Nazi-Demo und Proteste in Rostock

Edna 08.07.2007 21:45 Themen: Antifa
Einmal mehr wollten Nazis in Rostock ein deutliches Zeichen für einen rechten Szene-Shop und gegen Antifa-Proteste setzen. Doch wieder kamen weniger Anhänger als erwartet. Eine Gegendemonstration fand unterdessen großen Zuspruch.
Wenn das mal nicht herzergreifend war. Da hatte man sich extra T-Shirts drucken lassen, auf denen Rostock zur "Frontstadt" erklärt wurde, zeigte sich erneut und immer wieder solidarisch mit den Betreibern des rechten Szene-Shops "East Coast Corner" und zollte ihnen Beifall, als man am Laden vorbeidemonstrierte. Und nur schwer gelang es Geschäftsführer Thorsten de Vries, Fassung und Stimmlage zu wahren, als er den Kameraden für ihr Vorbeischauen dankte. Nur ein wagnerisches Musikstück hat noch gefehlt, um dem ganzen Stimmung zu verleihen. Jene des heldenhaftes Untergehens etwa, oder des Eintretens für eine Sache, die bereits verloren ist.

Denn mit ihrer Demonstration in Rostock für jenen Nazi-Laden, der seit seiner Eröffnung vor drei Wochen von Protesten begleitet wird, blieb die NPD einmal mehr hinter ihren vollmundigen Ankündigungen zurück. Statt der erwarteten 500 Kameraden fanden nur um die 300 den Weg nach Rostock. Demgegenüber folgten zwischen 800 und 1.000 Menschen dem Aufruf zu einer antifaschistischen Demonstration. Der Zug der Rechten durch die Stadt wurde von lautstarken Protesten begleitet.

Die Proteste gegen Nazi-Strukturen in Rostock und anderswo hatten gegen Mittag am Bahnhof begonnen. Eine bunte Mischung aus Antifas, Gewerkschaftler/innen, Mitgliedern von Parteien, Vereinen oder ziviligesellschaftlichen Gruppen und einfach viele Anwohner zogen hinter dem Fronttransparent "Let's rock them hard! Naziläden dichtmachen!" durch die Rostocker Innenstadt. Auf dem Weg wuchs die Demo immer mehr an, bis sie schließlich ohne Probleme am Rand der Kröpeliner Tor-Vorstadt beendet werden konnte.

Von dort aus zog es viele in das Viertel, in dem der Nazi-Shop zu finden ist. Angeführt von zwei Wasserwerfern bahnte die Polizei am Nachmittag den NPD-Anhänger/innen den Weg, die vor allem aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg, Sachsen-Anhalt angereist waren. Während ein "schwarzer Block" der Nazis versuchte, für Stimmung zu sorgen, fiel der ansonsten traurigen Haufen wenig auf. Nebst anderen Neonazis waren die NPD-Abgeordeten Birger Lüssow als Anmelder, Stefan Köster und Michael Andrejewski als Redner sowie - zum Glück mit einer Trommel statt mit einem Mikrofon ausgerüstet - Tino Müller zu sehen. Fraktionschef Udo Pastörs und Parlamentskollege Raimund Borrmann sowieso blieben der wenig ansehlichen Propaganda-Parade diesmal fern.

Nach einem zügigen Gang durch das Viertel und mehreren Zwischenkundgebungen verließen die meisten Rechten recht schnell wieder die Stadt, ohne bis zur Nazi-Party am Abend im Stadtteil Gehlsdorf zu warten. Wer zurückblieb war de Vries mit seinem Laden in der Doberaner Straße. Und der Protest: Denn trotz der Solidaritätsbekundungen von auswärts, trotz der Drohungen und Angriffe gegen Antifaschist/innen und Anwohner/innen geben sich diese mit dessen Anwesenheit nicht zufrieden. Lautstarke Kritik, mehr als 4.000 Unterschriften für die Schließung und direkte Aktionen wie Farbbeutelwürfe waren allein in den letzten Tagen Teil jener Auseinandersetzung, die die Rechten zum Kampf um die "Frontstadt Rostock" erklärt haben. Und die in einiger Zeit vielleicht nicht mehr ist als verklärte Erinnerung, ohne Nazi-Laden. Dazu passen dann auch prima ein paar wagnerische Schmonzetten, um ob des Untergangs so manches Kameradenherz zu ergreifen.

Naziläden dichtmachen!
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Ergänzungen

Bilder der DEMO incl. "Black (kiddy) Block"

Dein Name 08.07.2007 - 23:11
hier sind bilder der demo zu finden. sollten weitere dieser trauerspiele über unsere strassen (t)rollen werden dort weitere bilder zu finden sein.

 http://www.flickr.com/photos/9903655@N08/

gewahrsamnahme bei ankunft

kloputzer 08.07.2007 - 23:22
also hab leider ned viel von der demo mitbekommen da ich am hbf gleich in gewahrsam genommen wurde, wie sechs weitere personen auch.grund dafür war das wir vermummungsgegenstände wie tuch und "sonnenbrille" mitgeführt haben.

wir sind mit dem zug um 10:52 aus hamburg am hbf rostock angekommen und wurden gleich von der polizei aufgefordert uns auf dem gleis zu sammeln um vorkontrollen durchzuführen.
das mitführen von einer sonnenbrille und eines tuches hat den cops gereicht mich mit in gewahrsam zunehmen.
die kontrolle am hbf hat ca ne stunde gedauert.
wir wurden dann in die ulmenstrasse (G8 sammelzelle) gefahren.

nach ca zwei stunden wurde uns bekannt gegeben das wir noch einem richter vorgeführt werden.
und um 16:30 durfte ich mit richterlichem beschluss und platzverweis für die ktv die ulmenstrasse verlassen.dafür hatte ich eine viertel stunde zeit!zwei der sieben leute mussten bis um acht uhr morgens in gewahrsam bleiben.

A.C.A.B.

GeSa

Antifa 09.07.2007 - 07:25
@Kloputzer:

Kurz nach 21Uhr wurden die letzten aus der GeSa rausgeschmissen.
Sie wurden auch von in HRO verblieben Antifa abgeholt und betreut.

Die Übernachtungs-Einschüchterung hat also nicht geklappt. Und selbst wenn sie dort hätten übernachten müssen: Sie wären morgens nicht alleine gewesen.

Es besteht aber die Möglichkeit, dass einige ein längeres Verfahren erwartet :(

@ Antifa Spion

CLARA DECKEL 09.07.2007 - 09:41
Hallo Antifa Spion.

Mehr Fotos findest Du unter:

 http://clara-deckel.magix.net

P.S. Direkt unter Indy+Antifa gibt es schon einen Artikel: Bericht und Fotos aus Rostock ebenfalls mit Linkhinweis.

Übersetzung

andi 09.07.2007 - 21:07
@angelo
Die Transpi-Übersetzung könnte nach Lexikon auf deutsch heissen : Eine Zuckerstange für die Fleißigen. Alles klar ?

noch mehr Fotos

ab 10.07.2007 - 09:49
noch ein paar Fotos von der Wismarschen Straße

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Mehr nazifotos — Antifa spion

hmm — riot

black block — schlumpf

@Clara Deckel — Klares Wasser