CHIAPAS: Veteibungen im Lacandone-Wald

diverse 22.08.2007 23:10 Themen: Repression Soziale Kämpfe Ökologie
Die Zapatistische Armee für Nationale Befreiung - EZLN - klagt Vertreibungen in zwei indigenen Gemeinden eines Biosphärenreservats im Lacandone-Wald von Chiapas an. Ausserdem beschuldigt die friedliche Guerilla die mexikanische Regierung, Indigenaland an Unternehmer veräussern zu wollen.
AFP - México, DF.; Am vergangenen Samstag vetrieb ein grosses Aufgebot von Bezirks,- und Staatspolizei die EinwohnerInnen der Orte Buen Samaritano und San Manuel im Biosphärenreservat von Montes Azules (Teil des lacandonischen Urwalds). Bei der repressiven Akltionen waren auch Hubschrauber eingesetzt worden. Offiziell wurde die Operation mit angeblichen Umweltdelikten und Raub seitens der lacandonischen Indigenas begründet. (Hierzu ist zu bemerken, dass solche Unterstellungsspielchen, Teil der "spalte und siege"-Strategie sind, mit der die indigene Bevölkerung, insbesondere die autonome, selbstorganisierte und zapatistische, immer wieder wegen ihres Widerstandes vom mexikanischen Staatsapparat kriminalisiert werden soll. ( Hintergründe zum Zapatismus und seinem Kampf unter:
www.gruppe-basta.de - www.chiapas.ch - http://www.narconews.com/otroperiodismo/de.html -  http://projekte.free.de/bankrott/links.html

Die EZLN gab über ein Kommunique bekannt, dass "die Regierung, die Reichen und der Gouverneur der Grossgrundbesitzer und Paramilitärs" das Land wollen, um es an nationale und transnationale Unternehmen zu verkaufen. "Deshalb, so die Zapatisten, stören diejenigen, die das Land bearbeiten und es schützen, d.h. die Bauern und die Indigenas". Weiter kritisierte die EZLN, dass die polizeilichen Einsatzkräfte bei der Operation Frauen und Kinder mit Gewehren bedroht hatten; die Verhaftung von sieben Personen (laut der Staatsanwaltschaft von Chiapas nur sechs) und die Zerstörung von Häusern, nachdem "die wenigen Habseligkeiten" der Leute daraus gestohlen worden waren.

Das von der "Junta der Guten Regierung Hacia la Esperanza" (dem Kommunikationsorgan der autonomen zapatistischen Regierung) unterzeichnete Kommunique warnt, dass die staatliche,- und die Distriktregierung ähnliche Operationen auch in anderen indigenen Gemeinden der Region planen.

Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas, mit Sitz in San Cristóbal de las Casas, Chiapas, hat bestätigt, in einem Auditorium des Ortes Trinitaria 33 Personen der beiden genannten Gemeinden, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, unter der Bewachung von Staatspolizei vorgefunden zu haben. Die Vertriebenen berichteten der NGO, dass sie weder über den Grund für die Vertreibung informiert worden waren und dass man ihnen keine Zeit gelassen hatte, ihre Sachen zusammenzupacken.
( Quelle:  http://www.jornada.unam.mx/ultimas/2007/08/20/el-gobierno-quiere-entregar-tierras-de-indigenas-a-empresarios-ezln )

VERTREIBUNG UND VERSCHWINDEN VON PERSONEN IN CHIAPAS
JUNTA DE BUEN GOBIERNO HACIA LA ESPERANZA
21. August 2007
Anklage der gewaltsamen Vertreibung und des Verschwindenlassens von Personen in den Gemeinden San Manuel und Buen Samaritano, Chiapas.
Wir klagen öffentlich das derzeitige Tun von Felipe Calderón Hinojosa, Regierender der Reichen Mexikos und von Juan Sábines Guerrero, Gouverneur der Grossgrundbesitzer und Paramilitärs in Chiapas an.
CARACOL (Hauptbegfriffsbezeichnung für die autonomen zapatistischen Gemeinden) : MADRE DE LOS CARACOLES DEL MAR DE NUESTROS SUEÑOS (Mutter der Schneckenhäuser des Meeres unserer Träume)

An das mexikanische Volk
An die Völker der Welt
An die Compañeros und Compañeras (KampfgefährtInnen)
An die Zugehörigen der "Anderen Kampagne" in Mexiko
An die Compañeros und Compañeras der Zezta Internazional

1.- Wir klagen öffentlich das derzeitige Tun von Felipe Calderón Hinojosa, Regierender der Reichen Mexikos und von Juan Sábines Guerrero, Gouverneur der Grossgrundbesitzer und Paramilitärs in Chiapas an.

2.- Am Samstag dem 18. August 2007 zwischen 11:00 und 12:00 am Mittag erschienen 6 Hubschrauber um die EinwohnerInnen der Gemeinden San Manuel und Buen Samaritano zu vertreiben. Dies erfolgte aufgrund der Anschuldigung, die Ansässigen würden die Berge und das ökologische Reservat der Montes Azules zerstören.

3.- In dem Dorf San Manuel agierten die Polizeikräfte gewaltsam und liessen den EinwohnerInnen keine Zeit zu nichts; sie bedrohten Frauen und Kinder mit Waffen und zwangen alle Männer, die sie in dem Ort vorfanden, in ihre Hubschrauber zu steigen.

4.- Während die Männer gezwungen wurden, die Helikopter der Staats,- und Distriktspolizei zu besteigen, tauchten schätzungsweise 90 Elemente der Polizeikorporationen auf, die sich sofort in zwei Gruppen organisierten: Eine der Gruppen zerstörte die bescheidenen Behausungen der Bevölkerung von San Manuel, indem sie sie dem Erdboden gleichmachte und die wenigen Habseligkeiten daraus raubte, während die andere Gruppe die Männer in die Hubschrauber befehligte.

5.- Diese Art Vorgehensweise hat genauso auch in Buen Samaritano stattgefunden, von wir bis jetzt wissen, dass sieben Personen, deren Namen uns jedoch nicht bekannt sind, verschleppt wurden.

6.- Wir listen hiermit die Personen auf, die aus dem Ort San Manuel vertrieben wurden:
Dominga Cruz Hernández; 28 Jahre
Fermina Ruiz Jiménez, 16 Jahre
Mario López Gómez 50, Jahre
Nicolás Hernández Toledo, 40 Jahre
Feliciano López Hernández, 20 Jahre
Margarita López Hernández,19 Jahre
Juan López Gómez 45, Jahre
Tomás López Gómez 50, Jahre
Romelia 27, Jahre
Jacinta Jiménez Clara, 34 Jahre
Lázaro Ruiz Jiménez ,18 Jahre
María Ruiz Jiménez, 14 Jahre
Micaela Ruiz Jiménez ,13 Jahre
Juana Jiménez Ruiz, 11 Jahre
Manuela Ruiz Jiménez, 9 Jahre
Francisca Ruiz Jiménez, 7 Jahre
Eusebio Ruiz Jiménez, 4 Jahre
Mario Ruiz Jiménez 1, Jahr
Jacinto Jiménez Cruz ,10 Jahre
Domingo Jiménez Cruz, 10 Jahre
Micaela Jiménez Cruz, 8 Jahre
Nicolás Jiménez Cruz, 5 Jahre
Francisca Jiménez Cruz, 2 Jahre
Nicolasa López Ruiz ,10 Monate
Manuel López Hernández, 4 Jahre
Mario López López, 2 Jahre
Nicolasa López López, 5 Monate
Darinel García, 10 Jahre
Sebastián García, 6 Jahre
Heriberto García, 8 Jahre
Fidencio García, 3 Jahre
Ein weiteres Kind,1 Kind
Von allen diesen Personen, Männern, Frauen und Kindern, kennen wir weder ihren Aufenthaltsort noch wissen wir, welche Misshandlungen sie erlitten haben noch in welchem physischen Zustand sie sich jetzt befinden.

7.- Troztdem war uns diese Mitteilung gemeinsam mit den Compañeros und Compañeras des Menschenrechtsverteidigungszentrums Fray Bartolomé de las Casas möglich, das die schwierige Arbeit geleistet hat, die männlichen und weiblichen Verhafteten zu lokalisieren, wobei wir ebenfalls wissen, dass auch unsere Brüder und Schwestern von der Menschenrechtsverteidigung sowohl seitens der staatlichen,- wie auch seitens der Distrikregierung, Misshandlungen und Agressionen erleiden werden. Aber wir wissen auch, dass das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas, wie es schon so oft demonstriert hat, selbst dann seine Arbeit tun wird, hauptsächlich weil wir die Aufentshaltsorte unserer Brüder und Schwestern nicht kennen.

8.- Wir wissen, dass die schlechte staatliche,- und Bezirksregierung dabei sind, dieselben Vertreibungen in den Orten Salvador Allende und Nuevo Corozal vorzubereiten, weil die Menschen auf dem Land das sie bestellen leben, um leben zu können.

9.- Wir fordern die sofortige Freilassung aller männlichen und weiblichen Verhafteten, da sie, die das Land bearbeiten und schützen um wie menschliche Wesen leben zu können, keinerlei Schuld trifft. Im Gegensatz zur Regierung und den Reichen und dem Gouverneur der Grundbesitzer und Paramilitärs, die das Land zur Ware machen wollen, d.h. die es an nationale und transnationale Unternehmen veräussern wollen; deshalb stören diejenigen, die das Land bestellen und bewahren, sprich die Bauern und die Indigenas.

Aus diesem Grund sagen wir, was wir schon immer sagen und weiterhin sagen werden: Das Land gehört denen, die es bearbeiten und die es nicht wie eine Ware verkaufen.

Für uns, die wir das Land bestellen, ist die Erde unsere Mutter, weil wir auf ihr leben und weil sie uns ernährt. Deshalb haben unsere vertriebenen und verhafteten Brüder und Schwestern keinerlei Schuld. Wir fordern daher ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.

Das ist unser Wort

HOCHACHTUNGSVOLL
GEHORCHEND REGIEREND
JUNTA DE BUEN GOBIERNO HACIA LA ESPERANZA
SAUL; ABEL; TANIA; NICODEMO; RAÚL

( Quelle:  http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/314235/index.php)

Übersetzungen: tierr@

Siehe auch:

Internationales zapatistisches Treffen beendet
 http://de.indymedia.org/2007/08/189593.shtml

Der Zapatismus ist angekommen-1- Valencia
 http://de.indymedia.org/2007/06/185647.shtml
Der Zapatismus ist angekommen-2 - Italien
 http://de.indymedia.org/2007/06/185645.shtml
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Ergänzungen

Ergänzung

tierr@ 23.08.2007 - 18:11

Erneut Zwangsräumungen in Montes Azules

Zapatista 29.08.2007 - 18:28
Fünf weitere Siedlungen von Räumung bedroht
Angeles Mariscal La Jornada, Montag 20. August 2007

Tuxtla Gutiérrez, Chiapas, 19. August. Die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates von Chiapas hat heute zwei weitere kleine Dörfer im Naturreservat Montes Azules geräumt. Vier vorhergehende Räumungen waren bereits am Wochenende zuvor durchgeführt worden.

Fünf weitere Niederlassungen sind von der Räumung bedroht, da sie sich auf den 36.000 Hektar Land befinden, die kürzlich dem Biosphärenreservat hinzugefügt worden sind.

Die Gemeinden bestanden aus sechs Familien, die sich weigerten den Wald zu verlassen, als das Amt für Landwirtschaftsreformen mit dem Umsiedlungsprozess begann. An diesem Sonntag flogen Staats- und Bundesagenten mit Hubschrauber in die Dörfer ein, die als Los Innominados ("die Unbenannten") bekannt sind, um die Räumung vorzunehmen, aber die Familien verließen ihre Hütten und flüchteten.

Am Samstag wurden im Naturreservat die Grundstücke Nuevo Salvador Allende und El Buen Samaritano geräumt. Sechs Familienoberhäupter wurden festgenommen und beschuldigt Umweltdelikte, Raub und Beschädigungen von Privateigentum verübt zu haben. Weitere 39 Personen wurden in eine Herberge des Bezirks La Trinitaria geschafft.

Obwohl sie am Wochenende vier Zwangsräumungen durchgeführt haben, informierte die Nationale Kommission für Naturschutzgebiete (CONANP), dass "drei irreguläre Niederlassungen" geräumt worden seien, die zusammen eine Oberfläche von 1.500 Hektar eingenommen hätten, die "von großem ökologischen Wert" sei.

Eine Presseerklärung gibt an: "Die geräumte Fläche befindet sich in einem stark gerodeten Zustand, da in diesen Ortschaften hauptsächlich Viehzucht betrieben wurde".

Dem Dokument zufolge wurden bei dem Einsatz etwa 40 Personen geräumt, darunter Männer, Frauen und Kinder, "und drei Gewehre Kaliber 22, eine Pistole, zwei Motorsägen, Macheten und Exemplare wilder Fauna sichergestellt".

Weiterhin heißt es, dass die Gebiete sofort nach Beendigung der Zwangsräumung, an 15 Parkwächter der CONANP, zwei Inspekteure der Generalstaatsanwaltschaft für Umweltschutz (PROFEPA) und Elementen der Staatspolizei übergeben wurden.

Die Parkwächter sollen laut dem Kommunique die Häuser unbewohnbar machen, eingeführte Pflanzenarten vernichteten und das Terrain mit 50.000 heimischen Pflanzen neu zu bepflanzen.

Die Zwangsräumungen erfolgen infolge der Denuncia über Plünderungen und Umweltschäden, die laut CONANP von der Lakandonengemeinde an die staatliche Generalstaatsanwaltschaft und die PROFEPA eingereicht wurde.

Zum Hintergrund der Denuncia der so genannten Lakandonengemeinde, und ihrer Rolle bei dem widerrechtlichen Enteignungserlass der Calderon Regierung siehe:

Verlautbarung des Chiapas Netzwerkes für die Verteidigung von Land und Territorium gegen die Enteignungen in der Selva Lacandona  http://www.chiapas98.de/ news.php?id$61 Maderas del Pueblo: Das Calderonistische Dokument ist "unklar und rechtswidrig"  http://www.chiapas98.de/ news.php?id$62 * * * übs. von Dana

Quelle:  http://www.jornada.unam.mx/ 2007/ 08/ 20/ index.php?section=politica&artic le=0 13n1pol