Rieseby/SH: Vor dem Start der Antifa-Kampagne

Antifaschistisch lebt sich's besser! 30.08.2007 00:38 Themen: Antifa
- Aktionsreihe gegen Neonazistrukturen und für eine antifaschistische Gegenkultur in Rieseby im September
- Kampagnenstart mit Demonstration in Rieseby am Sa., 01. September
- Riesebyer Bürgermeister behindert Vorbereitungen für Antifa-Festival am Sa., 15.9.
Diesen Samstag startet mit einer antifaschistischen Demonstration in Rieseby, die um 13 Uhr am Bahnhof beginnen soll, die Kampagne „Antifaschistisch lebt sich’s besser!“, die sich zum Ziel gesetzt hat, der zunehmend erstarkenden Neonaziszene in der Region nördlich von Eckernförde eine aktive antifaschistische Gegenkultur entgegen zu setzen. In Rieseby, wo schon seit Jahren eine starke rechte Jugendsubkultur existiert, kam es in den vergangenen Monaten zunehmend zu Bemühungen, das vorhandene neonazistische Potential zu organisieren, die vom NPD Kreisverband Kiel/Plön und den „Freien Nationalisten Eckernförde“ massiv unterstützt wurden. Hinzu kommt, dass mit dem bundesweit führenden Nazianwalt Jürgen Rieger in Hummelfeld und dem früheren Lübecker Dieter Kern in Kosel, gleich zwei Kader der extremen Rechten in der Region Immobilien besitzen, die als Treffpunkte für Neonazis genutzt werden sollen. Diese Mischung in der Schleiregion stellt eine besondere Bedrohung dar, die der seit einigen Jahren von deutschen faschistischen Organisationen propagierten Strategie „die Städte vom Land aus erobern“ zu wollen, hier zum Erfolg verhelfen könnte.

Aus diesem Grund will ein Bündnis aus verschiedenen unabhängigen Antifa-Gruppen aus Rieseby, Eckernförde, Kiel und Ostholstein in den nächsten Wochen unterschiedliche Aktionen durchführen. Neben der Demo am 1.9. sind als Kampagneneckpfeiler eine Informationsveranstaltung am 13.9. mit dem Journalisten Andreas Speit im Sportler’s Inn und ein antifaschistisches Musikfestival am 15.9. geplant.

Neben der Unterstützung einiger AktivistInnen aus dem Umfeld Riesebyer BürgerInnenarbeitskreis „Wir gegen Rechts!“, stießen die Vorbereitungen der Kampagne auch auf Hindernisse im Ort. Nachdem bereits verweigert wurde, einen Gemeinderaum für die Infoveranstaltung zur Verfügung zu stellen, untersagte der Riesebyer Bürgermeister Kempe (CDU) nach vorheriger Zusage durch den Gemeinderat, nun auch die Nutzung des Alten Sportplatzes für das Festival. Dazu ein Sprecher der Kampagne, Aron Langer: „Trotz der nicht zu bestreitenden Aktivität von Neonazis im Ort und einer drohenden „National befreiten Zone Rieseby“, setzt der Bürgermeister Kempe weiter auf den Erhalt der Friedhofsruhe und führt damit genau den falschen Umgang fort, der schon seit Jahren in Rieseby vorherrscht und die Neonaziszene immer weiter erstarken lässt. Er scheint also völlig unfähig oder sogar unwillig zu sein, die Neonazis in der Region zurückzudrängen. Ein Grund mehr, eine antifaschistische Kultur in Rieseby aufzubauen, die nicht auf ParteivertreterInnen angewiesen ist, sondern in der Lage ist, sich selbst zu helfen.“

Auch aus neonazistischen Reihen scheint es Versuche zu geben, die Kampagne zu sabotieren. So bemüht sich eine ominöse „Stockholm-Gruppe“ mit gefälschten Aufrufen zur Riesebyer Antifa-Demo, wiederholt im Internet durch gezielte Desinformation mit verdrehten und gänzlich falschen Informationen zur Riesebyer Naziszene, AntifaschistInnen als LügnerInnen zu denunzieren und beschwört ein Bedrohungsszenario durch die Kampagne herauf. Langer dazu: „Es ist absolut lächerlich, dass die Neonazis nun mit solchen absolut durchschaubaren Methoden versuchen, unser Engagement im Vorfeld zu beschädigen. Dass sie offensichtlich nicht in der Lage sind, dem antifaschistischen Erwachen in Rieseby auf anderen Wegen etwas entgegenzusetzen, werten wir als ersten Erfolg der Kampagne.“
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Ergänzungen

Flugblattaktion

BAANer 30.08.2007 - 00:45
Dieses Flugblatt wurde heute in Rieseby und Umgebung von AktivistInnen flächendeckend als Postwurfsendung verbreitet:

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Wat mutt, dat mutt!
Kein Ort für Nazis – auch nicht in Rieseby und Umgebung!


Liebe Riesebyer und Riesebyerinnen!

Spätestens mit der großen Medienaufmerksamkeit im letzten halbe Jahr wurde für jedeN wahrnehmbar thematisiert, dass in Rieseby und Umgebung eine starke Neonaziszene existiert.
Wer, was diese angeht, in den letzten Jahren mal einen genaueren Blick riskiert hat, weiß, dass dies nichts neues ist: Schon vor einigen Jahren mussten ein kurdisches Restaurant und ein Döner-Imbiss schließen, nachdem rechtsradikale Jugendliche mehrfach die Scheiben einschlugen. Hakenkreuzschmierereien und Nazi-Aufkleber gehören seit Jahren zum Riesebyer Straßenbild und sind Ausdruck einer einflussreichen rechten Jugendsubkultur.
Diese beginnt sich in letzter Zeit verstärkt zu organisieren und zu vernetzen und wird zunehmend zu einer Bedrohung vor allem für alle nicht-rechten Jugendlichen in der Region. Eine Gruppe BesucherInnen des Jugendzentrums musste dies am 28.3.07 in Form eines Neonazi-Überfalls auf dem Nachhauseweg am eigenen Leibe erfahren.

In Rieseby gab es unterschiedliche Reaktion auf die öffentliche Problematisierung der Neonazi-Szene. Einerseits gründete sich z.B. die Bürgerinitiative „Wir gegen Rechts!“, um auf ihre Weise einen Umgang mit den Neonazis zu finden. Andere wiederum fürchteten um den Ruf der Ortschaft und nahmen die berichterstattenden Medien als störenden, von außen kommenden, erhobenen Zeigefinger wahr und wollten das Thema stattdessen lieber totschweigen. Dies ging sogar soweit, dass eine Schulklasse den damals im Fokus stehenden Schulsprecher der Riesebyer Grund- und Hauptschule öffentlich in Schutz nahm, obwohl dieser bekennender Neonazi ist. Auch kam es zu verstärkten Aktivitäten überregionaler Neonaziorganisation wie den „Freien Nationalisten Eckernförde“ oder des NPD-Kreisverbandes Kiel/Plön. Sie versuchten, ihre Propaganda per Postwurfsendung zu verbreiten und verteilten ihre „Schulhof-CD“ mit menschenverachtender Nazimusik an SchülerInnen der Grund- und Hauptschule. Am 19.5. bauten sie sogar einen, dank antifaschistischem Protest, erfolglosen Infostand in Rieseby auf. Mit dabei waren auch immer Neonazis aus Rieseby und Umgebung.


Da braut sich nichts Gutes zusammen...

Erschwerend kommt hinzu, dass in der Region mittlerweile gleich zwei Neonazikader Immobilien besitzen. Bereits 2004 kaufte der führende deutsche Nazirechtsanwalt Jürgen Rieger einen Hof in Hummelfeld, den er nach eigenen Angaben zu einem „Museum für Natur und Heimatgeschichte“ ausbauen will. Es ist unschwer zu durchschauen, was hierunter bei dem Vorsitzenden der völkisch-rassistischen "Artgemeinschaft“ verstanden werden muss. Auch wenn derzeit für eine tatsächliche Nutzung des Gebäudes durch Rieger und andere Neonazis keine Erkenntnisse vorliegen, bleibt die Gefahr bestehen, dass hier ein Neonazizentrum im riegerschen Stile wie z.B. im niedersächsischen Dörverden entstehen soll.

Viel aktiver präsentiert sich allerdings der ehemalige Lübecker Dieter Kern, der bis zu dessen Schließung ein „Landhaus“ in Heilshoop/Stormarn betrieb. Hier fanden von 2004 bis 2005 zahlreiche Nazikonzerte- und Veranstaltungen statt. Er bezog im vergangen Jahr einen Hof in Kosel, für den er eine Konzession für eine Nutzung als Café und Campingplatz beantragte. Wer dort campen und rasten soll, verdeutlichte vor gut drei Monaten eine polizeilich beendete „private Feier“. Dutzende Neonazis trafen sich hier am 21.04., einen Tag nach dem Geburtstag Adolf Hitlers, auf Kerns Hof in Kosel.


Gegenwind dringend erforderlich!

All diese Umstände lassen erahnen, dass in Rieseby und Umgebung eine organisierte Nazihochburg entstehen soll. Die starke subkulturelle Neonaziszene ist idealer Anknüpfungspunkt für die Neonazikader, um neue Fußtruppen für ihre widerwärtige Ideologie zu rekrutieren. Das ganze ist darüber hinaus auch kein Zufall, sondern folgt einer Strategie: Seit einigen Jahren verfolgen deutsche Neonaziorganisationen den Plan, „die Städte vom Land aus zu erobern“. Darunter verstehen sie, sich zunächst dort zu organisieren, wo es in der Regel wenig oder gar keine organisierten antifaschistischen Gruppen gibt, die in der Lage sind, ihnen effektiv entgegen zu wirken. Was (verständlicherweise) eher auf Dörfern und in Kleinstädten der Fall ist. Dort, wo weniger Menschen leben und es dementsprechend weniger Freizeitangebote gibt, ist eine Party, auch wenn sie von Neonazis organisiert ist, viel attraktiver, als dort wo eine Vielzahl Alternativen vorhanden sind und antifaschistischer Widerspruch die Partystimmung vermiest.

Daher haben wir uns entschlossen, den Neonazis ihr Vorhaben auch hier gründlich zu vermasseln. Wir wollen zeigen, dass ihnen auch in Rieseby Wind entgegen weht und niemand auf ihr „Angebot“ angewiesen ist.
Wir meinen, dass die effektivsten Mittel gegen die erstarkende Neonaziszene in der Region ein starkes antifaschistisches Bewusstsein, gemeinsames Handeln, und eine Art zu Leben sind, die den Neonazis weder Anknüpfungspunkte noch Toleranz entgegenbringt.
Für uns bedeutet dies einen Umgang, der den Menschen nicht nach Aussehen, Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, dem wirtschaftlichen Nutzen oder einer sonstigen Nichtigkeit bewertet. Wir verstehen darunter ein Zusammenleben, das stattdessen lediglich ein offenes, respektvolles, gleichberechtigtes und auf gegenseitiger Unterstützung basierendes Miteinander einfordert. Eine Gesellschaft, die diese Prinzipien verinnerlicht hat, ist immun gegen faschistische Verschwörungstheorien und hetzerische „Rassenlehren“. Um diese Prinzipien zu verbreiten und viele Menschen zum Kampf gegen die Neonazis zu ermutigen und darin zu stärken, wollen wir in den nächsten Wochen verschiedene Aktionen in Rieseby durchführen.


Für einen unabhängigen Antifaschismus!

Auch wenn wir es immer begrüßen, wenn Menschen sich zusammen tun, um gegen Neonazis vorzugehen, unterscheiden wir uns bei unserem Vorhaben in einigen Punkten von „Wir gegen Rechts!“. Zum Beispiel werden wir bei unserer antifaschistischen Arbeit nicht auf eine Zusammenarbeit mit der Polizei oder dem Verfassungsschutz zurückgreifen. Diese staatlichen Institutionen, auch wenn einzelne PolizistInnen ein solches Anliegen haben mögen, haben nicht die Aufgabe und Kompetenz, antifaschistische Prinzipien in der Gesellschaft zu verankern. Vielmehr sollen sie lediglich dafür sorgen, dass geltendes Recht und Gesetz eingehalten wird. Die Polizei wird eine Naziveranstaltung also nur dann auflösen, wenn z.B. keine Konzession vorhanden ist oder sie verboten ist. Ist dies nicht der Fall, sorgt sie dafür, dass sie ungestört stattfinden kann und geht dann gegen diejenigen vor, die Neonazi-Aktivitäten auch dann nicht akzeptieren wollen, wenn sie im rein formal legalen Rahmen stattfinden. Dies geschieht jedes Wochenende bei zahlreichen Neonaziaufmärschen in der ganzen Bundesrepublik.
Es geht uns bei unseren Aktionen auch nicht darum, das Neonaziproblem zu verharmlosen oder zu leugnen, damit das Image Riesebys nicht beschädigt wird. Wir denken, dass ein gutes Image Riesebys sich dadurch auszeichnen würde, dass Neonazis hier kein ruhiges Leben haben und stattdessen durch seine antifaschistische Kultur bekannt ist.
Wir begrüßen außerdem ausdrücklich jegliche Unterstützung von AntifaschistInnen aller Strömungen, die uns bei unserem Vorhaben unterstützen wollen, egal ob aus der Region oder nicht.


Gemeinsam aktiv werden!

Wir rufen alle Menschen in Rieseby und Umgebung auf, sich an der antifaschistischen Demonstration am 1. September zu beteiligen. Außerdem laden wir alle Interessierten herzlich zum Besuch der Informationsveranstaltung am 13. September und des antifaschistischen Musikfestivals am 15.9. ein. Lasst uns auf diesem Weg gemeinsam eine starke Gegenbewegung gegen Neonazis entwickeln und ausbauen.

Denn antifaschistisch lebt sich’s besser!
Kein Ort für Nazis – auch nicht in Rieseby und Umgebung!



Sa., 01. September: Antifaschistische Demonstration, 13 Uhr, Bahnhof, Rieseby

Do., 13. September: Infoveranstaltung über Strategien der Neonazis
mit dem Journalisten Andreas Speit, 18.30 Uhr, Sportler's Inn, Rieseby

Sa., 15. September: Move against Nazis!-Festival: ab 16 Uhr, Alter Sportplatz, Rieseby
mit Boutique Rouge (Indierock/Berlin, Hamburg, Kiel), Endshit (Rock/Eckernförde), Frankies Freak Show (Glamrock/Eckernförde), Hallo Kwitten (Punkrock/Flensburg), Holger Burner (HipHop/Hamburg).

Für alle Veranstaltungen gilt: "Nach §6 Absatz 1 des Versammlungsgesetzes sind Mitglieder und Anhänger von Republikanern, DVU, NPD, `Freien Kameradschaften` und anderen extrem rechten bzw. faschistischen Vereinigungen, Organisationen und Personenzusammenschlüssen von der Teilnahme an der Versammlung/Veranstaltung ausgeschlossen." Bei Nachdruck/anderweitiger Übernahme unserer Termine ist dieser Hinweis in voller Länge zu übernehmen.

Kampagne Antifaschistisch lebt sich’s besser!
Infos: www.baanord.tk
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Gemeinsame Anreise

BAANer 30.08.2007 - 00:48
Zur Demo am Sa., 01. September

KIEL: Treffen 12.30 Uhr, Abfahrt 12.42 Uhr
ECKERNFÖRDE: Treffen 12.45 Uhr, Abfahrt 13.07 Uhr

Kampagnenaufruf

BAANer 30.08.2007 - 00:53
Und hier nochmal der Aufruf der Kampagne "Antifaschistisch lebt sich's besser!":

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Antifaschistische Gegenwehr in Rieseby und Umgebung aufbauen und stärken!
Wat mutt, dat mutt!


Süßes kleines Schleidorf Rieseby!?

Rieseby ist ein gemütliches schleswig-holsteinisches Dorf mit nur 2600 EinwohnerInnen knappe 10 km nördlich von Eckernförde. Im Herzen von Schwansen liegt es zwischen der malerischen Schlei im Norden und den Eckernförder Badestränden im Süden. An lauen Sommerabenden, wie in den letzten Tagen, könnte mensch in den umliegenden Feldern oder direkt im Ortskern die Hauptstraße entlang flanieren. Mensch könnte die Ruhe und die Natur genießen, die Fachwerkhäuser und die gepflegten Vorgärten oder den liebevoll gestalteten Dorffriedhof bewundern. Anschließend könnte mensch den Abend bei einem kühlen Bier in einem Döner-Imbiss ausklingen lassen…


Wenn da nicht die Nazis wären…

…aber Döner-Imbisse müssen in Rieseby schon mal schließen: Vor einigen Jahren wurde ein solcher mehrmals Ziel von Naziangriffen und die Betreiber mussten aus Angst den Betrieb aufgeben. Auch sonst ist das Dörfchen alles andere als sein äußerer Anschein erahnen lässt.
Spätestens mit der großen Medienaufmerksamkeit im letzten halbe Jahr wurde auch über die regionale Antifa-Szene hinaus thematisiert, dass in Rieseby und Umgebung eine starke Neonaziszene existiert. Diese beginnt sich verstärkt zu organisieren und zu vernetzen und wird zunehmend zu einer Bedrohung, vor allem für alle nicht-rechten Jugendlichen in der Region. Eine Gruppe linker BesucherInnen des örtlichen Jugendtreffs musste dies am 28.3.07, auf dem Nachhauseweg, am eigenen Leibe erfahren, als mehrere bewaffnete Neonazis sie überfielen.

In Rieseby gab es unterschiedliche Reaktion auf die Öffentlichmachung des Neonazi-Problems: So gründete sich z.B. die Bürgerinitiative "Wir gegen Rechts!", in der sich Schulleiter, Geschäftsleute, Pastor und andere Riesebyer BürgerInnen zusammenschlossen. Recht schnell wurde allerdings klar, dass ein nicht geringer Antrieb für das Engagement einiger im Bündnis die Sorge um das Dorfimage war. Des weiteren erhofften sich einzelne, wie z.B. der Riesebyer Schulleiter, beim Verfassungsschutz und der Polizei die richtigen PartnerInnen im Kampf gegen Rechts zu finden, während er sich von AntifaschistInnen unter Berufung auf die altbekannte "Rechts=Links" Extremismus-Doktrin distanzierte. Dies führte sogar zu einer kurzfristigen Absage einer Veranstaltung der Antifajugend Kiel an der Riesebyer Grund- und Hauptschule, mit der Begründung, es gebe hierfür kein Bedürfnis.
Die bisherigen Erfolge von "Wir gegen Rechts!" hielten sich dementsprechend in Grenzen. Jüngere Entwicklungen deuten jedoch eine Richtungsänderung im "Wir gegen Rechts!"-Bündnis an: Während z.B. vor allem die örtliche CDU die Vorbereitungen für die Antifa-Kampagne offen sabotierte, stießen diese bei "Wir gegen Rechts" auf grundsätzliche Unterstützung und lassen auf ein solidarisches Nebeneinander hoffen.
Im Dorf breitete sich in den letzten Monaten im Zuge des Medienrummels allerdings vielerorts eine Stimmung gegen eine Thematisierung der Neonaziszene aus, da mensch sich in seiner/ihrer Ruhe gestört fühlt.
Dies ging soweit, dass eine Schulklasse sich mit dem damals im Fokus stehenden Schulsprecher der Riesebyer Grund- und Hauptschule öffentlich solidarisierte, obwohl dieser bekennender Neonazi ist.

Gleichzeitig kam es zu verstärkten Aktivitäten überregionaler Neonazikräfte wie der "Freien Nationalisten Eckernförde" oder des NPD-Kreisverbandes Kiel/Plön, die mehrere Verteilaktionen von NPD-Schulhof CDs und Flugblättern im Ort durchführten und am 19.5. sogar einen Infostand aufbauten. Dieser musste jedoch dank antifaschistischer Intervention frühzeitig wieder abgebrochen werden. Mit dabei waren auch immer Neonazis aus Rieseby und Umgebung.


Übler brauner Cocktail

Erschwerend kommt hinzu, dass sich in der Region mit Jürgen Rieger und Dieter Kern mittlerweile gleich zwei Neonazikader niedergelassen haben. Bereits 2004 kaufte Rieger einen Hof im 13km von Rieseby entfernten Hummelfeld, den der Vorsitzende der völkisch-rassistischen "Artgemeinschaft - Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung" nach eigenen Angaben zu einem "Museum für Natur und Heimatgeschichte" ausbauen will. Auch wenn die tatsächliche Aktivität sich dort bisher in Grenzen zu halten scheint, besteht weiterhin die Gefahr, dass hier ein Nazizentrum wie im niedersächsischen Dörverden entstehen soll.

Viel aktiver präsentiert sich allerdings der ehemalige Betreiber des damaligen Nazitreffs "Landhaus" in Heilshoop Dieter Kern: Er bezog im vergangen Jahr einen Hof in Kosel, gerade mal 6km südwestlich von Rieseby, für den er eine Konzession für eine Nutzung als Café und Campingplatz beantragte. Wer dort campen und rasten soll, verdeutlichte vor gut drei Monaten eine polizeilich beendete "private Feier" von dutzenden Nazis, die einen Tag nach dem Geburtstag Adolf Hitlers, am 21.4.07 auf Kerns Hof in Kosel gastierten.


Scheiß Aussichten…

Die Mischung aus subkultureller rechter Szene mit Hegemonialstellung unter den Jugendlichen, organisierten Neonazi-Kadern und relativ schwachem antifaschistischen Gegenwind könnten Rieseby und Umgebung zu einem Musterbeispiel für organisierte Neonazis werden lassen, ihre seit längerem propagierte Strategie, "die Städte vom Land aus erobern" zu wollen, der Wirklichkeit ein Stück näher zu bringen. Gerade die Kieler NPD scheint in jüngster Vergangenheit verstärkt hierauf zu setzen: Seit ihren letzten, am antifaschistischen Widerstand kläglich gescheiterten Versuchen, im Sommer letzten Jahres in Kiel öffentlich aufzutreten, verlagerten sich ihre Aktivitäten im letzten halben Jahr in kleinere Städte bzw. Dörfer. So waren sie allein in den letzten vier Monaten an der Durchführung von Aktionen in Bad Bramstedt, Lauenburg, Plön, Preetz oder eben Rieseby beteiligt. Und gerade hier könnte sich, wenn sich an den für die Nazis günstigen Vorraussetzungen nichts ändern sollte, schon in naher Zukunft ein organisiertes Nazinest mit überregionalen Kontakten abseits von großartiger antifaschistischer Wahrnehmung etablieren.


Da geht noch was!

Daher wollen wir uns daran machen, diese Vorraussetzungen zu ändern und den Nazis gehörig in die Suppe zu spucken. Wir wollen in Rieseby für antifaschistische Prinzipien werben und Alternativen aufzeigen. Wir werden versuchen, die Idee einer Gesellschaft ohne jede Form der Ausgrenzung und Unterdrückung, ohne Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und dem ganzen anderen Scheiß, als das effektivste Mittel im Kampf gegen den Faschismus zu verbreiten. Damit möchten wir alle Menschen dazu ermutigen, die ebenfalls keinen Bock auf die Naziaktivitäten im Dorf haben, den Kampf in die eigenen Hände zu nehmen.

Deshalb rufen wir alle AntifaschistInnen, auch in den größeren Städten, dazu auf, die Entwicklungen auf dem Lande nicht zu ignorieren und die lokalen AntifaschistInnen zu unterstützen und zu stärken. Kommt zur antifaschistischen Demonstration am 1. September und zu den anknüpfenden Aktionen nach Rieseby. Denn je mehr Unterstützung von außerhalb, desto schwieriger wird es den Nazis fallen, die antifaschistischen AktivistInnen vor Ort weiter einzuschüchtern.


Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Für eine antifaschistische Gegenkultur - auch in Rieseby und Umgebung!


Sa., 01. September: Antifaschistische Demonstration, 13 Uhr, Bahnhof, Rieseby
Do., 13. September: Infoveranstaltung: "...die Städte vom Land aus erobern!", Sportler's Inn, Rieseby.
Sa., 15. September: Move against Nazis!-Festival
ab 16 Uhr, Ort folgt, Rieseby

(Für alle Veranstaltungen gilt: "Nach §6 Absatz 1 des Versammlungsgesetzes sind Mitglieder und Anhänger von Republikanern, DVU, NPD, `Freien Kameradschaften` und anderen extrem rechten bzw. faschistischen Vereinigungen, Organisationen und Personenzusammenschlüssen von der Teilnahme an der Versammlung/Veranstaltung ausgeschlossen." Bei Nachdruck/anderweitiger Übernahme unserer Termine ist dieser Hinweis in voller Länge zu übernehmen.)


Kampagne Antifaschistisch lebt sich’s besser!

Supported by: AAZ Kiel/Hamburg, Antifa Rieseby, Antifajugend Kiel (ajk), Autonome Antifa Eckernförde (AAE), Autonome Antifa Ostholstein (AAOH), autonome/antifaschistische Linke (a/al), Bündnis Autonomer Antifas Nord (BAAN), Gruppe Zunder (Kiel).


Infos:  http://www.baanord.tk
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EA-Nummer:

BAANer 30.08.2007 - 19:46
Für die Demo am Samstag:
0431-563717

Anreise aus Eutin

Owen 30.08.2007 - 21:32
Gemeinsamer Abfahrtstreffpunkt: 11 Uhr Bahnhof Eutin
(31.08 Antifa-RTS 16:00 Kreisbibliothek Eutin)

Muss

Muss auch 31.08.2007 - 20:35
@ Frage
Der Bürgermeister von Rieseby ist der Meinung das es für das kleine schöne Dorf Rieseby schöner wäre wenn die große weite Welt nichts von dem "kleinen" Nazi-Problem mitbekommt.
Deswegen versucht er alles was das Dorf unnötige Medienaufmerksamkeit bringen würde im Vorfeld zu verhindern. Mit dieser Ansicht steht der Bürgermeister allerdings nicht alleine da.
So sind unter anderem der Autor und Herausgeber des "Schlei-Blättchens" das es die linken seien die das Problem in der Region sind, Und Rieseby doch überhaupt kein Nazi-Problem habe.

September-Kampagne des antifaschistisches Bün

Eckernförder Zeitung, 31.8. 05.09.2007 - 11:24
September-Kampagne des antifaschistisches Bündnisses gegen Rechts

Aktionsreihe gegen Neonazistrukturen und für eine antifaschistische Gegenkultur in Rieseby im September / Demo zum Kampagnenstart am Sonnabend

Rieseby/ez/dis – Mit einer „antifaschistischen Demonstration“ beginnt morgen um 13 Uhr am Riesebyer Bahnhof die Kampagne „Antifaschistisch lebt sich’s besser!“. Ziel der Initiatoren ist es, „der erstarkenden Neonaziszene in der Region nördlich von Eckernförde eine aktive antifaschistische Gegenkultur entgegen“.

In Rieseby existiere seit Jahren eine rechte Jugendsubkultur, heißt es in einer Pressemitteilung. In den vergangenen Monaten hätten der NPD-Kreisverband Kiel/ Plön und die „Freien Nationalisten Eckernförde“ verstärkt versucht, das vorhandene neonazistische Potenzial zu organisieren. Zudem ständen dem bundesweit bekannten rechtsextremen Hamburger Anwalt Jürgen Rieger in Hummelfeld und dem früheren Lübecker NPD-Funktionär Dieter Kern in Kosel „gleich zwei Kader der extremen Rechten in der Region Immobilien zur Verfügung, die als Treffpunkte genutzt werden sollen“, betonten die Veranstalter der Antifa-Kampagne. Diese Mischung stelle eine Bedrohung dar, weil die nationalorientierten Gruppen die Strategie verfolgten, „die Städte vom Land aus zu erobern“. Aus diesem Grund hat sich ein Bündnis aus verschiedenen Antifa-Gruppen aus Rieseby, Eckernförde, Kiel und Ostholstein vorgenommen, Aktionen zu starten. Neben der Demo am Sonnabend sind ferner eine Infoveranstaltung am 13. September mit dem Journalisten Andreas Speit im „Sportler’s Inn“ und ein antifaschistisches Musikfestival am 15. September geplant.

Neben der Unterstützung einiger Aktivisten aus dem Umfeld des Riesebyer Arbeitskreises „Wir gegen Rechts“ seien die Vorbereitungen der Kampagne auf Hindernisse gestoßen, monierten die Veranstalter. So habe Riesebys Bürgermeister Johann Kempe der Initiative zufolge die Nutzung des Alten Sportplatzes für das Festival untersagt, kritisierten die Veranstalter. „Der Erhalt der Friedhofsruhe“ sei genau der falsche Umgang, der schon seit Jahren vorherrsche und die Szene erstarken lasse, betonten die Antifa-Initiatoren. „Ein Grund mehr, eine antifaschistische Kultur aufzubauen“, erklärte ein Kampagnensprecher.

Den Vorwurf wies Kempe auf EZ-Nachfrage zurück. „Es gab überhaupt keine verbindliche Anfrage für den Platz.“ Ungeachtet dessen werde er weder extremen rechten noch linken Gruppen Gemeindeflächen für Großveranstaltungen zur Verfügung stellen.

Kampf gegen Nazis: „Ein Dorf zeigt Mut“

SHZ, 31.8. 05.09.2007 - 11:27
NDR Reportagen / Sonnabend Demo in Rieseby

Hamburg/Rieseby/pkt – Nazi-Musik auf dem Computer eines Schülers und braune Parolen im Chatroom der Schul-Homepage weckten vor rund einem Jahr die Schleigemeinde Rieseby im Kreis Rendsburg-Eckernförde auf. Als Reaktion war ein Arbeitskreis „Wir gegen Rechtsradikalismus“ gebildet worden.

In zwei Produktionen des NDR wird der seit dem geführte Kampf gegen den Rechtsextremismus in der rund 2500 Einwohner großen Gemeinde dargestellt und dokumentiert. Die Autoren Stefan Schölermann (Radio) und Andrea Jedich (TV) lassen betroffene Eltern und Schüler, aber auch den ehemaligen Schulleiter, der an seiner Schule ein Verbot von Bomberjacken, Springerstiefeln und MP-3-Player erließ, zu Wort kommen.

Über die Entwicklung berichten außerdem Mitglieder des Gemeinderates, der örtliche Pastor, aber auch Bürger und der Verfassungsschutz. Unter dem Titel „Ein Dorf zeigt Mut“, werden am Mittwoch, 5. September, auf NDR-Info ab 20.30 Uhr eine Reportage und im N3 Fernsehen ab 22.30 Uhr eine Dokumentation gesendet.

Zu einer Demonstration gegen Rechts in Rieseby haben für Sonnabend ab 13Uhr mehrere antifaschistische Gruppen aufgerufen.

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