Public Spam - Aktion für werbefreie Städte

Werbeunterbechung 27.08.2007 06:08 Themen: Freiräume
In den Morgenstunden des 27. August machten Aktivist_innen ihrem Ärger auf eine zunehmende Werbeflut in den Straßen Berlins Luft. Bei der zunächst auf Kreuzberg beschränkten Aktion wurden 973 Plakate durch „Public [SPAM] Kreuzberg“ Aufkleber als unerwünschte Werbung markiert.
Durch eine alltägliche und flächendeckende Propagierung von Lebensstilen, Normen und Idealen durch Werbung im öffentlichen Raum fühlen wir uns zunehmend belästigt und in unserem Selbstbestimmungsrecht angegriffen. Wirtschaftliche Interessen zielen darauf, Bedürfnisse in uns zu wecken, um die Nachfrage für ein ständig wachsendes Warenangebot zu sichern. Wir wollen nicht mehr auf reine Konsument_innen reduziert werden!

Um dem endlich etwas entgegenzusetzen gibt es in Kreuzberg nun einen Spamfilter im öffentlichen Raum.
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Ergänzungen

sao paulo*werbefrei*

gestalter 27.08.2007 - 10:38
werbung ist kein grafikdesign?
guerillawerbung ist leider keine werbung für guerilla.
und in der stadt gibt es keinen logofreien raum.
werbung nervt, ist hässlich und dient nur der manipulation.
ok!
es ist vollkommen legitim sie umzugestalten, nur braucht mensch das nicht an die grosse glocke hängen,
denn dadurch geht der kapitalismus auch nicht weg, aber »adbusting« wird zu einer bürgerlichen kunstform,
gerade radical genug um die freizeitaktivistengemüter ein wenig mit revoltegefühl zu besänftigen.
leider geht bei den meissten dieser aktivisten die verkürtzte kapitalismuskritik nicht über das zerstören oder abschaffen von werbung hinaus. wir sollten bedenken kapitalismus ist jeden tag und überall.
möglich ist dahingegen sogar der bürgerliche konsenz eine stadt werbefreier zu machen, wie kürzlich in sao paulo geschehen.

hier ein etwas älterer artikel, veröffentlicht auf boingboing:

 http://www.boingboing.net/2007/04/14/sao_paulo_goes_adver.html
Sao Paulo goes advertising-free

Back in December, 2006, the mayor of the 11-million-person Brazilian city of Sao Paulo banned all outdoor billboard advertising, citing advertisers' unwillingness to comply with the city's rules on what sort of billboards can be placed where. Now the rule is in effect, and Flickr user Tony de Marco has documented the eerie sight of a city stripped bare of commercial visuals.

The statute's most visible impact promises to be at eye level and above. The outsized billboards and screens that dominate the skyline, promoting everything from automobiles, jeans and cellphones to banks and sex shops, will have to come down. All other forms of publicity in public spaces, like distribution of fliers, will also stop.
The law also regulates the dimensions of store signs, and will force many well-known companies to reduce them substantially by a formula based on the size of their facades. Another provision, much criticized by owners of transportation companies, outlaws advertising of any kind on the sides of the city's thousands of buses and taxis.

The law, as passed, also applied to advertising banners trailed by airplanes and ads on blimps. But in the first of what promises to be a long series of legal challenges, a court ruled the clause unconstitutional on the grounds that the federal government, not the city, controls airspace.

Public Spam

Johnny 27.08.2007 - 13:34
Man könnte beim Erbsenzählen über die korrekte Definition des Begriffs „Spam“ lamentieren. Man könnte es aber auch sein lassen.

Montag früh in Keuzberg: Unzählige Plakate wurden mit „Public Spam Kreuzberg“ überklebt. Hoffen wir mal, dass das nicht der Name eines neuen Männer-Deodorants ist.

Aktivisten für ein werbefreies Kreuzberg

Matthias 27.08.2007 - 17:10
Werbung im öffentlichen Raum. Das war schon im Berlin der 20er Jahre ein Thema. Als am Freitag im Konzerthaus Ausschnitte aus dem Stummfilm Berlin – Sinfonie der Großstadt gezeigt wurden (den Film kann man bei Google Video anschauen), war ich von dem Gedränge und Gewusel in Berlins Innenstadt ziemlich erschlagen. Die Fassaden der Gebäude erfreuten sich einer intensive Werbenutzung, die Busse und Straßenbahnen, die dicht gedrängt hintereinander herfuhren, waren bunt beklebt. Auch damals schon gab es Stimmen, die mahnten der Werbeflut Einhalt zu gebieten.

Heute ist Außenwerbung in die Stadtmöblierung integriert. Buswartehallen, U-Bahnhöfe, Straßenzüge: das Plakat klebt überall. Ich gebe zu, ich mag Plakatwerbung, denn Postwurfsendungen und Fernsehreklame habe ich schon lange nicht mehr betrachtet.

In den Morgenstunden des 27. August machten Aktivist_innen ihrem Ärger auf eine zunehmende Werbeflut in den Straßen Berlins Luft. Bei der zunächst auf Kreuzberg beschränkten Aktion wurden 973 Plakate durch „Public [SPAM] Kreuzberg“ Aufkleber als unerwünschte Werbung markiert.

Spreeblick hat Bilder der Aktion, Infos gibt es bei Indymedia und ich schlage vor, mal die Kirche im Dorf zu lassen. So vollgepflastert sind Berlins Straßen nun auch wieder nicht.

Kampf gegen Aids auch Spam?

SoE 27.08.2007 - 21:29
Wenn wir Aids ausgerottet haben, können auch die Plakate wieder weg, vorher würde ich die nicht leichtfertig mit anderer Werbung in einen Topf schmeissen. Und wer gegen die Kondomfirmen ist, kann ja bei der BzgA anfragen, ob die auch Abstinenz promoten wollen. Sonst hilft nämlich nichts anderes mehr gegen HI-Viren.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 16 Kommentare

Ware

Konsument 27.08.2007 - 07:27
Niemand wird gezwungen zu konsumieren. Hört doch einfach auf. Die Belästigung durch euch ist auch sicherlich größer als die angebliche Belästigung durch Litfassäulen.

cool

rashel 27.08.2007 - 07:31
nette sache
gibts auchpix?

top

tox 27.08.2007 - 09:17
schöne, kreative aktion. und es wird auch langsam zeit, dass was passiert, sonst nervt uns die werbung demnächst noch auf handys, etc...

???

corny 27.08.2007 - 09:21
Ist sonst nichts los in Berlin? Aktion um das Sommerloch zu stopfen? Macht doch auch mal Urlaub. Aber wenn ihr sonst nichts besseres mit Euch anzufangen wisst, bitteschön.

@konsument_innen

SCHNITZEL*HUBER 27.08.2007 - 09:24
„Durch eine alltägliche und flächendeckende Propagierung von Lebensstilen, Normen und Idealen durch Werbung im öffentlichen Raum fühlen wir uns zunehmend belästigt und in unserem Selbstbestimmungsrecht angegriffen.“

Und die Propaganda für den Status quo könnt ihr nur in der Werbung erblicken?

„Wir wollen nicht mehr auf reine Konsument_innen reduziert werden!“

Dann wollt ihr halbe Konsumenten bleiben und also ganze? begriffslose Nörgelei und Beschäftigungstherapie! Und versucht nicht Euch damit rauszureden, ihr hättet nur mal wieder schluderig formuliert; ihr habt nicht nachgedacht und darum werdet Ihr nie auch nur eine „Werbeunterbrechung“ sein: ihr macht Werbung für die Kontemplation. Wenn das Fernsehn doch noch enden sollte, die Weltrevolution gelänge, dann nicht wegen Euch.
Ihr reduziert Euch selber auf die Rolle von "konsument_innen"!

sehr schön

danke 27.08.2007 - 09:30
mittlerweile kannst du kaum noch die augen aufmachen, ohne irgendwo in deinem sichttfeld nen werbebanner zu haben.
sehr schöne aktion.

ups, da guckst du

plagiat 27.08.2007 - 09:43
Ich meine das ist eine schöne Idee die Konsumgesellschaft (wahrscheinlich nur kurzzeitig) aufzuwecken und ihr ins Bewußtsein zu rufen, was uns da so tagtäglich eingetrichtert werden soll: jung, schlank, reich = Glück und genehmigt.

lächerlich...

thorsten 27.08.2007 - 10:51
ziemlich lächerlich, was ihr da abzieht... schade, dass sogar spreeblick darüber berichtet... kümmert euch lieber um sinnvolle angelegenheiten...es gibt da draußen genug zu tun!

...

Z. 27.08.2007 - 12:57
Ich will Bilder!

Konstruktiv

Dr.Oethker 27.08.2007 - 12:58
schöne Aktion. Kann mich den Kritikern nicht anschliessen. Natürlich ist die Aktion auch aus der Perspektivevon Kapitalismuskritik und ihren Interpretationen mehr als legitim. Widerstand gegen das künstliche Erschaffen von Bedürfnissen, gezielte Manipulation, neoliberale Firmenpolitik.
Sehr gute Aktion.

In diesem Sinne:
Arbeite-Kaufe-Stirb!

kapitalismus, zeig dich!

ronja 27.08.2007 - 14:30
@ gestalter-

zu welcher erkenntnis verhilft uns deine, wahrscheinlich gut gemeinte, aber nicht minder unnuetze erkenntnis, dass der kapitalismus jeden tag und ueberall ist? dann lass doch ne produktive kritik ab, anstatt etwas zu bemaengel, was auf einer reinen hypothese deinerseits basiert. weder du noch ich koennen sich ein urteil ueber die ideologien der an der aktion beteiligten erlauben...gluecklicherweise.
abgesehen davon gibt es soviel sexistisches ad-busting...und sexismus und buergerlichkeit gehen ja wohl eh super einher.

ich finde die spam-aktion begruessenswert und nett und stellvertretungspolitik scheisse,

solidaritaet,

ronja

neues kiezgefühl

uf 27.08.2007 - 15:27
Prima aktion!
Bin heute im kiez an etlichen dieser 'spammer' vorbeigekommen, ist schon eine
interessante erfahrung, durch die aufkleber wieder bewusst zu werden, wie viel werbung sich am tag so aufdrängt.
Es ist in x-berg ja kaum noch möglich in eine richtung zu blicken, in der nicht werbung rumhängt. Völlig neues raumgefühl!
Sowas müsste öfter passieren!

ergänzungen im Artikel möglich?

werbeunterbrechung 27.08.2007 - 19:05
@mods
ist es möglich dem anfangsartikel ein paar bilder und auch ein paar zeilen hinzuzufügen? falls ja, wie denn?

@werbeunterbrechung

mod 27.08.2007 - 20:37
ja, lade die bilder in einer ergaenzung hoch und schreibe da rein, dass die mit in den artikel sollen.
genauso fuer ein paar zeilen mehr text. bitte gleich einen ordentlichen text schreiben statt einfach nur eine presseerklaerung reinkopieren!

achja, der offizielle weg so etwas zu machen ist die mods zu kontaktieren. das geht unter  imc-germany-kontakt@lists.indymedia.org

WOW! mehr davon!

80 555 27.08.2007 - 23:39
hola! super... mehr davon wann gibt zu sehen?

freut auch, daß paßt wie angegossen zum zweiten bildchen auf
 http://www.taz.de/blogs/streetart/2007/03/26/gastbeitrag-von-anna-panek/

man könnte auch an reclaimyourcity.net ein stück davon abgeben... also einsenden - oder habt ihr schon?

wie wäre es ...

anne 03.09.2007 - 13:46
...mit einer aktion gegen die vielen unsinnigen TAGGS? 3-stellige Buchstabenkombis, mit denen sich der Kreuzberger Möchtegerngangster noch ein Stück cooler fühlt, als er es eh schon tut. Es müssen Aufkleber...nein, Klebebänder her um diesen geistigen Schwachmaten die Hände abzutapen. Lieber ein Anti-AIDS Plakat, als überall diese Schmierereien an den Wänden, Bahnen, Häusern ....