Reaktionen auf Tod des russ. Atomkraftgegners

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen 23.07.2007 13:43 Themen: Antifa Atom Weltweit
Mit großer Bestürzung, Trauer und Wut haben die Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland und dem Ruhrgebiet auf den Tod des russischen Antifaschisten und Atomkraftgegners Ilya Borodaenko reagiert. Am Samstagmorgen war ein Widerstandscamp gegen den Betrieb und Ausbau der Urananreicherungsanlage Angarsk am Baikalsee in Sibirien von Skinheads überfallen worden, Borodaenko wurde von den Nazis zu Tode geprügelt, sieben weitere Camper landeten mit z. T. schweren Verletzungen im Krankenhaus. In einer ersten Reaktion forderten die Anti-Atom-Inis von der russischen Regierung eine zügige und rückhaltlose Aufklärung des brutalen Überfalls. Am morgigen Dienstag (24.7.) findet um 18 Uhr eine Trauer-Mahnwache vor der UAA Gronau statt, um ein öffentliches Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls mit den Angehörigen von Ilya sowie den weiteren Opfern zu setzen.
Brutale Nazi-Überfälle sind auch aus Deutschland und anderen Ländern bekannt. Bekennende AntifaschistInnen sind oftmals Zielscheibe von gefährlichen Attacken. In diesem Fall traf es eine Gruppe, die sich auch gegen die Nutzung der Atomenergie einsetzte. Und hier beginnt die connection mit Deutschland:

Seit 1996 lieferte die multinationale Urananreicherungsfirma Urenco, u.a. mit dem Segen der deutschen Regierung, rund 80 000 t abgereichertes Uran als Atommüll nach Russland. Ein Zielort: Das riesige Atomkombinat Angarsk bei Irkutsk mit ihrer Urananreicherungsanlage. Offiziell wird dort der deutsche, britische und niederländische Uranmüll als "Wertstoff" wieder angereichert, praktisch bleibt er als Atommüll auf der offenen Wiese liegen.

Allein 20 000 t abgereichertes Uran kamen aus der UAA Gronau an der niederländischen Grenze. Die deutschen Anteilseigner von Urenco sind EON und RWE. Auch hier gibt es engsten Filz mit der russischen Regierung. So ist EON-Vorstand Dr. Burckhard Bergmann gleichzeitig Honorarkonsul der Russischen Föderation. Adresse des russ. Honorarkonsulats: EON-Platz 1, 40479 Düsseldorf.

Tatsache ist, dass ohne die Lieferungen von abgereichertem Uran aus Westeuropa womöglich ein oder zwei der russischen Urananreicherungsanlagen wegen Auftragsflaute inzwischen stillgelegt wären. Die Urenco, also auch EON/RWE, und die Bundesregierung haben mit ihren Uranlieferungen mitgeholfen, diese Atomanlagen künstlich am Leben gehalten. Durch die gesparten Endlagerungskosten haben die Atomfirmen auch noch massiv an dem Mülltourismus verdient. Gerade in Angarsk trifft der Import von Atommüll aus dem Westen auf starken Widerstand. Erst vor kurzem demonstrierten rund 1000 Leute gegen die UAA Angarsk und den Uranmüllimport.

Wenn es aus Deutschland in dieser schockierenden Situation irgendeinen praktischen Beitrag geben kann, dann ist es der sofortige Stopp aller Urantransporte von Gronau nach Russland. Sibirien darf nicht die Atommüllkippe für deutschen Uranmüll werden. Gerade jetzt dürfen wir unsere russischen FreundInnen nicht im Stich lassen.

Vor Ort kümmern sich Leute um die Verletzten und versuchen den Ermittlungsbehörden ein wenig Dampf zu machen. Ganz nach bekanntem Muster soll der Überfall als versuchter Diebstahl heruntergespielt werden, um kein öffentliches Aufsehen (vor allem im Ausland) zu erregen. Ohne Öffentlichkeit wird es aber keine ernsthaften Ermittlungen geben, auch das ist bekannt. Öffentliche Soli-Aktionen sind also sehr willkommen.

Eine Erklärung der Münsterländer Anti-Atom-Inis zu der Nazi-Attacke und ein Spendenkonto für die Angehörigen von Ilya findet ihr unter www.sofa-ms.de und www.urantransport.de.
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Ergänzungen

Verletzte und Festnahmen

SOFA Münster 23.07.2007 - 15:15
Nach aktuellen Infos aus Russland liegen noch zwei verletzte AtomkraftgegnerInnen im Krankenhaus. Dem Rest der Camper wurde von der Polizei jegliches Campinggerät konfisziert und sie zum Verlassen der Gegend aufgefordert. Man könne ihre Sicherheit nicht gewährleisten.

Auf der anderen Seite hat die Polizei inzwischen nach eigenen Angaben 20 verdächtige Skins festgenommen, die aus drei verschiedenen Städten stammen sollen. Ihnen wird derzeit angeblich schweres Hooligantum in Verbindung mit schwerer Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen.

In einer weiteren Reaktion vom Wochenende kündigte die russische Atomaufsichtsbehörde Rosatom nach einem ersten Versuch des Ableugnens an, den Import von westeuropäischem Uranmüll 2009 definitiv zu beenden. D. h. auch für Rosatom besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Widerstandscamp, dem Überfall der Skins und dem Protest gegen den Uranmüllimport aus Gronau, Almelo, Großbritannien und Frankreich.

Wir unterstützen deshalb die Trauer-Mahnwache morgen um 18 Uhr vor der UAA in Gronau!

russische faschos

werna 23.07.2007 - 16:12
in russland sieht das alles ziemlich umgedreht aus.
antifaschistische parties laufen eher anonym ab,da das kräfteverhältnis zu den nazis wesentlich geringer ist.
faschomorde gehören dort zur tagesordnung,die justiz scheisst drauf und stellt alles in unpolitisches licht.
gib doch mal bei youtube rusische nazis ein oder ähnliches da ist der hinterwäldler-bonehead noch wie ausem bilderbuch geschnitten.
wenn ich mich nicht irre kommt es dieses jahr schon auf ca. 80 morde von nazis in russland.

Message by SOFA Münster (english version)

egal 23.07.2007 - 16:16
According to current information from Russia, two injured activists are still in hospital. The camping stuff of the rest of the activists has been confiscated by Police. They were also prompted to leave the region. Police said they could not ensure the activists' safety.

On the other hand, Police said they arrested 20 suspicious skinheads from three different towns. They are being accused of grevious hooliganism in connection with grevious bodily harm with fatal consequences.

In a statement during the weekend, the russian nuclear regulation authority, Rosatom, announced after a first try of denial that they will definitely stop importing Western European atomic waste in 2009. This announcement also shows that for Rosatom there is a direct context between the resistance camp, the skinheads' raid on the camp, and the protests against the import of atomic waste from Gronau, Almelo, France and Great Britain.

That's why we support the funereal picket at the atomic waste reprocessing plant in Gronau tomorrow on 6 pm.


Anmerkung des Übersetzers: Die juristischen Begriffe hat mir dict.leo.org übersetzt, ich hoffe mal, dass die einigermaßen stimmen. Es sollte aber alles gut verständlich sein.

wo?

münsterländer 23.07.2007 - 18:57
wo soll den die kundgebung genau sein bzw das uaa oda so? wie komme ich da am besten mit nahverkehrsmittel hin ?

@münsterländer

SOFA Münster 23.07.2007 - 21:00
UAA steht für Urananreicherungsanlage. Die UAA Gronau befindet sich am östlichen Stadtrand von Gronau in der Röntgenstr. (Ausfahrt Gronau-Ost von der B 54 Münster-Enschede, dann rechts ins Industriegebiet und über die Ampel geradeaus bis direkt zum Haupttor der UAA).

Öffentlichen Nahverkehr gibt es vom Bhf. in Gronau leider gar keinen und die Bahnstrecke Münster-Gronau ist gerade wegen Bauarbeiten gesperrt (Schienenersatzverkehr zwischen Steinfurt und Gronau). Wer von außerhalb kommt und ne Mitfahrgelegenheit sucht, sollte sich rechtzeitig bei  sofa-ms@web.de melden. Wir tun unser bestes, um was spontan auf die Beine zu stellen.

Wegbeschreibung Urananreicherungsanlage

Pfadfinder 23.07.2007 - 21:05
Die Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen (!!) Gronau (gibt noch andere GronauS) hat ihre einzige Zufahrt an der Röntgenstraße 4. (Die Anlage liegt im Gronauer Stadtosten (Richtung Ochtrup) Da findet auch von 18.00 - 19.00 Uhr die Mahnwache statt.

Vgl.:  http://gronau.muensterland.de/container/routing.php?label=routing/7f72333c10757038305a7978691448176e332059.cont&menuid=51&topmenu=91

ÖPNV ist etwas schwierig. Auf der Bahnstrecke Münster - Gronau ist eine Baustelle; von Burgsteinfurt bis Gronau gibts da derzeit nur Schienenersatzverkehr. Von Münster kann man über Coesfeld nach Gronau mit der Bahn fahren (Umstieg in Coesfeld). Von Dortmund (über Dülmen, Coesfeld, Ahaus, Gronau-Epe) gibts auch eine Bahnverbindung nach Gronau; ebenso von Enschede (NL). Mehr unter www.bahn.de

In Gronau gibts Stadtbusse, z. T. aber nur als Rufbusse. Am besten direkt BusfahrerInnen am Busbahnhof (vor Bahnhof) fragen. Nur: Zur UAA fährt nix. Fragt nach Haltestellen in den Kreuzungsbereichen Heerweg / Ochtruper Straße bzw. Heerweg / Kaiserstiege.
Der Heerweg verbindet Kaiserstiege und Ochtruper Straße.
Sowohl Ochtruper Straße als auch Kaiserstiege führen Richtung UAA
Von der Ecke Heerweg / Ochtruper Str. (Cafe Kompass) die Ochtruper Str. stadtauswärts. An der 2. Ampel links in die Max-Planck-Straße. Dann immer geradeaus zur UAA (insg. ca. 2 km).
Von der Ecke Heerweg / Kaiserstiege (Kreisverkehr) durch die Allee (Kaiserstiege) stadtauswärts Richtung. Nach den Feuchtwiesen rechts in die Opelstraße. Letzte Str. links dann in die Röntgenstraße, dann am Ende links ist das UAA Tor. Auch diese Strecke ist ca. 2 km lang.

Fußweg Bahgnhof - UAA: ca. 4 km: Bahnhof - Bahnhofstraße / Gleise vor der Ampel überqueren und rechts in die Spinnereistraße. Am Ende rechts (Ampel) Gildehauser Straße. Dann gleich die 1. links, Kaiserstiege. Ca. 2 km folgen (durch 2 Kreisverkehre). Von der Ecke Heerweg / Kaiserstiege (2. Kreisverkehr) durch die Allee (Kaiserstiege) stadtauswärts. Nach den Feuchtwiesen rechts in die Opelstraße. Letzte Str. links dann in die Röntgenstraße, dann am Ende links ist das UAA Tor.

Und noch eine Variante für AutofahrerInnen ab A 31 / Emslandautobahn: Abfahrt Gronau Richtung Gronau (B 54), 1. Abfahrt raus, rechts in die Steinfurter Straße. An der Ampel über die Ochtruper Str. geradeaus in die Max-Planck-Str. Diese führt zur UAA / Röntgenstraße. Auch für Leute, die die B 54 aus Richtung Münster / Steinfurt nutzen gilt: Nach der A 31 die erste Abfahrt in Gronau raus, rechts in die Steinfurter Straße. An der Ampel über die Ochtruper Str. geradeaus in die Max-Planck-Str. Diese führt zur UAA / Röntgenstraße.

Alles klar?

Allen gute Fahrt.

Atomkraft? Nein Danke!

Schweigemarsch in Angarsk

SOFA Münster 24.07.2007 - 00:20
In Angarsk ist es als Reaktion auf den Mord an Ilya Borodaenko gestern (Montag) zu einem Schweigemarsch gekommen. Auch der Gouverneur des Gebietes Irkutsk schaltete sich inzwischen in die Ermittlungen ein. In einer überraschenden Wendung teilte er am Montagabend der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti mit, dass mittlerweile 20 Skinheads festgenommen seien und der brutale Überfall "jenseits menschlicher Vernunft" sei. Zuvor hat dieselbe Nachrichtenagentur einen Staatsanwalt zitiert, der Zweifel daran säen wollte, dass es sich bei den Campern um Umweltschützer handele. Stattdessen handele es sich um Anarchisten ... Sind die Leute dann Freiwild für Nazis ???

Der Mord an Ilya ist mittlerweile auf höchster politischer Ebene angesiedelt. Das liegt u.a. an der unermüdlichen Arbeit russischer Umweltgruppen und an den vielen Reaktionen aus dem Ausland (s. diverse Indy-Artikel). Es ist enorm wichtig, dass der öffentliche Druck aus dem Ausland nicht nachlässt. Deshalb erinnern wir nochmal an die Mahnwache vor der Urananreicherungsanlage Gronau heute (Dienstag) um 18 Uhr! Oder denkt euch weitere Aktionen aus.

Unterdessen sind weiterhin zwei Angegriffene im Krankenhaus, einer davon befinde sich in einem "kritisch-stabilen Zustand". Beruhigend hört sich das auch nicht an.

hmmmm

meckerer 24.07.2007 - 11:43
"Ganz nach bekanntem Muster soll der Überfall als versuchter Diebstahl heruntergespielt werden, um kein öffentliches Aufsehen (vor allem im Ausland) zu erregen"

dieser satz spielt meiner meinung nach die russischen verhältnisse ziemlich runter.
nazis werden in russland von staat und justiz unterstützt und das nicht um kein öffentliches interesse zu erregen sondern um halt gegen antifaschistische kritik -vorallem auch am staat- vorzugehen.
so wurden nazimörder zu lächerlichen strafen verurteilt oder vsogar freigesprochen.
auf der anderen seite werden antifas zu unverhältnismäßig hohen strafen verurteilt.
der russischen regierung sind halt dumme unkritische nazis lieber als eine kritische linksradikale bewegung.

Mahnwache vor russ. Botschaft in Den Haag

SOFA Münster 24.07.2007 - 16:04
Niederländische Umweltschützer werden morgen (Mittwoch) von 11.30 bis 13 Uhr eine Trauer-Mahnwache vor der russischen Botschaft, Andries Bickerweg 2, in Den Haag durchführen. Kontakt: s. Bericht auf www.indymedia.nl

Nach russischen Medienberichten ist der Zustand eines der Verletzten im Krankenhaus noch immer besorgniserregend. Die Medienberichte in Russland widersprechen sich inzwischen zum Teil. Mal ist von 20 Festgenommenen, dann wieder von 14 Festnahmen die Rede.

Wie dem auch sei: Zeigt eure Solidarität gegen jede Art von Nazi-Attacke und lasst euch Soli-Aktionen einfallen!

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Vorsichtig!!! — egal

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Redskins passen nicht? — Redskin No. 2