Haig Demo Berlin 1981

saul 25.07.2007 23:08 Themen: Weltweit
1981 besuchte Alexander Haig Berlin, damals noch Außenminister. Amipolitiker besucht Berlin (West) und da ist es in Berlin (West nicht zu vergessen, die Mauer stand noch) Brauch und Sitte zu demonstrieren. Wie zu erwarten wurde nicht nur demonstriert, es krachte heftig. Hier wieder mal erstveröffentlichte Pics, diesmal in Png und im geordneten Raster. Trotz der lausigen Qualität betrachten wir es mal als Bildkunst.
Haig in Berlin und das 81, auf dem Höhepunkt der Besetzerbewegung. Das mußte ja so kommen. Willkommener Anlass für eine fette Demo bei der zunächst nur demonstriert wurde. Bei der Kundgebung fehlte auch nicht die Ansprache, diejenigen die provozieren, sollen sich überlegen in welchen Interesse usw. Sowas ging bei den Beteiligten links rein, rechts raus. Doch erstmal waren Parolen angesagt. Alexander, wir nehmen dich auseinander. Haig du Gangster, bald biste weg vom Fenster, kommt Zeit kommt Rat, kommt Attentat. Das war eben Autonomenlyrik. :-))
Dann folgte der zweite Teil und es wird hektisch. Nicht zu erkennen, wie das anfing und wer angefangen hat und den Anpfiff hat auch keiner gehört. Dann wurd die Straße aufgerissen und es gibt Steinhagel. Eine in Kreuzberg 81 durchaus häufige Wetterlage. Da wurds schon mal unübersichtlich, so hieß es dann, wenn ihr werfen wollt, kommt nach vorn, ihr trefft sonst die eigenen Leute. Von Team Grün kommt die Antwort mit CN Granaten und Wasserstrahl. Die CN Wolken waren nicht zu verachten, da reingeraten, bekamst echt Atemnot. Doch bisher lag Kreuzberg Autonom noch in Führung, leider war in dem Chaos der Unparteiische irgendwie verloren gegangen. Nach der ersten Runde ging es zurück zum Winterfeldplatz und hier gab es dankenswerterweise Plakatstellwände. Die ließen sich gut zerlegen und dann schlugen die Flammen meterhoch. Da mußte man sich selbst vor der Strahlenhitze zurückziehen. Nun wollen die Grünen wieder ihren Rückstand aufholen, dabei werden sie nicht nur mit Steinen empfangen, Steinchen eignen sich auch zum Krach machen. Klickt nett, wenn man zwei Steine gegeneinanderhaut. Nicht grade beeindruckend, doch wenn das einige Hundert machen, dann kommt der Sound akustisch gut rüber, selbst wenn diese Musikform einer Tecknoband zu niveaulos wäre. Musikmäßig gesehen, sicher nicht kommerzfähig. Zum Schluß artete das in ein Katz und Maus Spiel aus und irgendwann betwiligten sich immer weniger daran. Einige waren der Ansicht, für heute haben sie ihren Dienst an der Szene abgeleistet und nun ein Bier verdient, zumal vom Schiri weit und breit nichts zu sehen war und niemand die Punkte zählte. So wurd an einer Ecke schon wieder friedlich gesoffen, daneben war der verkohlte Holzhaufen auf der Straße noch warm. Klar ist noch einiges mehr passiert, ich spar mir nach 26 Jahren die Einzelheiten, ein kleiner Abriß reicht.
PS: Es geht hier um unveröffentlichte Pics und dazu muß ich ja was über den Hintergrund schreiben. Es geht nicht um die guten alten Zeiten oder darum, vom Krieg zu erzählen. Das nur für die Veteranen, die auch dabei waren und nun schreiben dürfen, das war ja alles ganz anders, was haben wir gekämpft, was warn wir Helden. Ey Seniorenhippie, beruhig dich, denk an deinen Blutdruck.
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Ergänzungen

Winterfeldtplatz heute

ahoi 25.07.2007 - 23:41
Heute glaubt man kaum, daß es derselbe Ort sein soll. Schon seit den 90ern Schickimicki, teure Restaurants und Esoläden. Ein paar übriggebliebene (legalisierte) besetzte Häuser werden derzeit geräumt (so im Stil der Yorck 59 durch Verkauf, noch am Kämpfen die W25 -  http://www.w25.de). Nun ist Kreuzberg dran. Die Schlesische Straße und die Gegend um den Lausi sieht immer mehr aus wie München-Glockenbachviertel. Tja, die autonome Szene ist lange tot und es ist eher überraschend, daß sich die reste bis zur Jahrtausendwende hielten. Wird es irgendwann mal wieder eine so große widerständige Bewegung geben?

Derselbe Ort,die gleichen Leute...

Warhead 26.07.2007 - 17:23
...In der Gegend gibt es rund zwei Dutzend ehemals besetzte,dann legalisierte,Häuser.
Wo steht denn geschrieben das jedes exbesetzte Haus auch wie ein solches auszusehen hat??
Die Parole hiess "Instandbesetzen statt Kaputtbesitzen!"
Nun erhöhen Bröckelfassaden,vollgepisste Treppenhäuser und Sperrmüll im Hof nicht unbedingt die Wohnqualität,im Gegensatz zu begrünten Dächern und Höfen,Brauchwasseranlagen und Solarzellen.
Die angeblichen Schickimickiläden werden oftmals von denen betrieben die in dieser Gegend wohnen,oftmals in legalisierten Squats.
So manch harter Streetfighter hat einen Second-Laden für gehobenen Geschmack und abgesenkte Kontostände,einen Buchladen oder ein Cafe aufgemacht.
Der ehemalige Herausgeber des Knastblatts,Ralf-Axel Simon,hat einen Schachladen für Besser eröffnet und verdient zusätzlich sein Geld als Profischachspieler...nachdem er jahrelange Kämpfe mit der Justiz ausfocht die ihn finanziell an den Abgrund brachten,die Spenden und die Solidarität waren doch recht spärlich,fehlte ihm doch das harte Streetfighterimage.
Zwischen den Zeilen ahoi´s quillt giftiger Neid hervor

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 10 Kommentare

@ahoi

esst mehr 26.07.2007 - 03:03
ja, früher war alles besser und die parolen noch dümmlicher als heute.

CS=NS

Bitte Gesichter unkenntlich machen

Edwin H. und Freunde 26.07.2007 - 08:24
Die Beteiligten sind heute im Rentenalter und haben bestimmt kein Bock auf Knast;-))))

Vor allem anders

Dov Landau 26.07.2007 - 10:45
Ok, die Besetzerbewegung ist tot, aber trotzdem konnte man gerade in allerletzter Zeit sehen, dass sich doch immer noch (oder wieder) richtig viele Leute finden, die linksradikale Politik auch auf der Straße vertreten.
In punkto Antifa konntest Du in den "glorreichen" Achtzigern längst nicht so viele Leute bewegen. Zur Demo gegen den NPD-Bundesparteitag sind 2500 gekommen, dieser Tage kannst Du in Göttingen beim NPD-Aufmarsch mit mindestens 6000 rechnen, incl. schwarzem Block von über 1000 Leuten.Der UNterschied ist doch vor allem, dass die Leutchen sich jetzt Antifa nennen.
Und natürlich ist damals nicht so stark differenziert worden. Agenturen-Bashing, die USA als Weltfeind, Afrika ohne Zionismus, da ist doch in den letzten 20 Jahren zum Glück ein Diskurs geführt worden!

@ Dov Landau: genaus sowas meine ich

NoKommies 26.07.2007 - 11:11
Sorry, aber dein Beitrag ist grundfalsch und zeigt, daß du nicht die geringste Ahnung hast, wer die Autonomen waren und was eine soziale Bewegung ist. Sich schwarze Sachen anziehen und sich dann mit Nazis keilen ist genauso wenig "autonom", wie die Autonomen der 80er sich auf "Hausbesetzer mit komischer Nahost-Meinung" reduzieren lassen. Was du mit "Diskussionen" innerhalb der Restlinken meinst, kann ich nicht nachvollziehen. Es gab in den letzten jahren ein paar Grabenkämpfen zwischen pseudokommunistischen Sekten (meist aus Richkids während ihrer spätpubertären Identitätsfindungsphase gegründet). Aber das hat alles nichts mit autonomer Bewegung zu tun.

Linksradikal ist nicht gleich autonom

smash capitalism 26.07.2007 - 15:02
Ihr redet aneinander vorbei ;-)

Dov Landau, du verwechselst 'Autonome' mit Linksradikalen allgemein.
Und damit sieht es eigentlich ziemlich gut aus. Man entsinne sich an die G8-Proteste (2 schwarze Blöcke mit insgesamt knapp 10.000 Vermummten) oder generell an Demonstrationen/Aktionen in letzter Zeit. Nicht, dass die Weltrevolution in der Nähe wäre, aber das Klima für Linksradikale könnte auch schlechter sein (man denke an die aktuelle Mobilisierungsschwäche der Nazis).

Ahoi meint mit 'Autonome' aber vermutlich was anderes als Linke, die sich schwarz anziehen.
Damit dürfte er auch Recht haben, aber eine eigene Einschätzung wäre ganz interessant. Also, hopp hopp

@Nokommies

Dov Landau 26.07.2007 - 17:00
Dann wirst Du mir ja sicher sagen können, was die Autonomen genau waren und welchen sozialen Background sie hatten. Wahrscheinlich waren das damals alles wackere Proletenkinder, weil die heutigen Antifas richkids und was völlig anderes sind!
Das sich die heutige Antifabewegung aus autonomen Zusammenhängen der achtziger entwickelt hat, dürfte ja wohl ausser Frage stehen.

@ Dov Landau

NoKommies 26.07.2007 - 18:11
Wie wäre es, wenn Du mal ein Buch liesst? Nicht alles, was der Spiegel schreibt stimmt. Autonome waren eine Bewegung, die ihre Utopien gelebt (Squats, Kollektive, Gesellschaft als Labor, Verzahnung von Theorie und Praxis) haben, sie waren keine Einpunktbewegung in Gegensatz zur heutigen Antifaszene. Diese ist nicht nur eine Einpunktbewegung, sie hat auch in der Regel keinen gesamtgesellschaftlichen Ansatz (von den Flugisprüchen mal abgesehen), statt dessen gibt man sich zum Großen Tel mit der jetzigen Gesellschaftsform zufrieden. Bei einigen hab ich den Eindruck, daß man den kapitalismus nur vor seinen schlimmsten Auswüchsen bewahren will. Kommiesektiererische Parolen macht man nur, um ein bischen "hart" zu klingen. Dabei kommts nach außen meist lächerlich rüber. Die heutige Antifaszene stammt zum Teil eher aus der K-Gruppen-Szene, während Autonome zum Großen Teil aus der Sponti- und Anarcho-Ecke kamen. Reste der Automen findet man vielleicht im Umfeld von Antifagruppen wie der OA (Nürnberg) oder ALB (Berlin), aber das sind nur einige Antifagruppen. Lies doch mal Bücher wie "Autonome in Bewegung" und schmeiss den Spiegel oder die FAZ in den Mülleimer.

CS=NS Tags verkürzen die Geschichte unzulässi

g 26.07.2007 - 19:17
Ein Beispiel aus dieser Zeit soll belegen, daß die Vergangenheit der KZ-Orte durchaus kein Stigma war in den Augen derer, die der Vorstellung vom sauberen KZ anhingen. Das Schutzhaftlager machte nur etwa 1/5 der Gesamtanlage des KZs Dachau aus. Der größere Teil beherbergte die SS-Wachmannschaften und zwei SS Kampfeinheiten, sowie einige große Versorgungsbetriebe für die SS Truppen (z.B. Deutsche Ausrüstungswerke). Von 1945 bis 1971 benutzte die US-Armee diese KZ-Anlagen für ähnliche Zwecke. Als das Gelände dann an die Bundesrepublik zurückgegeben wurde, ergriffen die bayerischen Behörden die ideale Gelegenheit, dort eine Einheit der Bereitschaftspolizei zu stationieren. (Übrigens hatten Bereitschaftspolizisten schon im Frühjahr 1933 für die SS Wachen in Dachau gekocht und geputzt.)

Daß die Lagergeschichte die Seelen der Verantwortlichen in keiner Weise belastete, wird anhand zweier Ereignisse des Jahres 1981 klar. Einmal übte die Bereitschaftspolizei Häuserräumungen mit in der Gedenkstätte vernehmbaren Lautsprecheransagen; kurze Zeit später führte sie das für den Kriegsgebrauch geächtete Erstickungstränengas "CS" ebenfalls im ehemaligen SS-Lagerbereich vor. Als die nationalen Medien solche Insensibilität monierten, antwortete der Polizeichef entlarvend, kein Mensch habe an die Bedeutung und Geschichte des KZs gedacht.

@Nokommie

Dov Landau 26.07.2007 - 19:23
Was Du soll alles über mich zu wissen glaubst -
Deine aggressive Art nervt!!! Und was Du schreibst, stimmt auch nur sehr halb!

Die Autonomen sind eben nicht die direkte Fortsetzung der Spontiszene. Um mal aus einem BUUUUCH zu zitieren: Thomas Schultze und Almut Gross (Thomas Schultze und Almut Gross: Die Autonomen. Ursprünge , Entwicklung und Profil der Autonomen, Hamburg 1997.) weisen darauf hin, dass die Autonomen andere Politisierungsräume haben als die Spontis, die sich ja vor allem im Umkreis der Universitäten sammelten.

Zur Herkunft der Antifagruppen: Die Ideen heutiger Gruppen kommen tatsächlich häufig aus der K-Szene (Antideutsche etc.), aber die Gruppen aus der autonomen Tradition, zum Beispiel die aufgelöste M aus Göttingen, aus der dann wieder andere Gruppen entstanden sind. (Steht bei Jörg Lauterbach: Staats- und Politikverständnis autonomer Gruppen in der BRD, Frankfurt 1999.)

Vielleicht die ganze Sachen bisschen weniger arrogant angehen?

Dov

@ NoKommies

Räusper 27.07.2007 - 18:48
Bitte nicht böse werden NoKommies, aber es ist: Lies und nicht liess - d.h.: Es müsste heißen: Wie wär es denn, wenn du mal ein Buchen liest. Noch schöner: Wie wäre es denn, wenn du einmal ein Buch lesen würdest.

Aber ansonsten hast du natürlich Recht und deine Buchvorschläge äußerst interessant