Solidarität mit Bahn-Streik in Berlin

Jim Knopf 11.07.2007 18:49 Themen: Soziale Kämpfe
Gestern fand zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein bundesweiter Streik der Lokfüher_innen statt. Am Berliner Ostbahnhof fanden sich gestern früh zu unhumanen Zeiten ein paar linksradikale Aktivist_Innen ein um ihre Solidarität mit dem Streik zu zeigen. Ein Bericht und ein Foto.
Gestern rief zum zweiten Mal innerhalb einer Woche die GdL (Gewerkschaft der Lokführer) zum bundesweiten Streik auf. Wonach die anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBL sich schon am Montag auf einen moderaten Tarifabschluss geeignet hatte, führte einzig die radikalere (was die Lohnforderungen angeht, nicht politisch) GdL den Lohnkampf innerhalb der Deutschen Bahn weiter. Bahn-Chef Mehdorn, der die GdL isolieren und dazu bringen will sich dem niedrigen Tarifvertrag der beiden grösseren Bahngewerkschaften anzuschliesen, liess den Streik der Lokfüher_Innen am Dienstag morgen per Gerichtsbeschluss verbieten. Die Lok-FüherInnen zeigten sich unbeeindruckt und legten trotzdem den Zugverkehr in Doof-Land grösstenteils lahm. Mehrere Millionen Menschen waren von dem Streik zwischen 8 Uhr und 10:15 betroffen, grosse Teile des Nah und Fernverkehts, sowie der S-Bahnen lagen lahm. Trotz enormen Druck von Seiten der Bahnführung und mehrere Millionen Euro Schadenerstzforderungen blieben die Lok-Führer_Innen standhaft und liessen sich nicht von den erpresserischen Maßnahmen der Bahn-AG einschüchtern. Sie fordern bis zu 30% mehr Lohn.

Aus Solidarität mit den berechtigten Lohnforderungen der Bahnarbeiter, aber auch um die Notwendigkeit einer gemeinsamen klassenkämpferischen Perspektive aller Lohnabhänigen gegen die Ideologienen der Volksgemeinschaft und Sozialpartnerschaft zu betonen, führten AktivistInnen der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) gestern am Berliner Ostbahnhof eine Solidaritätsaktion mit den Streik der Bahnarbeiter durch. So wurden mehrere tausend Flugblätter an wartende (und teils sehr mürrische) Berufspendler verteilt, indem dazu aufgerufen wurde sich nicht künstlich darüber aufzuregen das mensch heute möglicherweise zur Spät zur Schule,Büro oder Arbeitsagentur kommt, sondern die Zeit lieber dazu nutzen sollte sich Gedanken zu machen wie die berechtigten Lohnforderungen der Lok-FührerInnen zu unterstützen sind. Denn -Zitat aus dem Flugblatt - "Niemand hat ein Interesse an unterbezahlten, unausgeschlafenen Lofkührern die aus lauter Sorge wie die Studiengebühren für die Tochter zu bezahlen sind grüne und rote Blinker verwechseln und den ICE mit 200 Sachen in einen Regionalzug fahren". Weiterhin wird über die drohende (quasi beschlossene) Privatisierung der Bahn und ihre Folgen am Beispiel Grossbritannien berichtet (Höhere Preise, noch schlechterer Service, mangelnde Sicherheitsstandards, häufigere schwere Unfälle, Massenentlassungen). Am Ende des Textes werden die wartenden Berufspendler dazu aufgerufen es den Lok-Füher_innen gleichzutun und auch für ihre Interessen zu kämpfen und zu streiken, und sich dabei mit anderen Betroffenen zu solidarisieren. Den nur ein gemeinsamer Kampf aller Betroffenen ist in der Lage die Kapitalfraktion unter den nötigen Druck zu setzen, ein Generalstreik wird gefordert.

Die Reaktion der Bevölkerung waren gemischt. Viele zeigten ihre Solidarität und Verständniss mit dem Streik, einige regten sich tierisch darüber auf. Der Lacher des Tages war ein kurz angebunde Manager der wütend gestikulierend Verkündete er hätte nach Braunschweig gemüsst um "deutsche Arbeitsplätze in der Metallbranche" vor der "Abwanderung nach Slowien" zu retten, die könne er jetzt nicht tun. Das sei glatte "Arbeitsplatzvernichtung". Wahnsinn was machne Leute für Scheisse im Kopf haben. Die Bahnpolizei verwies die ARAB-Aktivist_innen zwischenzeitlich wegen "Trittbretfahrerei" des Bahnhofes und kontrolierte Personalien. An anderen Stellen konnte die Aktion jedoch fortgesetzt werden. Ab Freitag könnten die Aktionen fortgesetzt werden. Achtet auf Ankündigunen! Solidarisiert euch!

weitere Infos zum Bahnstreik:

Lokfüher ziehen durch:
 http://www.jungewelt.de/2007/07-11/054.php

Bündniss gegen Lokführer:
 http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/bahn/tarif07.html

Lokführer kämpfen an zwei Fronten
 http://www.wsws.org/de/2007/jul2007/lok-j11.shtml

Warnstreik: „Der Zug bleibt stehen
 http://www.sozialismus.info/?sid=2209


Infos zur Privatisierung der Bahn:

jungewelt-dossier:
 http://www.jungewelt.de/themen/index.php?tcid=36

bahn für alle:
 http://www.bahn-fuer-alle.de/
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Was ein wirklicher Streik wäre...

.... 11.07.2007 - 19:24
Solange Nulltarif bis die Forderungen erfüllt sind. Das gibt auch Sympathien in der Bevölkerung. So wie der Streik jetzt läuft, ist die Spaltung mit anderen Arbeitnehmern vorprogrammiert. Denn die Chefs fahren allesamt Auto. Die trifft der Streik nicht.

Flugblatt

ARAB 12.07.2007 - 15:58
www.arab.antifa.de

Solidarität mit dem Streik der Lokführer_innen

Vielleicht werden sie heute etwas Probleme haben mit der S-Bahn oder der Bahn zur Arbeit zu kommen. Denn das zweite Mal innerhalb einer Woche wird die "Gewerkschaft der Lokführer" mit einem bundesweiten Streik den Bahnverkehr im ganzen Land Lahmlegen. Statt sich darüber zu ärgern das wir einmal nicht pünktlich zur Büro, Schule oder Arbeitsagentur kommen, sollten wir Solidarität zeigen und uns Gedanken darüber machen wie sie die Bahnangestellten im Kampf für ihre berechtigten Lohnforderungen unterstützen können. Denn niemand kann ein Interesse an übermüdeten, schlechtgelaunten und unterbezahlten Lok-Führern haben, die aus lauter Sorgen darum wie die Studiengebühren der Tochter zu bezahlen sind grüne und rote Signalblinker verwechseln und den ICE mit 200 Sachen in einen voll besetzten Regionalzug fahren. Ausser Bahn-Chef Mehdorn und seine Manager natürlich, die fahren ja im Regel Auto und interessieren sich für die Sicherheit der Fahrgäste nicht so sonderlich. Ihr einziges Thema ist wie sie aus dem Bahn-Netz mehr Geld und nochmehr Geld herausholen können. Ein Weg mehr Geld zu machen ist natürlich den Mitarbeitern nur einen Hungerlohn zu bezahlen, wie die Deutsche Bahn es seit Jahren macht. Das dadurch die Sicherheit und Qualität leidet scheint den Herren in Wirtschaft und Politik egal zu sein. Ein anderer Weg um die Gewinnstatistik der Bahn ordentlich zu pushen ist die vollständige Privatisierung der Bahn. Nachdem die Bahn über 100 Jahre aus öffentlichen Geldern augebaut worden ist soll sie nun für ein Appel und Ei verkauft werden, inklusive des gesamten Schienennetzes und aller Bahnhöfe. Das ist ungefähr so als ob die Bundesregierung das gesamte deutsche Strassennetz für einen symbolischen Euro an Daimler-Benz verhökern würde. Was die Privatisierung für Folgen haben wird ist jetzt schon klar. Die Preise werden rasant steigen, der Service noch schlechter und jegliche Sicherheitsstandards werden aus "Kostengründen" über Bord geworfen. Wohin das führt können wir in Grossbritannien sehen. Da hat die Privatisierung der Bahn Ende der 80er Jahre katastrophale Folgen gehabt. Die Bahn wurde für den Normalbürger praktisch unbezahlbar und hunderte Menschen starben in spektakulären Unfälle, deren Ursache nachgewiesener Maßen Sicherheitsmängel als Folge der Privatisierung waren. Vor ein paar Jahren erkannte selbst der Britische Staat was für eine Scheisse er da angestellt hatte und kaufte die komplett heruntergewirtschaftete Bahn für ein Heidengeld zurück.

Doch die Bahn ist nicht der einzige Bereich wo auf unsere Kosten gespart werden soll, alle Bereiche des Lebens sollen mehr und mehr dem Diktat der Verwertungslogik unterworfen werden, von der Altenpfelge über den öffentlichen Personenverkehr bis hin zur Erziehungen der Kinder. Alles neue "zu erschliessende Märkte", nur der Mensch geht dabei vor die Hunde. Hinter solchen Entwicklungen steht der Verwertungsdrang des Kapitals. Profitmaximierung ist das nunmal Grundprinzip des kapitalistischen Systems in dem wir (leider) Leben und das macht auch vor der Bahn, Krankenhäusern, Schulen und anderen Bereichen staatlicher Infrastruktur nicht mehr halt. In dieser Logik kommen menschliche Bedürfnisse nur als "Störfaktoren" und "unerwünschte Kosten" vor. Und wir sind alle Betroffen von dieser
Logik: Lohnkürzungen, HartzIV, Studiengebühren, Schulgeld, Mieterhöhung, Rentenkürzungen und all die anderen sozialen Schweinereien die wir in den letzten 20 Jahren über uns ergehen haben lassen. Von den Lok-Führern sollten wir lernen dieses Land stillzulegen und wieder für unsere Rechte zu Kämpfen! Wir müssen das neoliberale Gesabbel der Wirtschaftsweisen und Politiker von wegen "Gürtel enger schnallen" für das "Allgemeinwohl" des "Standort Deutschlands" endlich ignorieren und anfangen unser Leben zurückzuerobern. Die besten Möglichkeit den "Unternehmern" und Politikern zu zeigen das wir keine Bock mehr auf ihre Zumutungen haben, wäre wenn wir alle einfach mal einen Tag lang nicht mehr arbeiten und funktionieren würden. Bis dahin ist es noch ein langer Kampf, doch erstmal freuen wir uns darüber das die Lokführer den Anfang gesetzt haben und Deutschland stillgelegt haben. Deshalb solidarisieren wir uns mit den streikende
Lokführer und fordern frei nach Karl Marx: Lokführer aller Bundesländer verspätet euch!

Alles zusammen gegen Sozialabbau - Für einen Generalstreik!
Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin [ARAB]

generalsterik: nicht ohne konkrete ziele

lyrum larumms 07.08.2007 - 04:06
eine leise frage nach der möglichkeit, blokaden von castortransporten mit bahnstreiks zu verbinden, stellt der eintrag 39 auf
 http://www.pom-lit.de/lyrikzeitung/lpoe2007jul1.html
der eintrag erinnert an den 2004 von einem castorzug überfahrenen sebastien briat.
wenn zu einem generalstreik aufgerufen wird, sollten konkrete ziele vor den augen schweben. eine möglichkeit wäre das gemeinsame eintreten gegen die verlängerung des afganisthaneinsatzes. eine andere wäre der zusammenschluß auf der thematischen - potenziell breit verbindenen - grundlage von antiatomprotesten.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 17 Kommentare an

Flugi??? — SÍNNvoll

Klasse — muss

Peinlich ist es ja doch — hasimausi

Solidarität — Lichtgestallt in dunklenklamotten

hansalbers — h a

Titel der Ergänzung — Dein Name

liebe mods, — bahnfahrerin

Coole Aktion — "antideutscher"

Nur — schlecht

Mehr davon! — Symphie

Gute Arbeit, Genossen! — Gewerkschafter

muss ausgefüllt werden — muss ausgefüllt werden