G8-Prozess in Rostock

oknf 28.08.2007 07:47
Der Gipfel der G8 in Heiligendamm liegt nun fast drei Monate zurück. Am Donnerstag, 30.08., findet vor dem Amtsgericht Rostock um 9 Uhr nun ein weiterer Prozess statt. Die Repressionsbehörden, die eine Rechtfertigung für die staatlichen Gewaltexzesse suchen und sich für ihre partiellen Niederlagen rächen wollen, werden keine Ruhe geben. Eine Prozesslawine scheint anzurollen. Gegen über 1000 AktivistInnen wird ermittelt.
Am Donnerstag, 30.08., findet vor dem Amtsgericht Rostock (Zorchstraße 13, nahe Stadthafen, Raum 232) um 9 Uhr ein weiterer Prozeß statt. Ein Aktivist ist wegen Vorfällen bei der Demo am 2. Juni angeklagt. Damit die G8-Prozesse nicht im medialen Nirvana verschwinden, braucht es einer breiten Unterstützung, gerade auch durch Soli-Aktionen außerhalb von Rostock.
Vor allem sollte versucht werden, durch kritische überregionale Presse auch die Medien in Mecklenburg-Vorpommern von der bisherigen Hofberichterstattung für die Staatsanwaltschaft und das Innenministerium zu einem kritischen Hinterfragen zu bewegen.

Solidarität mit allen angeklagten G8-GegnerInnen!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), bagatellisiert weiterhin die Polizeiübergriffe und hält den Vorwurf, der Republikanische Anwätinnen und Anwälteverein (RAV) habe "interessengesteuerte Gerüchte" über die Situation in den Gefangenensammelstellen gestreut, aufrecht:
 http://www.links-lang.de/presse/6330.php
Schon vorher hatte der Innenminister die Darstellungen des RAV und des Legal Teams zur Situation in den Gesas und zu einzelnen Polizeiübergriffen als nicht belegbar abgetan. So erklärte Caffier vor dem Landtag:
"Zu den in der Öffentlichkeit geäußerten Vorwürfen des "Republikanischen Anwaltvereins" (im Folgenden RAV), Rechtsanwälte hätten nicht in ausreichender Weise Zugang zu festgenommenen Personen gehabt, ist folgendes anzumerken: Bereits im Vorfeld gab es zahlreiche Kooperationsbemühungen der Polizei, um Absprachen mit dem RAV zu treffen. Im Ergebnis wurden während des Einsatzes allen Anwälten ein ordnungsgemäßer Zugang zu ihren Mandanten gewährt."

So einfach kann mensch sich die Welt zurecht stricken, und von der regionalen (Springer-)Presse wird dies auch nicht hinterfragt. Auszüge aus dem Bericht unter:
 http://www.mv-zeitung.de/article-print-15580.html
der ganze Bericht unter:  http://gipfelsoli.org/Home/Repression_G8_2007/Desinformation/3208.html
Und die Replik des RAV dazu:  http://gipfelsoli.org/Home/Repression_G8_2007/Desinformation/3407.html

Genau so geschlossen, wie gegen den G8 agiert wurde, genau so geschlossen gilt es nun gegen die Repression Stellung zu beziehen! Niemand wird alleine sein! Angeklagt werden Einzelne - gemeint sind alle! Solidarität zeigen! Gegenöffentlichkeit schaffen!
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Ergänzungen

OWI Welle am anrollen?

interessentin 28.08.2007 - 13:44
Hallo zusammen,

scheinbar läuft jetzt echt eine Welle los.

Mal sehen, wohin...

Wir haben jetzt schon 8 Briefe seit gestern gezählt, die von der PD Stralsund mit dem Vorwurf "Verstoß gegen das Versammlungsrecht" versand werden.
Es handelt sich nur um Aufforderungen zu Stellungnahmen, denen nicht Folge geleistet werden sollte.

Weitere Infos und die Möglichkeit zum Austausch gibt es jeden Dienstag abend im

Bethanien Südflügel
Glocal Office
Berlin, Mariannenplatz 2
19 - 21 Uhr

oder bei Eurem örtlichen EA.

Gruß

Carambolage ÄT no-log.org

Etwa 3.000 Strafverfahren erwartet (laut OZ)

hans litten 28.08.2007 - 16:26
Bisher handelt es sich laut Ostsee Zeitung (OZ) um 1.100 bei der Staatsanwaltschaft Rostock anhängige Verfahren gegen GipfelgegnerInnen. Daneben will die polizeiliche "Sonderarbeitsgruppe Folgemaßnahmen" nach eigenem Bekunden durch intensive Auswertung von Foto- und Videomaterial noch weitere 2.000 Verfahren beisteuern. Das wären dann etwa 3.000 Verfahren.
Wenn wir als maximale Anzahl der Protestbewegung die 80.000 DemonstrantInnen von der Großdemo am 2. Juni nehmen, dann hätten immerhin ungefähr 3,75% aller ProtestteilnehmerInnen Strafverfahren zu erwarten.

"Angeklagt einige, gemeint wir alle!" - Die staatliche Repression und Gewalt konnte während des G8 wirklich jede und jeden AktivistIn treffen, egal aus welchem Spektrum, egal aus welcher Organisation. Bullen, die wild in Demos prügeln, Menschen mittels Pfefferspray vom Fahrrad holen, mit gezielten Wasserwerfereinsätzen mindestens 2 Menschen schwerst verletzt haben - die fragen nicht n ach Parteibuch oder Attac-Zugehörigkeit. Für die waren alle G8-GegnerInnen durchweg "Chaoten" und "Störer" - und wurden entsprechend hart mit Quarzsandhandschuhen angefaßt und anschließend für mehrere in die Hundekäfige in der Industriestraße gesperrt, natürlich ohne anwaltlichen Kontakt.

Und deswegen ist es auch weiterhin notwendig, daß die gesamte Bewegung gegen den G8 nun auch die Prozesse mit begleitet und v.a. die Betroffenen auch durch Spenden bei ihrer juristischen Verteidigung unterstützt.

Deshalb: Jede Spende auf das zentrale Soli-Konto hilft, egal wie klein oder groß die jeweilige Spendensumme ist!

Solidarität vor dem Zaun, bei den Blockaden und erst recht jetzt vor den Gerichten!!!

Strafanzeigen laufen

Luzy 28.08.2007 - 22:07
Die Staatsanwaltschaft Rostock hat gegen mehrere Personen Strafanzeige wegen "gefährlichem Eingriff in den Strassenverkehr"( §315b)gestellt. Die Betroffenen wurden am 7.6 gegen 7 Uhr im Wald nähe Wichmannsdorf in Gewahrsam genommen. Es ist davon auszugehen, dass gegen alle dort in Gewahrsam genommen Personen Strafanzeige gestellt wurde. Ob jemand davon betroffen ist kann am besten über eine Anwältin bei der Rostocker Staatsanwaltschaft angefragt werden.

Nicht vergessen: Aussageverweigerung!

Rote Hilfe 29.08.2007 - 06:32
Wenn Du zur Polizei vorgeladen wirst, kann jede vermeintlich entlastende Aussage, die Du tätigst, Dich und andere reinreiten: FreundInnen, Bekannte oder sogar Unbeteiligte.
Auch Informationen darüber, was Du nicht getan hast, helfen dem Staatsschutz, ein Gesamtbild gegen die Verhörten und gegen andere zu konstruieren.

Einer Vorladung der Polizei muss niemand Folge leisten!

Es ist aber nicht nur ein Gebot der Solidarität, sondern auch der Vernunft im Hinblick auf ein mögliches eigenes Strafverfahren, total und umfassend die Klappe zu halten.
Deshalb der Appell: Jede Frage, jede Bemerkung, jedes noch so verfängliche Angebot mit dem Satz kontern: "Ich verweigere die Aussage."

Jede fortschrittliche politische Bewegung, die gegen die herrschenden Zustände kämpft, wird über kurz oder lang mit den Repressionsorganen des Staates konfrontiert werden. Die kapitalistische Profitwirtschaft und die zwangsläufig daraus resultierenden Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse werden mit allen Mitteln verteidigt. Seit einigen Jahren nehmen wir - die Rote Hilfe - zur Kenntnis, dass viele Menschen schon bei der Polizei Aussagen machen, sei es weil sie ihre "Unschuld" beweisen wollen, sei es weil sie eingeschüchtert sind usw. Auch bei der Staatsanwaltschaft wird geredet, vor Gerichten Zeugenaussagen gemacht... Offensichtlich existiert kein Bewusstsein mehr darüber, was mit diesem Plaudern angerichtet wird.

Im link: Tipps zum Umgang mit Strafbefehlen