Mapuche: Folter

Álvaro Hilario 06.07.2007 20:40 Themen: Biopolitik Soziale Kämpfe Ökologie
Unter Folter erpresste Zeugenaussage führt zur Verurteilung eines Mapuche-Dirigenten; Anklagepunkt: Terroristische Brandstiftung an
Einrichtungen einer Holzfirma auf indianischem Territorium
DIE CHILENISCHE REGIERUNG VERSCHWEIGT EINSATZ VON FOLTER
von: Álvaro Hilario, Chile
Héctor Llaitul ist einer der vielen inhaftierten Dirigenten der Arauco-Koordination Malleco (CAM). Für die chilenischen Funktionäre ist der am 21. Februar 07. Verhaftete, der wegen "terroristischer Brandstiftung" unter Anklage steht, aufgrund seiner Zugehörigkeit zur CAM ein "spezieller Gefangener". Llaitul wird jedoch nicht etwa als Politischer betrachtet, sondern vorzugsweise als "(Miteigner) comunero Mapuche" bezeichnet.

Die Coordinadora Arauco-Malleco (CAM) ist eine Gruppe, die die verschiedenen Gemeinden/Gemeinschaften der Mapuche miteinander verbindet, wird vom chilenischen Staat und seinen Medien als "verbotene terroristische Vereinigung" bezeichnet und als solche verfolgt.

Llaitul erläutert die gegen ihn gerichtete, juritische Konstruktion:
Nach der Anklage, im Dezember 2006 einen Maschinenpark der Holzfirma Mininco in Brand gesetzt zu haben, gab es während des Prozesses nur einen einzigen Zeugen, der unter Folter ausgesagt hatte. Dies war Beweis genug, zu einer Haftstrafe von zwischen 5 bis 11 Jahren verurteilt zu werden. "Auf der Basis meiner Gesamtakte", berichtet Llaitul in Anspielung auf seine sechs vorherigen Prozesse, "wurde ich als hochgefährlich eingestuft. Ich habe einen Pflichtverteidiger gestellt bekommen, der von nichts eine Ahnung hat und der schon gar nicht das Thema Folter anklagt". Im Dezember wird die erste von einem halben Dutzend Verhandlungen stattfinden. "Der Zeuge, Roberto Painemil (derzeit in Lautaro inhaftiert) wurde von einer Gruppe Zivilbeamter festgenommen und gefoltert; sie schlugen ihn mit einer Eisenstange auf den Kopf und traktierten ihn mit elektrischen Knüppeln. Er wurde nicht zu einem legalen, medizinischen Dienst gebracht und gezwungen vor einem Staatsanwalt eine Erklärung abzugeben, anstatt wie es in diesen Fällen die Regel zu sein hat, vor einem Richter. Er wurde überdies gewarnt, dass falls er diese Vorgänge anzeigen würde, seine Familie die Konsequenzen zu tragen hätte. Natürlich würde es uns gefallen haben, wenn er die Folterungen angeklagt hätte, aber er war allein und vollkommen eingschüchtert”.

Diese Angst muss besiegt werden; der von der Regierung und den Kommunikationsmedien aufgezwungene Medienzirkus ist die vorausgesetzte Bedingung dafür, dass soetwas geschehen kann. "Wir vertrauen auf die Alternativen Medien; auf Leute wie Sie/Ihr, um diese Taten bekannt zu machen. Die sozialistische Regierung, die sich für demokratisch erklärt hat, verschweigt den Einsatz von Folter (gebräuchlich im Kampf gegen die Mapuche-Nation) und behauptet, sie gehöre der Vergangenheit an, den Zeiten der Diktatur".

Wie Héctor Llaitul treffend sagt, ist die Rolle der chilenischen Kommunikationsmedien diesbezüglich fundamental: "Die Kommunikationsmedien sind in der Hand der Rechten und handeln in Übereinstimmung mit dem Staat; dieser und die Medieninhaber haben dieselben Interessen wie die Holzindustrie, die Zellulosefabriken und Energiekonzerne. Es ist nicht nur die Folter die sie verschweigen: Sie verschweigen ebenso die Präsenz von Paramilitär und den systematischen Einsatz von "Zeugen ohne Gesicht", die für Geld erklären, was die Carabineros ihnen vorgeben". Eine andere Aufgabe der Medien ist es, den Kampf der Mapuche zu kriminalisieren, sie zu diskreditieren und zu bewirken, dass sie die Unterstützung der Öffentlichkeit verlieren.

Llaitul weiter über die Konfrontation mit der Holzindustrie in Verteidigung des Mapuche-Lands:
"Die Holzfirma Mininco hat (gemeinsam mit dem Energieunternehmen ENDESA, einer unserer Hauptwidersacher) die Politik gerändert. Es wird nicht nur mehr Gewalt, der Paramilitärs, eingesetzt. Sie diversifizieren die Repression: Sie betreiben Studien in den Gebieten, in welchen die Anpassungspläne (Propaganda, Kurse, etc.), die in vielen Fällen von der Interamerikanischen Entwicklungsbank mit dem Ziel, einen Sicherheitszirkel im Bereich ihrer Landsitze zu schaffen, finanziert sind, funktionieren. Dann werden Bauern der Parzellen und die Jagdclubs bewaffnet, damit sie Beobachtungskomitees (die in Chile legal sind) bilden können, mit denen sie sich dann gegen "schlechte oder gewalttätige Nachbarn" verteidigen. Auf diese Weise wird versucht, die Kämpfenden in die Isolation zu treiben".

Aber Héctor Llaitul hat auch eine optimistische Botschaft: "Trotz alledem haben wir erreicht, dass die Gemeinden/Gemeinschaften weiterkämpfen und die CAM konnte ihre Verbindungen mit ihnen aufrechterhalten. Für uns ist die Zurückeroberung unseres Landes unumgänglich, um unsere Einheit als Mapuche-Gemeinschaft wiederherzustellen. Das ist, worum wir weiterhin kämpfen..."

( Quelle:  http://www.diagonalperiodico.net/article4307.html )
freie Übersetzung: tierr@

Vorherige Beispiele für justizielle Ungerechtigkeit gegenüber den Mapuche.

Chile: Mapuche-Führer verhaftet
 http://de.indymedia.org/2007/03/171641.shtml

MAPUCHE im Hungerstreik!!!
 http://de.indymedia.org/2006/04/144120.shtml
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Ergänzungen