Jahresausstellungseröffnung HfbK gestört

Die Hochschule für bildende Künste in Hamburg ist die einzige Hochschule in Hamburg, die bisher das Quorum für einen Boykott der Studiengebühren erreicht hat. Und zusammen mit den Studierenden der Theaterakademie, welche einen "Wilden Boykott" ohne Treuhandkonto durchzieht, sind sie die letzten Boykottleuchtfeuer in Hamburg. Mit über 50% der Zahlungspflichtigen, die auf das Boykott-Konto überwiesen oder sich schriftlich verpflichtet haben, ist damit auch das beste Ergebniss erzielt worden. Mehr noch, über 80% der Zahlungspflichtigen haben bis heute nicht an die Hochschule überwiesen.
Trotz dieser Zahlen hat der Rektor, der bislang eigentlich als Gebührengegner bekannt war, Mahnungen an seine Studierenden geschickt, die dazu aufforderten, bis zum 9. Juli die 500 Euro zu überweisen, ansonsten werde er gezwungen sein, sie zu exmatrikulieren. Die Boykotteure ließen sich davon bislang wenig beeindrucken - wissen sie doch, dass bei einer Wahrmachung der Drohung einer bleibenden Exmatrikulation von so vielen Studierenden die Hochschule finanziell nicht mehr tragbar wäre und somit geschlossen werden müsste.
Ein Umstand, der vielleicht Wissenschaftssenator Jörg Dräger (nicht gerade ein Kunst- und Freiheitsfreund) gefallen würde, nicht aber der Stadt Hamburg, für die die HfbK bis heute eine Vorzeigehochschule in Sachen Kunst und Kultur ist.
Und so stand auch die Jahresausstellung, in welcher die Kunststudierenden ihre Werke dem geneigten Publikum präsentieren, unter dem besondern Licht, die eventuell letzte Jahresausstellung der HfbK zu sein. So versammelten sich viele Studierende vor der Eröffnung, um ein Foto "im Schatten der drohenden Exmatrikulation" zu machen und so Gesicht zu zeigen.
Anschließend wurde die Eröffnungsrede des Rektors nach draußen verlagert, da die Schule selbst mit einem überdimensionalen 500 Euro Schein symbolisch verschlossen war.
Viel verstehen konnte mensch jedoch nicht - ein Hupkonzert gegen Studiengebühren von sympathisierenden AutofahrerInnen vor der Hochschule übertönte die Reden des Exmatrikulators. Derweil regnete es aus den oberen Etagen fortwährend Exmatrikulationsandrohungen auf das gespannte Publikum. Und zu guter letzt wurde dann eine Rauchbombe mitten ins Podium des Rektors geworfen - die Rede daraufhin abgebrochen.
Nachdem sich dann die Lage irgendwann beruhigt hatte durfte der Rektor die 500 Euro zerschneiden, um so wieder bei den Studierenden und der Gebührengegnerschaft anzukommen und die Ausstellung trotz und gegen Studiengebühren zu eröffnen.
Dennoch lief auch die Ausstellung alles andere als normal ab:
Wer sie sehen wollte musste durch eine Warteschlange und mit Unterschrift seine Solidarität mit den Boykotteurinnen der HfbK verkünden, ansonsten gabs keinen Einlass. Drinnen erwartete die Besucher dann an vielen Stellen anstelle von Kunstwerken gähnende Leere, mit dem kurzen Verweis "Ich stelle diesmal nicht aus", die Androhung der Exmatrikulation prangte überall entgegen, ob im Fahrstuhl, an den Wänden, neben Kunstwerken oder, wie von der Klasse Susanne Dupont, selbst zu Kunstwerken verarbeitet. Diese hatten innerhalb von zwei Tagen eine Ersatzausstellung auf die Beine gestellt unter dem Titel "Widerstand gegen das Einzelbild - das fotografische Essay" und verkündeten: "Wenn es keine Studiengebühren mehr gibt, zeigen wir unsere Arbeiten."
Offizieller Eröffnungstermin ihrer eigentlichen Ausstellung ist bislang auf das Datum Freitag, dem 19. Oktober 2007 gelegt - hoffen wir mal, dass es bei diesem Datum bleiben kann.