F.A.S. verharmlost NS-Regime

Wolz 02.09.2007 17:03
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 2.09.07 veröffentlichte unter dem Titel „Gefangen im eigenen Ruf“ eine Lobhymne auf den von der RAF 1977 getöteten Hanns Martin Schleyer.
Der „Boss der Bosse“ Schleyer war deutscher Manager und Wirtschaftsfunktionär, damals auch als „negative Symbolfigur“ von den bürgerlichen Medien kritisiert und trotz NS-Vergangenheit nie bestraft.
Wie auch im Artikel am Rande erwähnt war Schleyer „erst Mitglied der HJ, später der NSDAP und der SS gewesen“. Weiter zitiert die F.A.S. den damaligen Stern Report „Er leugnete nicht, beschönigte nicht, entschuldigte nicht“.

Am Schluss des Artikels wird Stefan Wisniewski (RAF) zitiert: „Wir hätten es als ungerecht empfunden wenn nach all dem er, der nie für seine Nazizeit bezahlt und Rechenschaft abgelegt hatte, wenn gerade er freikommt.“
Im Anschluss daran fragt sich der Autor Nicolas Wolz: “Warum, so fragen in diesen Tagen wieder viele, sollte für die Terroristen der RAF, die noch immer keine Reue zeigen, etwas andres gelten?“
Damit vergleicht er die Taten der RAF mit denen des Nationalsozialismus und verharmlost sie.

Diese Taten der RAF sind solidarisch zu verurteilen doch niemals auch nur ansatzweise mit Taten der Nationalsozialisten zu vergleichen!
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Ergänzungen

Dr. Fritz Ries – Anmerkungen zum 30. Todestag

lest besser ein gutes Buch 02.09.2007 - 19:07
der Seich der faz ist hier zu finden:

 http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~EF6CD1912F511421380ED3FF70264DF0D~ATpl~Ecommon~Scontent.html


Am 20. Juli 2007 war der 30. Todestag von Dr. Fritz Ries, dem Schleyer die Pistolen trug. Und zu dessen besten Freunden Marianne und Franz-Josef Strauß, wie auch Kohl gehörten.

 http://de.indymedia.org/2007/07/189537.shtml

Artikel

TTT 02.09.2007 - 19:08
Hier nun der Artikel; auch abrufbar unter  http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~EF6CD1912F511421380ED3FF70264DF0D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Hanns Martin Schleyer
Gefangen im eigenen Ruf
Von Nicolas Wolz

Hanns Martin Schleyer, Gefangener der Rote Armee Fraktion (8. Oktober 1997)
02. September 2007
Der Tag, an dem Hanns Martin Schleyer starb, hatte mit einer guten Nachricht begonnen. Am 18. Oktober 1977, kurz nach Mitternacht, war es der GSG 9 gelungen, die in Mogadischu an Bord der Lufthansa-Maschine „Landshut“ von palästinensischen Terroristen festgehaltenen deutschen Geiseln zu befreien. Doch die Erleichterung währte nicht lange.

Nur wenige Stunden nachdem auch dieser Versuch ihrer Freipressung gescheitert war, begingen die in Stuttgart-Stammheim inhaftierten RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord. Damit war das Schicksal Schleyers, der sich seit 43 Tagen in der Gewalt der RAF befand, besiegelt.

Geisel von hohem „Austauschwert“

Hatte die "Last des angeblich Typischen zu tragen": Hanns Martin Schleyer

Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, welcher der Terroristen des „Kommandos Siegfried Hausner“, das Schleyer am 5. September 1977 in Köln entführt hatte, den Arbeitgeber-Präsidenten mit drei Schüssen in den Hinterkopf tötete. Umso bekannter sind die seither immer wieder dokumentierten Umstände seiner Entführung und Ermordung: der Anschlag in Köln, bei dem der Fahrer und die drei Leibwächter Schleyers getötet wurden, die quälend langen Wochen der Geiselhaft, die „Verhöre“ durch die Entführer, die Botschaften und Hilfegesuche Schleyers an seine Familie und die Bundesregierung, die Weigerung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt, den Forderungen der Terroristen nachzugeben, schließlich die Entdeckung des Leichnams im Kofferraum eines grünen Audi 100 im elsässischen Mülhausen.

„Ich bin verstrickt in Schuld“, sagt Schmidt heute - aber auch, dass er nicht anders handeln konnte, als die Staatsräson über das Leben eines einzelnen Mannes zu stellen.

Die RAF hatte etwas anderes erwartet. Um ihre in Stammheim einsitzenden Genossen freizupressen, bedurfte es im kaltblütigen Kalkül der Terroristen einer Geisel von hohem „Austauschwert“. Als Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und seit Anfang 1977 auch des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) besaß Schleyer zwar keine „echte“ unternehmerische Entscheidungsmacht. Gleichwohl war er eine öffentliche Figur mit hervorragenden Kontakten in die Spitzen von Wirtschaft und Politik.

„Kapitalistischer Gottseibeiuns“

Hinzu kam, dass Schleyer wie kaum ein anderer jenen Kapitalismus und „Imperialismus“ zu verkörpern schien, den die selbsternannten Wegbereiter einer kommunistischen Weltrevolution um jeden Preis meinten bekämpfen zu müssen. Geboren 1915 im badischen Offenburg als Sohn eines Richters, hatte der promovierte Jurist Schleyer nach dem Zweiten Weltkrieg eine steile Karriere gemacht, die ihn bis in den Vorstand der Daimler-Benz AG führte. Seit er 1963 als Vorsitzender des Verbandes der Württembergisch-Badischen Metallindustrie 300.000 streikende Metallarbeiter ausgesperrt hatte, galt er als Hardliner.

Viel mehr wusste auch der RAF-Mann Willy-Peter Stoll nicht über Schleyer, als er im April 1977 unter dem Vorwand, eine Doktorarbeit über führende Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft schreiben zu wollen, im Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv das gesammelte Pressematerial über Schleyer einsah. Vieles von dem, was Stoll dort zu lesen bekam, musste die RAF in ihrer Gewissheit bestärken, das richtige Opfer ausgewählt zu haben. So konnte Stoll etwa in der Gewerkschaftszeitung „Welt der Arbeit“ erfahren, Schleyer sehe aus wie der „kapitalistische Gottseibeiuns“.

„Scharfmacher der Unternehmer“

Dem Arbeitgeber-Präsidenten wurde vorgeworfen, ideologischer zu sein als alle „linken Ideologen“, denen er am liebsten „den Garaus“ machen wolle. Die „Zeit“ nannte ihn eine „negative Symbolfigur“, und die „Süddeutsche Zeitung“ befand, Schleyer habe die „Last des angeblich Typischen zu tragen“: „ein breites Gesicht, das die Lust am Disponieren und Dirigieren widerspiegelt, die Fähigkeit zur harten Auseinandersetzung, aber auch zum Einlenken nach verlorenem Pokern; ein Schmiss auf der linken Wange, Lippenwülste, von denen kritische Zeitgenossen den Genießer ablesen wollen“.

Dass freilich zwischen all dem Negativen, das über Schleyer gesagt und geschrieben wurde, immer wieder auch seine positiven Eigenschaften hervorgehoben wurden, dürften Stoll und seine Komplizen geflissentlich übersehen haben. So vermutete die „Zeit“ zwar, Schleyer genieße heimlich sein Image als „Scharfmacher der Unternehmer“, schrieb aber im gleichen Atemzug, dies sei doch in Wahrheit ein falsches Etikett. Schleyer sei viel liberaler, als viele es vermuteten. Er sei ein „sachlicher, zuverlässiger und intelligenter Gegenspieler, dem auch die Gewerkschaft Anerkennung und Respekt nicht versagt“. Und auch die „Süddeutsche Zeitung“ gab zu bedenken, dass der „gelegentlich aufrichtig liebenswürdige Mensch Hanns Martin Schleyer nicht den Ruf eines Buhmanns verdient“.

Biederer „Patriarch alter Schule“

Schleyer wusste, dass er nicht sonderlich beliebt war, und gelegentlich litt er wohl auch unter seinem schlechten Image. Dem „Spiegel“ sagte er im Dezember 1973: „Man hört nicht immer gern, dass man der bullige rücksichtslose Unternehmer ist, das Wunschbild der Jungsozialisten. Zumal wenn man überzeugt ist, dass dieses Bild der inneren Einstellung nicht entspricht.“ Schleyer glaubte zu jener Zeit noch, dass man gegen dieses Bild „wahrscheinlich nicht erfolgreich ankämpfen“ könne. Ein Jahr später versuchte er es dann aber doch, und das Ergebnis war katastrophal. Mehrere Tage lang durfte der „Stern“-Reporter Kai Herrmann den BDA-Vorsitzenden auch privat begleiten, für die einzige Reportage vor familiärem Hintergrund, die zu Schleyers Lebzeiten erschienen ist.

Der Titel dieser „Home-Story“, die im Dezember 1974 in einer Auflage von fast zwei Millionen Exemplaren gedruckt wurde, prägt bis heute die öffentliche Wahrnehmung des Arbeitgeber-Präsidenten: „Der Boss der Bosse.“ Schleyer wurde darin als biederer „Patriarch alter Schule“ porträtiert, dem alle Familienmitglieder „schweigend und ganz selbstverständlich“ ihren Respekt bezeugen. Alles bei den Schleyers erinnere an „vorgestern“, es herrschten „Ordnung und Solidität, ohne Stil, aber teuer und gediegen“.

„Ungebrochenes Verhältnis zur eigenen Vergangenheit“

Die brisantesten Passagen des Artikels waren indes jene, in denen Schleyer erstmals über seinen Werdegang vor 1945 sprach. Wenige Monate zuvor war das Buch „Großes Bundesverdienstkreuz“ des linken Journalisten Bernt Engelmann erschienen. Darin hatte Engelmann, der bei seinen Recherchen großzügig vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstützt worden war, behauptet, Schleyer sei ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus gewesen. Im Gespräch mit dem „Stern“ gab Schleyer dann unumwunden zu, erst Mitglied der HJ, später der NSDAP und der SS gewesen zu sein. „Er leugnet nicht, beschönigt nicht, entschuldigt nicht“, stellte Reporter Herrmann verwundert fest. „Er hat ein ungebrochenes Verhältnis zur eigenen Vergangenheit.“

Auf die Terroristen der RAF wirkte der angeblich unbekümmerte Umgang Schleyers mit der eigenen Geschichte wie ein rotes Tuch. Geradezu sinnbildlich stand er für die vermeintliche Kontinuität von NS-Staat und Bundesrepublik. Entführt wurde Hanns Martin Schleyer vor allem, weil man ihm zutraute, „dem Staat“ so wertvoll zu sein, dass dieser die Gefängnistore von Stammheim öffnen würde, um sein Leben zu retten.

Ermordet wurde Schleyer aber auch deshalb, weil er der war, der er war. „Wir hätten es als ungerecht empfunden“, gab der Terrorist Stefan Wisniewski später zu Protokoll, „wenn nach all dem er, der nie für seine Nazizeit bezahlt und Rechenschaft abgelegt hatte, wenn gerade er freikommt.“ Warum, so fragen in diesen Tagen wieder viele, sollte für die Terroristen der RAF, die noch immer keine Reue zeigen, etwas anderes gelten?

Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Bildmaterial: AP, picture-alliance / dpa/dpaweb

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??? — MMM

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