Aktionen in Rostock zu Carlo Giuliani

SchwarzRoter Greif 23.07.2007 20:21 Themen: G8 G8 Heiligendamm Globalisierung Repression
Am Freitag, den 20. Juli 2007 fand in Rostock auf dem Universitätsplatz eine Gedenkkundgebung für Carlo Giuliani statt. Im Anschluß wurde im Café Median noch eine Veranstaltung zu den immer noch laufenden Prozessen wegen des G8 2001 in Genua durchgeführt.
Diese Veranstaltung reiht sich ein in die diversen lokalen Aktionen weltweit im Gedenken an Carlo Giuliani.
Am Freitag, den 20.07.2007 jährte sich der 6. Todestag von Carlo Giuliani. Carlo gehörte zu den über 300.000 DemonstrantInnen, die an den Protesten gegen den G8 2001 in Genua teilnahmen. Vor 6 Jahren wurde er von einem Carabiniere durch einen gezielten Schuß in die Stirn ermordet, anschließend überrollte ein Polizeijeep seinen leblos daliegenden Körper zweimal.
Carlo ist und war nicht der erste Tote, den die Politik der G8 auf dem Gewissen hat. Aber gerade Carlos Tod hat noch einmal vielen AktivistInnen in Europa deutlich gezeigt, daß mittlerweile auch in der EU, im Herzen der Bestie, skrupellos mit Schußwaffen gegen soziale und politische Proteste vorgegangen wird. Die Innenpolitik gleicht sich auf diesem Wege langsam der militarsierten Außenpolitik der EU an.

Die Rote Hilfe-Gruppen in Mecklenburg-Vorpommern haben diesen Jahrestag als Anlaß genommen, in Rostock mit einer Kundgebung auf dem Universitätsplatz und einer Abendveranstaltung im Café Median Carlos Tod zu gedenken. Dabei wurden jeweils auch die laufenden bzw. anstehenden Verfahren wegen Genua 2001 und Heiligendamm 2007 thematisiert.

Die Kundgebung begann um 17:00 Uhr auf dem zentral gelegenen Rostocker Universitätsplatz. Ein Infostand informierte über die anstehenden Verfahren und die Solidaritätsarbeit der Roten Hilfe. Zur Visualisierung und Verdeutlichung der Polizeibrutalität beim G8 in Heiligendamm wurde eine kleine Fotoausstellung am Stand angebracht, ergänzt durch eine "Infoleine", auf der chronoligisch Polizeiübergriffe beim G8 in Heiligendamm zusammengestellt waren.
Per Megaphon gab es drei kurze Redebeiträge:
* einen Redebeitrag der Roten Hilfe Rostock zum 6. Todestag von Carlo und den Ereignissen von Genua 2001,
* einen Redebeitrag der Roten Hilfe Greifswald zu den immer noch laufenden (!) Prozessen wegen Genua 2001 und dem anstehenden Prozeß vor dem Europäischen Gericht für Menschenrechte wegen Carlos Ermordung,
* einen Überblick über Repressionsmaßnahmen während des G8 in Heiligendamm.
Zwischen den Redebeiträgen wurde Musik aus der Dose eingespielt. Mit einem Transparent ("Gegen Polizeigewalt!") gab es zudem noch einen weiteren Hingucker.
Die Kundgebung wurde um 19:00 Uhr beendet, und sich ins Café Median verlagert.

Dort fanden sich abends trotz des sommerlichen Biergarten-Wetters etwa 25 Personen ein. Auf der Veranstaltung lieferte die Rote Hilfe detaillierte Infos zu den Verfahren wegen 2001 in Genua, Infos zum Stand der Verfahren wegen Heiligendamm 2007 und zeigte natürlich als Highlight den Videofilm "OP - Öffentliche Sicherheit und Ordnung". Dieser Videofilm legt den Fokus auf das polizeiliche Vorgehen gegen den Demonstrationszug der Disobbidienti und den brutalen Angriff auf das pazifistische Netzwerk Lilliput. In dem Film wird plausibel hergeleitet, daß einzig die Polizei durch ihre militarisierten Übergriffe die Verantwortung für die nachfolgenden Auseinandersetzungen zwischen Polizei und DemonstrantInnen trägt und die DemonstrantInnen einzig ihr verfassungsgemäßes Recht auf Notwehr wahrgenommen haben. Belegt werden diese Thesen durch eine chronologische Zusammenstellung verschiedener Filmquellen, also u.a. Indymedia-Material, Polizeivideos, Bilder von FotoreporterInnen, Bilder aus Polizeihubschraubern und Überwachungskameras. Die Lügenaussagen von Polizeibeamten während der Prozesse sowie Funksprüche der Polizeieinsatzleitung werden den einzelnen Filmsequenzen zugeordnet und widerlegen so die offizielle Polizeiversion, die Polizei habe nur die "Sicherheit und Ordnung" wiederherstellen wollen. Entstanden ist der Film in enger Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsteam angeklagter DemonstrantInnen (sog. "Prozeß der 25").

Auch wenn momentan erst wenige Verfahren wegen des G8 in Heiligendamm laufen (siehe  http://de.indymedia.org/2007/06/186229.shtml,  http://www.jungewelt.de/2007/07-13/050.php?sstr=l%FCtf%FC,  http://info.gipfelsoli.org/Presse/Heiligendamm_2007/Repression_Protesttage/Urteile/2756.html), das bundesweite Antirepressionskonto braucht weiterhin Spendeneingänge! Wahrscheinlich werden die ersten Strafbefehle und Anklageschriften nach der gerichtlichen Sommerpause eintrudeln. Und gerade die Genua-Verfahren zeigen: oftmals ziehen sich solche Prozesse ziemlich lange hin - um so wichtiger, daß genügend Soli-Kohle da ist, um die Leute bei ihren Verfahren zu unterstützen.

Informiert euch über die laufenden Genua-Prozesse und die anstehenden Heiligendamm-Prozesse!
Solidarität ist eine Waffe!


Kurzer Hinweis zum Schluß:

Den gezeigten Film "OP - Öffentliche Sicherheit und Ordnung" könnt ihr für 7 EUR bei supporto legale Berlin bestellen. Mehr Infos zum Film und zur Bestellmöglichkeit unter  http://supporto.vegmail.de/index.php?id=49

Eine sehr lesenswerte, aktuelle Zusammenfassung der noch laufenden Genua-Prozessen gab es am 20. Juli in der "jungen Welt":  http://www.jungewelt.de/2007/07-20/041.php?sstr=carlo
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Ergänzungen

Verfälschung der Tatsachen!

italiano 25.07.2007 - 02:41
"In dem Film wird plausibel hergeleitet, daß einzig die Polizei durch ihre militarisierten Übergriffe die Verantwortung für die nachfolgenden Auseinandersetzungen zwischen Polizei und DemonstrantInnen trägt und die DemonstrantInnen einzig ihr verfassungsgemäßes Recht auf Notwehr wahrgenommen haben."


Eure Versuche, die Gewalt zu rechtfertigen, sind einfach nur lächerlich! Das GENOA SOCIAL FORUM, der große Zusammenschluss verschiedenster Organisationen, hat sich eindeutig zu friedlichen Demonstrationen bekannt! Carlo fand in einer fast menschenleeren Nebengasse seinen Tod. Er gehört zu einer Kleingruppe, die sich von der Polizei provozieren und dorthin hat locken lassen.
Ich hoffe, ihr vergesst nicht, wofür diese 300.000 Leute auf die Straße gegangen sind.

Diesen Film sollte jeder gesehen haben:  http://video.google.de/videoplay?docid=-8876259762606192748

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