Bundesweit Flash Mob gegen Bahnprivatisierung

Seit ca. 2 Wochen kursieren bundesweit E-Mails und SMS mit Einladungen zu einem bundesweiten dezentralen Flash Mob aus Protest gegen die Privatisierung der Bahn ( http://flashmob5vor12.twoday.net/stories/4206919/ ). In mindestens 40 Städten wurde zum Flash Mob eingeladen (siehe Liste auf  http://flashmob5vor12.twoday.net ).

Am heutigen Samstag, 8.9. ist es schließlich um 5 vor 12 Uhr in vielen Bahnhöfen laut geworden, als sich plötzlich überall Flash MobberInnen zu erkennen gaben und auf mitgebrachte Trommeln und Topfdeckel schlugen, durch Pfeifen und Flöten bliesen, oder auf andere Arten laut wurden... Nach 2 Minuten war der Lärm aber auch schon wieder vorbei, es wurden Zettel in die Höhe gehalten auf denen von Hand geschrieben stand „183=13“, (  http://flashmob5vor12.twoday.net/stories/4206943/ ,  http://privatisierungstoppen.deinebahn.de/story/57/1957.html ) die Zettel wurden in alle 4 Himmelsrichtungen gezeigt, dann zerrissen... und die Flash Mobs lösten sich so schnell wieder auf, wie sie erschienen waren.

In einigen Städten waren Medien anwesend, die im Vorfeld auf den Flash Mob aufmerksam geworden waren, an einzelnen Bahnhöfen (Marburg, Berlin u.a.) waren sogar extra Polizei und Sicherheitsdienste bereitgestellt, in Münster erteilte die Polizei wohl sogar Platzverweise.


Neue Welle des Protests gegen Bahnprivatisierung!?

Kurz vor der im September/Oktober anstehenden Bundestagsentscheidung über den Verkauf der Bahn wurde mit diesem bundesweiten Flash Mob eine neue Welle des Protests begonnen.

Denn trotz überwältigender Bevölkerungsmehrheit GEGEN die Privatisierung der Bahn (bei Umfragen äußeren sich regelmäßig 70-80 % gegen die Privatisierung), trotz vieler negativer Pressestimmen (vgl. z.B. einen Kommentar im stern:  http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/:Privatisierungspl%E4ne-H%E4nde-Bahn!/596435.html ) und trotz starker Bedenken selbst in den Bundestagsfraktionen und im Bundesrat, versuchen die Bundesregierung, die Bahn-Oberen um Bahnchef Mehdorn, und die Führung der SPD die Bahnprivatisierung so schnell wie möglich durchzusetzen. Gerade in der SPD ist die Privatisierung sehr umstritten, weswegen sogar versucht wurde, die Abstimmung im Bundestag ganz kurzfristig durchzuführen, noch vor dem nächsten SPD-Parteitag. In den letzten Tagen wurde die Bundestagsentscheidung jedoch – auch wegen (internen) Protesten – verschoben.

Seit Monaten und Jahren finden Proteste gegen die Bahnprivatisierung statt. Unter anderem die Kampagne Bahn für alle (  http://www.bahn-fuer-alle.de ), in der sich 13 Organisationen und Netzwerke zusammengeschlossen haben, hat zahlreiche Unterschriftensammlungen, Infotische, Filmvorführungen (guter Film: Bahn unterm Hammer  http://www.bahn-unterm-hammer.de/ ) Theateraktionen, aber auch aufsehenerregende Aktionen wie die Transparent-Aktion am Berliner Hauptbahnhof ( http://germany.indymedia.org/2006/07/153064.shtml ) durchgeführt.

Viele Gründe und Erfahrungen mit Privatisierungen in anderen Ländern (schlimmstes Beispiel ist wohl Großbritannien) sprechen gegen den Verkauf der Bahn: Es wird zu Streckenreduzierungen kommen (was sich nicht lohnt wird gestrichen), der Service wird leiden, die Preise werden steigen, im schlimmsten Fall wird es sogar zu Unfällen wie in Großbritannien kommen (wegen fehlenden Reparaturen, schlechter Streckenüberwachung, etc.) usw. Leidtragende werden alle sein, die den Öffentlichen Personenverkehr nutzen wollen und müssen.

Schlussendlich ist die Bahnprivatisierung aus sozialen wie umweltpolitischen Gründen nicht vertretbar. Stattdessen sollte die deutsche Bahn öffentliches Eigentum sein - statt AG und Profit werden z.B. Modelle einer „Bürgerbahn für alle“ vorgeschlagen, oft wird die Schweizer Bahn als positives Beispiel für ein gut funktionierendes, breites Schienennetz, mit einfach zu verstehendem und günstigem Tarifsystem genannt.
Gute Hintergrundinformationen dazu unter:  http://privatisierungstoppen.deinebahn.de/channel/50.html

Wenn es gelingen soll, die Privatisierung der Bahn zu stoppen, und die Bahn als soziale und ökologische Infrastruktur zu erhalten (wenn nicht sogar durch eine breite soziale Bewegung ganz neu zu konzipieren), dann muss der Protest JETZT zunehmen und breiter werden.

Möglichkeiten, aktiv zu werden:
Das Netzwerk Campact! hat ein Bahnopoly entwickelt, dass verschickt werden kann:
 http://www.campact.de/bahn/home
Die Kampagne Bahn für alle plant weitere Aktionen:
 http://www.bahn-fuer-alle.de/

... und nach den erfolgreichen Protesten gegen das G8-Treffen wäre das Thema Bahn eine konkrete Möglichkeit, gegen Neoliberalismus und Kapitalismus, für Umweltschutz, für Mobilität für alle, für eine andere Welt (mit einer anderen Bahn) aktiv zu werden.

Der heutige Flash Mob könnte vielleicht auch ein Anfang für eine Verbreiterung des Protestes gewesen sein...