17.07.07: Schwarzer Block in Bremen gesichtet

Kreativer Widerstand 26.07.2007 11:44 Themen: G8 G8 Heiligendamm Repression
Bremen. Ein sonniger Tag in der Hansestadt Bremen. Es gab keine nennenswerten Aktivitäten als plötzlich um 18:00 Uhr bei der Pizolei ein Notruf eingeht das sich ein großer Schwarzer Block auf dem Marktplatz beim Dom befindet und durch sein geschlossenes Auftreten ziemlich angsteinflößend auf die friedlichen Passanten wirkt.
Die Pizoleieinheit 1312 (juhu, ein Zahlencode) setze sich sofort in Bewegung um die Straftäter den demokratischen Willen klar verständlich vorzulegen. Als die Knüppelgarde am Domplatz mit ihren Dienstfahrzeugen ankam, nahmen sie auch sofort Kontakt mit dem Schwarzen Block auf indem die Garde den ersten tätlichen Angriff vollführte, der seine Wirkung natürlich auch nicht verfehlte. Mit Reizgas und Knüppeln gingen sie beherzt zur Sache und stellten den Block, die umstehenden Passanten konnten endlich wieder sicher der Konsumgeilheit nachgehen. Als dann Verstärkung von den Bremer Kollegen ankamen, wurde natürlich noch mal ordentlich der Schwarze Block angegriffen und ein wenig zerlegt.
Nichtsdestotrotz konnte der Schwarze Block, zerrupft wie er war, noch eine Spontandemonstration anmelden. Natürlich konnte mensch dieser Anmeldung nichts entgegenbringen, zumal die umstehenden Mitbürger feststellen mussten, das dieser böse Block sowieso nichts darstellen will und nur auf Straftaten aus war.
Die Spontandemonstration führte vom Domplatz bis zum Ziegenmarkt. Der Schwarze Block wurde im Spalier von der Einsatzgruppe 1312 begleitet und von drei blauen Bremer Polizeiwagen abgesichert. Desöfteren mussten deeskalierende Maßnahmen getroffen werden indem der Block die demokratische Staatsgewalt zu spüren bekam. Am Ziegenmarkt im Viertel wurde die Demonstration dann von dem zerstörten Block als beendet erklärt.
Im Laufe dieser Aktion wurden merkwürdige Sprüche gegen Medienhetze vom G8 skandiert und auch zahlreiche Flugzettel wurden verteilt. Der Text befindet sich am Ende des Textes.


Ansicht eines Teilnehmers des Schwarzen Blocks:
Diese Aktion ist als Reaktion auf die immer verschärfteren Repressionen des Staatlichen Aperrates zu verstehen. Immer mehr Menschen, die ein anderes Bewusstsein haben und dies konsequent nach außen tragen, werden mit Willkür und inhumanen Mitteln kriminalisiert. Anlässlich des in Deutschland ausgetragenen G8 Gipfels kam es zu vermehrten inakzeptablen Berichterstattungen über den sogenannten “Schwarzen Block“. Anstatt eine objektive Meinungsbildung zu unterstützen, wurde erneut mit hetzerischen Propagandamitteln ein Feindbild kreiert. Die Linke, macht eben nicht nur durch gewalttätige Aktionen auf sich aufmerksam, sondern verfügt auch über ein vielfältiges, kreatives Ideenpotential.

Deshalb trafen wir uns um 18:00 Uhr in der Bremer Innenstadt am Marktplatz. Zogen uns die „Pizolei-Uniformen“ an und begleiteten den „Schwarzen Block“ auf seinem Weg durch die Innenstadt und zum Ziegenmarkt. Währendessen verteilten wir Flyer an PassantInnen, die auf die Kriminalisierung des „Schwarzen Blockes“ aufmerksam machen sollten (Flyer: siehe Anhang).

Ein Gespenst geht um in den Medien - das Gespenst des „Schwarzen Blocks“
Seit dem G8-Gipfel um Heiligendamm und Rostock werden sie wieder einmal heraufbeschworen, die Legenden, Geschichten und Gerüchte um den „Schwarzen Block“. Krawallmacher und Hooligans sollen sich dahinter verbergen. Aber ist das wirklich so?

Black is beautyful
Warum gibt es auf Demonstrationen immer mehr Menschen, die in einheitlicher schwarzer Bekleidung, mit Kapuzen, Mützen, Sonnenbrillen und Tüchern vor dem Gesicht auftreten?
„Vermummung ist gleichzeitig Provokation und Signal der Angst besonders junger Leute vor Verdatung, vor Speicherung auf unbestimmte Zeit“, so erklärt es der FDP-Politiker Burkhard Hirsch (Innenminister von NRW von 1975-80, Vizepräsident des Bundestags von 1994-98), der sicher gänzlich unverdächtig ist, ein Chaot oder Krawallmacher zu sein. Und außerdem, so fügen wir hinzu, ist black ganz einfach beautyful.

Wer hat Angst vorm schwarzen Block …
Der schwarze Block kennt kein Programm, keine feste Organisationsform und keine eingeschriebenen Mitglieder. Aber es gibt politische Vorstellungen, Utopien und Ideen, die wir miteinander teilen. Wir treten ein für Autonomie und Spontaneität, wir kämpfen gegen hierarchische Strukturen und Staats-Gewalt und für Selbstbestimmung, Freiräume und kollektives Leben. Mal ganz ehrlich, sind wir nicht alle ein bisschen schwarzer Block?

… niemand, niemand
Allein das geschlossene Auftreten des schwarzen Blocks auf Demonstrationen soll ausreichen, ihn zu kriminalisieren. „In meiner Verfassung steht nicht, dass das Demonstrationsrecht davon abhängt, dass man dabei photographiert, erkannt und registriert werden kann“, merkt Burkhard Hirsch an. Dennoch fand das so genannte Vermummungsverbot Eingang in das Strafrecht. Allein das Ein Gespenst geht um in den Medien - das Gespenst des „Schwarzen Blocks“
Seit dem G8-Gipfel um Heiligendamm und Rostock werden sie wieder einmal heraufbeschworen, die Legenden, Geschichten und Gerüchte um den „Schwarzen Block“. Krawallmacher und Hooligans sollen sich dahinter verbergen. Aber ist das wirklich so?



Der Staat diskutiert nicht über Gewalt, er übt sie aus
Wer die Berichte und Bilder von Demonstrationen in den Medien aufmerksam und mit offenen Augen verfolgt, wird allerdings mehr vermummte Polizisten als DemonstrantInnen sehen. Ausgerüstet mit Tonfa (Schlagstock), Pfefferspray und Dienstwaffe gehen sie gegen Demonstrationen besonders der linken Szene alles andere als zimperlich vor. Die brutale „Cop Culture“ in den Einheiten heizt die Stimmung an. Wer im schwarzen Block demonstriert, passt ins Feindbild, wird gejagt und muss das Recht auf Versammlungsfreiheit oft mit heftigen Blessuren und Verletzungen bezahlen. Die martialisch anmutende Kampfmontur der Schläger in Uniform sorgt für absolute Anonymität. Strafrechtliche Verfolgung haben diese Krawallmacher nicht zu befürchten.

Alle Gewalt geht vom Volke aus (Artikel 20 Grundgesetz; Widerstandsrecht)
„Wenn mich einer anfasst, dann schlage ich zurück - und wenn es ein Polizist ist, dann schlage ich zurück. Wenn ich demonstriere, dann übe ich ein Grundrecht aus, dann lasse ich mich nicht anfassen - von niemandem“, sagte der CDU-Politiker Heiner Geißler in einem Fernsehinterview (gesendet 1.6.2007 auf Phoenix). Zugegeben, auch unter uns gibt es hier und da überflüssige Ausraster. Unterm Strich ist es aber der schwarze Block, der sein Widerstandsrecht gegen Machtpolitik und Polizeigewalt nicht nur symbolisch, sondern tatsächlich wahrnimmt. Wir sind dabei solidarisch mit allen (bunten) AktivistInnen, die auf ihre Weise ihre ebenso notwendige wie berechtigte Gegenwehr leisten.

Tragen von schwarzer Kleidung, Sonnenbrille und Basecap bei einer Demonstration reicht seitdem aus, um als StraftäterIn verfolgt zu werden. Eben dieses Bekleidungs-Delikt steckt hinter den allermeisten „kriminellen Gewalttaten“, die die Medien nur zu gerne als Aufmacher aus Polizeiberichten aufgreifen.
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Ergänzungen

Quelle für das Zitat von Burkhard Hirsch:

recherche4you 26.07.2007 - 22:26

@Dein Name 26.07.2007 - 17:30
Hier die Quelle für das Zitat von Burhard Hirsch:

„Vermummung ist gleichzeitig Provokation und Signal der Angst besonders junger Leute vor Verdatung, vor Speicherung auf unbestimmte Zeit“.

Quelle: Demokratisierung, Innere Sicherheit - 1.06.99
Zur Lage der Bürgerrechte – Bemerkungen zum Grundgesetz.
Von: Burkhard Hirsch
Beitrag aus der Woche der Bürgergesellschaft* – 50. Geburtstag des Grundgesetzes:
Mitteilungen Nr. 166, S. 33
 http://www.humanistische-union.de/themen/demokratisierung/demokratisierung_detail/browse/4/back/demokratisierung/article/zur-lage-der-buergerrechte-bemerkungen-zum-grundgesetz/

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Unglaublich! — partizan

Sehr geil — Suppi

yeah — bernd

super — egal

na toll — 1337

Super Aktion — wat was ich

Zahlencodes? — 23

Zahlencode — Tjojo

cooooooole sache — anarcho

Quelle für das Zitat — Dein Name

@ Ho — Ute

muahahaha — ACAB

quelle burkhard-zitat — le baer

*lol* — kloputzer

@ute — Hi

Suuuper Sache! — lotta

@1337 — bürgifreund mux m.

@bürgifreund — Dein Name

linke kopfbebretterte — asdfasd