuviel anmerken lassen, weil im selben Moment der Terror mit der permanenten Überwachung anfing und somit der Kampf dagegen. Monatelang wurde ich, wie die anderen Gefangenen aus der RAF, 24 Stunden am Tag beobachtet. Nachts blieb das Licht in der Zelle an, jede Viertelstunde wurde durch die Klappe geguckt, fast jeden Tag wurde die Zelle umgewühlt. Formal unter dem Vorwand, uns vor weiteren »Selbstmorden« zu schützen, unter der Hand aber mündlich vermittelt als der Versuch, welche von uns mürbe zu machen und zu öffentlicher Reue zu bewegen.

Die »Kontaktsperre« wurde bei mir erst am 31. Oktober aufgehoben. Damit konnte ich wieder Besuch von Angehörigen und Rechtsanwälten bekommen, war aber weiterhin von Kontakten zu Mitgefangenen ausgeschlossen. Ausnahmslos alle Anträge von Leuten die mich besuchen wollten, z. B. Wolfgang Grams, wurden abgeschmettert, ihre Briefe mit den abstrusesten Begründungen beschlagnahmt. Privatpost, Verteidigerpost, Zeitungen, Bücher und sonstige Nachrichtenquellen unterlagen einer verschärften Zensur. So wurde der Bericht des baden-württembergischen Landtages zur Stammheimer Todesnacht nicht ausgehändigt, weil »Sicherheit und Ordnung gefährdet werden« könnten. Es hat also Jahre gedauert, bis ich an die- dürftigen - Informationen zur Todesnacht rankam und mit anderen darüber sprechen konnte. Heute, 30 Jahre nach dato, kann ich den Selbstmordversionen nach wie vor keinen Glauben schenken. Nicht, weil ich nie Zweifel gehabt hätte. Nicht, daß ich die unterschiedlichen Spekulationen nie an mich herangelassen hätte. Auch nicht, daß ich nie selbst der Verzweiflung nahe gewesen wäre, unter dem Druck der maßlosen Hetze, der ich wie die anderen Gefangenen von Anfang an ausgesetzt war: nie mit Fakten unterbreitet, sondern durchgehend aufgrund von gleichgeschalteten Sprachregelungen, Unterstellungen, Verleumdungen, Verdrehungen, Fälschungen. Nein, was mich bei jeder »zweifelsfreien Erkenntnis« aufs neue stutzig gemacht hat, war, daß ich sie - die Toten - doch besser gekannt hatte, als was da alles aufgetischt wurde.

Baaders und Raspes Tod

Zunächst einmal gibt es die bekannten Fakten, von denen die meisten inzwischen von Rechtsanwalt Weidenhammer in einem trefflichen Buch zusammengetragen worden sind.1 Zur Erinnerung fasse ich sie kurz zusammen.
Den kriminaltechnischen Ermittlungen zufolge hätte Andreas Baader sich mit einer 18 Zentimeter langen Pistole erschossen, durch einen aufgesetzten Schuß genau in der Mitte des Nackens, drei Zentimeter über dem Haaransatz, mit einer Ausschußöffnung deutlich oberhalb der Stirn-Haar-Grenze. Nach einem BKA-Gutachten, das sich auf eine Röntgenfluoreszenzanalyse stützt, konnte der Schuß aber nur aus einer Entfernung von 30 bis 40 Zentimetern (zwischen der Pistolenmündung und der Einschußstelle) abgegeben worden sein. Aus der Lage der Pistole, der Patronenhülsen und aus Schmauchspuren sowie Blutspritzern an der rechten Hand wurde geschlußfolgert, daß die Waffe mit dem Griff nach unten gehalten und mit der rechten Hand abgefeuert worden sei. In dem Wissen, daß Andreas Linkshänder war, wurde dann eine Theorie verbreitet, nach der er sich die Waffe mit dem Griff nach oben aufgesetzt haben müsse, mit der rechten Hand um den Pistolenlauf herum. Andererseits hätten Laboruntersuchungen beider Hände mit Natriumrhodizonat »keine als Schußspuren anzusehenden Anhaftungen« ergeben. Die drei in der Zelle abgefeuerten Geschosse und ihre Hülsen wurden nicht mit der aufgefundenen Waffe verglichen. So wurde weder die Tatwaffe eindeutig festgestellt noch die Reihenfolge der drei Schüsse. Eine wichtige, »tatspezifische« Probe aus Blut- und Geweberesten von der Abprallstelle (»Spur Nr. 6«) soll beim Obduzenten Professor Rauschke »verlorengegangen« sein.

Auch bei Jan Raspe konnten keine Schmauchspuren an den Händen festgestellt werden. An der bei ihm gefundenen Pistole gab es keine Spur von Blut, obwohl er offensichtlich an einem Nahschuß in die rechte Schläfe starb. Nach den Aussagen der Beamten, die ihn am Morgen in der Zelle sterbend auffanden, hätte die Pistole noch in seiner Hand gelegen. Bei einer Pistole in der Hand muß nach kriminaltechnischen Erkenntnissen grundsätzlich auf Verschleierung einer Fremdtötung geschlossen werden, weil die Waffe ansonsten durch den Rückstoß aus der Hand geschleudert worden wäre. In den Ermittlungsakten und Zeugenbefragungen sind darüber dann die unterschiedlichsten Überlegungen angestellt worden, die nur als Vertuschungsversuche gedeutet werden können. Hieß es im Bericht des baden-württembergischen Landtages noch: »Die genaue Lage der Pistole ist ungeklärt«, so wurde daraus in der Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft: »Neben seiner rechten Hand lag eine Pistole.« Ein anderer Versuch, Fremdeinwirkung auszuschließen, wurde mit der Behauptung unternommen, daß es rechts von Jan keinen Platz für eine andere Person gegeben hätte - eine Behauptung, die schon in sich einfach widerlegt werden konnte.
An den Pistolen konnten keine Fingerabdrücke gefunden werden. Obwohl sie keine Spuren von Blut aufwiesen, erklärte die Staatsanwaltschaft zuerst, »daß die Waffen so voll Blut waren, daß Spuren nicht mehr festgestellt werden konnten«. In der Folge war das Blut dann noch »eingedickt«, bevor die Waffen plötzlich »abgewischt« und schließlich von einem »Ölfilm« bedeckt gewesen seien. In den polizeilichen Kommentaren hieß es lapidar: »Wenn die Waffen vor der Tat mit einem Tuch abgewischt worden wären, dann hätten vom einmaligen Benutzen keine verwertbaren Spuren zurückbleiben können« und »Fingerabdrücke würden sich auf eingefetteten Waffen nicht halten.«

Zweifelhafte Selbstmordthese

Auch bei Andreas Baader schlossen die Ermittler von vornherein Fremdtötung aus.
Gudrun Ensslin wurde erhängt an einem Stromkabel am Zellenfenster aufgefunden. Beim Versuch, sie abzuhängen, riß das Kabel sofort. Weshalb es nicht schon während des Todessturzes abgerissen war, wurde nicht hinterfragt. Am Hals wurde eine doppelte Hängespur auf beiden Seiten bis hinter den Kopf mit zusätzlicher Kammblutung festgestellt. Ein Histamintest, mit dem in der Regel festgestellt werden kann, ob die Aufhängung vor oder nach dem Tod stattgefunden hat, wurde zwar vorbereitet, aber dann doch nicht durchgeführt. Eine daktyloskopische Spurensicherung wurde nicht veranlaßt, nicht einmal am Kabel. Der Stuhl, der zum Springen benutzt sein soll, wurde ebensowenig auf Spuren untersucht wie z.B. ihre Fingernägel. Spuren von Verletzungen am Rücken, am rechten Mundwinkel, an der Nase, an der Kopfhaut und an der linken Leiste wurden festgestellt, aber nicht näher untersucht. Die Tatsache, daß Briefe und andere schriftliche Unterlagen aus der Zelle entfernt worden waren, wurde anfangs als »Beschlagnahme« bestätigt, dann bestritten, dann später von Generalbundesanwalt Kurt Rebmann teilweise zugegeben. Soweit sie heute noch existieren, sind sie nach wie vor unter Verschluß. Bei Andreas und Gudrun ist die Feststellung des Todeszeitpunkts dadurch vereitelt worden, daß den Gerichtsmedizinern acht Stunden lang der Zutritt zu den Zellen verweigert wurde.

Irmgard Möller überlebte die Todesnacht mit Schnittverletzungen an den Handgelenken und vier Messerstichen im Herzbereich. Den Ermittlungen zufolge hätte sie sich gleichsam im Harakiri mit einem kleinen, stumpfen, zum Anstaltsbesteck gehörenden Messer aus Chrom umzubringen versucht: mit großer Wucht, weil die fünfte Rippe eingekerbt und einer der vier Stiche sieben Zentimeter tief bis an den Herzbeutel eingedrungen war. In der Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft blieben davon nur noch zwei bis vier Zentimeter übrig. An dem blutverschmierten Messer konnten keine Fingerabdrücke festgestellt werden. Irmgards Versuche, ihre Röntgenbilder zu bekommen, schlugen fehl. Der Pullover, den sie trug, war nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus so zerrissen, daß Beschädigungen durch Messerstiche angeblich nicht mehr festgestellt werden konnten. Im polizeilichen Ermittlungsbericht heißt es: »Der Pulli ist so zerschnitten, daß seine ursprüngliche Form nicht mehr brauchbar rekonstruiert werden kann.« Und: »Stichbeschädigungen sind wegen des schlechten Zustandes nicht mit der gebotenen Sicherheit auszumachen.« In der Einstellungsbegründung der Staatsanwaltschaft liest sich das dann so: »Der von Irmgard Möller als einzige Bekleidung ihres Oberkörpers getragene Pullover war zwar auf der Vorderseite von Blut durchtränkt, jedoch nicht beschädigt; ein mit Tötungsabsicht Angreifender hätte auf die Kleidung seines Opfers erfahrungsgemäß keine Rücksicht genommen.« Irmgard hat immer von sich gewiesen, sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben oder daß es Absprachen zum kollektiven Selbstmord gegeben hätte.
Keine vier Wochen später, am 12.11.1977, lag Ingrid Schubert tot in einer abgelegenen Zelle im Gefängnis München-Stadelheim. Sie befand sich seit Mitte August 1977 in diesem Knast und war wenige Stunden vor ihrem Tod aus einer anderen Zelle verlegt worden, nachdem am Tag zuvor bekanntgemacht worden war, daß in der Zelle, in der sie bis Mitte August in Stammheim gewesen war, ein Versteck mit Sprengstoff gefunden worden sei. Ingrid soll sich mit einer Schleife, die aus drei Bettlakenstreifen geflochten war, erhängt haben. Die Bettlakenstreifen bestanden aus fester Baumwolle von etwa acht mal 240 Zentimeter. Die Reißmuster der einzelnen Streifen stimmten nicht miteinander überein. Das heißt, daß sie entweder nicht vom restlichen Bettlaken in der Zelle stammten, oder daß es zwischen ihnen zusätzliche Stücke gab, die aber spurlos verschwunden sind. Hätte Ingrid das Bettlaken selbst zerrissen, so hätten sich irgendwo in der Zelle Textilfaserspuren finden müssen. Den kriminaltechnischen Ermittlungen zufolge aber »konnten an keinem der vorliegenden Kleidungsstücke Baumwollfadenbruchstücke festgestellt werden, wie sie zwangsläufig beim Zerreißen von Stoff wie dem Bettlaken entstehen«. Nach einem Besuch ihres Vaters zu ihrem 33. Geburtstag hatte Ingrid zuletzt noch am 10.11.1977 mit einem Rechtsanwalt gesprochen, über einen Antrag auf Verlegung nach Frankfurt-Preungesheim. Dabei hatte sie einen »zunehmend aufgeschlossenen« Eindruck hinterlassen. Ihre Angehörigen können sich bis heute nicht vorstellen, daß sie sich aus Resignation oder Verzweiflung umgebracht hätte.
Ulrike Meinhof war schon am 9.5.1976 unter ähnlichen Umständen in ihrer Zelle aufgefunden worden. Sie hing mit dem Kopf in einer Schlinge, die so weit war, daß sie nur nicht herausgefallen ist, weil sie mit ihrer linken Ferse fest auf einem Stuhl abgestützt war. Einem Stuhl, der auch nur durch die Leichenstarre im Gleichgewicht gehalten wurde, weil er mit einer unterliegenden Matratze und Wolldecken erhöht worden war. Das Stuhl­arrangement sowie der in einem normalen Winkel aufgesetzte Fuß widersprechen den primitivsten kriminaltechnischen Kriterien für einen Sprung in den Selbstmord. Die typischen Merkmale für einen Strangulationstod durch Erhängen, wie die Verschiebung von Halswirbeln oder, beim Fehlen eines Genickbruchs, Blutungen in den Augenbindehäuten, konnten auch nicht entdeckt werden. Dagegen gab es Quetschungen und Blutergüsse an den Beinen und Hüften, die nicht vom Stuhl herrühren konnten. Die Internationale Untersuchungskommission, die sämtliche Unterlagen zu Ulrikes Tod untersucht hat, legte den Schluß nahe, daß sie tot war, als sie aufgehängt wurde, und daß die Indizien eher auf Erwürgen oder Erdrosseln hätten schließen lassen müssen.4 Der Strick, mit dem Ulrike sich am Zellenfenster erhängt haben soll, bestand aus einem Handtuchstreifen von etwa vier Zentimeter Breite. Spätere Versuche ergaben, daß ein Strick aus diesem Material und in dieser Breite bei jeder plötzlichen Belastung sofort hätte reißen müssen. Im Bericht der gerichtsmedizinischen Untersuchung war dieser Streifen 68 Zentimeter lang, mit einem zusätzlichen Doppelknoten unter dem Kinn - zu lang für eine glaubwürdige Erhängung. In der darauffolgenden Obduktion wurde die Länge des Streifens dann kurzerhand auf 51 Zentimeter festgeschrieben. Weiter wurde dem Obduzenten Professor Rauschke vom damaligen Generalbundesanwalt Buback ein Aussageverbot gegenüber dem von der Familie bestellten Nachobduzenten erteilt.

Dazu ist zu wissen, daß Rauschke, der sämtliche gerichtsmedizinischen Untersuchungen in Stammheim geleitet hat, nach meiner Einschätzung immer dann herangezogen wurde, wenn es etwas zu vertuschen gab. Im Mai 1975 »übersah« er bei Siegfried Hausner die schweren Schädelverletzungen durch Kolbenhiebe, die zu dessen Tod geführt hatten. Im Oktober 1979 tauchte er beim Diktator Mobutu in Zaire auf, wo er sich offensichtlich mit der Obduktion von sieben Leichen beim Verschleiern eines OTRAG-Raketenunfalls nützlich gemacht hat. Weder von Ulrike Meinhof noch von Ingrid Schubert wurden Hautproben für einen Histamintest genommen, mit dem hätte festgestellt werden können, ob die Aufhängung vor oder nach dem Tod stattgefunden hat. Toxikologische Tests wurden nur auf wenige Stoffe beschränkt, wie eines der Gutachten feststellte: »Mit den angewandten Methoden werden folgende Substanzgruppen nicht erfaßt: anorganische Verbindungen, tierische und pflanzliche Giftstoffe, die meisten Pflanzenschutzmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie viele als Pharmaka nicht verwendete organische Verbindungen.«
Wenn es in all dem »keinerlei Anhaltspunkte« für Fremdeinwirkung gegeben haben soll, so frage ich, was da für Selbstmord spricht.

»Nicht Tod, sondern Leben«

Wichtiger ist mir aber, daß wir Selbstmord als Entscheidung oder Mittel in unserem Kampf immer abgelehnt haben. Eine »Diskussion über Selbstmord« hat es in der Gruppe nicht gegeben, weil bei uns Politik und persönliche Identität in eins gesetzt waren, bestimmt an den politischen Zielen, in der Gefangenschaft wie in der Illegalität. Im Knast ist das nur noch schärfer: Da läßt du dich nicht so einfach kleinkriegen, machst es dem Apparat so schwer wie nur möglich. Aufstehen, weiterkämpfen, leben, Widerstand - die »Waffe Mensch«. Oder wie Gudrun schrieb: »Wir können gar nicht damit aufhören, die Verhältnisse vom Kopf auf die Füße zu stellen, haben erst angefangen. Nicht Tod, sondern Leben.«
Von seiten des Staates wurde seit den Anfängen der RAF kein Geheimnis daraus gemacht, daß die Bande aufgerollt und ihre Schlüsselfiguren ausgeschaltet werden müßten.7 Da sollten ausgerechnet die, die für uns am meisten Orientierung waren, sich selbst umgebracht, die Gruppe ohne Kader gelassen, den Bullen die Arbeit abgenommen haben? Die Konstruktionen und Interpretationen, die es dazu inzwischen gibt, lassen sich überhaupt in keine einzige politische Bestimmung einpassen. Leute wie Ulrike und Andreas hätten es dem Staatsschutz nie so leicht gemacht, sich selbst aus dem Weg zu räumen. Ich kann mir Selbstmord auch nur als eine individuelle Entscheidung vorstellen, nicht mehr weiter zu können, als Aufgeben, als das Ende des Willens und der Politik. Ich habe es in den schlimmsten Momenten nicht versucht, nicht mal in Erwägung gezogen. Egal, ob das eine als Mord inszenierte Strategie sein soll, ein Akt der »Befreiung« oder eine Sache der Verzweiflung, es wäre ein Zugeständnis gewesen, daß alles aus sei.

Dazu gab es aber keinen Grund. Abgesehen von der militärischen Niederlage in den festgefahrenen Geiselnahmen, hat die Situation 1977 politisch noch für die RAF gewirkt. Alles sprach damals für Kontinuität. Die Gefangenen waren intensiv beschäftigt mit den Verfahren, mit den Texten, die veröffentlicht werden sollten, und mit internationalen Diskussionszusammenhängen, in denen sie auch ein Stück Verantwortung hatten. Egal welche Perspektive eingenommen wurde - rauszukommen oder nicht - unser Kampf ging einfach weiter. Jeder und jede hatte dazu auch Lust. Wir sahen uns in einem Prozeß, in dem der Kampf in der Gefangenschaft eine sich noch potenzierende Wirkung erzeugt hatte - eine Wirkung, die kurz- oder langfristig durch einen Selbstmord nur in Desorientierung gekippt wäre.
Die Vehemenz, mit der vom Staatsschutz bis zur Bundesregierung jedem Zweifel am Selbstmord der Gefangenen begegnet worden ist, hat vielen zu denken gegeben. Deshalb wurden eiligst die abenteuerlichsten Konstruktionen verbreitet, die die Herkunft der Waffen nachträglich glaubhaft machen sollten: Sprengstoff in der Unterhose, Waffen in Gerichtsakten durch die peniblen Kontrollen des Wachpersonals geschleust. Verstecke in zehn verschiedenen Zellen mit Schraubenziehern in massivem Beton der Güteklasse »B600« ausgehöhlt. Eine Waffe in einem mehrmals vorenthaltenen und kontrollierten Plattenspieler, von der einen Zellenverlegung zur anderen gewandert. Ein phantastisches Komm
unikationssystem aus Leitungen, Lötstellen, Lautsprechern, Mikrofonen und Radios ...
Entsprechend dürftig ist die Beweisführung, für die der »Kronzeuge« Volker Speitel und sein Gefolge aufgeführt wurden, um Waffentransporte in den Stammheimer Trakt plausibel zu machen. Speitel, der bei seiner Verhaftung nach eigenen Angaben »wahnsinnige Angst« hatte, wurde mit Maßnahmen des Jugendamts gegen seinen achtjährigen Sohn unter Druck gesetzt. Seit den ersten Zeugenvernehmungen gegen uns (Ruhland, Brockmann, Müller) wissen wir, wie Belastungszeugen mit Formulierungen vom Staatsschutz gefüttert wurden, Passagen auswendig zu lernen. In den wenigen Prozessen, in denen sie auftauchen mußten, wurden ihre Aussagegenehmigungen eingeschränkt. Sobald sie vom vorgestanzten Schema abwichen (wie Peter-Jürgen Boock, der davon lebt), widersprachen sie sich gegenseitig und verhedderten sich in Interpretationen »vom Hören-Sagen«.
Ich habe sie sechs Monate lang erlebt, die Leibesvisitationen, Rollkommandos und Zellenverlegungen in Stammheim. Im Prozeß gegen die Rechtsanwälte Arndt Müller und Armin Newerla, die des teilweise »unwissentlichen« Waffentransports beschuldigt wurden, hat es Aussagen von mehr als dreißig Beamten gegeben, die diese Transporte in Zweifel zogen. Und alle, die Irmgard Möller länger kennen, wissen, daß sie nicht lügt. Ihre Erklärungen sind seit 30 Jahren in sich konsistent. Da gibt es keine Widersprüche.
Kein Frieden mit den Verhältnissen

Über den wahren Verlauf der Stammheimer Todesnacht wissen wir bis jetzt nichts. Aus Berichten der RAND-Corporation (einem neokonservativen Thinktank aus den USA) und der CIA ist bekannt, daß die RAF 1977 als eine der drei gefährlichsten Gruppen eingeschätzt wurde, und daß die Nachrichtendienste sich darin einig waren, das Problem der Guerilla mit der Liquidierung ihrer »Symbolfiguren« lösen zu können. Beamte des BND hatten freien Zugang zum Stammheimer Trakt. Es gab einen direkten Zugang von außen in den Trakt über ein abgesondertes, abgeschirmtes Treppenhaus. Einiges, was wir uns so vorstellen können, trägt die Handschrift des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, dessen Abteilungschef Gideon Mahanaimi 1986 zugab, »befreundeten Diensten« mit dem »Töten von Terroristenchefs« behilflich gewesen zu sein. Es ist auch bekannt, daß der BND dem Mossad in verschiedenen deutschen Gefängnissen Zugang zu palästinensischen Gefangenen verschafft hat, daß vom Mossad in Afrika und Lateinamerika ausgebildete Aufklärungsexperten Gefangene umgebracht haben und daß der Mossad als der kleinste Nachrichtendienst vergleichsweise die wenigsten Verratsfälle verzeichnet.
Natürlich wissen wir nicht, wie die »Amtshilfe« genau ausgesehen hat, wer im Apparat tatsächlich davon gewußt oder wer davon nur Vermutungen gehabt hat. Der Countdown zur Todesnacht konnte genau verfolgt werden, als die psychologische Kriegführung gegen die Stammheimer Gefangenen hochgezogen wurde - nach den ersten Befreiungsversuchen in Stockholm 1975 und in Entebbe 1976. Aktionen der RAF würden »aus den Zellen gesteuert«, die RAF hätte Angriffe auf Kernkraftwerke und Kinderspielplätze geplant, der »Spuk« sei nur »mit neuen Mitteln« zu beseitigen. Gesetzliche und ungesetzliche Maßnahmen steigerten sich in der Eskalation der letzten drei Monate: ein als Provokation veranstalteter Überfall auf die Gefangenengruppe in Stammheim, die Beschlagnahme der Klageschrift an die Europäische Menschenrechtskommission, die Verhaftung der Rechtsanwälte und Komiteemitarbeiter, ein Bombenanschlag auf die Stuttgarter Anwaltskanzlei. Bei jedem Geschehen draußen wurden die Gefangenen wie Geiseln mit dem Entzug von Kontakten und Nachrichten bestraft, bis zur Zuspitzung in der »Kontaktsperre«, die ihnen den letzten Rest von Schutz entzog. Bekanntlich hat in der Todesnacht nicht einmal die Videoanlage im Flur des Stammheimer Hochsicherheitstrakts funktioniert.

Vor dreißig Jahren schrieb der Pflasterstrand noch unverhüllt: »Wir schrecken zurück vor der Mordthese, die - wie auch immer im Detail- eine verdammt ernste Konsequenz hätte.« und weiter: »Mord: das hieße, daß es in der BRD zumindest gegenüber bestimmten Gruppen offenen Faschismus gibt und das heißt, daß wir endgültig und absolut nicht so weiterleben können wie bisher.«9 Heute wird kaum noch etwas hinterfragt, wenn staatstragende »Sperrmüllproduzenten« (wie Peter Chotjewitz sie nennt) oder welche aus unseren früheren Zusammenhängen sich mit dem Kronzeugengelaber um »gesellschaftliche Anerkennung« bemühen. Für sie ist »Mord oder Selbstmord« tatsächlich zur »Glaubensfrage« geworden, weil ihr Bezug zur Geschichte der Frieden mit den bestehenden Verhältnissen geworden ist. Den Widerspruch zum Selbstmord versuchen sie noch mal mit dem wahnwitzigen Konstrukt einer behördlichen Komplizenschaft zu lösen - beim Selbstmord, versteht sich. Im großen Konzert sollen damit wieder rechtzeitig zum soundsovielsten Jahrestag gleich aus allem, was von den Gefangenen bekannt ist, »linke Legenden« gemacht werden, aus Lügen »Reue«, und aus denen, die weiterhin zu ihrer Geschichte stehen, »Hardliner«.
Anscheinend sollen damit auch die Stammheimer Gefangenen ein zweites Mal umgebracht werden, denn der »zweite Tod« im biblischen Sinne ist ja die endgültige Abweisung der Verdammten in die Hölle, weil sie sich geweigert haben, Reue zu zeigen. Für Dante war er der ehrenwerteste.
Fakt bleibt, daß das letzte Wort zu unserer Geschichte noch nicht gesprochen ist. Auch wenn so manche das nicht wahrhaben wollen.


1 Karl-Heinz Weidenhammer, Selbstmord oder Mord? Todesermittlungsverfahren Baader:Ensslin Raspe, Neuer Malik Verlag, Kiel 1988
2 Kriminaloberkommissar Günter Textor in der Frankfurter Rundschau, 27.10.1977 und 14.12.1977
3 Vgl. Oliver Tolmein, »RAF - Das war für uns Befreiung«; Ein Gespräch mit Irmgard Möller über bewaffneten Kampf, Knast und die Linke, Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2002
4 Vgl. Bericht der Internationalen Untersuchungskommission. Der Tod Ulrike Meinhofs, Reprint, Unrast Verlag, Münster 2007
5 Informationsdienst zur Verbreitung von unterbliebenen Nachrichten, 7.11.1979. Die deutsche Firma Orbitaltransport und Raketen AG erprobte Raketenantriebssysteme
6 Eine Sammlung aller RAF-Dokumente befindet sich im Internationalen Institut für Soziale Geschichte in Amsterdam. Die Sammlung wird demnächst auch digital zur Verfügung stehen. Die Website befindet sich derzeit in Bearbeitung: labourhistory.com/raf
7 Vgl. Reinhard Rauball, Die Baader-Meinhof Gruppe, Verlag Walter De Gruyter, Berlin 1973
8 Vgl. Le Soir, 13.1.1986, und Der Spiegel, 29.10.1979
9 Pflasterstrand, Dezember 1977

(quelle: www.jungewelt.de)

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Ergänzungen

lesenswerter beitrag

... 10.09.2007 - 13:02
ein lesenswerter beitrag der redical m aus göttingen findet sich unter  http://www.puk.de/redicalm/stuff2/raf_flugblatt.pdf bzw ein veranstaltungsmitschnitt unter  http://www.puk.de/redicalm/stuff2/raf.mp3

so als erweiterung.

raf und 68er

lopo 10.09.2007 - 15:11
dass is doch alles geschichte wir haben mit der raf und den 68er nix mehr zu tun die die uns jetzt regieren sind doch die 68er affen diese verlogenen säcke.
trotzdem sollte man nich vergessen was sie damals geschaffen haben ABER sie sind es gegen die wir jetzt kämpfen.
die raf hatte bestimmt nicht nur gute seiten aber der punkt ist dass sie den bewaffneten kampf nach deutschland brachten und immer noch vorbild für radikale aktionsformen sind.
die raf is wohl das höchste gut was die radikale linke hat aber warum sollten wir sie nach aussen hin verteidigen was habt ihr denn von der systempresse erwartet dass sie den lobesgesnag anstimmen?wichtig is dass wir für uns wissen wie wir damit umzugehen haben.
ausserdem is die raf tot es wird sie so wir früher bestimmt nicht mehr geben aber es gibt neue ansätze eines radikalen und bewaffneten kampfes und um die sollen wir uns kümmern und nich in vergangener zeit schwelgen.

raf und die ostzone

ne! 10.09.2007 - 15:35
vor allen dingen gab es von 1970(gründung baader-meinhof-gruppe)-1990(fall des eisernen vorhangs) immer noch die liebe, nette ostzone, die der raf das terroristenleben extrem erleichtert hat. die ostzone oder die angeblich sozialistisch orientierte PLO war der trumpf im ärmel der raf.

die karibik und süd-amerika sind zu weit entfernt und nur mit dem flugzeug zu erreichen.
in unseren breitengraden existieren nur noch "kapitalisten-mafia" jeglicher couleur, nazibanden mit waffenlagern (niemand weiß, wie die nazis ihre waffen horten, obwohl angeblich bestens überwacht), faschistische islamisten und staatsterrorismus.

auf beiden Augen blind?

wtf 10.09.2007 - 15:41
meine Güte, dass es nicht einmal möglich sein kann n bischen differenziert zu denken. Die 68er, die Studentenproteste, die Friedensbewegung und sicherlich in Teilen auch die RAF hatten viel Gutes und haben einiges erreicht. Hier muss man nichts leugnen und man muss sich hier auch nicht total distanzieren. Aber sicher ists auch so, dass die RAF dem Ruf linker Ambitionen massiv geschadet haben ohne eine große Wirkung zu erzielen (und Revolution ohne Unterstützung innerhalb der Bev. kann nur Terror werden). Genauso wie ein Großteil der 68er sich in die bürgerlichen Kreise eingereit haben, die jetzt diejenigen sind, die es damals wie heute zu bekämpfen gilt....

Mord oder Selbstmord?

Doofi 10.09.2007 - 15:46
Wie die oder der Einzelne mit der Frage Mord oder Selbstmord umgeht ist nur die eine Sache. War es aber Mord durch den Staat, wie geht der »Rechtsstaat« damit um. Könnte also jeder X-beliebige Dessident ermordet werden, wenn die Hemmschwelle zum Mord noch ein bisschen herrab gesetzt würde. Es gibt und gab kein geltendes Recht die Gefangenen der Roten Armee Fraktion zu ermorden. Insgeheim waren sie Kriegsgefangene und »besser« wäre es gewesen, sie wären nicht ermordet worden. Will der Rechtsstaat seine Glaubwürdigkeit wieder herstellen ist eine Klärung dieser Frage erstrecht notwendig. War es Mord war es Selbstmord? Die Frage ist scheinbar immernoch völlig belanglos und das Kalkül, dass schon wenige Monate nach den Todesfällen keine BZ oder Bildzeitung sich über die genauen Hintergründe der Todesnacht von Stammheim beschäftigen würde, ist aufgegangen.

Aber es war Mord und der Apparat der sie ermordet hat ist mächtiger, als ein paar Häscher in der Nacht die die Tat letztlich ausgeführt hatten.

Eigene Beschäftigung damit ist wichtig

Ergänzer 10.09.2007 - 16:05
Im Moment scheint einmal mehr die große Geschichtsglättungsmaschine anzulaufen. Über die Widersprüche, die damals die Selbstmordthese in Frage stellten wird heute fast gar nicht mehr berichtet. Statt dessen scheint es so zu sein, dass über das ständige Wiederholen der Selbstmordthese nun endlich Ruhe sein soll und das Kapitel für die BRD nun endlich abgeschlossen sein soll.
Dabei ist für die Linke - unabhängig davon, was sie von der Politik der RAF hält - die Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen wichtig. Denn es ist wichtig einschätzen zu können, wozu ein Staat, wie die BRD im Stande ist.

@robi

123 10.09.2007 - 18:01
bei dir zeigt sich der grundliegende Unterschied zwischen einem liberalen Linken und einem linken Liberalen (du scheinst zweiteres zu sein). Liberale Linke lehnen die Mittel der RAF ab (Gewalt, Mord..), teilen aber ihr Ziel - die Zerschlagung des bürgerlichen Staates und die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft). Linke Liberale lehnen die Mittel des Staates ab (Isolationfolter, gezielter Todeschuss, Mord an Gefangenen...), teilen aber dessen Ziel (Erhaltung des Rechtstaates, Verteidigung der "Demokratie" gegen Terroristen).

An der RAF muss aus linksradikaler Sicht viel kritsiert werden, allerdings muss sie gegen die Schweinepresse von jungleworld bis Bild verteidigt werden. Mir ist Christian Klar jedenfalls sympathischer als Joschka Fischer. Die meisten Fehler der RAF waren keine Fehler der RAF, sondern Fehler der 68er, die sich auch bei jeder öden K-Guppe oder jedem Kinderladenkollektiv finden lassen. Komisch ist eher das Maulheldentum das 68 sich auf dem Vietnamkongress tausende für den bewaffneten Kampf ausgesprochen haben, aber nur einige Dutzend ihren Widerstand ernst gemeint haben.

Die RAF hat mit ihren Bomben auf den Computer der die Napalm-Flächen-Bombadements in Vietnam koordiniert hat 3 amerikanische Soldaten getötet und gleichzeitig tausenden Vietnamesen das Leben gerrettet. Das ist mehr realle konseqenz als die gesamte APO geschafft hat..

Anmerkung

infokeks 10.09.2007 - 22:11
"Was damals vor 30 Jahren in der BRD abging, war ein von wohlsituierten Hobbyrevoluzzern durchgeführter Versuch, mit Mord und Totschlag, die gesellschaftlichen Verhältnisse ihren Vorstellungen entsprechend zu verändern."

"Wohlsituiert" war vielleicht die Meinhof vor ihrem Einstieg bei der RAF. Andreas Baader beispielsweise war ein kleinkrimineller Halbstarker. Und etliche andere RAF-Mitglieder, insbesondere aus der zweiten Generation, waren ehemalige Heimkinder. Das uebliche Medien-Bild von der RAF als einer Gruppe, die von revoltierenden Soehnen und Toechtern aus gutbuergerlichem Hause gebildet wurde, stimmt also nicht oder wenigstens nicht zur Gaenze.

Ansonsten teile ich die Kritik sowohl an der Politik (Bombenanschlaege, Geiselnahmen und -morde etc.) als auch an der Ideologie (Avantgarde-Denken, bewaffneter Kampf als einziger Weg, alle Nicht-RAF-Linken sind keine Revolutionaere etc. pp.) der RAF.

MLPD: ARD hat Recht!

Pächter der Wahrheit 10.09.2007 - 22:17
Die "junge Welt" ist völlig unkritisch. Die "rf-news" treten den Gegenbeweis an:

RAF-Häftlinge: Staatsapparat wusste bestens über ihre Pläne Bescheid, ohne sie zu verhindern

10.09.07 - Um die bürgerliche "Terrorismus"-Propaganda zu steigern und den Weg für den weiteren Abbau bürgerlich-demokratischer Rechte und Freiheiten frei zu machen, wird der bevorstehende 30. Jahrestag der Ermordung des früheren Unternehmerverbandschefs Hanns-Martin Schleyer mediengerecht genutzt. Vor allem sollen der Kommunismus und die revolutionäre Weltanschauung, die die RAF angeblich vertrat, zur "Wurzel des Terrorismus" erklärt werden.

In Wirklichkeit handelte es sich um eine anarchistische Gruppe, die gesellschaftliche Veränderungen ohne und gegen die Volksmassen durch individuellen Terror herbeiführen wollte. Das war nicht nur eine Illusion, sondern lieferte dem Staatsapparat willkommene Vorwände zur Faschisierung seiner Herrschaftsmethoden. Dass dabei weit über die ohnehin verschärfte Gesetzeslage hinaus gegangen wurde, wird nun aber ebenfalls teilweise enthüllt, obwohl es jahrzehntelang geleugnet wurde.

So waren in verschiedenen Zellen und Gemeinschaftsräumen in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim Wanzen installiert worden, um die Gespräche der RAF-Häftlinge abzuhören. Auch ein von ihnen selbst eingerichtetes geheimes Kommunikationssystem, das über die Stromleitungen der Haftanstalt lief, zapften Staatsschutz und Geheimdienste an. Ebenso wurden verschlüsselte Botschaften, die aus dem Gefängnis an die untergetauchten RAF-Mitglieder oder Haftlinge in anderen Anstalten geschmuggelt wurden, gelesen und entziffert.

Daraus ging unter anderem hervor, dass die RAF-Häftlinge teilweise über Waffen verfügten und ihre Selbsttötung planten. Dennoch schritten die Staatsorgane nicht dagegen ein und nahmen demzufolge den Tod der Gefangenen billigend in Kauf. Offenbar sollten mit der bis heute dubiosen Selbsttötung zunächst von Holger Meins, dann von Ulrike Meinhof und schließlich von Andreas Bader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe die Botschaft eines triumpierenden Staatsapparats verbreitet und weitere Vorwände für die Einschränkung der Rechte politischer Gefangener geschaffen werden.

Nicht nur über die Pläne der RAF-Häftlinge wussten die Staatsorgane Bescheid, sie waren auch selbst an ihrer Umsetzung beteiligt. So versorgten sie verschiedene RAF-Mitglieder außerhalb der Gefängnisse über V-Leute des Verfassungsschutzes mit Waffen, wie im ersten Teil der ARD-Sendung "Die RAF" gestern enthüllt wurde. 30 Jahre nach dem Mord an Hanns-Martin Schleyer prüft die Staatsanwaltschaft inzwischen auch Aussagen des früheren RAF-Mitglieds Peter-Jürgen Boock, wonach Stefan Wisniewski und Rolf Heisler im Oktober 1977 die tödlichen Schüsse auf Schleyer abgegeben haben. Von Stefan Wisniewski ist ebenfalls bekannt, dass er eng mit dem Verfassungsschutz zusammen arbeitete.

Dies und weitere Fakten werfen eine Menge kritischer Fragen zum "Phantom" der "Rote Armee Fraktion" (RAF) auf, die erwiesenermaßen auch in den 1980er Jahren mit verschiedensten Geheimdiensten in Ost und West durchsetzt war. Zugleich muss die antikommunistische Stoßrichtung der gegenwärtigen RAF-Inszenierung in den Medien aufgedeckt und mit der Diskussion über echte sozialistische und revolutionäre Alternativen zum Kapitalismus und Imperialismus verbunden werden.

In die falsche Richtung 2

spin 10.09.2007 - 23:07
Statt sich mit dem überdeutlichen Antisemitismus des militanten Kampfes auseinander zu setzen, wird er einfach mal als Feind-Propaganda geleugnet. Als hätte es die Bombe der "Tupamaros Westberlin" in einer Synagoge nie gegeben, die RAF-Solidaritätserklärung zum Kommando, das israelische Sportler in München 1972 ermordete, die antisemitische Selektion bei der Flugzeugentführung 1976, den Anschlag auf jüdische Auswander in Ungarn 1991 unter Beteiligung von Ex-RAF-Leuten. Stattdessen wird eine Mossad-Verschwörung zur Ermodung der StammheimerInnen durchgewunken, ohne dass es dafür auch nur ein Indiz gibt. Mannomann!
Also: Verteidigung der Anliegen der RAF ja! Ebenso wichtig ist, darzustellen, dass es sich bei Leuten wie Schleyer immerhin um einen SS-Mann handelte, bei den Politikern des Krisenstabs um z.T. ranghohe Wehrmachtssoldaten. Und dass RAFlerInnen länger gesessen haben als Nazi-Verbrecher, was ein Skandal ist. Aber bitte nicht unkritisch die RAF-Politik verteidigen. Das ist was für kopflose Linke auf der Suche nach Identfikationsfiguren.

Aus der RAF-Erklärung

spin 10.09.2007 - 23:19
...zum Anschlag auf das Europa-Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg, 24. Mai 1972:
»Die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland unterstützten die Sicherungskräfte bei der Fahndung nach den Bombenattentätern nicht, weil sie mit den Verbrechen des amerikanischen Imperialismus und ihrer Billigung durch die herrschende Klasse hier nichts zu tun haben wollen; weil sie AUSCHWITZ, DRESDEN UND HAMBURG NICHT VERGESSEN HABEN; weil sie wissen, dass gegen die Massenmörder von Vietnam Bombenanschläge gerechtfertigt sind; weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass Demonstrationen und Worte gegen die Verbrecher des Imperialismus nichts nützen. « (Hervorh. von mir)
Es wäre hübsch, wenn sich Ex-Rafler und Antiimps mal zu diesem Geschichtsrevisionismus äußern würden, statt die Analyse komischen Anti-Deutschen zu überlassen.

einige weitere Infos

egal 11.09.2007 - 08:59
einige weitere Infos zu Hintergrund und Geschichte
siehe
 http://www.mkm-info.de/1977/1977.html

Anarchisten?

RAFke 11.09.2007 - 19:53
"In Wirklichkeit handelte es sich um eine anarchistische Gruppe, die gesellschaftliche Veränderungen ohne und gegen die Volksmassen durch individuellen Terror herbeiführen wollte. Das war nicht nur eine Illusion, sondern lieferte dem Staatsapparat willkommene Vorwände zur Faschisierung seiner Herrschaftsmethoden. Dass dabei weit über die ohnehin verschärfte Gesetzeslage hinaus gegangen wurde, wird nun aber ebenfalls teilweise enthüllt, obwohl es jahrzehntelang geleugnet wurde."

Der altbekannte Irrtum, teils mit Absicht verbreitet. Ideologisch gesehen, hatte die RAF nichts mit Anarchie zu tun. Sie wurden nicht zufällig, als Leninisten mit Knarre bezeichnet. Die Aktionsform war den Anarschisten der Jahrhundertwende nachempfunden und daher wurden sie in der Mainstreampresse als Anarchisten bezeichnet. Dies wurde von den Kommunisten dankbar aufgegriffen, um sich besser distanzieren zu können. Die RAF liefert dem Staatsapparat.... das war seinerzeit die gängige Argumentationsform der dogmatischen Kommunisten, von DKP bis KBW, die auch von vielen Linken übernommen wurde. Fakt ist, das die RAF besonders die undogmatische Linke unter Legitimationsdruck setzte und an denen tobte sich der Staat mit Hausdurchsuchungen und dergleichen aus. Man kannte ja deren WGs, die Kommunistischen Parteien bleiben dagegen relativ unbehelligt. Abgesehen vom Roten Morgen, wo einige Ausgaben beschlagnahmt wurden. Erst um 79/80 rum schaffte es eine neue Generation aus dieser Erstarrung wieder aktiv zu werden. In den 80zigern ließ die RAF zwar noch einges von sich hören, dem Staat und den Massenmedien gelang es aber nicht mehr damit eine Bewegung einzuschüchtern, die trotz §129 sich von keiner Medienhetze mehr abhalten ließ, auf die Straße zu gehen. Mit der Ideologie der RAF wollte sie aber nichts zu tun haben.
Das die Mlpd diesen Unsinn heute wieder verbreitet, sollte nicht weiter verwundern, bei denen ist eben die Zeit stehengeblieben.

korrektur

ron augustin 12.11.2007 - 00:35
es soll heissen: labourhistory.net (nicht .com)

RAF Archiv

Ron Augustin 16.09.2008 - 21:13
Korrektur: Die im Artikel genannte Internetadresse des RAF Archivs lautet (nicht labourhistory.com sondern) labourhistory.net/raf/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 18 Kommentare

Kapier nicht

Rafneck 10.09.2007 - 13:21
ich kapier nicht warum so viele Leute die Raf für das tollste überhaupt halten. klar das vorgehen von Staat und Medien heute wie damals ist oft nicht korrekt oder demokratisch aber
aber die einzig guten sachen die die Raf jemals zu stande gebracht hat war den einen knast zu sprengen und sich aufzulösen. Ansonsten n haufen unsnniger tote einige z.B. Chauffeure gehörten zu denen die sie befreien wollten. Dähmlich ist auch dieses Avantgard denken was die glaub ich hatten . Es gibt noch n haufen sachen was man noch kritisierne könnte so das sie nie wirklich daran interssiert waren was die Leute um die es ihnen ging gedacht haben. oder mit wem die alles zusammengearbeitet haben usw. usw. .
Ich bin davon überzeugt das die Verehrung der Raf die linke nicht weiterbringt sondern eher schadet

unkritische Position

chavezz 10.09.2007 - 13:21
Ich weiß einfach nicht, was "die Linke" daran hindert der RAF gegenüber eine kritische Position einzunehmen und die Verharmlosung ihrer Verbrechen nicht einstellt. Dazu gehören natürlich auch die Verschwörungstheorie der staatlichen Morde in Stammheim und der Mythos der Isolationsfolter. Womit im nachhinein immer noch versucht die Terroristen als Opfer eines faschistischen Staates hinzustellen.

Antisemitismus

Aridela 10.09.2007 - 15:31
Beim durchlesen das Textes fällt mir die Erwähnung des Mossad auf, gewissermaßen scheinensich Teile der radikalen Linken ein israelisches feindbld zu haben. das ist meines Erachten ein falsches Feindbild, hier ist ein ähnlicher Antisemitismus zu finden den auch die rechtenpflegen. In manchen Fällen unterscheiden sich die radikalen Linken und die radikalen Rechten nicht in ihren Theorien.
Es wundert mich nicht mehr das radikale Rechte nun seit kurzem die Arbeitsweise und Erscheinungsweise der linken Autonomen kopieren. Da steckt politisches Kalkül dahinter. Daher sollten die Autonomen ernsthaft eine neue Strategie überlegen um sich von solchen Strukturen eindeutig abzugrenzen.
Ich glaube nicht das der Mossad dahintersteckt oder daran beteiligt war, das ist zu einfach das der Mossad die Drecksarbeit für andere Geheimdienste macht. Und ein Geheimdienst arbeitet nun mal geheim, gute Informationen von einem Geheimdienst zu bekommen da muß man/frau schon über direkte Verbindungen zu Geheimdiensten verfügen, bekanntlicherweise gibt es selten gewöhnliche Sterbliche, die über solche Verbindungen verfügen und sicher hat der Author diese Beitrag auch keine direkten Verbindungen zu Geheimdiensten. Es scheint mir das so manche Linke sich in ihrer eigenen Ideologie verknoten.
Mir ist es egal ob ich in die Antideutschen Ecke gesteckt werde, es ärget mich aber der Umstand das komischer weise der AStaat israel anscheinend für die gesamte Weltmisere verantwortlich gemacht worden soll oder für die krisenherde im Nahen und Mittleren osten verantwortluch gemacht werden soll. Ein kleiner Staat von ein paar Millionen Einwohner, die zu Recht bis an die Zähne bewaffnet sind, gegenüber ihren feindseligen Nachbarn. Ich weiß aber auch nicht ob die Befriedung des Staates Israel oder die Vernichtung des Staates Israel eine Besserung des Krisenherdes im Nahen Osten bringen soll.
Die Ideologien mancher linken Strukturen scheinen sich auch wenig zu unterscheiden von den Ideologien rechter Strukturen.
Ich vermisse insgesamt eine sachlichen und objekltive Analyse der politischen Verhältnisse.

Legitime Widerstandsform in Deutschland?

Robi 10.09.2007 - 17:32
Mord ist meiner Ansicht nach kein legitimes Mittel von politischem Widerstand gegen was auch immer, noch sollte es als legitimes Mittel "werhaften Demokratie" toleriert werden.

Was damals vor 30 Jahren in der BRD abging, war ein von wohlsituierten Hobbyrevoluzzern durchgeführter Versuch, mit Mord und Totschlag, die gesellschaftlichen Verhältnisse ihren Vorstellungen entsprechend zu verändern.
Der Staat, jeglicher Rationalität seiner legislativen, exekutiven und judikativen Elemente entbehrend, hat in einer völlig überemotionalisierten Art und Weise versucht, diesem Treiben ein Ende zu setzen.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Für mich ist das Vorgehen des Staates seinerzeit nicht tolerierbar. Auch sind die Umstände, in denen die Gefangenen der RAF in den Knästen interniert waren, alles andere als menschenwürdig.

Nur muss man sich doch fragen, wie man selbst auf so eine offensichtliche Bedrohung reagiert hätte.

Ich heiße die Maßnahmen, die der Staat vor 30 Jahren ergriffen hat, keineswegs gut.
Aber die Motivation die den Entschluss hierzu bedingt haben, ist für mich durchaus nachvollziehbar.

Auf zu neuen Ufern

joe 10.09.2007 - 18:50
ich kann mich LOPO nur anschließen. RAF ist Geschichte bringt uns relativ wenig für die Zukunft-hat uns relativ wenig in den letzten Jahrzehnten gebracht - außer der Erkenntnis, dass es jede Menge Verräter gibt, (und immer geben wird) deren vorrangiges Ziel die Sicherung von dicken Persionsansprüche und ein Altern in SAUss und Brauss ist --- es sei Ihnen gegönnt --- mit Leuten denen die letzte Konsequenz fehlt ist eh nix zu holen.
In der aktuellen Diskussion geht es doch eher um pseudo-intellektuelles Gequatsche, die übliche Abzocke via Staatsmedien, paar neue Bücher, Aust hat sich auch mal nach 10 Flaschen Wein was Neues aus den Fingern gesaugt, vielleicht gibts noch ein paar Termine bei den Schwachmaaten wie Körner, Schreckmann, Christiansen (iss ja nicht mehr)......nicht zu vergessen der große Boock-----Rächer der Enterbten, Witwen und Waisen - ein "Kult" der gepflegt werden will.
Ansonsten kann man aus heutiger Sicht nicht viel übernehmen, außer der Erkenntnis, daß jeder perverse Kinderschänder früher aus dem Knast kommt als jemand, der sich die Repräsentanten des Staats zum Ziel erklärt - wobei darunter auch Typen aus der Hetzpresse fallen-der Personenkreis wohl etwas erweitert werden sollte. Die Situation hier und heute ist sicherlich um ein Vielfaches komplizierter, hat man ja in jüngster Vergangenheit gesehen, allerdings gibt es einen großen Unterschied zu damals: Weite Teile der Bevölkerung werden langsam aber sicher total in die Gosse gedrückt. Und die Regierenden werden früher oder später sich dafür zu verantworten haben. Frohen Ruhestand wünsche ich heute schon-das wird die erste Politikergeneration die ihn nicht genießen kann.

Beerdigt doch endlich mal die RAF

sandankoro 10.09.2007 - 20:08
Das die RAF auch heute noch von einigen Linken als Vorbild gesehen wird finde ich ziemlich heftig. Sicherlich ist die RAF aus einer ganz speziellen Situation heraus entstanden, aus einem politischen Umfeld, welches auf den Druck der 68er mit immer stärkerer Repression regagierte und zu einem nicht unerheblichen Teil noch personalidentisch mit dem 3. Reich war. Dennoch war die Entscheidung der RAF den bewaffneten Kampf in der Bundesrepublik aufzunehmen falsch und basierte zum einen auf einem völlig falschen Verständnis revolutionärer Prozesse, einer Identifikation mit anderen Gruppen (die oftmals genauso abgedreht waren oder teilweise übelste Rassisten/Antisemiten/Kriminelle) und auch einer völligen Überschätzung der eigenen Funktion und Möglichkeiten.
Einmal gefangen in dem selbstinzenierten Terrorismuszirkus, gab es für viele keine Ausstiegsmöglichkeit mehr, das unterscheidet die RAF nicht von irgendwelchen anderen politischen oder religiösen Sekten. Und wie jede Sekte, braucht auch die RAF ihre Heiligen und Märtyrer, das Abschotten nach aussen, die Kritikresistenz und so weiter.

Für mich ist die RAF Zeit eine Zeit der unnützen und teilweise sogar schädlichen Verschwendung von intelligenten Menschen wie Ulrike Meinhoff und von sinnloser Gewalt (sinnlos weil im Ergebnis nichts geändert wurde, im Gegenteil).

Wichtig wäre eine kritische Auseinandersetzung mit der RAF, ohne sie zu verherrlichen oder zu verdammen. Die RAF einfach als das sehen was sie war, und als was sich auch von immer mehr ehemaligen gesehen wird, als Irrtum und Fehleinschätzung und als Beispiel dafür, dass in einer relativ festen und konservativ orientierten Gesellschaft ein Umsturz mit Gewalt nicht möglich ist.

RAF=Rückschritt

elsegundo 10.09.2007 - 21:32
Der individuelle Terror ist der Terror, der später in die individuelle despotische Herrschaft führt, aber nicht in den Sozialismus.

Die RAF hat überhaupt nichts mit ihrem Terror für eine antiautoritäre sozialistische Weltordnung beigetragen. Hierarchische Gruppen haben auf die Dauer keine Zukunft und können auch nichts verändern. Kadergetue ist was für Neofaschisten!

Alleine die Entführung der Landshut: "Bist du Jude? Wenn du Jude bist bring ich dich um!"

Noch was

infokeks 10.09.2007 - 22:22
"Alleine die Entführung der Landshut: "Bist du Jude? Wenn du Jude bist bring ich dich um!""

Das war ein arabisches Kommando (von der palaestinensischen PFLP, wenn ich mich recht entsinne), das damals die Landshut entfuehrte. Und der von Dir zitierte Satz ist demzufolge von keinem RAF-Mitglied geaeussert worden. Wenn schon Kritik, dann auch historisch exakt.

Eine Freundin Israels war die RAF aber ganz sicher nicht, wie man unter anderem ihrer Erklaerung zur Geiselnahme des israelischen Olympiateams durch ein palaestinensisches Kommando waehrwend der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 entnehmen kann. Darin wird Zionismus mit Nationalsozialismus gleichgesetzt (was zumindest fuer den extrem rechten Fluegel des Zionismus zutreffen mag ...) und die Geiselnahmeaktion als heroische antifaschistische und antiimperialistische Aktion gefeiert.

@ROBI@all

^1 10.09.2007 - 22:59
die einzigen die damals getötet wurden waren lakaien des systems welches für alles übel in der welt verantwortlich sind-du fragst wie ich auf eine solche bedrohung regiert hätte??ÜBERHAUPT NICHT ich wäre nicht bedroht gewesen.also is dass doch wohl totaler schwachsinn alle massnahmen gegen die RAF waren und sind nicht tolerierbar der staat ist unser feind.

In die falsche Richtung

spin 10.09.2007 - 22:59
Huh, zum Teil recht gruselig, was hier mal weder abgelassen wird. Zwar ist der Versuch löblich, die RAF als Zerfallsprodukt einer wichtigen, emazipatorischen Bewegung zu analysieren. Aber der Verteidigung des legitimen Kerns gegen die bürgerliche Staatspropaganda erweist die unkritische Parteinahme ("höchstes Gut" der radikalen Linken!!) einen Bärendienst. Was soll denn das Ja-Wort für a) eine Kaderorganisation, die b) gezielt Menschen tötete, damit ein leichtes Ziel gesellschaftlicher Delegitimierung bot und c) somit politisch wie ethisch fragwürdig war und d) auch noch einige anti-emanzipatorische Tendenzen (autoritäre Befehlsstrukturen, formelhafter Dogmatismus, Nähe zum Antisemitismus, Isolation von sozialen Bewegungen) aufwies?

"schweinepresse"

Klaas 10.09.2007 - 23:17
Tiervergleiche sind damals wie heute en vogue in bestimmten Kreisen. Leute die die JungleWorld zur "Schweinepresse" rechnen und in einem Satz mit der Bildzeitung aufzählen sind weit entfernt von jeder emanzipatorischen Position. Kennt jemand das Lied "Stillstand" von Slime?

die raf waren verbrecher, nicht mehr...

egal 11.09.2007 - 17:27
...aber auch nicht weniger.
mir kommt das kalte kotzen, wie ich sehe, dass die hier zu helden gemacht werden. für was denn?
jemanden (unbewaffnet, gefesselt, gefangen als geisel)in den kopf zu schießen, leute in die luft zu sprengen?
sie haben getötet, ohne eine echte bedrohung und sich ihre begründung danach schön zurechtgelegt, nicht mehr.
ich glaube ohnehin, dass ich hier einer der wenigen bin, der diese zeit wirklich noch erlebt hat.
hätte ich die chance seinerzeit besessen, hätte ich die raf auch denunziert, denn das waren aus dem ruder gelaufene mörder, die zu stoppen waren.
ich finde es heutzutage schon unerträglich, solche mörder auf demos von heute in berlin wieder nach ihrer gefängnisentlassung reden zu lassen.
ich habe das einmal in moabit erlebt und habe diese demo mit einigen anderen sofort wieder verlassen.
mit solchen menschen, die eine menschenverachtende ideologie besaßen, oder auch besitzen, möchte ich mich nicht solidarisieren, bzw. von ihnen instrumentalisieren lassen.

Die etwas andere Literatur

MMM 11.09.2007 - 21:37
Zum Thema hier noch ne Literarische Ergänzung, die Sinn macht. Vielleicht verstehen dann ein paar Leute mehr, wie elend es ist die eigene Geschichte in den Mülleimer werfen zu wollen.

Stammheimer Dialog

Da, eine Pistole!
Was?
Eine Pistole.
Wo kommt denn die Pistole im bestbewachten Gefängnis Europas her?

Die Anwälte gefilzt bis unter die Unterhose.
Ins Arschloch starrte der Rechtsstaat den Terroristen.
Was suchte er denn da? Was meinte der Rechtsstaat zu finden im Arschloch der Terroristen, in Unterhosen und Aktentaschen der Anwälte?
Die Menschenwürde? Das Recht auf einen fairen Prozess? Reste der alten Strafprozessordnung? Ein Klavier? Eine Pistole?
Eine Pistole.

Da, noch eine Pistole.
Was?
Noch eine Pistole.
Wo kommen denn die Pistolen im bestbewachten Gefängnis Europas her?

Gefährliche Terroristen?
Die gefährlichsten Terroristen.
Ihre Haltung gegenüber der Polizei?
Sie hatten gesagt: auf Bullen schießt man sofort. Heißt es.
Mit den Pistolen?
Welchen Pistolen?
Na, diesen hier, gefunden danach, im bestbewachten Gefängnis Europas.
Mit denen? Nein.

Da hundertsiebzig Gramm Sprengstoff!
Was?
Sprengstoff.
Wie kommt denn der Sprengstoff hierher?

Da, nochmal vierhundert Gramm Sprengstoff
Was?
Eine Menge Sprengstoff.
Ja wo kommt denn der ganze Sprengstoff her im bestbewachten Gefängnis der freiheitlichsten Ordnung, die wir je besaßen auf deutschem Boden?

Da, ein Radio ! Und ein raffiniertes Kommunikationssystem.
Zwei Pistolen, eine Menge Sprengstoff, ein Radio, ein raffiniertes Kommunikationssystem während der Kontaktsperre im bestbewachten Gefängnis Europas ?

Die Anwälte: gefilzt. Die Mütter: gefilzt. Die Väter: gefilzt. Die Schwestern und Brüder: gefilzt.

Da, eine dritte Pistole!
Was?
eine dritte Pistole.

Das waren Terroristen?
Die allergefährlichsten Terroristen, nicht aus den Augen zu lassen, nicht herzugeben gegen ein ganzes Flugzeug voller Menschen, einen Präsidenten gar der Arbeitgeberverbände.
Drei Pistolen, eine menge Sprengstoff, ein raffiniertes Kommunikationssystem - da war wohl allerhand los hier, im bestbewachten Gefängnis Europas?

Nichts war da los.

Nichts war da los? Nicht mal ein kleines Massaker unter den hiesigen, selbstlos ihren Dienst versehenden Beamten?
Nichts dergleichen.
Das waren wirklich die gefährlichsten Terroristen?
Und ob!

In die Schläfe?
In die eigene Schläfe geschossen.
Sauber getroffen?
Nicht ganz. Er starb später.
Schmauchspuren an der Hand, Fingerabdrücke auf der Waffe?
Keine Fingerabdrücke.
Keine?

In den Nacken?
In den eigenen Nacken?
Und abgedrückt? Wie?
Abgedrückt dreimal.
Sauber getroffen?
Sauber getroffen.
Kunstschütze, wie?

Schmauchspuren an der Hand, Fingerabdrücke an der Waffe?
Keine Fingerabdrücke, Schmauchspuren an der Rechten, der Schütze war Linkshänder.
Ganz schön perfide, der Bursche.

Am Fensterkreuz?
Am Fensterkreuz.
Wie im Mai?
Wie damals im Mai.
Davon hat man schon gehört. Anschlusstäter.

In die Brust gestochen?
In die eigene Brust.
Mit einem Rasiermesser?
Mit einem Brotmesser mit runder Spitze.
Überlebt?
Überlebt.
Selbstmordversuch mit Stichen durch ein stumpfes Messer in die eigene Brust?
Sie sagt: nein. Sie sagt: da war ein Gas.
Ein Gas?

Drei Pistolen, ein Radio, ein Messer, ein funktionierendes Kommunikationssystem und fünfhundertachzig Gramm Sprengstoff, und das alles fiel den Spezialkräften vom Bundeskriminalamt, die die Zelle direkt nach der Entführung filzten, einundzwanzig Mann, nicht auf?
Die hatten nichts gefunden.
Die müssen noch viel lernen.
Terroristen?
Terroristen.
Gefährlich Terroristen?
Brandgefährliche.
Vor und nach jedem Besuch gefilzt?
Nicht nach jedem. Zuletzt waren Herren da, vom Landeskriminalamt, vom Bundeskriminalamt, von der Generalbundesanwaltschaft und vom Bundeskanzleramt.
Gefilzt ?
Natürlich nicht.

Und den Herren geschah nichts? Keine Geiselnahme, kein mittleres Massaker?
Nichts. Überhaupt nichts.
Und das waren echte Terroristen?
Die allergefährlichsten aller Terroristen!


Der Wärter in seiner gläsernen Kanzel auf dem Gang?
Zufällig während dieser Nacht nicht da. Nach hinten gegangen, geschlafen, nichts gehört.
Die Fernsehkamera, das elektronische Überwachungssystem?
Zufällig in dieser Nacht defekt.

Der Treppenaufgang zum Trakt?
Zufällig erst später entdeckt.
Die Pistolenmunition?
Aus Beständen der Polizei Rheinland-Pfalz. Entwendet, natürlich.
Und der Sand?

Was für ein Sand?
Sand am Schuh.
An was für einem Schuh?
An Baaders Schuh.
An Baaders Schuh ? Die Freistunde fand immer statt, streng bewacht, auf dem Dach des am besten bewachten Gefängnisses Europas. Auf dem Dach gibt es keinen Sand. Wie kommt der Sand an dem Schuh in die Zelle im bestbewachten Gefängnis Europas?
Das wird wohl Flugsand sein.


Sand am Schuh, Pistolen, Sprengstoff, ein Kommunikationssystem, das war ja eine seltsame Gesellschaft.
Waren Terroristen.
Waren Terroristen, fürwahr.
Untersuchen Kommissionen den Fall?
Was für Kommissionen?
Rockefeller- oder Churchkommissionen.
Die brauchen wir nicht. Wir haben Späthzünder. Und natürlich unsere Presse.
Nachrichtensperre.
Nicht nötig.

Peter Paul Zahl 1977

Quelle:
Stammheimer Dialog
zitiert aus „Der Staat ist eine mündelsichere Kapitalanlage“
Hetze und Aufsätze 1967 - 1989
Autor: Peter Paul Zahl

erschienen 1989 im Karin Kramer Verlag, Berlin - ISBN 3-87956-203-2


Biografische/historische Notiz zu Peter-Paul Zahl: geboren 1944 in Freiburg, geht nach Beendigung seiner Druckerlehre im Rheinland als Wehrdienstverweigerer nach Berlin und engagiert sich dort in der Neuen Linken. 1966 wird er Mitglied in der Gruppe 61. 1967 gründet er in Berlin den Verlag Peter Paul Zahl und verlegt dort u.a. die Literaturzeitschrift "Spartacus", "zwerg-schul-ergänzungsheft", sowie die Reihe "p.p.quadrat". 1970 wird PPZ aufgrund des Plakates "Freiheit für alle Gefangenen" zu einem halben Jahr Freiheitsstrafe verurteilt.
Ende 1972 kommt es bei einer Personenkontrolle zu einem Schußwechsel zwischen PPZ und zwei Polizisten, wobei einer der Polizisten sowie PPZ angeschossen werden. 1974 wird PPZ dafür zu vier Jahren, 1976 bei einem Revisionsverfahren durch die Staatsanwaltschaft zu insgesamt fünfzehn Jahren Haft verurteilt. Daraufhin gründet sich die Initiativ Gruppe Peter Paul Zahl, die Dokumentationen über den Fall PPZ heraus gibt und sich für die Wiederaufnahme des Strafprozesses einsetzt.
Aus der Haft heraus veröffentlicht Zahl mehrere Romane, Aufsätze, Essays und Gedichte und erhält Anfang 1980 für seinen Roman "Die Glücklichen" den Literaturförderpreis der freien Hansestadt Bremen. Noch im gleichen Jahr wird PPZ nach langjährigen Wunsch hin aus der JVA Werl in die JVA Tegel/Berlin verlegt und fängt dort bald als Freigänger ein Volontariat bei der Schaubühne Berlin an. 1982 wird PPZ nach zehn Jahren Haft entlassen.
Nach einigen Reisen, u.a. nach Spanien, Italien und in die Karibik geht PPZ 1985 nach Jamaika, wo er heute noch lebt und schreibt.

PPZ-Link:  http://www.iisg.nl/~id/Sammlungen/zahl.html
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Noch ein Hinweis auf mehrere Texte und anderes zum Thema:

Artikel und Dokumente gegen die herrschende Geschichtsschreibung zu ´77

Seit einigen Wochen läuft über die bürgerliche Presse und das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine regelrechte Propagandaschlacht, die sich gegen den am intensivsten nachwirkenden Ausdruck der Politik der radikalen Linken nach dem zweiten Weltkrieg richtet. Unter dem Motto "30 Jahre deutscher Herbst" soll die Geschichte der Roten Armee Fraktion, wie sie die Herrschenden sehen als alleinige gesellschaftlichen Wahrheit festgeschrieben werden. Zu diesem Zweck wurde jede "angesehene" Zeitung mit einem dicken Dossier versehen und im TV werden sage und schreibe 30 verschiedene Sendeformate mit ein und demselben Inhalt feilgeboten. Um dieser Medienflut etwas entgegen zu setzen bieten wir euch hier einen SCHWERPUNKT zu '77 der Fragen stellt und die von Medienwelt weggelassenen Fakten zugänglich macht.

Wir werden diesen SCHWERPUNKT in den näxten Wochen immer wieder ergänzen. Es lohnt sich also immer mal wieder reinzuschauen.

Viel Spass beim lesen !!! :  http://www.anderslautern.de/index.php?id=412

Liebe Mods!

auch linksradikal 11.09.2007 - 22:15
Was ist denn hier bei indymedia los? wieso werden alle kritischen Beiträge zum artikel in die fußnote verbannt, damit die diskussion abgewürgt und stattdessen ein forum eröffnet für linke-geschichtsrevisionisten, die Mord und Tod-in-kauf-nehmen als "legitime politische Mittel" verherrlichen? Wir sind nicht mehr im NS und am 20.Juli, sondern im FOLGE-staat (auch wenns einen wirklich manchmal gruselt), diese überkommene Personifizierung von Machtverhältnissen nützt doch keiner Theorie und keiner Utopie! Wen würdet ihr denn gerne heute umbringen? Und wo will die linke damit hin sollen? Da drängt sich doch der eindruck auf, es geht stärker um Selbstbeweihräucherung (linke Geschichte! Tradition! Vorbilder!) als politische Reflektion (und Kampf gegen die Verhältnisse)..

sucht der Staat sich neue Gegner?

freidenker 12.09.2007 - 01:18
Ist es nicht verwunderlich das vor allem die systemgestesteuerten Medien die RAF immer wieder aufwärmen?
Nebenbei wird der Terrorismus seitens des Islams ordentlich gepuscht...
Das gemeine Volk kriegt Angst und verlangt nach Sicherheit und Aufklärung.
Die Politik sagt gerne machen wir, aber dafür muss der Überwachungsstaat weiter ausgebaut werden.
Was die Systemoperatoren nicht bedenken ist das heutzutage in der Gesllschaft ein Potential existiert, aus der ein Organisation entstehen kann/wird gegen der eine RAF ein lächerlicher Kindergarten ist.
Vielleicht ist es gewollt aber wie auch immer ich wünsche mir eine Organisation die, wie die RAF sich hauptsächlich, an die Verantwortlichen hält!
Auch wenn Terrorismus keine Lösung ist, so ist er doch die Justiz der Schwachen.

R.A.F und Staat

Schwätzer 13.09.2007 - 16:47

Also fassen wir doch mal zusammen:

1. Die BRD ist ein kapitalistischer Staat.
2. Die R.A.F war eine antikapitalistische Gruppierung.
3. Der Staat behauptet das die führenden Köpfe sich umgebracht haben, (ist ja logisch damit versetzt man dem Kapitalismus den Todesstoss)HALLO???
4. Sämtliche Medien dieses Staates erzählen eine einseitige Geschichte über diese Nacht.
5. Der Staat verweigert eine Aufklärung. HAAAALLLLLLOO ???????
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Schlussfolgerung 1.

Die R.A.F Mitglieder haben unter Einsatz des eigenen Lebens für die Beendigung dieses Systems gekämpft. Es ist völlig absurd zu glauben das es für diese Menschen sinnvoll gewesen war sich am Höhepunkt ihres Handelns umzubringen, da dann alles für das man kämpfte umsonst gewesen wäre.

Aber ich denke da wir alle aus Protonen Elektronen und Neutronen bestehen und es (wie immer) 3 Geschichten zu diesem Fall gibt bleibt nur noch zu sagen.

"Nichts ist stärker als Wahrheit."

P.S: Das das Durschnittsbullenschweinchen, der Durschnittsliberale (Schwein)und andere Kriecher hier eine entstellte Meinung verbreiten wollen, sollte hoffentlich jedem a. orientierten Menschen klar sein.

Passt auf Kinder es ist wie 1+1.

@ Schwätzer 13.09.2007 - 16:47

egal 14.09.2007 - 06:43
ja, du hast dir deinen namen nicht zu unrecht gewählt!
weil ja nicht sein kann was nicht sein darf, gelle...???

wo ist das problem??

klartext 14.09.2007 - 15:09
Keine Gnade für rote Terroristen. Mörder begingen "Selbstmord". Wo ist das Problem?