Massiver Polizeieinsatz bei Testcastor

K. M. Krüger 05.09.2007 15:58 Themen: Atom
Bürgerinitiative fordert die sofortige Aufgabe des Standorts Gorleben

Ein Test-Castortransport eines neuen, leeren Behälters ist heute (5. 9. 2007) unter massivem Polizeischutz in das Gorlebener Zwischenlager gebracht worden. Mehrere Gruppen von Atomkraftgegnern hatten es sich nicht nehmen lassen, auch diesen Transport mit Protestaktionen zu verzögern. Allein zwei Stunden mußte der Zug pausieren, weil sich nahe Lüneburg Atomkraftgegner auf das Dach abgeseilt hatten. Weitere Menschen unterstützten diese Aktion mit einer Sitzblockade auf dem Gleis.
Auch kurz vor dem Castor-Verladekran kam es zu zwei kurzen Sitzblockaden, die allerdings von der Polizei sofort geräumt wurden. Mehr als 100 Demonstranten machten beim Einfahren des Zuges in das Krangelände ihren Unmut lautstark deutlich.

Auf der Straßentransportstrecke bei Laase wurde später eine Gruppe von Demonstranten von der Polzei kurzerhand eingekesselt, massiv von der Straße entfernt und teils unflätig beschimpft. Gegen 13.15 Uhr hat der leere Castor-Behälter dann das Zwischenlager erreicht. Nach Angaben von Beobachtern wurde anschließend ein weiterer Spezialtransporter mit einer leeren Abdeckhaube, die gleichfalls per Zug nach Dannenberg gebracht wurde, zum Zwischenlager gebracht.

Der von der "Gesellschaft für Nuklearservice" (GNS) in Mülheim/Ruhr gefertigte 115 Tonnen schwere neue Behältertyp Castor HAW 28M soll in Gorleben zu Genehmigungszwecken getestet werden. Besonders brisant und gefährlich an dem neuen Behälter ist die Dimensionierung der Wärmeleistung von bisher 45 KW auf nun 56 Kilowatt. Durch Abbranderhöhung der Brennelemente in den AKW werden die zukünftigen Transporte nach Gorleben entsprechend heißer. Ein solcher Castor-Behälter enthält das radioaktive Potential von 20 % des Tschernobyl-Fallouts. Nach Auskunft des Pressesprechers der BLG (Brennelemente-Lager-Gesellschaft, Betreiber des Zwischenlagers Gorleben) sollen noch 33 Castor-Behälter mit jeweils 28 hochradioaktiven Glaskokillen aus Frankreich nach Gorleben transportiert werden. Vorgesehen sind dabei drei Transporte mit jeweils 11 Castoren. Der nächste Zug aus Frankreich wird voraussichtlich im nächsten Jahr auf die Reise geschickt.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg fordert, den Standort Gorleben sofort zu schließen. "Jede Vorbereitung erneuter Transporte nach Gorleben übt einen überflüssigen Sachzwang auf den untauglichen Gorlebener Salzstock als Endlager aus", erläutert deren Sprecher. "Es ist absurd und extrem gefährlich weitere Transporte nach Gorleben mit Polizeigewalt durchzusetzen, denn gleichzeitig ist über das Endlager ein Baustopp verhängt (Moratorium) und seitens der Politik immer wieder eine angebliche alternative Endlagersuche im Gespräch. Dieser verantwortungslose Irrsinn darf nicht weiter auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen werden."
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Ergänzungen

Weitere Fotos

www.castor.de 05.09.2007 - 16:19

Wärmeleistung brisant?

blablub 05.09.2007 - 19:34

Was ist denn an der Wärmeleistung so brisant? meines Wissens hatten die alten Castoren doch damit massiv Probleme (schmelzende & tropfende Innenverkleidung), oder?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Fotos — A.C.A.B.

unerkennbar — roberta