Polizeiüberfall auf FeldspaziergängerInnen

Heike Sonnenschein 03.08.2007 15:37 Themen: Repression Ökologie
Bei einem Feldspaziergang von Gentechnik-GegnerInnen in Groß-Gerau (Hessen) kam es zu einem Polizeiübergriff. Damit spitzt sich der Konflikt um die Einbindung der Justus Liebig Universität in Gießen in die Vermarktung umstrittener Gentechnik weiter zu.
Polizeiüberfall auf FeldspaziergängerInnen

Am 31.07.2007 um 19.30 Uhr spazierten vier Menschen am Rande der Versuchsstation für Pflanzenzüchtung der Universität Gießen in Groß-Gerau entlang (Woogsdammweg 6, 64521 Groß-Gerau). Die SpaziergängerInnen wollten sich ein genaueres Bild davon machen, wie weit das Wachstum der dort angebauten gentechnisch veränderten Maispflanzen der Firma Monsanto (MON810) fortgeschritten ist. Die männlichen Pollenstände (Fahnen) der Pflanzen seien angeblich vor der Blüte beschnitten worden, um den Pollenflug des als gefährlich eingestuften Genmais zu verhindern. Das behauptete die Versuchsleitung (FRIEDT/KOGEL) in Pressemitteilungen und auf Anfragen wiederholt.
Eine genaue Inaugenscheinnahme konnte diese Behauptung jedoch nicht verifizieren. Die Fahnen aller Pflanzen sind intakt. Somit gilt es als sicher, daß dieses Jahr ein ungehinderter Maispollenflug auf die umliegenden Felder stattfinden konnte. Im Abstand von nur hundertfünfzig Meter zum Versuchsfeld bietet ein Hof Honig zum Verkauf an (Frankfurter Straße 134). Der Honig dieser Imkerei ist wahrscheinlich mit dem Bt-Gift der Monsantopflanzen kontaminiert. Weitere kommerzielle Maisfelder sind in unmittelbarster Nähe zu den verbotenen Maispflanzen.
Im Vorbeilaufen am (durch einen Zaun abgesperrten) Feld bemerkten die SpaziergängerInnen einen muskelbepackten Wachmenschen der aufgeregt telephonierte, sie aber nicht ansprach. Verwundert und amüsiert setzten sie ihren Weg fort.
Schon weit abseits des Geländes bemerkte die Gruppe einen Radfahrer der sich als Herr GIPPER (technischer Assistent der Universität, wohnt in Groß-Gerau) entpuppte. Er beschuldigte die SpaziergängerInnen sogleich sie wollen „SEIN Lebenswerk“ zerstören und stieß weitere wirre Äußerungen hervor. Die so Beschuldigten argumentierten dagegen kühl und sachlich, dies seien gewagte Anschuldigungen und entsprächen mitnichten den Tatsachen. Damit konfrontiert, daß das vermeintliche Lebenswerk gerade der Firma Monsanto dazu diene illegale Genmaissaat herzustellen, versuchte er sich herauszureden (beteuerte die Fahnen wären beschnitten) und bot scheinheilig eine Versuchsfeldbegehung an, um ihnen dies zu beweisen. Das Angebot wurde von der Gruppe sofort freudig aufgenommen, denn schließlich war mensch gekommen, um sich genauer umzusehen.
Daraus wurde jedoch nichts, denn die ganze Diskussion war nur ein schlaues Ablenkungsmanöver...
Plötzlich brauste ein Einsatzwagen der Polizei filmreif heran und schnitt den SpaziergängerInnen in der Straße: Am Hammelsteg den Weg ab. Ruppig wurde eine Personalienkontrolle eröffnet. Den Beamten GRUND und JOERS der Polizeidienststelle Groß-Gerau (Europaring) fiel aber schlicht kein Grund ein weshalb eigentlich: Auf Nachfrage sagten sie, das wollen sie nicht sagen, sie könnten tun was immer sie wollten, und die Aufgehaltenen sollten froh sein nicht in der TÜRKEI (sic!) zu sein, dann nämlich sähe alles noch ganz anders aus...
Sanfte Hinweise der Gruppe auf mögliche Verdachtsursachen: Drogenbesitz, Sachbeschädigung, Diebstahl, Körperverletzung, Landfriedensbruch oder Mitgliedschaft bei den Taliban (Die Startbahn West des Flughafens FFM ist in großer Nähe) wurden ärgerlich verneint. Wiederholt sagten sie: „Wir können kontrollieren wen immer wir wollen.“ Dem JOERS fiel nicht mal das Sprüchlein ein: „Verdachtsunabhängigen Personenkontrolle“.
Eine Person wollte sich mit einem gültigen Bundesdeutschen(!) Reisepass ausweisen. Der JOERS behauptete daraufhin dieser gelte nicht in Groß-Gerau (auf die Frage nach der Visum erteilenden Stelle verzichtete der so Beschiedene, denn auf die Frage, wo denn die Polizeidienststelle sei, sagte der GRUND das verrate er nicht, ebenso wie übrigens die Dienstnummern – „Meine Dienstnummer ist nullachtfuffzehn“ GRUND). Daraufhin wurde er fast eine Stunde lang festgehalten, da der Dienstwagen angeblich kein Funkgerät habe und er deshalb mit auf die Dienststelle müsse. Sehr interessant war der Versuch des GRUND Zustimmung für seine Selbstbezichtigung: „Ich weiß schon wir sind alle Arschlöcher.“ von den SpaziergängerInnen zu bekommen um ihnen vielleicht später dann eine Beleidigung anzuhängen. Ein Spaziergänger entgegnete, daß solche Äußerungen für ihn ekelerregend seien und der GRUND selbige unterlassen solle.
Eine weibliche Person die keine Papiere vorzeigen wollte, wurde mit Gewalt in das Fahrzeug geschleppt. Dabei faßte der JOERS ihr an die linke Brust und zog ihr den BH nach oben. Auch ihre Hose wurde zerrissen. Die so mißhandelte wehrte sich und rief um Hilfe: „Bitte helfen sie mir, sehen sie nicht weg bei sexualisierter Gewalt durch Polizeibeamte!“. Der Vorfall ereignete sich in einem Wohngebiet mit Einzelhäusern. Hinter den Fenstern konnten die anderen SpaziergängerInnen deren BewohnerInnen beobachten, die nicht eingriffen. Nach einiger Zeit ließen die beiden von der Frau ab, diese verlangte nach einer Beamtin zur weiteren Personalienfeststellung. Daraufhin wurde Verstärkung gerufen (vielleicht doch ein Funkgerät? Oder beherrschen die Beamten in GG Magie?) und das lange Warten begann. Die Frau äußerte wiederholt sie müsse auf die Toilette, der GRUND erlaubte ihr das immer wieder nicht. Als sie Anstalten machte auf dem Gehweg zu urinieren, sagte dieser hämisch: „Dann kommt ja noch eine Ordnungswidrigkeit dazu.“ Zu was ist aber bis jetzt sehr fraglich, weil die Frau außer spazieren zu gehen auf einem öffentlichen Weg NICHTS tat. Fast eine dreiviertel Stunde dauerte es insgesamt bis ein Zivilfahrzeug (dunkelblauer Opel ASTRA GG-DH 687) der Polizei kam, dann ging alles doch noch sehr schnell: der Paß war plötzlich in GG gültig, eine Kollegin begleitete die Frau zum Revier (dort hing ein Werbeplakat das dazu aufrief nicht wegzusehen bei Gewalttaten – Zivilcourage forderte...), wo sie sich auswies. Erst dort wurde ihr eröffnet, daß sie verdächtigt werde „Pläne zu schmieden“ das Feld vom Giftmais zu befreien.
Die Polizei wird in den nächsten Tagen wohl verstärkt ein Auge auf den Acker haben müssen, denn wenn jedeR SpaziergängerIn ein potenzielleR FeldbefreierIn ist, dann wird es übel stressig werden für die Sicherheitsmenschen, denn eine Ausflugsgastwirtschaft ist in unmittelbarer Nähe zum Feld und nach einem gediegenen Mahl ist ein kleiner Spaziergang immer sehr erquickend...
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Ergänzungen

Mehr Infos

feldbefreii 04.08.2007 - 12:00
Der Versuch wird ja von der Uni Gießen gemacht. Die hatten noch mehr Felder - dieses ist nach Zerstörungen ihr letztes (schluchz). Die Infos zu den anderen Feldbefreiungen und Versuchen sowie zu den unseriösen sogenannten Wissenschaftlern, die das alles durchführen, unter  http://www.gendreck-giessen.de.vu

Fahnen nicht abgeschnitten?

boris 12.08.2007 - 15:59
Bin auch kein Gen-Freund,

doch hier muss ich die Verantwortlichen in Schutz nehmen, denn dass die Fahnen intakt wären ist nicht korrekt, sind alle abgeschnitten!

Naja und der Rest des Artikels........der große, muskelbepackte Wachmann.......der Versuchsleiter auf dem Fahrrad der die Spaziergänger beschimpft............die böse Polizei die fast eine Frau vergewaltigt haben..............aber die Spaziergänger die ganze Zeit cool und souverän alle "Bösen" nervös, brutal und hinterlistig. Haha

Nich mehr so lange in der Sonne liegen Frau Sonnenschein.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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öffentlichkeit! — alg²

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HaHoHe — Rohrstocker

na egal? — punisher

@boris — heike sonnenschein