Bad Nenndorf am Vorabend des Naziaufmarsches

Schaumburger AntifaschistInnen 28.07.2007 22:33 Themen: Antifa
Am 28. Juli veranstalteten Neonazis zum wiederholten Male einen "Trauermarsch" in Bad Nenndorf, da hier im "Wincklerbad" von 1945-47 ein Internierungslager der britischen Armee bestand. Am Abend davor fanden bereits einige Aktionen in Bad Nenndorf statt: Eine antifaschistische Vorabenddemo, eine Neonazi-Mahnwache und eine bürgerliche Straßenmalaktion.
Seit 2006 gab es mehrer Aktionen von Naziseite in der Kurstadt. Zum einen hängt dies mit der Thematik um das ehemalige britische Internierungslager zusammen, zum anderen sind durch eine gefestigte Naziszene in der Region Schaumburg geeignete Voraussetzungen für ein regelmäßiges Auftreten gegeben. Ausführlichere Informationen dazu gibt es unter  http://de.indymedia.org/2007/07/189103.shtml

Das Antifaschistische Bündnis gegen Geschichtsrevisionismus, das die Gegenaktionen zum Naziaufmarsch organisierte, hat in diesem Jahr zu einer antifaschistischen Vorabenddemo am 27. Juli unter dem Motto "Our Party Their Nightmare - Wohin sie auch kommen, wir sind schon da!" aufgerufen. Diesem Aufruf folgten etwa 200 Menschen. Die Demo stellte sich nach außen hin als ein einziger Schwarzer Block dar. Die Stimmung war dementsprechend gut.

Der Demozug setzte sich pünktlich um 20.30 Uhr am Bahnhofsvorplatz in Bewegung, nachdem es zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung mit 25 kurz nach den Antifaschist_Innen angereisten Neonazis kam. Ein massives Polizeiaufgebot verhinderte allerdings eine direkte Konfrontation und geleitete die Nazis schnell zu ihrer Mahnwache in der Innenstadt. Die antifaschistische Demo erreichte ohne Zwischenfälle die Bahnhofsstraße. An der Kreuzung zur Kurhausstraße blieb die Demo stehen, um die Nazimahnwache, die sich in Sichtweite befand, mit Sprechchören zu beschallen. Auch hier sorgten Polizeiketten für den Schutz der Faschisten. Danach zog die Demo weiter zum Wincklerbad, wo in einem Redebeitrag auf den Nazi-Kriegsverbrecher Oswald Pohl eingegangen wurde, der im Bad Nenndorfer Internierungslager einsaß. Im weiteren Verlauf wurde das Agnes-Miegel-Haus passiert, an dem ein kritischer Redebeitrag zu der in Nazikreisen überaus beliebten "ostpreußischen Heimatdichterin" gehalten wurde. Danach ging es wieder zurück zum Bahnhof, wo die Demo um kurz nach 22.00 Uhr endete.

Die Nazis hatten indes längst das Weite gesucht. Ihre Mahnwache am Thermalbad fand kaum Beachtung und konnte nur unter Polizeischutz durchgeführt werden. Als Versammlungsleiter für die Neonazis trat Matthias Schultz (genannte "Winnie Puh") von der JN Verden auf. Er war zusammen mit Daniel Fürstenberg aus Verden unterwegs. Neben einigen wenigen Schaumburger Nazis, darunter Marcus Winter, war auch der im Landkreis Nienburg wohnende Marco Siedbürger anwesend. Der Rest der auf ganze 30 Teilnehmer gewachsenen Mahnwache rekrutierte sich aus Celler, Mindener und Dortmunder Neonazis. Außerdem nahm der Gütersloher Nazikader Christian Menzer an der Mahnwache teil.

Weitaus weniger spektakulär war die von den JUSOS Schaumburg angemeldete Straßenmalaktion, bei der mit Kreide Anti-Nazi-Sprüche auf den oberen Teil der Bahnhofstraße geschrieben wurden. Diese hielten aufgrund des Wetters allerdings nicht einmal bis zum nächsten Morgen. Trotzdem fand die Aktion in der lokalen Presse die größte Aufmerksamkeit (Titelbild in den Schaumburger Nachrichten am 28.07. u.a.). Nach dessen Berichterstattung sollen sich bis zu 50 Menschen daran beteiligt haben.

Aussagekräftiger war eine Sprüherei am Wincklerbad. Unbekannte hinterließen an der Fassade den Spruch "Deutsche Täter sind keine Opfer" - sehr zur Freude der Vorabenddemo, die an dem Gebäude vorbei zog.

Fazit
Die Neonazis haben sich blamiert. Sie werfen Antifaschist_Innen regelmäßig vor, nur auf sie zu reagieren und keine eigenständigen Aktionen durchzuführen. Die kurzfristige Anmeldung einer Mahnwache gegen die Vorabenddemo war jedoch selbst nur eine verzweifelte Reaktion. Zudem trauten die Neonazis sich nicht, ohne den Schutz des Versammlungsrechtes (und somit der Polizei) etwas gegen die Vorabenddemo zu machen. Sie konnten gerade einmal 30 Leute mobilisieren, von denen der größte Teil wahrscheinlich eh nur wegen dem anschließend in der Neonazi-WG in Lindhorst stattfindenden Besäufnis angereist war. Die Vorabenddemo hingegen übertraf mit ihren knapp 200 Teilnehmer_Innen und mit ihrer Kraft die Erwartungen der Organisator_Innen. Auf der Route des Naziaufmarsches konnte am Vorabend ein deutliches Zeichen gegen Faschismus und Geschichtsrevisionismus gesetzt werden. Das "Warmlaufen" kann als gelungen bezeichnet werden.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

28.07.2007

Ergänzerin 29.07.2007 - 02:14
Zu dem eigentlichen Naziaufmarsch am 28.07.2007 fanden sich etwa 170 Nazis in Bad Nenndorf ein. 1000 PolizistInnen beschützten sie vor den 400 GegendemonstrantInnen.

Im Detail nachzulesen unter  http://de.indymedia.org/2007/07/189373.shtml

Auflagen und Mathe

Antifa-NB 30.07.2007 - 07:43
Als einer der wenigen Vertreter (oder der einzige?) aus MV muss aber noch erwähnt werden, dass die Cops zwar Auflagen verteilen (siehe die Beschränkung der Transpis auf 1,50m), aber nicht in der Lage sind, selber 2 Meter Abstand vor dem Fronttranspi einzuhalten.

Das Angebot ihnen noch einmal Mathe von 0 an beizubringen, lehnten sie ab. Verständlich. Es ging also imemr nach dem Motto: "Lasst zwei-drei Meter frei vor uns oder wir gehen nicht weiter!". Ab und an schafften sie es auch. Doch ihre Schikanen begannen immer wieder von vorne.

Irgendwann war damit aber genug und so dachten mensch sich. Wenn die nicht zählen können, dann bringen wir ihnen einfach bei, was 0 Meter sind. Frontal ging mensch auf sie zu. Stoppte dann aber. Die Cops durften dann wieder vorgehen und sie versicherten uns, einen gleichmäßigen Schritt einzuhalten. Nicht einmal das haben sie gebacken bekommen.

Insofern: "Helm ab, Hirn rein!"

ACAB

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

PM nach GB? — Peter

stalin superstar?!? — bakunin

mensch — meier