Erneute Neonazi-Demo in Friedrichshafen

Antifa 04.08.2007 07:24 Themen: Antifa

Der Teufel ist ein Eichhörnchen, oder in diesem Falle dieGefahr sich an Nazidemos in Friedrichshafen zu gewöhnen. Der nun vierteNeonaziaufmarsch in dem kleinen Industriestädtchen Friedrichshafen am Bodensee steht vor der Tür: der 18. August wird’s werden. Ein Rückblick, aktuelles und ein Ausblick:

the beginning

Anno 2005 kam es am 8. Oktober zur ersten der erwähnten Demonstrationen. Der mittlerweile nicht mehr existente „Freie Widerstand Süddeutschland“ hat unter dem Motto "Demonstration statt Repression - Polizeiwillkür stoppen - Dorfsherifs aushebeln“ kläglich versucht, „Kameraden“ aus dem gesamten Bundesgebiet nach Friedrichshafen zu mobilisieren. Durch entschlossene antifaschistische Gegenwehr wurde der Aufmarsch zum Desaster für die wenigen angereisten Faschos (ca. 150).

Hintergrund der angemeldeten rechtsextremen Demonstration waren Einsätze der Polizei gegen die zunehmenden Aktivitäten der Neonazis im Bodenseeraum. Am 20. August 2006 kam es in Überlingen während einer "angeblichen Geburtstagsfeier" zu Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und der Polizei, in deren Verlauf auch Warnschüsse abgefeuert wurden. Am gleichen Tag kam es in Wangen bei einer Grillparty von Neonazis zur Beschlagnahme von Propaganda-Material, CD’s einer Lautsprecher-Demoanlage und sonstigen diversen Mist.

Wie bereits erwähnt wurde der Aufmarsch für die Neonazis zum Desaster und wie erwartet wurde die Ironie des selbst gewählten Mottos deutlich aufgezeigt. Die Nazis konnten nur mit enormem Polizeiaufgebot auf einer – dank Straßenblockaden/barrikaden, Demonstranten und Flaschen – abgeänderten Route durch Friedrichshafen laufen. Auf dieser Route – sowie anfänglich unterDauerfeuer – flogen immer wieder Steine und Flaschen auf die Faschos. Damals nahmen 800 Antifaschistinnen und Antifaschisten an den direkten Aktionen gegen den Aufmarsch teil, weitere 2000 Bürgerliche beteiligten sich durch „Würstchenessen gegen Rechts“ auf einer„bürgerlichen Kundgebung“.

 

mehr:

# http://de.indymedia.org/2005/10/129813.shtml Bericht & Bilder
# http://de.indymedia.org/2005/10/129783.shtml weiterer Bericht
# http://de.indymedia.org/2005/10/129828.shtml Bilder
# http://de.indymedia.org/2005/10/129788.shtml mehr Bilder
# http://www.free.de/Zope/linksrhein/News/1128892432/index_html noch mehr Bilder

 

 

nur nicht aufgeben, kameraden
oder: prinzipengagiertes ignorieren

Na, wenn das wohl keine gelungene „Rache“ war, damals am 20.05.2006. Selbst Petrus hat seinem Zorn freien Lauf gelassen. Jedenfalls bewiesen zwischen 20 und 50 hartgesottene Nasen rund um den aufgelösten „FW Süd“ mit Transparenten und ohne Stimmung stehend im Regen dass Friedrichshafen ihre Frontstadt ist. Eine Rede hielten sie nicht für notwendig, marschieren wollten sie sowieso nicht (wurde ihnen aber ja auch untersagt) und eine Stunde physische Anwesenheit sollte Zeichen genug sein! Sollte es nicht, dazu aber später.

Antifaschistische Gegenwehr konnte kaum organisiert werden, da die Stadt alles nur Mögliche gemacht hat, die Kundgebung zu verheimlichen. Zudem waren die Faschos diesmal klüger und meldeten die Demonstration erst zwei Tage im Voraus an. Dennoch bekamen ein paar dutzend Antifaschistinnen und Antifaschisten davon Wind und nutzten die Lokalität und das Strammstehen der Faschos für schöne Portraitfotos und zum Auslachen aus.

Dummdreist die Begründung des noch regierenden Bürgermeister Büchelmeier (SPD) für das Verheimlichen der faschistischen Kundgebung. Am Tag der Kundgebung wurde in der Lokalzeitung ein Artikel darüber veröffentlicht, in dem auch Büchelmeier zu Wort kam. Er appellierte an die Bürger "ihre Neugier im Zaum [zu] halten und die Versammlung zu ignorieren". Ziel sollte es sein, so den Neonazis Friedrichshafen zu entziehen. Auch der Polizeichef von Friedrichshafen, Herr Wolfsturm (welcher in der regionalen Neonazi-Szene einen gewissen, tatsächlichen Beliebtheitsgrad besitzt), trat gewohnt polemisch auf, er spielte das Spielchen mit der altbekannten Gleichung „Linksextreme gleich Rechtsextreme“.

Dennoch war dieser Tag erneut eine Niederlage für die Rechten und eine erneuter Beweis für die Geistesunfähigkeiten von gewissen Politikern und Nazifreunden in Grün.

 

mehr:

# http://de.indymedia.org/2006/05/147566.shtml Bericht
# http://nazis-versenken.de.tk/1148331832/index_html Fotos
# https://konstanz.antifa.net/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=17&Itemid=36 Fotos

 

 

klappe die dritte

Sie konnten und können es einfach nicht lassen. Auf den 15.07.2006 mobilisierte der „Freie Widerstand Süd“ erneut nach Friedrichshafen. Bereits im Vorfeld wurde von Seite der Antifaschistinnen und Antifaschisten dieses Datum als Untergang vom „FW Süd“ bezeichnet – sie behielten damit Recht.

Dennoch, diesmal waren die Nasen, zumindest bei der Wahl des Datums, nicht ganz so dumm. Gleichzeitig fand nämlich an diesem Tag eine Antirepressionsdemo mit langem Vorlauf in Stuttgart statt, woraufhin viele organisierte Antifas weggefallen sind. So trafen circa 120 Nazis auf 300 Antifas. Im Vorfeld wurde einBlockadekonzept aufgestellt, welches leider nicht umzusetzen war, primär wegen der Präsenz von über 1200 Mitglieder des Team Green – anbei noch Wasserwerfern, Hunde- und Reiterstaffeln.

Dennoch gelangen immer wieder Durchbrüche, wenngleich es meist organisierte Kleingruppen waren. Der Tag wurde in den folgenden Berichten zu genüge aufgearbeitet.

mehr:

# http://nazis-versenken.de.tk/1153169506/index_html Bericht
# http://nazis-versenken.de.tk/1153175133/index_html noch ein Bericht
# http://www.suedkurier.de/_/tools/diaview.html?_CMTREE=11036&_CMELEM=0&fCMS=8acb4fa1100c81288ef61a79952cb117 Bilder aus einer Lokalzeitung

 

 

pack geht, pack kommt

Am 23.08.2006 löste sich – wie bereits vor der letzten Demo von den Antifaschistinnen und Antifaschisten prophezeit – der FW Süd auf. Nicht das nun hier im Bodenseekreis damit die faschistischen Strukturen zerschlagen wurden, nein, aber zumindest ein größerer Personenkreis verlor dadurch die Struktur. Die AntifaschistInnen haben sich darüber gefreut, Büchelmeier freute sich, dass das Image seiner Stadt wohl nun nicht mehr braun befleckt wird und Wolfsturm? Keine Ahnung, immerhin konnte er nicht wieder – so wie nach der ersten Neonazi-Demo – ordentlich eins auf den Latz bekommen.

So dümpelte alles mehr oder weniger strukturiert vor sich hin, wenngleich die Aktivitäten der Rechten Szene nicht spürbar nachließen. Die NPD, wie gewohnt mit Scharfsinn für Dumme, ergriff die Chance und kommandierte ihren Missionar, Bankräuber und rechten Söldner Alexander Neidlein in die „Frontstadt“ Friedrichshafen. Seine Aufgabe dort – wie auch anderswo in Baden-Württemberg – war es, ein JN-„Stützpunkt“ aufzubauen. So kam es auch, am 9. Dezember 2006 (siehe Mitteilung der Antifa Ravensburg). Am 13. Februar 2007 wollten sie erstmals öffentlich in Erscheinung treten – sie wollten den „Opfern“ aus Dresden gedenken. Diesmal war nicht Friedrichshafen Austragungsort ihrer erneut misslungenen Selbstinszenierung, sondern sie verlegten das Gedenken in das etwa 30 Kilometer entfernte Aulendorf. Die Kundgebung wurde für die Nasen kein sonderlicher Erfolg, zwar hatten die gute Seite nur 1 ½ Tage zur Mobilisierung, dennoch waren erstaunlich viele vor Ort (siehe Bericht).

Zwischenzeitlich wurde auch Herr Neidlein nach Konstanz abgesendet, um dort einen weitere Kader für einen dortigen JN-„Stützpunkt“ ausfindig zu machen. Der „Stützpunkt“ wurde im März 2007 in einer Lokalität in Engen (bei Konstanz) gegründet. An dessen hierarchischer Spitze steht Benjamin Hennes (Steckbrief), welcher sich auch als einer von 25 Neonazis, verdient machte, die eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Schüler fragen Schüler! Podiumsdiskussion zum Neofaschismus in Deutschland“ angreifen wollten. Nur die schnelle Reaktion einer Frau konnte diesen Angriff abwehren (Bericht). Gänzlich lebte die JN ihre Kreativität bei einer „Klebeaktion“ gegen denSüdkurier – welcher kritisch über sie berichtete – aus. Zum Gedenken an den Führer wurde am 20. April die gesamte Fläche der Schaufenster der Geschäftsstellemit JN-Aufklebern zugemüllt… (Bericht) Wenn da der Führer mal nicht stolz gewesen wäre!

Während die meisten von euch sowie von uns eine schöne Zeit in Rostock hatten, haben Neonazis den Kulturladen Rhizom in Ravensburg angegriffen. Sie warfen die Schaufenster der Scheibe ein und zertrümmerten das Glas im Tresen des Ladens (Bericht).

Am 14.06.2007 fand in Friedrichshafen eine Informationsveranstaltung mit dem Titel „Die rechte Szene in Baden-Württemberg“ statt, die vom Landesbüroder Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert wurde. Gleich zu beginn kam der neulich geoutete regionale Bodensee-Chef der NPD, Patrick Zwerger (Steckbrief| Bericht zum Outing), mit Anhang in den Saal. Kurz später noch ein paar weiter Nazis, u.a. eine uns bekannte Anti-Antifa Aktivistin…(Bericht)Sie wurden nicht dem Saal verwiesen, was von der Antifa Ravensburg öffentlich in einem Brief an die Veranstalter kritisiert wurde.

Das war nur eine kleine Auswahl an Geschehnissen der letzten Zeit, unten stehen kurz angerissen alle Ereignisse der Region in diesem Jahr.

 

 

faschos-versenken reloaded

Aus zuverlässigen Quellen wurde berichtet, dass am Samstag, den 18. August um 13:00 Uhr erneut eine Neonazi-Demo in Friedrichshafen stattfinden soll. Diese gilt es – wie auch die Male zuvor – energisch, entschlossen und engagiert zu verhindern oder zumindest zu stören. Die Vorbereitungen zu Gegenaktionen laufen…

Also, liebe Welt da draußen, haltet die Augen offen, neue Informationen werden schon bald kommen!

 

Chronologie von Neonaziaktivitäten am Bodensee

Gibt’s hier: http://ravensburg.antifa.net/antifa/index.php?section=archiv

 

Mehr Infos über Neonazis aus der Region:

Antifa Ravensburg: http://ravensburg.antifa.net
Antifa Konstanz: https://konstanz.antifa.net/
Linksrhein: http://www.linksrhein.de

Wir freuen uns euch in Friedrichshafen zu sehen…

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Ergänzungen

Forderung von nazis-versenken.de.vu

egal 06.08.2007 - 11:48
Naziaufmarsch am 18.8.07 in Friedrichshafen wg. Volksverhetzung verbieten!
Zum vierten Mal wird eine Nazidemo in Friedrichshafen angemeldet. Am 18.8. um 13 Uhr soll der Hitlerstellvertreter Rudolf Hess geehrt werden. Der Bezug zu Rudolf Hess ist schon durch das Datum offensichtlich!

Die Stadt Friedrichshafen hat, wie wir es von ihr gewohnt sind, diese alle BürgerInnen ohne Zweifel sehr interessierende Demo-Anmeldung noch nicht bekannt gegeben. Stattdessen "informierte" die Pressestelle der Stadt Friedrichshafen am 3.8. lieber darüber, dass "im Tierheim zwölf Hunde, ein Kaninchen, zwei Wellensittiche und fünf Katzen abgegeben worden" sind.

Durch den nach wie vor militant-ignorant durchgezogenen Kurs des "engagierten Ignorierens" von OB Büchelmeier ist Friedrichshafen mittlerweile unangefochten die Naziaufmarschstadt Nr. 1 am Bodensee.

Aufmärsche zu Ehren des Kriegsverbrechers Rudolf Hess, werden inzwischen - wie in der Stadt Wunsiedel gezeigt - aufgrund von Gesetzesänderungen im Jahr 2005 erfolgreich als Volksverhetzung verboten. Der Paragraph 130 Abs. 4 StGB verbietet ausdrücklich dass jemand "nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt, verherrlicht oder rechtfertigt."

Wir fordern die Stadt Friedrichshafen nachdrücklich auf, die Nazi-Demonstration am 18.8.07 auf dieser Basis zu verbieten!

Neues zur Gegendemo in FN

XX 09.08.2007 - 13:20
Es gibt ein paar sehr mäßige Neuigkeiten zur Nazi-Demo in FN: So hat das Parteienbündis am Dienstag entschieden, dass es keine (!!) Aufrufe zu Gegenaktionen geben soll, von niemandem. Ja, tatsächlich schwenkt man überparteilich auf die profaschistische Linie des Oberbürgermeisters ein, den Nazis jegliche Verherrlichung von Rudolf Heß und des Nationalsozialismus öffentlich zu gestatten. Protest dagegen werden wie in der Vergangenheit von der Führung der Stadt und Polizei gerne als potenziell kriminell gebrandmarkt. Damit haben sich alle Parteien dem demokratischen Diskurs entzogen und sich den nationalsozialistischen Hetzern einmal mehr als willige Helfer erwiesen. Ein Verbot der Nazis kommt wie in der Vergangenheit - obwohl rechtlich möglich - erst Recht nicht in Frage. Es ist mit starker Polizeirepression zu rechnen, da die Polizeiführung (wie zuletzt auf einer Informationsveranstaltung gegen rechts in FN) Gegendemonstranten als Gewalttäter sieht und als das eigentliche Problem versteht. Aktionen gegen rechts gelten in Friedrichshafen seit jeher als potenziell kriminell.
Lediglich die IG Metall ruft intern ihre Mitglieder zu Protesten am Bahnhof auf, wird diesen Aufruf aber auch nicht an die Öffentlichkeit bringen! Man will sich am 18. August um 13 Uhr am Bahnhof einfinden. Es wird vorgeschlagen, dass auch alle anderen Gruppen diesen Ort wählen, möglichst noch vor 13 Uhr.

nettoyage au karcher

bla 09.08.2007 - 19:55
gerade gefunden auf der Naziseite www.nb-bodensee.de.vu:

Wann? 18.08.07

Wo? Friedrichshafen

Motto: Gegen Faschismus und Intoleranz! Meinungsfreiheit für Alle!

Veranstalter: Freie Kräfte / JN

Treffpunkt: 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr HBF

Infos: aktuelle Infos unter www.nb-bodensee.de.vu
Infonummer: 01734856227

Infonummer vollspammen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Antifaschistischer Aktionstag — NS-Verherrlichung stoppen!