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Cottbus - Antifakundgebung am 28.07

Antifas Südbrandenburg 29.07.2007 21:57
Warum es am 28.07 in Cottbus falsch war, den ca. 250 durch Cottbus marschierenden Nazis die Stadt zu überlassen. Und warum nicht nur Nazis das Problem sind.

Das Bündnis gegen Antisemitismus und Rassismus Südbrandenburg, die Vereinte Linke Lausitz, die Antifa Ag Hoyerswerda und verschiedene weitere Antifagruppen aus der Region hatten am Samstag, dem 28.07 unter dem Motto „Keine Homezone für Nazis – Null der Toleranz der NPD“ nach Cottbus zu einer Kundgebung gegen einen NPD Aufmarsch aufgerufen (www.keine-npd-in-cottbus.de.vu).
Warum es am 28.07 in Cottbus falsch war, den ca. 250 durch Cottbus marschierenden Nazis die Stadt zu überlassen. Und warum nicht nur Nazis das Problem sind.

Das Bündnis gegen Antisemitismus und Rassismus Südbrandenburg, die Vereinte Linke Lausitz, die Antifa Ag Hoyerswerda und verschiedene weitere Antifagruppen aus der Region hatten am Samstag, dem 28.07 unter dem Motto „Keine Homezone für Nazis – Null der Toleranz der NPD“ nach Cottbus zu einer Kundgebung gegen einen NPD Aufmarsch aufgerufen (www.keine-npd-in-cottbus.de.vu).


Ein weiteres bürgerliches Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Stadtverordnetenversammlung, Cottbuser Aufbruch und Anderen forderte hingegen dazu auf, die Nazidemo schlicht weg zu ignorieren, den Nazis jegliche Aufmerksamkeit zu nehmen und ihnen eine „tote Stadt“ als Demonstrationsort zu präsentieren.

Mit anderen Worten heißt das jedoch, dass NationalistInnen, AntisemitInnen und RassistInnen ein Freiraum geschaffen wurde, in dem sie sich entfalten, entwickeln und ihre Propaganda und Hetzte gegen all das, was nicht in ihr kleinkariertes Weltbild passt frei und unverdrossen artikulieren konnten. Ein Freiraum in dem Sie ihre menschenverachtenden Parolen ohne Widerspruch äußern konnten. Ein Freiraum der Nazihegemonie ohne Gegenwehr. Ein Weggucken, Wegducken und Verstecken.

Wir Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Südbrandenburg kennen solche Orte der Nazihegemonie sehr gut – in letzter Zeit oft diskutiert als das Phänomen der sogenannten No Go Areas,. Konkret sind diese Gegenden, Straßenzüge oder ganze Stadtviertel in denen sich Menschen, die schon rein äußerlich nicht dem dumpfen Weltbild von Neonazis entsprechen, nicht bewegen können, ohne die Furcht schief angeguckt, bepöbelt oder gar angegriffen zu werden.

Genau eine solche No Go Area hat dieses Bürgerbündnis mit dem Konzept Geisterstadt am Samstag in Cottbus geschaffen.

Ca. 150 AktivistiInnen aus Südbrandenburg und Sachsen hatte sich jedoch auf der Antifa -Kundgebung versammelt, um den NPD Neonazis ein entschlossenes „Let’s Rock Them Hard“ entgegen zu setzen. Die Kundgebung kann als Erfolg verbucht werden, welcher nicht zuletzt auch den beiden Liveacts zu verdanken ist, welche auf der Kundgebung für die angemessene Stimmung sorgten.
Nach Auflösung der Kundgebung verteilten sich die Antifas in den Cottbuser Inennstadt, um sich den Nazis in den Weg zustellen und um so zu mindestens zu versuchen den Naziaufmarsch zu verhindern.
Aufgrund der übermäßigen und für Cottbuser Naziaufmärsche ( http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=2608) ungewohnte hohe Präsenz von Polizei- Einsatzkräften, welche willkürlich und massiv Platzverweise für die gesamte Cottbuser Innenstadt erteilte, war es nur sehr Wenigen möglich an die Nazidemo direkt heranzukommen.
Ca. 130 Antifas standen bis zu drei Stunden und zum Teil nur in T-Shirts bekleidet bei strömenden Regen in einem Polizeikessel, welcher es so gut wie unmöglich machte, die Nazis zu stören.


Die bereits angesprochene Geisterstadt Strategie zeigte vor allem ein Problem auf: sie war und ist einzig und allein auf Neonazis im Konkreten fokussiert, die sich offen zu ihrer Gesinnung bekennen. Wir aber meinen, dass es mehr braucht als eine bloße „Gegen Nazis“ - Haltung um Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und andere menschenverachtende Ideologien wirklich konsequent zu bekämpfen. Dies zeigt sich schon allein darin, dass z.B. zu den Täterinnen und Tätern rechter Gewalt, ob in Cottbus, Hoyerswerda oder anderswo nicht nur diejenigen gehören, die zuschlagen – sondern auch diejenigen, welche wegschauen oder diese Gewalt tolerieren. Deshalb reicht es nicht einzig und allein bekennende Neonazis als Problem zu sehen, sondern auch die gesellschaftlichen Umstände, in denen sich Nazis ungestört entfalten können und frei agieren. Genau dies liegt dem städtischen und zivilgesellschaftlichen Bündnis mit ihrer "Geisterstadt" -Strategie fern.

Für uns sind aktiv agierende Neonazis nur die Spitze des Eisberges. Wir sehen die guten Wahlergebnisse der NPD in Sachsen und Mecklenburg Vorpommern nicht ausschließlich als Ausdruck einer Protestwahl oder einer generellen Verdrossenheit gegenüber demokratischer Politik!
Statt dessen zeigen solche Wahlergebnisse eine Kontinuität bestimmter mal mehr, mal weniger wahrnehmbarer rechter Vorbehalte in Teilen der Bevölkerung. Diese haben sich seit dem Ende des begeistert herbeigejubelten Nationalsozialismus verschiedentlich gezeigt. Im allgemeinen z.B. durch die Toleranz rechtsmotivierter Gewalt, Stammtischrassismus oder Stammtischantisemitismus. Im konkreten z.B. bei Angriffen auf Heime von AsylbewerberInnen in Hoyerswerda 1991 und anderswo oder der Wahl von NPD oder DVU in Ostdeutsche Landtage. Es ist also zumindest partiell eine gewisse Kontinuität rassistischer, antisemitischer, nationalistischer oder anderer menschenverachtender Vorbehalte erkennbar, aus der wir nur schließen können: Nie wieder Deutschland!
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Ergänzungen

Nützliche Tipps aus anderer Perspektive

Polizeibeamter 30.07.2007 - 01:13
>>> ungewohnte hohe Präsenz von Polizei- Einsatzkräften, welche willkürlich und massiv Platzverweise für die gesamte Cottbuser Innenstadt erteilte, war es nur sehr Wenigen möglich an die Nazidemo direkt heranzukommen <<<<

Das ist bei uns schon lange gängige Praxis, die auch immer mehr Anwendung findet - erweist sie sich doch grade in den kleineren Städten immer wieder als erfolgsversprechend. Platzverweise an potentielle Störer auszuteilen um sie präventiv aus der Stadt zudrängen, spart dem Staat viel Mühe & Kosten. Das Problem ist aber nicht die Polizei, sondern ein Groß der Antifas, die es nicht verstehen sich dieser Taktik so anzupassen, dass sie von vorne rein ins leere läuft. Wenn ihr die Versammlung der Rechten wirklich effektiv stören oder gar verhindern wollt, dann steigt nicht frühs planlos in den Zug sondern macht euch am Vorabend doch einfach mal ein paar Minuten Gedanken. Versetzt euch mal in die Situation: Ihr seit ein 0815-Einsatzleiter an einem üblichen Demo-Samstagnachmittag und habt den Auftrag eine rechte Demo vor linken Gegendemonstranten zu schützen, weil mit Zusammenstößen zu rechnen ist. Ihr habt eine Menge x an Kräften und sollt mit so wenig Aufwand wie mögliche die rechte Demo absichern, Rechtmäßigkeit & Fairness werden wie auch in der Praxis natürlich ausgeblendet. Wie also vorgehen? Ganz einfach: Potentiellen Störern erst gar nicht die Möglichkeit geben und sie präventiv und weiträumig vom Versammlungsraum der rechten Demo fernhalten. Genau dafür ist der Platzverweis da. Er schreckt die Gegendemonstranten ab oder sorgt beim Widersetzen dafür, dass bei der nächstbesten Kontrolle die betroffene Person in Gewahrsam geht. In beiden Fällen reduziert sich dadurch die vermeintliche "Gefährdung" für den Schutz der Rechten.

Also müssten die potentiellen Störer, die in der Regel ja nicht zum ersten mal mit dieser Taktik konfrontiert werden einfach mal ihr Gehirn einschalten und überlegen: 1. Warum bekomm ausgerechnet ich den PV und als Konsequenz darauf 2. wie kann ich zukünftig derartige Einschränkungen verhindern, um die rechte Demo wirkungsvoll zu stören/verhindern.

Deswegen erstmal erkennen: Platzverweise werden am Rande rechter Demos größtenteils nicht willkürlich verteilt, sondern an Menschen die in ein bestimmtes Raster fallen.

Dazu gehören u.a. Personen
- mit schwarzen Textilien, Kapuzenpullover etc.
- mit bunten Haaren oder Rastazöpfen
- mit politischen T-Shirts & Accessoires
- kleinere und größere (schwarzgekleidete) Gruppen

Also alle die irgendwie so aussehen, als wären sie dazu angereist, um in den Versammlungsraum der Rechten mit unfriedlicher Absicht einzudringen. Ergo was tun? Richtig, sich optisch von dem Raster "Linkes Klientel" entfernen. Zieht euch an wie der normale Bürger, unscheinbar, ohne politische Botschaft und lauft nicht in großen Gruppen. Dünne schwarze Windbreaker, die man unter der Kleidung versteckt oder in Minigürtelcliptaschen tragen und im "richten Moment" dann rausholen kann, gibt es bereits für unter 10 Euro zu kaufen. Gruppen müssen nicht geschlossen laufen, sondern können sich genauso zusammen bewegen, wenn sie sich in etwas Distanz aufhalten aber denoch Sichtkontakt halten. Wer dezentral agiert, sich unauffällig verhält und nicht zur erstbesten angemeldeten (Gegen)Versammlung läuft,der gerät auch nicht in den Fokus der Kräfte, die den Auftrag haben Personenbewegungen aufzuklären und bei "falscher" Zielrichtung Platzzuverweisen. Damit verschwinden für den Einsatzleiter auf dem "Spielfeld" die auffälligen Punkte, die vorher einfach zu händeln waren: Störer lassen sich nichtmehr isolieren und abdrängen, sondern werden unkontrollierbar bzw. können somit flexibel und ohne Einschränkungen agieren. Die Polizei ist personell gar nicht in der Lage jeden Otto-Normal-Bürger im Versammlungsgebiet zu kontrollieren, daher wird sich auf das Klientel beschränkt, was dem Raster entspricht. Eigentlich ganz einfach und logisch oder? Also das nächste mal einfach jeder Einzelne gut vorbereiten, statt später beschweren. Und was den Punkt T-Shirt & Regen angeht: Das Wetter ist doch seit Tagen schon so beschissen, sowas ist vorhersehbar und dementsprechend sollte sich auch vorher drauf eingestellt werden.

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Ohne Worte — Lothar v.d.Brück