AJZ Homburg aktuell: Interview u. Bericht

anderslautern-redaktion 05.09.2007 17:49 Themen: Freiräume
Seit Jahren gibt es immer wieder Schließungsdiskussionen rund um das AJZ Homburg. Von der Stadt wird in diesem Zusammenhang seit langem auf den schlechten Zustand des Gebäudes hingewiesen. Nun wurde am Donnerstag dem 19.7. in einer Sitzung des Jugendbeirats der Stadt Homburg durch den Beigeordneten für Jugend und Soziales, Herrn Schneidewind, eine ersatzlose Schließung des AJZ angekündigt, ohne dass der Trägerverein und die NutzerInnen des AJZ in die vorangehende Diskussion eingebunden wurden. Außerdem wurde von städtischer Seite kein Ersatzgebäude in Aussicht gestellt und die Schaffung eines neuen Autonomes Zentrums kategorisch ausgeschlossen.
Weiter kämpfen !!!
Interview zur Situation des AJZ Homburg:

Seit Jahren gibt es immer wieder Schließungsdiskussionen rund um das AJZ Homburg. Von der Stadt wird in diesem Zusammenhang seit langem auf den schlechten Zustand des Gebäudes hingewiesen. Nun wurde am Donnerstag dem 19.7. in einer Sitzung des Jugendbeirats der Stadt Homburg durch den Beigeordneten für Jugend und Soziales, Herrn Schneidewind, eine ersatzlose Schließung des AJZ angekündigt, ohne dass der Trägerverein und die NutzerInnen des AJZ in die vorangehende Diskussion eingebunden wurden. Außerdem wurde von städtischer Seite kein Ersatzgebäude in Aussicht gestellt und die Schaffung eines neuen Autonomes Zentrums kategorisch ausgeschlossen. Die Schließung und Räumung des AJZ wurde für den folgenden Freitag angekündigt und sollte auf einer Pressekonferenz vor dem AJZ begründet werden. Die Leute vom AJZ haben auch immer wieder versucht mit Anfragen, Vorschlägen oder Presseübermittlungen Kontakt zu den Stadtoberen aufzunehmen, was aber immer wieder ignoriert wurde. Soviel erstmal zur Vorgeschichte.

AL: War das so richtig, oder wollt ihr dem Vorwort noch was anfügen?

AJZler: Das ist richtig. Wir glauben aber, dass die Vorwürfe nur vorgeschoben sind und dass die Stadt ganz andere Gründe hat, um uns entgültig dichtzumachen. So versucht die Stadt schon seit längerer Zeit unsere Arbeit zu sabotieren. So wurde z.B. auch schon vor einem Jahr ein Veranstaltungsverbot verhängt.
Wir sehen die Gründe darin, dass man versucht sich einen kritischen Ort und subkulturellen Treff vom Hals zu schaffen, sowie Beschwerden und Kaufinteressen der umliegenden Gewerbetreibenden nachzukommen.

AL: Ihr habt aber vor dem angekündigten Schließungstermin das AJZ besetzt. Was macht für euch das AJZ in seiner derzeitigen Form so wichtig?

AJZler: Es ist der einzige Ort in Homburg, der die Möglichkeit bietet, sich als Jugendliche selbstbestimmt zu entfalten und außerdem Raum für Konzerte und Veranstaltungen außerhalb des „normalen“ Disko- und Kneipenbetriebs ist.

AL: Mit welchen Aktionen habt ihr denn bisher auf eure Forderung nach Erhalt des AJZ aufmerksam gemacht? Könnt ihr einschätzen wie euer Rückhalt in der Stadt ist?

AJZler: Es fanden mehrere Spontandemos, Demos sowie Flyer Aktionen statt.

AL: Wie haben die Stadtoberen denn auf eure Besetzung und die Demos und Aktionen reagiert?

AJZler: Die Stadt scheint zu versuchen das ganze erst einmal auszusitzen und darauf zu warten das der Widerstand abflacht. Es gibt auf jeden Fall noch kein Anzeichen auf eine Zwangsräumung.
Bei Nachfragen von der Presse wiederholen sie einfach gebetsmühlenartig die Vorwürfe über die schlechte Bausubstanz.

AL: Es scheint ja so auszusehen, als ob die Stadtoberen wieder mit euch ins Gespräch kommen wollen. Sie haben auch angekündigt, nochmal 'nen Gutachter durch eure heiligen Hallen zu jagen. Wie schätzt ihr denn den Zustand des Gebäudes und die weiteren Aktivitäten der Stadt ein?

AJZler: Wir denken, dass die Stadt von der Intensität des Widerstandes überrascht war und auch auf die eigentlich positive Resonanz der Presse. Deswegen kann man das schon als ersten Sieg im Kampf betrachten. Wir glauben nicht, dass das Gebäude in so einem schlechten Zustand ist, wie die Stadt behauptet.
So weigert sich die Stadt bis heute, trotz mehrere Aufforderungen, die „Mängelliste“ herauszugeben - was sie durchaus könnte, würden die Vorwürfe stimmen.
Des Weiteren haben wir das Gebäude selbst durch einen Dritten begehen lassen, der die angeblichen baulichen Mängel ganz anders bewertete.
Das neue Gutachten wird am 30.09. durchgeführt. Jedoch werden wir dieses Mal anwesend sein, um das Gutachten „kritisch“ zu betrachten.

AL: Was lief in den 3 Wochen, die ihr als Übergangsfrist erstmal im Gebäude geduldet wurdet, im AJZ und wie, denkt ihr, geht es jetzt weiter. Gab es inzwischen noch einmal Kontakt zu Leuten von der Stadt Homburg?

AJZler: In den letzten drei Wochen ging ziemlich viel. Das AJZ war jeden Tag offen und führte seinen normalen Betrieb weiter. Es fanden 5 Konzerte und eine Fotoausstellung statt. Am 03. und 04.08. zogen Demos für den Erhalt des AJZ durch die Innenstadt. Die Frist ist jetzt seit über einer Woche abgelaufen, es gab jedoch bis zum neuen Gutachtertermin keinen direkten Kontakt mit der Stadt. Die Stadt lässt uns ab und zu über Dritte Sachen wie z.B. Anzeigendrohungen wegen Wildplakatieren ausrichten. Wir finden dieses Verhalten ziemlich kindisch.
Eine neue Wendung gibt unserem Kampf jetzt auch noch ein weiteres Druckmittel. Der OB von Homburg ist zum saarländischen Wirtschaftsminister aufgestiegen. Somit finden in Homburg gegen Ende des Jahres Neuwahlen statt. Wir können jetzt den angehenden Wahlkampf nutzen, um unsere Themen noch besser in der Öffentlichkeit zu platzieren und gegebenenfalls für ein bisschen Unruhe im Wahlkampf sorgen.

AL: Wenn Leute euch helfen bzw. unterstützen wollen, wie können sie das am besten tun?

AJZler: Sie können einfach die Augen aufhalten nach Veranstaltungen oder anderen Aktionen und einfach vorbeikommen.
Wir denken, wenn wir unsere Arbeit weiterhin so fortsetzen und somit im AJZ immer was los ist; der Stadt auch weiterhin durch Aktionen zeigen, dass wir uns aktiv gegen eine Schließung wehren,
werden wir auch die Stärke haben, das Ganze zu unseren Gunsten zu entscheiden.

AL: Gibt es ansonsten noch was Neues zu vermelden?

AJZler: Gestern (3.09.) gab es gab es eine Sitzung der SPD Fraktion, in der die Position zum AJZ besprochen wurde. Diese wurde vom Beigeordneten für Jugendarbeit Rüdiger Schneidewind einberufen. Da sich unter uns auch SPD-Gesellschafter befinden, dachten wir bisher, das wir in dieser Partei wenigstens ein bisschen Gehör bekommen, jedoch wurde unser SPDler nicht über diesen Termin informiert und es wurde schnell gegen das Weiterbestehen des AJZ gestimmt, da ja unsere Position nicht vertreten werden konnte.
Um nochmal auf das Gutachten zu kommen: wir haben zwar einen unabhängigen Gutachter durch unser Haus geschickt, jedoch ist dieser nicht bereit uns ein unendgeldliches Zeugnis oder Nachweis dafür auszustellen. Anders gesagt es ist absolut nichtig.
Das Gutachten von der Stadt liegt mittlerweile vor. Jedoch nur dem Herrn Rüdiger Schneidewind. Uns wurde am Tag der Begehung des Bauamtes mittgeteilt, das mit einer Auswertung frühestens bis zum 27.09. zu rechnen ist (weitere Informationen über die Begehung der Stadt sind auf unserer Homepage – ajzhomburg.de - zu finden). Dieses Gutachten war auch die Begründung des gestrigen Beschlusses der SPD. Es war der Partei schlichtweg zu teuer einer Sanierung zuzustimmen.
Leider liegen mir derzeit nicht sehr viele Informationen diesbezüglich vor, jedoch wissen wir, das es seitens der SPD als beschlossen gilt, das AJZ zu schließen,. Und wenn wir nicht zufällig an diese Information gekommen wären, wüssten wir immernoch nix davon.

AL: Was habt ihr jetzt vor? Wie wollt ihr dem Ganzen jetzt begegnen?

AJZler: Wir haben in Zukunft noch einige Aktionen geplant. So findet am 12.09. ein "Tag der offenen Tür" statt, wo wir unter anderem die Parteien der Stadt einladen um zu zeigen, was wir machen. Wir wollen damit auch zeigen, dass wir Kompromissbereit und Gesprächsoffen sind. Wir machen mit dieser Aktion auch darauf aufmerksam, das wir immer noch keine Informationen darüber bekommen haben, was gemacht werden müsste und wir die möglichkeiten hätten bauliche Mängel zu beheben.
Natürlich denken wir auch an unseren "richtigen" Besucher. Am 14.09. gibs wieder ein ordentliches Hard-Core Konzi statt. Natürlich behalten wir auch den normalen Betrieb bei und freuen uns über jeden Besucher der nicht gleich wieder über Hausbesetzung und Chaostage in Homburg redet. Wenn es wirklich soweit kommen sollte sagen wir schon früh genug bescheid. Wir planen weiteren Aktionen, die wir dann auch auf unserer Homepage ankündigen.

AL: Danke für das Interview und viel Kraft für die näxten Auseinandersetzungen mit den Stadtoberen. Auf die näxten 100 Jahre AJZ Homburg !!!

AJZler: Danke für das Interesse an unserem schönen und vor allem offenen Juz.




Nach unserem Interview kam noch folgende Meldung rein, die wir euch nicht vorenthalten wollen:

Nachdem die erste Schließung, dank der Hilfe von vielen Punks, Autonomen und vielen anderen verhindert werden konnte, ist es mal wieder soweit, dass sich die Stadt denkt, dass es ja doch klappen kann. Auf Grund von Zitat: "Mängeln in der Bausubstanz" (wofür es bis heute keine Beweise gibt) wird am Donnerstag den 13.09. ein Kulturausschuss stattfinden, um über die "Kündigung des Überlassungsvertrages zwischen Stadt und AJZ" zu diskutieren.

WIR LASSEN ES ABER NICHT ZU, DASS SIE OHNE DIE BETEILIGTEN ABSTIMMEN!!!

Jetzt werdet ihr fragen: Ja aber was soll datt heißen, wenn uns die Stadt diesen Überlassungsvertrag kündigt?

Das heißt im Klartext: Uns wird somit gesagt, dass wir in dem Haus und auf dem Grundstück nix zu suchen haben. Wir verlieren unser Gebäude, worauf ja nunmal ein JugendZENTRUM angewiesen ist. Nach den zwei Jahren, die es dauern wird, bis "angeblich" das GemeinschaftsJUZ steht/aufgebaut worden ist, wird die Stadt daher sehr leicht sagen können, dass unser Verein (was das JUZ ja eigentlich ist) schon lange nicht mehr existiert, da wir ja nix gemacht haben. Dass es schlichtweg unmöglich ist, dass wir ohne Räumlichkeiten Konzerte geben, Workshops veranstalten, Feiern, Skaten, Grillen etc, ist der Stadt klar und zeugt nur davon, dass sie uns schlichtweg loswerden will.
Wir haben uns bis jetzt immer kompromissbereit und offen der Stadt und ihrem Beigeordneten Rüdiger Schneidewind gegenüber verhalten und versuchten immer alles ruhig angehen zu lassen. Es zeugt allerdings nicht gerade von gutem politischem Stil, den Verhandlungspartner, als den wir uns sehen, einfach zu ignorieren und zu übergehen. Dies ist vielmehr eine Provokation, auf die wir uns nicht einlassen dürfen. Es wird nur drauf gewartet, das wild gewordene Punks die Stadt in Schutt und Asche legen, damit die Stadt endlich einen richtigen Grund hat uns zu kündigen.

Daher rufen wir alle Punks, Autonome, Skater, Sprayer und alle die mit dem JUZ irgendwas (oder auch nix) zu tun haben auf, am 13.09. ab 16:00 Uhr zum JUZ zu kommen, damit wir gemeinsam zum Rathaus marschieren können, um mit lauten Sprechchören die Stadt darauf aufmerksam machen können, dass wir sehr wohl bleiben müssen.

HARDCORE-KONZI IM AJZ :
Am 14.09. ist es wieder soweit.
Güldenes Haar Entertainment presents:
Cobretti (Oldschool- HC aus Köln- Mühlheim;  http://www.mysp...cobrettikmhc)
AYS (hardcorePunk aus Mönchengladbach;  http://www.mysp...com/ayssucks)
Colina (HardcoreMetal aus Koblenz;  http://www.mysp.../colina123go)
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Ergänzungen