Brandanschlag auf Justizverwaltung Berlin

Justiz-Knast 07.08.2007 17:15 Themen: Repression
Somanche können ihren Protest gegen die Justiz offensichtlich nicht mehr anders ausdrücken!
Und das ist auch kein Wunder. Die Justizsenatorin von Berlin, Gisela von der Aue will sich auch zu dem gestrigen Anschlag partout nicht äussern. Die Justizverwaltung in Berlin wurde in den letzten Monaten viel kritisiert. Mit den auffallend vielen Toten in den Gefängnissen und Polizeigewahrsam, die Gisela von der Aue seit Jahresanfang nicht mehr melden will, der Überbelegung der Knästen, den grundgesetzwidrigen, überlangen U-Haften (weit mehr als sechs Monate!)und der geplanten Verlegung von Gefangenen aus Berlin in andere Bundesländer kann man nicht sagen, dass alles bestens läuft für sie. Die Justiz ist überarbeitet, war in der Morgenpost von gestern zu lesen, deswegen sollten zwei neue Strafkammern eingerichtet werden, schlägt der Vorsitzender des Richterbundes, Herr Faust vor. Die Frage der Verfolgung von immer kleineren, angeblichen Delikten und die Verhängung von immer höheren Strafen als wahrscheinlichste Ursache für die Überbelastung der Justiz stellen sie sich nicht. Aber dann muß man auch mit den Konsequenzen rechnen...
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Brandanschlag auf die Justizverwaltung
Katastrophe bleibt aus, weil die Zünder versagen. Polizei vermutet einen politischen Hintergrund
Von Hans H. Nibbrig und Peter Oldenburger



Nach einem nur durch einen glücklichen Zufall fehlgeschlagenen Brandanschlag auf das Gebäude der Senatsverwaltung für Justiz in Schönberg sind die Sicherheitsbehörden in Berlin aufs Höchste alarmiert. Unbekannte Täter haben am vergangenen Wochenende durch ein offenes Oberlichtfenster mehrere Brandsätze in ein Büro im Nordsternhaus geworfen. Eine Katastrophe blieb aus, weil die Zünder versagten. Offiziell teilte die Polizei gestern lediglich mit, dass ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen werden könne. Aus Ermittlerkreisen hieß es allerdings, man gehe von einem Anschlag der "Militanten Gruppe" (MG) aus.

Wie ein Polizeisprecher gestern mitteilte, hat eine Justizmitarbeiterin die insgesamt acht Brandsätze am Vormittag in ihrem Büro entdeckt. Wann die Täter die mit brennbarer Flüssigkeit gefüllten Flaschen in das Zimmer warfen, ist noch unklar, denn in dem Gebäude an der Salzburger Straße hält sich an Wochenenden kaum jemand auf. Bewacht wird es nach Angaben der Justizverwaltung rund um die Uhr von einem Pförtnerdienst.


"Der eingeteilte Mitarbeiter führt in der Nacht Kontrollgänge durch", so Justizsprecherin Barbara Helten. Dass ein nicht geschlossenes Fenster den Wurf von Brandsätzen ins Gebäude- innere ermöglicht habe, sei allerdings als Versäumnis zu bewerten. Wer die Verantwortung für dieses Versäumnis trägt, der Pförtner, der das offene Fenster übersah, oder die Mitarbeiterin, die es offen ließ, dazu äußerte sich die Sprecherin nicht.

Staatsschutz ermittelt
Nach Bekanntwerden des Vorfalls hat der Polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Auch die Kriminaltechniker des Landeskriminalamtes (LKA) waren vor Ort und sicherten den ganzen Tag über Spuren. Die Untersuchung der offenbar brennbaren Flüssigkeit in den acht Flaschen war gestern Abend noch nicht abgeschlossen.

Für Staats- und Verfassungsschützer liegt der Verdacht nahe, dass die MG hinter dem missglückten Anschlag steckt. Die Attacke trage die Handschrift dieser Gruppierung und nach der Festnahme mehrerer mutmaßlicher Mitglieder der MG in der vergangenen Woche, sei klar gewesen, dass irgendeine Reaktion kommen werde, sagte ein Ermittler gestern. Zudem, so der Beamte, gebe es "gewisse Parallelen" zu einem weiteren sechs Monate zurückliegenden Anschlag auf das gleiche Gebäude, hinter dem ebenfalls die MG vermutet wird.

Der Anschlag war der Nacht zum 28. Dezember 2006 verübt worden. Ein Wachmann hatte gegen 3.35 Uhr den Brand im Keller des Nordsternhauses entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Die Einsatzkräfte löschten das Feuer, verletzt wurde niemand. Damals hatten die bis heute unbekannten Täter ein Kellerfenster gewaltsam geöffnet und einen Brandsatz in dem Raum geworfen. In einem Bekennerschreiben wurde die Justiz für Selbstmorde in Berliner Haftanstalten verantwortlich gemacht.

Obwohl das ansonsten von der "Militanten Gruppe" verwendete Kürzel "mg" fehlte, gehen die Ermittler bis heute davon aus, dass die linksterroristische Vereinigung hinter dem Anschlag stehen könnte. Ungeachtet der Hinweise auf einen politischen Hintergrund des Anschlags verfolgt das LKA auch noch eine weitere Spur. Die Brandsätze landeten im Büro einer Mitarbeiterin der Sozialen Dienste der Justiz. Diese Dienststelle kümmert sich unter anderem um verurteilte Straftäter, die ihre Geldstrafen in Raten zahlen oder in Form von Arbeitstunden ableisten wollen und kontrollieren, ob Bewährungsauflagen erfüllt werden. "Gut möglich, dass jemand sich schlecht behandelt fühlte und deshalb die Brandsätze geschleudert hat. Wir prüfen das, gehen aber dennoch eher davon aus, dass der Raum ausgewählt wurde, weil die Fenster offen standen", sagte ein Ermittler.

Aus der Berliner Morgenpost vom 7. August 2007

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Ergänzungen

Tegel...

knasthass 07.08.2007 - 17:24
Dazu kann man sagen, dass gestern um 5:30 h ein Gefangener in der JVA Berlin-Tegel gestorben ist. Die Justizbeamten haben ein Reanimationsgerät um 4 h angeschaltet, aber das blieb erfolglos. Dieser Gefangene hatte sich seit Wochen zurückgezogen und kam sogar während des Umschluß nicht aus seiner Zelle. Im gleichen Haus gibt es einen Gefangenen, der starke psychische Probleme hat, er ist seit mehren Tagen im Bunker eingesperrt, dass bedeutet in einer Einzelzelle ohne irgendwelche persönlichen Sachen...Menschenrechte adé !

Tote in der Haft?

Quellen? 07.08.2007 - 17:28
Anstieg der Todeszahlen in Berliner Knästen? Gibt es dafür Belege und Quellen oder nur ein Vermutung?

Traurige Bilanz: Schon vier Tote im Knast

Taz 07.08.2007 - 18:06
Wieder hat sich in einem Gefängnis ein Inhaftierter umgebracht. Es ist bereits der vierte Tote in Berliner Haftanstalten in diesem Jahr. Die Grünen fordern bessere Suizidprophylaxe und medizinische Versorgung. Justizsenatorin: Wir tun, was wir können.

Es ist der dritte Todesfall in der Justizvollzugsanstalt Tegel in diesem Jahr. Gestern Morgen wurde ein 26-jähriger Häftling erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Nach ersten Erkenntnissen handele es sich um eine Selbsttötung. Die genaue Todesursache soll eine Obduktion klären. Untersucht wird laut Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) auch, ob es seitens der Anstalt Versäumnisse gab. "Auf den ersten Blick deutet aber nichts auf ein Fremdverschulden hin."

Der Mann hatte bereits am 15. Februar einen Suizidversuch unternommen, der aber fehlschlug. Daraufhin sei er in einen besonders gesicherten Haftraum mit Monitorüberwachung verlegt worden, sagte Justizsprecherin Barbara Helten. Fünf Tage später, am 20. Februar, war die Rückverlegung in die ursprüngliche Zelle erfolgt, da nach Einschätzung eines Arztes keine Suizidgefahr mehr bestand. Zwischen dem Häftling und dem Arzt hätten mehrere Gespräche stattgefunden, so Helten. Auch die Vollzugsbediensteten und der Gruppenleiter hätten in den letzten Tagen keine Anzeichen für eine Suizidabsicht wahrgenommen.

Der 26-Jährige hatte in Tegel eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und neun Monaten wegen schweren Raubes verbüßt. Er stand kurz vor seiner Entlassung, die Ende 2007 erfolgen sollte. Deshalb hatte er die Anstalt auch schon mehrfach für ein paar Stunden verlassen dürfen. Als er bei seiner Rückkehr mit einer größeren Menge Haschisch erwischt wurde, wurde der Urlaub gestrichen. Außerdem wurde er auf die sogenannte Drogenabschirmstation verlegt. Auf dieser Station werden Häftlinge untergebracht, die im Verdacht stehen, im Knast gedealt zu haben. In der Nacht zu Montag hatte sich der 26-Jährige dort an einem Heizungsrohr erhängt.

Es handelt sich um den zweiten Suizid in einer Berliner Haftanstalt in diesem Jahr. Im Januar hatte sich ein Insasse im Moabiter Knast das Leben genommen. 2006 hatten sich zehn Häftlinge umgebracht.

In diesem Jahr sind außerdem zwei Tegel-Insassen gestorben. Ein 56-jähriger kranker Mann brach vor knapp drei Wochen während eines Gottesdienstes in der Gefängniskirche tot zusammen. Der Mann hatte zuvor mehrfach über unzureichende medizinische Versorgung geklagt. Vergangenen Dienstag war ein 62-jähriger Häftling wegen akuter Atemnot ins Humboldt-Krankenhaus eingeliefert worden, wo er am Donnerstag starb.

"Allmählich verfestigt sich der Eindruck, dass man die Berliner Knäste eher tot als lebendig verlässt", lautet dazu der Kommentar des rechtspolitischen Sprechers der Grünen, Dirk Behrendt. Die Forderung der Grünen: eine bessere Suizidprophylaxe und eine bessere medizinische Versorgung in den Knästen. Haftverschonung dürfe bei schweren Krankheiten kein Tabu sein, so Behrendt.

Laut Justizsenatorin gibt es in der Haftanstalt Moabit eine aus medizinischem Personal und Justizbediensteten bestehende Arbeitsgruppe, die mit der Suizidprophylaxe befasst ist und dafür auch im Bundesgebiet Erkenntnisse sammelt. "Wir versuchen zu tun, was wir können", sagte von der Aue der taz. Kurzschlusshandlungen seien aber nur sehr schwer zu verhindern.

suizid ./. jva

runstop 07.08.2007 - 18:20
seit dem 08.09.2006 wurden keine pressemeldungen über selbsttötungen von inhaftierten in untersuchungs-/strafhaft mehr veröffentlicht.
vgl.:
 http://www.berlin.de/sen/justiz/presse/index.html

aufschlußreich:
 https://www.lawblog.de/index.php/archives/2006/12/22/berliner-justiz-verschweigt-kunftig-selbstmorde-im-knast/

Zum Weiterlesen

knastfeind 07.08.2007 - 23:15
Einige Seiten mit Infos zu Justiz, Knast und Strafe:
- Kritik an Strafe und Alternativen:  http://www.welt-ohne-strafe.de.vu
- Info zu Knästen:  http://www.knast.net und  http://www.weggesperrt.de.vu
- Beispielhafte Auflistung von Machenschaften in Polizei ( http://www.polizeidoku-giessen.de.vu) und Justiz ( http://www.justiz-giessen.de.vu)
- Datenbank zu Gerichten:  http://www.justizirrtum.de
- Ton-Bilder-Schau "Fiese Tricks von Polizei und Justiz":  http://www.projektwerkstatt.de/fiesetricks

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mg? lol.

tagmata 07.08.2007 - 21:20
"Aus Ermittlerkreisen hieß es allerdings, man gehe von einem Anschlag der "Militanten Gruppe" (MG) aus."

*dann* wird es echt mal zeit für ein bekennerschreiben. kartoffeldruck auf einer alten b.z. oder so:

"das mit den [kurzes täterwissen-element hier einfügen] brandsätzen in der justizverwaltung war nicht die mg, das war ich. ganz alleine. hahaha!
gez. knut der eisbär"

oder so.

Überregionale Anti-Schäuble-Demo 22.9. Berlin

Mobilizer 11.08.2007 - 22:09
Am 22.9. findet in Berlin die Großdemonstration gegen den Polizeistaat Deutschland statt. Kommt deshalb alle nach Berlin und lasst uns den Bullen zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen und gegen die andauernde Kriminalisierung der radikalen Linken demonstrieren.

Anbei Plakate zum Ausdrucken und Kleben! Wir müssen JETZT mobilisieren, sonst wird das im September nix!