Achtung Lebensgefahr BMW Motorrad Bremse?

Jörg Folz 27.07.2007 21:05
Am 25.07.2007 wurde in BMW Internet-Foren von festsitzenden Bremsen an Bremsanlagen vom Typ Integral-ABS von Continental Automotive Systems während der Fahrt berichtet. Mitte 2005 war eine Staatsanwaltschaft in Deutschland bereits über ähnliche Berichte beim Vorgänger-System von FTE automotive unterrichtet.
Bei der Readers Edition wurde am 15.07.2007 über eine Untersuchung des Kraftfahrt-Bundesamtes des Integral-ABS von Continental Automotive Systems berichtet, bei der offenbar defekte Bremsleitungen Gegenstand der Erhebungen sind (PDF, 130KB).

Inzwischen ist nicht nur von defekten Bremsleitungen die Rede, sondern auch von plötzlich festsitzenden Bremsen während der Fahrt. Hintergründlich ist bekannt, dass solche mögliche Fälle auch schon beim Vorgänger-System von FTE automotive dokumentiert sind:

Mit Datum vom 22.05.2005 war nämlich die Staatsanwaltschaft München I in einem Strafverfahren wegen Betrugs gegen „BMW–Bosse“ (tz München, 18.06.2005) über einen Fall aus Spanien, einen Fall aus England, einen Fall aus den USA und einen Fall aus Deutschland informiert (StA München I, AZ 255JS 205 338/05).

Aktuell beschreibt nun ein mutmaßlich betroffener Eigentümer einer BMW R 1200 GS Adventure in dem Internet-Forum ("Achtung Lebensgefahr 2007 Bremse") am 25.07.2007, dass in einer leichten Linkskurve die Vorderradbremse unerwartet und schlagartig, und offenbar ohne Vorwarnung, seine Maschine abgebremst hätte. Er habe aber einen Sturz noch verhindern können. Das Motorrad sei dann - im Stand - nicht mehr zu bewegen gewesen wegen der feststehenden Bremse. Beim Abschleppwagen des ADAC habe die Seilwinde zum Einsatz kommen müssen. Nach drei Stunden sei die Maschine bei der Werkstatt abgeladen worden, und die Bremse hätte sich wieder gelöst.

Technisches Fachpersonal der Werkstatt habe ihm bislang folgende mögliche Erklärung gegeben: Durch einen Span könnte die Ausgleichsbohrung des Hauptbremszylinders verschlossen worden sein. Die Ausgleichsbohrung diene dem Ausgleich von temperaturabhängigen Volumenschwankungen in den Bremsleitungen und zum raschen Abbau des Bremsdrucks. Damit könne erklärt werden, dass sich nach Abkühlen der Bremsflüssigkeit die Bremskolben wieder gelöst hätten.

Kurios: In dem Fall vom 06.05.2005 aus Deutschland, der in der Akte der StA München I dokumentiert ist, gab es exakt dieselbe Erklärung von technischem Fachpersonal. Und seit Mai 2004 sind Unternehmen auf der Basis des Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG) zur Selbstanzeige und zum Rückruf verpflichtet, wenn von ihren Produkten eine Gefahr für Verbraucher ausgeht. Nach Auskunft des KBA soll BMW “offenbar ein paar Dinge dazugelernt“ haben.

Und selbst bei bürokratischer Auslegung der Begrifflichkeit „ernste Gefahr“ dürfte es schwer fallen, diese hier zu verneinen oder gar als produktspezifisches Phänomen darzustellen. In Anbetracht der neunen Anhaltspunkte darf man also ruhig auf das Ergebnis der KBA-Untersuchung (Az 414-771-1851-07, PDF, 130KB) gespannt sein.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Dokumentation aus Internet-Foren zum Artikel

Jörg Folz 28.07.2007 - 10:58
Die Untersuchung der deutschen Verkehrssicherheitsbehörde, dem KBA (Kraftfahrt-Bundesamt, Flensburg) wurde aufgrund von Anhaltspunkten eingeleitet, die zunächst in Beiträgen im BOXER-FORUM.DE, und dann später im R12GS.EU-Forum aufzufinden waren.

Inwiefern aufgrund (weiterer?) möglicher Personenschäden durch mögliche defekte Bremsleitungen und mutmaßlich während der Fahrt feststehende Bremsen Fahrlässigkeits-Delikte und/oder Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten nach GPSG in Betracht kommen, wird die Staatsanwaltschaft München I zu beurteilen haben (AZ 490 UJs 702755/06). Dieses Verfahren wurde ursprünglich wegen der Unfälle mit dem Vorgänger-System von FTE automotive eingeleitet.

Ergänzende Dokumente zum Artikel

Jörg Folz 28.07.2007 - 11:48
Am 27.05.2007 teilte ein Moderator des von einem Österreicher betriebenen BMW Internetforums www.bmw-bike-forum.info in einem Beitrag mit dem Titel "Montagsprodukt?" mit, dass seiner Auffassung nach ein Problem mit dem Bremssystem BMW Motorrad Integral-ABS an seiner Maschine vom Typ K1200R bestehe.

Seiner Darstellung nach sei die Bremse "nämlich kriminell". Es scheine, dass das Bremssystem "irgendwie Luft zieht". Aufgrund dieser technischen Umstände sei er "mal auf die Gegenfahrbahn gekommen", weil der "den Bremshebel nicht mehr genügend ziehen konnte".

Konzerngebundene Reports: Motor Presse Stuttg

Jörg Folz 28.07.2007 - 12:56
de.indymedia.org steht u.a. für eine nicht konzerngebundene Berichterstattung. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es auch möglich, über das Thema des vorstehenden Artikels hier zu berichten. Der Verlagstitel „MOTORRAD“ des Verlags „Motor Presse – Vereinigte Motor Verlage“ scheint beispielsweise Tendenzen für eine konzerngebundene Berichterstattung aufzuweisen. „MOTORRAD“ stand erweislich drei Mal in der jüngsten Vergangenheit in der Kritik des Deutschen Pressrats. Auch wenn diese zutreffende und jederzeit belegbare Information aus Wikipedia gelöscht wurde – hat sie im Zusammenhang mit dem vorstehenden Artikel Relevanz. Denn „MOTORRAD“ betreibt auch ein Internetforum. Am 22.07.2007 um 13:02 ist dort in einem Beitrag auf die Untersuchung der deutschen Verkehrssicherheitsbehörde, dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hingewiesen worden. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur Hinweise und Anhaltspunkte für defekte Bremsleitungen (oder sonstige mögliche Ursachen für angebliche Bremsenausfälle), und noch nicht für angeblich blockierende und dann festsitzende Bremsen. Dieser Beitrag ist gelöscht worden. Hintergründlich ist bekannt, dass bereits in 2004 der Chefredakteur von „MOTORRAD“ sich dahingehend geäußert hat, nicht über Bremsendefekte an ABS-Bremsen öffentlich berichten zu wollen. Und zwar aus dem Grund, die Verbreitung dieser Systeme durch Negativ-Berichterstattung nicht zu gefährden! Der Komplex konzerngebundener Berichterstattung an konkreten Beispielen aus der Automobil-Industrie im Zusammenhang mit Ministerien und Bundesbehörden ist eigentlich einen eigenen Artikel wert.

Notwendigkeit konzernunabhängiger Berichterst

Jörg Folz 29.07.2007 - 04:18
Die bei Wikipedia gelöschte Presserats-Affäre 2006/2007 der Verlagsgruppe Motor Presse Stuttgart ist unter diesem Permanant-Link einsehbar: 21:36, 15. Apr. 2007 Im Detail: Bereits im September 2006 ist ein Verlags-Titel der Verlagsgruppe Motor Presse Stuttgart, nämlich MOTORRAD, mehrmals in den Fokus des Deutschen Presserats geraten. Wegen Verstoß gegen Ziffer 2 des Pressekodex wurde der MOTORRAD-Artikel „Ermittlungen gegen BMW - Komplexe Systeme“ am 13.09.2006 mit einem Hinweis beanstandet (BK1 -79/06), wegen Verstoß Gegen Ziffer 1 des Pressekodex der MOTORRAD-Artikel „BMW-ABS-Rückruf - Blend-Wirkung“ am 12.09.2006 (BK2-95/06), ebenfalls mit einem Hinweis. Beanstandet wurde im zuletzt genannten Fall wie folgt:Der Beschwerdeausschuss ist der Meinung, dass MOTORRAD mit der Veröffentlichung des Beitrages unter der Überschrift „BMW-ABS-Rückruf - Blend-Wirkung” gegen das Gebot der wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit nach Ziffer 1 des Pressekodex verstoßen hat. Nach Ansicht des Gremiums wäre es notwendig gewesen, nach der Mitteilung über die Einstellung des Verfahrens gegen drei BMW-Manager die Leser darüber zu informieren, dass danach Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen wurden. Dadurch wäre dem Leser klar geworden, dass lediglich die Ermittlungen gegen drei konkrete Personen eingestellt wurden.Und wie sollte es anders sein: Der vorliegende Indymedia-Artikel ist der ermittelnden Staatsanwaltschaft zugefaxt worden. Enthält der doch Hinweise und Anhaltspunkte…

Artikel-Ergänzung: Weitere Bremsenausfälle

Jörg Folz 30.07.2007 - 15:24
Heute (30.07.2007) ist der Erlebnisbericht eines mutmaßliche Besitzers eines BMW Motorrades BMW K 1200 S Modell April/2007 mit Continental Automotive Systems Integral-ABS den Behörden zur Kenntnis gegeben worden.

Zitat: „Letztes WE ist meine hintere Bremse komplett ausgefallen. Die Leitung zum
Druckmodulator war undicht. (K1200S Bauj. April/07) Leider gibt es weder für hinten noch für vorne eine Kontrollampe für den Füllstand. Lediglich das ABS wird überwacht.“

Derweil ist öffentlich bekannt geworden, dass sich angeblich von diesen Defekten Betroffene bereits von ihren Motorrädern getrennt hätten, deren Bremsen sie nach den Vorfällen nicht mehr vertrauen (hier: Modell R 1200 GS).

Kontakt zu KBA & StA

Jörg Folz 31.07.2007 - 17:36
Hier - für unmittelbar Betroffene - die Kontaktdaten und Aktenzeichen von Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und der Staatsanwaltschaft (StA):

Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)
AZ: 414-771-1851-07
24932 Flensburg
Telefon: 0461/316-0
Telefax: 0461/316-1495

Staatsanwaltschaft München I
AZ: 490 UJs 702755/06
Postfach
80997 München
Telefon: 089/5597-07
Telefax: 089/5597-4131

Ergänzung: Bremsausfall R1200GS (Boxer-Forum)

Jörg Folz 01.08.2007 - 04:53
Aufgrund dieses Beitrags aus dem Boxer-Forum ist die KBA Untersuchung eingeleitet worden:

 http://1000ps.wordpress.com/files/2007/07/boxer-forum.pdf

BMW Motorrad: Qualitätsprobleme

Jörg Folz 04.08.2007 - 02:55
Unbenannte Seite

Zu den im Artikel und den Ergänzungen dargestellten, mutmaßlichen Qualitätsproblemen bei BMW Motorrad (hier: Sicherheitssysteme, Bremsanlagen) ist zu bemerken, dass das Phänomen inzwischen sogar in der kommerziellen Presse Darstellung findet. Die aktuelle Ausgabe Nr. 22 von "BMW Motorräder" aus dem MO-Verlag (Stuttgart) ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Denn der Chefredakteur der MO verwendet seinen ganzen Artikel auf das Thema mangelhafter Qualität bei BMW Motorrädern. Dabei erwähnt er, neben wackelnden losen Hinterrädern usw. auch das schlimme Thema Bremsen (hier: Integral-ABS). Fazit seiner Qualitätsbetrachtungen ist, dass BMW nicht für überragende Qualität, sondern lediglich für überragenden Preis steht. Und er stellt auch dar, wie Fehlkonstruktionen von der Planung bis zur Produktion gelangen. Na wenn sich schon die kommerzielle Presse der Qualitätsprobleme bei BMW annimmt - dann ist wohl das Fass am überlaufen.

Erster Vorfall wurde in Boxer-Forum gelöscht

Hinweis 04.08.2008 - 11:33
Der erste Vorfall eines Bremsausfalls wegen der Leitungen ist in einem Internetforum (www.boxrer-forum.de) aus bislang ungeklärten Gründen gelöscht worden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

hmm — xxx

passt zu indy — ich

naja... — Die3???

Wer ist "Jörg Folz" — Quizmaster