Nach 20 Jahren kracht es wieder in Freiburg

UmLiF 05.07.2007 19:06 Themen: Antifa
Nach 20 Jahren krachte es nun endlich wieder ordentlich auf einer Demonstration in Freiburg. Bei einer spontanen, militanten Bleiberechtsdemo am Samstagabend(30.Juni) zogen ca. 60 entschlossene Autonome durch die Strassen der Breisgaumetropole. Polizei überfordert, BürgerInnen irritiert bis solidarisch, Ausschreitungen und Provokationen en masse...
Die ultramilitante Linke in Freiburg(UmLiF) formierte sich am Samstag gegen 21 Uhr konspirativ zu einer spontanen Demonstration. Grund war die bevorstehende Abschiebung des Aktivisten R. Obotron. Obotron war seit etlichen Jahren in verschiedenen Zusammenhängen der ultramilitanten Linken in Freiburg aktiv und bereits durch Film und Fernsehen bekannt. Allerdings werden die Aktionsmöglichkeiten für emanzipierte Politik in Freiburg immer weniger: Wursthaare, Bärte, untrainierte Oberkörper ohne Shirts und verkürzte Kapitalismuskritik prägen die Stadt. Der Fall Obotron ist einer der ersten Konsequenzen dieser Entwicklung. Durch sein politisches Engagement sah er sich immer wieder massiver Repression ausgesetzt, trotzdem kämpfte er mutig weiter. Am Sonntag, den 1. Juli jedoch sollte er schließlich in aller Frühe in die Hauptstadt Berlin abgeschoben werden.
Wieder einmal sollte ein Vordenker der UmLiF mundtot gemacht werden und verschwinden. Dies blieb zum Glück nicht unbemerkt.
Deshalb ließen es seine GenossInnen und KampfgefährtInnen noch einmal richtig krachen...

Die Demonstration sammelte sich um 21 Uhr. Bereits zu diesem Zeitpunkt kam es zu massiver Repression seitens der Stadt Freiburg(Ordnungsamt). Ein vermutlicher Blitzer observierte den geheimen Treffpunkt im abgelegenen Schlauchweg unweit vom ersten Startpunkt der Demonstration. Auf diese gezielte und nicht zu tolerierende Provokation fingen entschlossene und kämpferische AktivistInnen an Barrikaden zu bauen und Steine zu sammeln, um eine befürchtete Intervention der Polizei abwehren zu können. Dabei kam es zu einem unerfreulichen Zwischenfall: Ein freier Journalist vom Piratensender Radio Freie Wiehre wurde wegen eines Missverständnisses angegriffen, da er keinen Presseausweis bei sich trug und einem Zivilbeamten des Staatsschutzes ähnelte. Er zog sich trotz Stein- und Flaschenwürfen keinerlei Verletzungen zu und konnte den weiteren Verlauf der Demo auf seinem Pressefahrzeug begleiten.
Einzelne AktivistInnen schlichen sich nach diesem Zwischenfall in klandestinen Kleingruppen zum zweiten Startplatz der Demonstration. Auf dem Weg wurde eine Gruppe von Mitarbeitern der Deutschen Bahn angepöbelt und provoziert. Nur dem besonnen Verhalten der AktivistInnen ist es zu Verdanken, dass es nicht bereits zu diesem Zeitpunkt zu ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen kam.
Am neuen Sammelpunkt, dem Bahnweg im Freiburger Stadtteil Stühlinger / Hasslach, formierte sich die Demo endlich und zog kämpferisch, entschlossen, vermummt, mit lauten Rufen und unter den entsetzten Blicken der BürgerInnen zur ersten Zwischenkundgebung vor dem Gebäude der Bundespolizei in der Nähe des Hauptbahnhofes. Es wurde ein Redebeitrag der ARIF verlesen. Dabei wurde das Gebäude der BP mit Pyrotechnik eingedeckt. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge standen bereit zur Intervention, aber die unmenschliche Maschinerie kam nicht in Bewegung, da die BeamtInnen völlig eingeschüchtert in ihren Stuben hocken blieben. Erst nachdem sich der Demozug unter lauten Parolen, wie „R.Obotron muss bleiben – sonst klirren eure Scheiben“, "Zicke-zacke, zicke-zacke Rooooooo- Booooooo – Tron“ oder „Düb Düb Düb Dö Dö Düb Düb Düb Dö Düb Dö Düb Dö Düb Düb Düb“ wieder in Bewegung gesetzt hatte, wagten sich einige todesmutige BeamtInnen doch noch in ihre gepanzerten Fahrzeuge, um die immer noch sehr kämpferische Demo zu verfolgen und vermutlich aufzuhalten.
Es kam zu einer erneuten, unglaublichen Provokation staatlicher Organe. Ein Einsatzfahrzeug versuchte die Demo zu spalten, in dem es ohne Rücksicht auf die TeilnehmerInnen einfach in die Mitte des zuges fuhr. Allerdings gelang es den Ultramiltanten diese Provokation im Sande verlaufen zulassen, in dem in Ketten auf die blaue „Rote Brücke“ eingebogen wurde, wohin die aufgefahrenen Taufpanzer nicht folgen konnten. Jetzt gab es kein Halten mehr und das restliche Arsenal an Pyrotechnik wurde fast vollständig aufgebraucht, um genug Nebel zu entwickeln und dann durch einen beherzten Zwischensprint den grünen Schergen und ihrem zu erwartenden Kessel am anderen Ende der Brücke zu entgehen.
Weiter im Grün: Zahlreiche Flugblätter zum Thema „R.Obotron“ und „Emanzipatorische Mülltrennung“ wurden an wesentlich solidarischere BürgerInnen als im Stühlinger verteilt. Ein Redebeitrag der zionistischen Gruppe U.W.E. zum Thema „Uneingeschränkte Israelsolidarität“ vor dem Bonzenpalast Konzerthaus musste leider verschoben werden, da der Referent sich am Abend davor in einer Freiburger Bar besoffen hatte. Leider konnte er selbst am Samstag keine anderen Wörter, als „Saufen, Saufen, Saufen“, „Ihr Wixer“, „Libanon, Palästina, Alkohol – Hamas ertränken“ oder „Warum ist mein Piepmatz so klein?“ stammeln. Allerdings wird der Redebeitrag während der nächsten Sponti nachgeholt, wenn die Ärzte die passende Medikation wieder eingestellt haben. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch.
In der Wilhelmstrasse wollten sich angetrunkene Punker mit der Demo solidarisieren und den sogenannten „Suffis – Block“ aufstellen. Allerdings waren sie bereits so betrunken, dass sie sich, beim Versuch Ketten zu bilden, derart verhakten, dass sie sich nicht mehr entwirren konnten. Außerdem verstießen sie gegen das strenge Alkohol – und Drogenverbot der Demo, so dass die AktivistInnen sie einfach ineinander verkeilt in den Innenhof des Jos Fritz Cafes rollten.
Die Abschlusskundgebung fand vor der Freiburger Szenekneipe „Reichsadler" (aka Geier) statt. Doch bevor der finale Redebeitrag der Kundgebung gehalten werden konnte, kam es zur endgültigen, totalen Eskalation der ohnehin schon hochbrenzligen Situation. Da die Kneipe geschlossen war, konnten die Autonomen nicht auf das vermutete Mate – Teelager zurückgreifen, um die durstigen Kehlen zu trocknen. Es entwickelte sich ein Aufstand. Aus den vorderen fünf Reihen stürmten TeilnehmerInnen in Richtung Adlerstrasse, wo zu diesem Zeitpunkt im Innenhof des Grethergeländes ein Benefiz-Konzert von Radio Dreyeckland stattfand. Auch hier kam es zum Einsatz von Pyrotechnik und Knallern, was zu einer nichtbeabsichtigten Panik unter den Besuchern des Hoffestes führte. Der Schwarze Block nutzte die Gelegenheit gerne, um unerkannt in der Menschenmenge zu verschwinden. Die Demo löste sich augenscheinlich auf. Mittlerweile war nämlich die Kunde dieser kraftvollen und entschlossenen Demo auch auf das berüchtigte Revier Süd vorgedrungen. Daraufhin setzten sich zahlreiche Fahrzeuge in Bewegung und suchten in den Stadtteilen Wiehre und Horben gezielt nach möglichen TeilnehmerInnen. Das ganze wirkte allerdings sehr hilflos und unkoordiniert, wie eingesetzte Späher berichteten, trotz des Blaulichtes und der Martinshörner.
Im Schutze des Hoffestes besetzten die AktivistenInnnen später den Spielplatz in der Faulerstrasse, um ihre Solidarität mit den besorgten Eltern gegen den Bau einer Turnhalle unter dem Spielplatz auszudrücken. Dort ließen sie den Abend mit reichlich Mate und dem singen von Evergreens, wie „Maria (I Like It Loud)“ oder „Ten German Bombers“ ausklingen. Außerdem rezitierte der schwedische Genosse Pingel in seiner unnachahmlichen Art noch Stellen aus der Mao-Bibel. Trotz zahlreicher Versuche von Hippies in das Areal einzudringen, wurden diese militant zurückgedrängt und der Spielplatz bis morgens um 6 gehalten.

Fazit: Entgegen anders lautender Meinungen ist es in Freiburg immer noch möglich, vermummt, entschlossen und militant eine Demonstration durchzuführen und dabei mehr Pyros als die SC Freiburg Ultras einzusetzen. Dies scheint einzig und allein am Willen und Können der TeilnehmerInnen zu liegen. Trotz zahlreicher Baustellen entlang der Demoroute wurde niemand verletzt.

Bleiberecht für alle – überall
Gegen Kapitalismus und Berlin
Vermummung schütz vor Repression
Sachschaden: vermutlich 10.000.000 €
Ultramilitante Linke Freiburg 1 der Rest 0
Wenigstens wir hatten unseren Spaß....

Satire ist, wenn mensch trotzdem lacht...



die ultramilitante linke autonome bewegung freiburg und das kommando „kk“
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Ergänzungen

Hier

die Bilder 05.07.2007 - 19:38
endlich

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 29.07.2007 - 23:23

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 14 Kommentare

Phatte Photos!

UmLaBF 05.07.2007 - 19:17
hier die exklusiven Bilder...

witzig

Ich 05.07.2007 - 19:37
witzig, aber basiert das auf ner echten Demo, die hier kritisiert werden soll, oder ist das alles frei erfunden ?

?

Ariel S. 05.07.2007 - 19:43
endlich mal wieder ein sinnvoller artikel auf indygala, danke!

haha!

jupps 05.07.2007 - 21:04
Damit ich das jetzt richtig verstehe: 6 Men in Black haben sich mal richtig dufte in Szene gesetzt und uuuuuuuuuunglaublich viel in Freiburg bewegt? Krass! Ich bin beeindruckt! die Aussenwirkung ist mit Sicherheit durchschlagend und auch sonst eine absolut sinvolle Aktion! You made my day - thankyou!

dumm...

ist 05.07.2007 - 21:09
nur, wer dies nicht kapiert...
dafür muss man halt in freiburg wohnen...

Was

soll 05.07.2007 - 22:20
das?
Provinz-Spinner,die nachts durch nen Ort laufen?

getarnte Indymods in Pose?

Poldi-Preis 05.07.2007 - 22:30
Ich erinnere mich, als vor etwa 5 Jahren www.Indymedia.de den Poldi-Preis von der Wissenschaftsministerin Buhlmahn bekam und gleichzeitig vom Verfassungsschutz als angeblich "linksextremistisch" eingestuft wurde, posierten die Indy-Mods damals ebenso stolz grinsend im Autonomendress für die eigene Homepage. Das 6er-Pack doch nicht etwa das Freiburger Indymod-Kollektiv in Pose?
Die Dauerpräsenz dieses albernen Beitrags und die permanente Zensur spöttischer Kommentare durch die Mods läßt jedenfalls darauf schließen!
Dieser Beitrag unbekannter Spaßnasen erinnert auch peinlich an den Indy-Beitrag zum 1. April 07 auf der Frontpage über die "Indy-Zensur" - April, April, Kicher, Kicher!

weniger lustig...

pfff 06.07.2007 - 11:29
als vielmehr etwas arrogant im Ton, zudem kennt man solche Aktionen schon zur genüge. Samstag in der Stadionkurve Oleoleole...
Männer feiern sich und ihren Oberkörper...

Meine Lieblingsstelle!

Amüsiert 06.07.2007 - 12:29
"Im Schutze des Hoffestes besetzten die AktivistenInnnen später den Spielplatz in der Faulerstrasse, um ihre Solidarität mit den besorgten Eltern gegen den Bau einer Turnhalle unter dem Spielplatz auszudrücken."

Genau! Zeichen wollen gesetzt werden. :-)

@Poldi-Preis

Freiburger Indymod 06.07.2007 - 12:43
Zu deiner Frage: "Das 6er-Pack doch nicht etwa das Freiburger Indymod-Kollektiv in Pose?"

Nein, aber die PoserInnen auf den Fotos sind trotz Hassi nun echt nicht schwer zu erkennen und uns natürlich alle wohlbekannt. Auch haben wir bisher nicht einen einzigen Kommentar zu diesem Artikel gemoddet. Dieser wird der erste sein...

Eins

part time slavery 07.07.2007 - 01:01
"wurde wegen eines Missverständnisses angegriffen, da er keinen Presseausweis bei sich trug und einem Zivilbeamten des Staatsschutzes ähnelte."

Ich finde es nicht einfach einen Zivilisten mit einem Zivilbeamten zu verwechseln.
Bei so einem auftreten muß man einfach mit bestimmten reaktionen rechnen, anpöbeln lassen etc. wald, rein raus

Endlich

voll entschlossen 07.07.2007 - 12:59
Bisher wurde jeder Freiburger Rotzhaufen auf Indymedia zu einer ganz entschlossene und kämpferische Demo hochgejubelt und jede Niederlage zum Erfolg umgebogen. Schön, dass es endlich mal eine kraftvolle Demo gab, und vorallem, dass auf Indymedia darüber objektiv, selbstkritisch und ohne zu übertreiben berichtet wird.

Danke

berlin?

berlina 07.07.2007 - 18:06
öhm, gibt es da nen ernsthaften grund, warum auf dem transpi "gegen berlin" steht? einfach nur mal so aus interesse...

@berlina

BreisCow 08.07.2007 - 14:30
Weil:
"Am Sonntag, den 1. Juli jedoch sollte er schließlich in aller Frühe in die Hauptstadt Berlin abgeschoben werden." Ansonsten rockt Berlin natürlich!