JN Mahnwache in Geislingen

Antifaschistische Aktion Ulm/Neu-Ulm 10.09.2007 00:59 Themen: Antifa
Am Samstag, den 8. September 2007, fand in Geislingen eine von der JN angemeldeten Kundgebung unter dem Motto „Keine Toleranz für linksextreme Jugendhäuser – Gegen Drogen, Gewalt und Randale“ statt. Die Nazis hatten diese bereits am Donnerstag Abend bei der Stadtverwaltung per E-mail als Mahnwache in der Fußgängerzone angemeldet.
Impressionen aus Geislingen

Obwohl die Stadt erst versuchte, den Aufmarsch der Nazis geheim zu halten, musste er dann doch von Oberbürgermeister Amann aufgrund einiger an die Öffentlichkeit durchgesickerten Informationen eingeräumt werden. In diesem Zusammenhang ließ der OB zusätzlich verlauten, dass eine Gegendemonstration in der Fußgängerzone nicht genehmigt werden würde. Damit dürfte nun wohl auch die Stadtverwaltung Geislingen zu jenen Städten in Deutschland gehören, welche Naziaktivitäten vertuschen und den antifaschistischen Widerstand im Vorfeld unterbinden wollen.



Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatte es immer wieder Probleme mit Nazis in Geislingen gegeben. So wurden jüngst etliche Flugblätter sowohl in Geislingen als auch im Umland verteilt. In ihnen forderten die Nazis ganz unverhohlen die sofortige Schließung des selbstverwalteten Geislinger Jugendhauses „Maikäferhäusle“ (MKH) und behaupteten, das Zentrum wäre ein „Drogenumschlagplatz“ und ein „Treffpunkt Gewaltbereiter“. Als V.i.S.d.P. zeichnete der Landesgeschäftsführer der NPD/JN Baden-Württemberg Alexander Neidlein verantwortlich.



Ursprünglich hatten die Nazis ihre „Mahnwache“ für die Zeit zwischen 12 und 16 Uhr angekündigt und so hatten sich bereits schon um 11 Uhr rund 100 antifaschistisch eingestellte Menschen in der Fußgängerzone eingefunden, um dem braunen Treiben ihren Protest entgegen zu setzen. Bereits vor der eigentlichen Mahnwache wurden zwei Faschisten in Gewahrsam genommen, da sie in der Innenstadt mit quarzsandgefüllten Handschuhen provozierten.

Um 12:30 Uhr marschierten die nur spärlich angereisten Nazis (ca. 35) mit erheblicher Verspätung – wohl auch durch die Unpünktlichkeit einiger „Kameraden“ verursacht – geschützt von ca. 150 Polizisten Richtung Innenstadt. Schon auf den ersten 100 Metern (Bahnhofstraße ->Helfensteinstraße) wurde der braune Pulk, der sich wie so oft hauptsächlich aus Autonomen Nationalisten (AN) zusammensetzte, durch eine spontane Straßenblockade gestoppt. Nach dieser Unterbrechung marschierten die Nazis, aufgrund der Blockade umgeleitet, weiter in Richtung Fußgängerzone.


Kleine Feiglinge Verkehrschaos Kessel

Als die Faschisten in Richtung Forellenbrunnen einbiegen wollten, kam es zu einer weiteren Blockade durch engagierte AntifaschistInnen, welche von der Polizei brutal angegangen und unter anderem als Weicheier beschimpft wurden. Der Einsatzleiter, der bei der Räumung vor Ort war, entschuldigte sich sogleich für das Verhalten seines Schlägertrupps.

Am Brunnen angekommen, begrüßt durch laute Pfiffe und Steinhagel, wurden sie sogleich von der Polizei in eine Ecke des Platzes zwischen Optiker und Modeboutique eingepfercht. Was die Nazis jedoch nicht wussten: Sie mussten unter einem überdimensionalen „Kein Bock auf Nazis“ Transparent stehen. Von den AntifaschistInnen wurde die „AN-Prominenz“, vor allem das JN-Umfeld aus dem Großraum Ulm, unter lauten Protestrufen persönlich über das Megaphon begrüßt. Während sich Neidlein durch aufgebrachtes Gestikulieren und Wedeln mit seinem Papiermanuskript wieder einmal der Lächerlichkeit preisgab, versuchte er seine Parolen unter sein „Volk“ zu bringen.


Nazis Kein Bock Neidlein

Aufgrund der großen Anzahl an Gegendemonstranten (ca. 250) und des Lautstärkepegels konnte die Mahnwache jedoch nicht wie von Neidlein gewünscht durchgeführt werden. Neidlein nahm immer wieder Gespräche mit der Polizei auf, vermutlich um seine Kundgebung durchzusetzen. Der lächerliche Auftritt der JN wurde jedoch durch den Einsatzleiter vorzeitig abgebrochen und so mussten die Nazis kleinlaut in einem Wanderkessel umgeben von Gegendemonstranten den Rückweg zum Bahnhof antreten. Generell ist das Thema, das die JN Baden-Württemberg für ihre Mahnwache wählte, absurd, wenn man bedenkt, dass gegen Personen aus dem rechten Spektrum relativ viele Verfahren wegen Drogenmissbrauchs und Gewaltdelikten laufen.

Wieder einmal lieferte der Landesgeschäftsführer eine hervorragend peinliche Vorstellung ab. Es ist vor allem dem aktiven Widerstand Geislinger BürgerInnen und den angereisten AntifaschistInnen zu verdanken, dass man den Nazis kein Podium für ihre menschenverachtende Politik geboten hat. In diesem Kontext sollte der Geislinger OB seine Position des Verschweigens und Ignorierens noch einmal überdenken.

Schau nicht weg – greif ein!!!

Antifa Ulm/Neu-Ulm
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Ergänzungen

namen&photos pt1

antifaschist 10.09.2007 - 06:56
hab hier mal etwas zusammengeschnipselt

namen&photos pt2

antifaschist 10.09.2007 - 07:01
weitere photos und zwei namen

Großaufgebot der Polizei verhindert Eskalatio

Mediendieb 10.09.2007 - 08:31
KUNDGEBUNG / 50 "Junge Nationaldemokraten" von 300 Gegendemonstranten empfangen
Großaufgebot der Polizei verhindert Eskalation

Nur ein Großaufgebot der Polizei hat verhindert, dass am Samstag in der Geislinger Fußgängerzone die Konfrontation zwischen 50 Jungen Nationaldemokraten und 300 Gegendemonstranten eskalierte. Nach Rangeleien flogen Steine, die Polizei nahm in der Folge acht Personen vorläufig fest.

THOMAS HEHN

GEISLINGEN Als "Mahnwache" gegen den Missbrauch von Drogen war sie angekündigt. Doch die rund 50 Jungen Nationaldemokraten aus ganz Baden-Württemberg, die am Samstag in der Geislinger Fußgängerzone aufmarschieren, wollen etwas ganz Anderes: "Danke, dass ihr hier seid. Das bringt uns die Aufmerksamkeit, die wir wollen und die wir brauchen", freut sich Alexander Neidlein, Führer der Nachwuchsorganisation der NPD im Land, als die Rechtsextremen kurz nach 13 Uhr den ihnen von der Stadt zugewiesenen Platz gegenüber dem Elefantenbrunnen einnehmen.

Eine Stunde vorher war die mit dem Zug angereiste Gruppe von der Polizei am Bahnhof empfangen und zunächst Leibesvisitationen unterzogen worden. Gefunden wurde nur ein Pfefferspray und verbotene Fahnen. Ein Teilnehmer musste seine Springerstiefel ausziehen, weil sie gemäß den von der Stadt im Vorfeld verhängten umfangreichen Auflagen nicht erlaubt waren.

"Verbieten konnten wir die Demonstration nicht, unsere einzige Möglichkeit waren starke Auflagen", erklärt Stadtrat Holger Scheible (CDU), der an diesem Nachmittag den in Bischofswerda weilenden OB Amann vertritt. Unter anderem hat die Stadtverwaltung den NPDlern ein Megafonverbot erteilt, damit sie "ihre rechten Parolen nicht herausposaunen können, denn das sind keine politischen Köpfe, das sind Hohlköpfe."

Lautstark geht es dennoch zu: Als die Rechtsextremen von der Polizei eskortiert in der Fußgängerzone auftauchen, werden sie von rund 300 Gegendemonstranten aus der linksalternativen Szene und Gewerkschaftskreisen mit Trillerpfeifen und Schmährufen empfangen. Beim Einmarsch droht die Situation zu eskalieren: Nach Wortgefechten und Rangeleien fliegen auch Steine, doch das Großaufgebot der schätzungsweise 50 Polizisten, die allein in der Fuzo präsent sind, trennt die Fronten sofort. In der Folge beschränkt sich der politische "Dialog" auf gegenseitige Schimpftiraden. Wenn der sich in seiner Rolle sichtlich sonnende Neidlein das Wort ergreifen will, wird er sofort niedergebuht und ausgepfiffen.

Nach rund einer Stunde haben die Rechten offenbar genug. Nachdem sich Neidlein per Handy nach der passenden Zugverbindung erkundigt hat, bläst er zum Rückzug. Erneut von einem Großaufgebot der Polizei geschützt, marschieren die Nationaldemokraten wieder zum Bahnhof. Dort ziehen die Sicherheitskräfte erst ab, als alle Rechtsradikalen in ihren Zug eingestiegen und wieder weg sind. Vorsichtshalber patroullieren noch Stunden später Polizeiautos durch die Stadt, doch es bleibt ruhig.

So geht die Konfrontation zwischen Rechts und Links in Geislingen weitgehend glimpflich ab: Neben zwei jungnationalen Schlägern werden zwei linksalternative Hitzköpfe vorläufig festgenommen, einer der beiden hat auf einen Polizeibeamten eingeschlagen. Auch die insgesamt vier Steinewerfer aus dem Lager der Gegendemonstranten sind mit Hilfe eines Polizeivideos schnell ermittelt und gefasst. Sachschaden gibt es keinen.

7 Zwerge

Egal 10.09.2007 - 10:08
Hier noch weitere Fotos

Noch einer

Immer noch egal 10.09.2007 - 10:09
Hier noch ein weiterer

7Zwerge

Nasenbär 10.09.2007 - 10:21
Also der Zwerg Nase auf Bild 7 dürfte der gleiche sein wie auf Bild 4. Und das auf Bild 5 ist mir 100%iger Sicherheit Dominic Wilutzki aus Laupheim :-)

Blockade

Blockaction 10.09.2007 - 14:33
"Der Einsatzleiter, der bei der Räumung vor Ort war, entschuldigte sich sogleich für das Verhalten seines Schlägertrupps."

Von einer Entschuldigung hab ich gar nichts mitbekommen! Wir wurden mit Schlägen, Fußtritten und Knüppeln attackiert und gegen ein hinter uns stehendes Auto gepresst. Bei dieser Aktion wurde ein Genosse in Gewahrsam genommen. In der Zeitung schreiben sie "ein 16 jähriger schlug auf einen Polizisten ein".
Da werden wieder Tatsachen verdreht, dass es hinten und vorne nicht stimmt.
Das BFE aber auch die Zivi Cops in dem blauen Golf mit Esslinger Kennzeichen, war total aggro drauf.
Trotzdem sehr gelungene Aktion!

Weitere Bilder

AK Gegen Rechts | Geislingen 10.09.2007 - 14:40
Weitere Bilder vom Samstag

Das Banner falsch aufgezogen...

AK Gegen Rechts | Geislingen 10.09.2007 - 15:20
Hier noch ein Beweis für Dummheit der JN'ler.
Ihr Banner halten sie falsch herum...

@Blockade

Santa Claus 10.09.2007 - 16:01
"Der Einsatzleiter, der bei der Räumung vor Ort war, entschuldigte sich sogleich für das Verhalten seines Schlägertrupps." Dies ist auf die 2. Blockade bezogen die Ecke Helfensteinstraße-Schubartstraße stattfand. Du kannst ja gerne mal schildern was sich genau bei eurer blockade zugetragen hat. Aber bitte ohne Namen und ohne genaue Schilderungen von Straftaten ;-)

ID

xyeahx 10.09.2007 - 17:07
in posting nr.11 mit dem titel "weitere bilder" vermute ich auf dem 4. bild (rechts) den herr geibler. gut zu erkennen an seinen langen, zum pferdeschwanz gebundenen haaren. steht direkt gegenüber von herrn neidlein.

Namen

Bannerspanner 11.09.2007 - 00:06
Bei den Dummnasen waren auch noch folgende dabei:

- Benjamin Bürk / noch in Aalen wohnhaft / einer von denen, die das "linksextreme Jugendzentren" Banner hält, mit Kapu, Sonnenbrille und Schal

- Eine blonde dicke weibliche Nase aus Wäschenbeuren, die mit Nachnamen TOMASCHKO heisst und deren Bruder auch bei den Jucknasen ist, ist auf dem vorletzten Bild dabei mit weißem/grauen Kapuzenpuli

- Mario Biernatzki aus Ebersbach / womöglich die dümmste der Jungdummnasen, auf keinem der Fotos zu sehen, war aber dabei.

LESERBRIEF aus der GZ | Blanker Hass bei Nazi

Mediendieb 11.09.2007 - 09:20
LESERBRIEF aus der Geislinger Zeitung | Blanker Hass bei Nazi-Gegnern
ZU: POLIZEI VERHINDERT ESKALATION; 10. 9. 2007

Zufällig war ich mit meiner Familie am Samstag in der Fußgängerzone in Geislingen, als die Demonstration der Jungen Nationaldemokraten begann. Es war noch nicht einmal eine Spur von "Nazis" für mich zu erkennen, da brüllten die Gegendemonstranten schon "Nazis raus" und dergleichen Sprüche.

Und was für "Nazis" stellten sich dann mit einem Transparent der Jungen Nationaldemokraten und einem gegen Drogen im Maikäferhäusle auf und wurden anschließend von der Polizei auf den Marktplatz geleitet? War es ein Schlägertrupp, schrieen sie so genannte Naziparolen oder haben sie den Arm zum Gruß erhoben? Nein, es waren junge Menschen, die nicht viel älter als meine Söhne sind und deren Demonstration sogar offiziell nach den Regeln unseres Versammlungsgesetzes angemeldet und genehmigt worden war.

Gleich zu Beginn der Demonstration wurde ein so genannter "Kanonenschlag" gegen diese Gruppe geworfen, obwohl jeder Vollidiot wissen müsste, was für schwere Verletzungen damit angerichtet werden können, wenn diese auf Menschen geworfen werden (siehe Silvesterunfälle) und dann flogen noch verschiedene andere Gegenstände. Erst ab diesem Zeitpunkt haben die Polizisten ihre Helme aufgesetzt, aber nur diejenigen, die vor den Nazigegnern standen. Plötzlich flogen auch Steine und von da an wurde in den Gesichtern bei einigen der "Anti-Nazis" der blanke Hass sichtbar, ganz besonders bei einem Mann um die Fünfzig und einer Frau um die Zwanzig in der ersten Reihe. Es erinnerte mich an Lynchmobszenen, die man sonst nur aus den Western kennt. Diese Gesichtsausdrücke werde ich nie vergessen.

Später musste ich an meine Wehrzeit denken und an den Eid, den ich gelobt und geschworen (Z2) habe, der da lautet: "Ich gelobe (schwöre), der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Aber an diesem Tage wurden dieses Recht und die Freiheit des deutschen Volkes in der Geislinger Fußgängerzone von diesen selbst ernannten Schützern unserer Demokratie mit Gewalt niedergeschrieen und gesteinigt. Selbst eine ausländische Mitbürgerin konnte beim Anblick der Gegner und ihrem Gebaren nur verständnislos den Kopf schütteln.

Die Nazigegner haben mit ihrem gewalttätigen Verhalten nur gezeigt, dass sie keine freie Meinungsäußerung gelten lassen außer der ihrigen, womit sie den Nazis nur noch mehr Zulauf bescheren. Sollten solche Hüter der Demokratie an die Macht kommen, sehe ich jetzt schon die Scheiterhaufen mit Menschen, die anderer Meinung sind, darauf brennen.

Roland Ströhle, Weiler

Aus der Zeitung

Zeitungsleser 12.09.2007 - 11:30
Aus der Geislinger Zeitung:

Die eine Seite: Hohlköpfe ins Leere laufen lassen

PETER MAICHLE

Peter Maichle: Unsere Demokratie hält Rechte und Linke aus.
Das höchste Gut ist unsere Demokratie. Meines Erachtens ist sie nirgends so gut wie bei uns in Deutschland. Ob Ultra-Rechts oder Ultra-Links - eine gute Demokratie wie die unsere hält das problemlos aus. Natürlich: Dumme Rechte, die anscheinend unsere Geschichte nicht richtig kennen, sind genauso gefährlich wie Linke, die anscheinend unserer Demokratie nicht zutrauen, dass wir mit Rechts fertig werden. Doch siehe Eybach: Dort haben doch unser Ordnungsamt und die Polizei in hervorragender Art und Weise den Rechten ihre Spielwiese verdorben.

Hätte die Stadt nun den rechten Hohlköpfen ihren Auftritt verboten und hätten diese ihn dann per Gericht erstritten, wäre der Erfolg für diese rechte Gruppe viel größer gewesen. Die Stadt hatte keine andere Chance, als mit scharfen Auflagen zu reagieren, das war so absolut richtig.


Im Übrigen bin ich gegen ein NPD-Verbot: Mit einem Verbot sind die Rechten doch nicht weg. Aber sie werden in den Untergrund, in die Illegalität gedrängt. Und dort sind sie von unseren Sicherheitskräften schwerer zu kontrollieren.

Zum Auftritt der Rechten habe ich empfohlen: Lasst sie doch durch total leere Geislinger Gassen marschieren. Lasst sie doch ins Leere laufen und bietet ihnen keine Plattform - so wie es nun leider geschehen ist. Ich finde es im Übrigen verantwortungslos, wenn Politiker oder Gewerkschaftssekretäre sich mit solchen Gegendemonstrationen profilieren wollen.

Die Dummen, das waren am Samstag die Bereitschaftspolizisten: Durch blöde Rechte und Linke wurde ihnen das Wochenende ruiniert. Beruhigend war wiederum, wie sie die Lage in den Griff bekommen haben. Denn stellen wir uns vor, es wäre keine starke Polizeipräsenz da gewesen, dann wäre das Ganze eskaliert, wäre unkontrollierbar geworden, Rechte und Linke wären aufeinander losgegangen - und sicher wären auch viele Schaufensterscheiben zu Bruch gegangen. Mein Dank geht an die Polizei.

INFO

Peter Maichle aus Altenstadt ist seit vielen Jahren Stadt- und Kreisrat; der CDU-Kommunalpolitiker zog Kritik auf sich, als er im vergangenen Jahr nach dem plötzlichen Erscheinen auswärtiger Rechtsradikaler bei einem Geislinger "Aktionstag gegen Rechts" meinte, nur durch den Aktionstag seien ja die Rechten erst angelockt worden.
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Die andere Seite: Zivilcourage gegen Neonazis

BERND KÖSTER

Bernd Köster: Ein breites Bündnis gegen Rechts schließen.
Wegducken haut nicht hin - Zivilcourage ist gefragt. Zivilcourage! In Geislingen und überall, wo Neonazis ihre Propaganda verbreiten wollen, braucht es Menschen mit Rückgrat, die sich dem entgegenstellen.

Die Strategie der Geislinger Stadtverwaltung, sich im Vorfeld der Naziveranstaltung hinter "Recht und Gesetz" zu verstecken, ist nicht aufgegangen. Der OB hätte die rechtsstaatliche Handhabe gehabt, die Veranstaltung der Jungen National- "demokraten" zu verbieten. So hätte er ein deutliches Signal setzen können: "Die Menschen hier in Geislingen sind weltoffen und tolerant, sie wollen die Neonazis nicht!"


Couragierte Stadtoberhäupter verbieten Veranstaltungen der NPD. Sie machen dies bewusst, um Flagge und ihrer Bürgerschaft klare politische Führung zu zeigen. Stattdessen hat sich die Stadtverwaltung Geislingens in vorauseilendem Gehorsam weggeduckt und die zirka 40 Jungnazis in Geislingen ohne Not durchgewunken.

Wahrscheinlich hätten die jungen Rechten vor dem Verwaltungsgericht ihre Veranstaltung per einstweiliger Verfügung durchgesetzt. Sicher ist dies nicht. In jüngster Zeit gab es durchaus andere Entscheidungen. Man hätte jedenfalls sein Gesicht gewahrt und sich nicht vor den Nazis gebeugt. So konnte der Eindruck entstehen, die Stadt wolle der NPD den Anstrich einer "ganz normalen Partei" geben.

Die OB von Tübingen, Freiburg, Schwäbisch Hall und anderen Städten haben sich an die Spitze ihrer Bürger gestellt und beeindrucken- de Gegenveranstaltungen angeführt. Geislingen hat einen Migrantenanteil von zirka 20 Prozent. Auch diesen Menschen und denen gegenüber, die in Geislingen während des Naziterrors litten, wäre es eine moralische und politische Verpflichtung gewesen, sich klar gegen Ultra-Rechts zu positionieren.

Um künftig ähnlichem Spuk in Geislingen vorzubeugen, schlage ich Herrn Amann ein Bündnis vor, in dem alle gesellschaftlich relevanten Gruppen - Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Verbände und Vereine - ein gemeinsames Vorgehen gegen Rechts vereinbaren. Die Politik ist gefordert, endlich ein NPD-Verbot auf den Weg zu bringen, das vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand hat. Wer die Demokratie mit Füßen tritt, darf das nicht aus Steuergeldern finanzieren können.

INFO

Bernd Köster aus Esslingen ist der zuständige Regionssekretär des DGB.

Erscheinungsdatum: Mittwoch 12.09.2007

Leserbriefe aus der GZ

Egal 13.09.2007 - 11:02
Normale Geislinger protestierten

ZUM AUFTRITT DER JUNGEN NATIONALDEMOKRATEN IN GEISLINGEN

Pfarrer waren da, Lehrer, städtische Beamte und Angestellte. Am Samstag haben nicht nur die viel beschworenen "gewaltbereiten Linksautonomen", sondern auch viele ganz normale Bürger gegen den Umzug der "Nationaldemokraten" in Geislingen demonstriert.

Im Montagsbericht der GZ und einem wie bestellt wirkenden Leserbrief werden hauptsächlich die "hasserfüllten Linksautonomen" und deren steinewerfenden Kollegen thematisiert. Waren da nicht noch ein paar Rechtsradikale? Fazit für den Geislinger Normalbürger kann nur noch sein, nicht zu einer solchen Gegendemonstration zu gehen, um sich nicht als "linksradikaler Steinewerfer" zu präsentieren.


Wohin es aber führt, wenn die breite bürgerliche Mitte das Rechtsaußenproblem nicht aktiv angeht, kann man zurzeit in den "national befreiten Gebieten" in den neuen Bundesländern beobachten. Dort hat man die Gefahr von rechts so lange negiert, bis selbst Regierungsstellen Ausländer vor einem Aufenthalt dort warnen.

Natürlich gibt es intelligente Strategien, die Rechten elegant ins Leere laufen zu lassen. Aber dort, wo man das gemacht hat, bedurfte das aktiver Steuerung und Vorbereitung - so weit ich weiß durch das jeweilige Rathaus. Wenn es diese Steuerung (noch?) nicht gibt, bleibt als nächst bessere Lösung nur: Die Augen nicht verschließen, mutig sein, hinsehen und hinstehen!

Die Zeit ist jetzt sicher eine andere, aber der Grundton in den Sätzen von Pastor Niemöller behält weiter seine Gültigkeit:

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

Reinhard Gröner, Geislingen

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