Gespräche zum Westsahara-Konflikt laufen

Ralf Streck 14.08.2007 15:46 Themen: Weltweit
Die Polisario verlangt eine Abstimmung über die Unabhängigkeit, während Marokko eine begrenzte Autonomie anbietet. Das überhaupt wieder verhandelt wird, dürfte dem Abtritt von Kofi Annan zu verdanken sein und das der Druck auf Marokko zugenommen hat, da die Polisario wieder bereit war, den bewaffneten Kampf aufzunehmen ( http://de.indymedia.org/2007/04/173291.shtml). Die konnte, wegen der rückhaltlosen Unterstützung in der Frage der Einwanderung und Flüchtlinge ( http://de.indymedia.org/2007/01/167272.shtml), wo Marokko nun als Vorposten der EU-Abschottung die Drecksarbeit macht ( http://de.indymedia.org/2007/08/189775.shtml), frei in der Westsahara walten ( http://de.indymedia.org/2006/12/164023.shtml).
Auf Druck der UNO hat sich Marokko mit der Befreiungsfront der seit 32 Jahren besetzten Westsahara getroffen, um über eine Friedenslösung zu reden. Bei den zweitägigen Gesprächen mit der Polisario in Manhasset bei New York, die unter der Schirmherrschaft der UNO standen, konnte aber kein Ergebnis erzielt werden. Vereinbart wurde, weiter zu verhandeln, ein Termin stehen nicht fest. Nach einem ersten Abtasten im Juni, handelte es sich nun um die zweite Gesprächsrunde.
Weiter stehen sich beide mit fast unvereinbaren Positionen gegenüber, aber es ist positiv, dass überhaupt verhandelt wird. Schließlich hatte Marokko sieben Jahre Verhandlungen abgelehnt und aktiv die Vereinbarung boykottiert, die 1991 die Basis für den Waffenstillstand waren: Ein Referendum über die Unabhängigkeit der Saharauis, damit endlich die fast 200.000 Flüchtlinge zurückkehren können, die seit 32 Jahren elend in der Wüste campieren.

Rückendeckung hatte Rabat immer stärker von der spanischen Regierung erhalten. Nach deren chaotischen Abzug der Kolonialmach 1975 und der Besetzung durch Marokko hatte sich Madrid ursprünglich für die Unabhängigkeit der Westsahara ausgesprochen. Davon rücken die Sozialisten immer stärker ab, obwohl die Sozialistische Internationale gerade erneut das Selbstbestimmungsrecht der Saharauis forderte.

So konnte das Königreich sich sogar gegen den Plan des UNO Sonderbeauftragten für die Westsahara James Baker stellen, der das Waffenstillstandsabkommen längst verwässert hatte. Das Referendum, mit dem die UNO-Mission Minurso 15 Jahren an Marokko scheiterte, sollte nach dessen Plan, erneut um fünf Jahre verschoben werden und die Westsahara derweil einen Autonomiestatus in Marokko erhalten. Nach der Ablehnung Rabats trat der ehemalige US-Außenminister zurück

Doch mit dem Abgang von UNO-Generalsekretär Kofi Annan wächst der Druck auf Marokko. Annan hatte, so wie es Marokko nun will, eine Autonomielösung befürwortet. Er vertrat die Interessen französischer und us-amerikanischer Ölfirmen, die sich längst die Ölförderung in der rohstoffreichen Westsahara von Marokko gesichert haben.

Dass sich beide Seiten einig seien, den 32 Jahre währenden Konflikt zu beenden, darf bezweifelt werden. Diese Zuversicht versucht der neue UN-Sondergesandte Peter van Walsum zu vermitteln. Dabei weigerte sich Marokko sogar, dessen Vorschläge zum Aufbau von Vertrauen umzusetzen, erklärte der Polisario Vertreter Ahmed Bukhari. Marokko wird erst dann einlenken, wenn der internationale Druck zu hoch wird. Bis dahin wird der autokratische König weiter auf Zeit spielen und mit Vertreibung und Besiedelung die Bevölkerungsstruktur weiter verändern.

© Ralf Streck, Donostia den 12.08.2007
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

großartig

how_art 14.08.2007 - 23:54
erstmal danke da hier kaum infos über die westsahara und den konflikt mit marrokko ankommen. muß ja mal gesagt werden, compa ralf ... ist immer mal super informativ con dir zu lesen.

ergänzung: die polisario ist verortet in lagern die direkt in der wüste liegen. dort leben seit nunmehr 30 jahren zig tausend menschen in der wüste, auf sehr kargem land im flüchtlingsstatus auf algerischem territorium. die wohnungen bestehen aus zelten und die versorgung funktioniert entlang von nahrungsmittelspenden auch und insbesondere aus der eu. was kein genuss und schon garnicht wohlstand, sondern vielmehr extreme tristess und absurdität meint, insbesondere aber armut und das auch der eu bzw. aller die diesen status quo dulden.