Bo: Ruhr-Uni mit Stasi-Methoden in die Elite

GSUD 02.07.2007 14:23 Themen: Bildung
Das Treffen der Ruhr-Uni-Führung mit den Elite-BegutachterInnen hat unter einem riesigen Sicherheitsaufgebot begonnen. Die Veranstaltungsräume unter der Mensa sind abgeschirmt, sogar die Fahrstühle wurden abgeschaltet. Zugang zum Elite-Teil der Uni gibt es heute nur für die, die sich an einem von zwei Countern als Befugt ausweisen können. Derweil sind weitere schockierende Informationen darüber ans Tageslicht gekommen, mit welchen Methoden sich die Ruhr-Universität den Weg in die Elite ebnen will: Sie hat umfangreiche Akten mit dem Lebenslauf, den Überzeugungen, Vorlieben und den Interessen der einzelnen GutachterInnen zusammengestellt.
Diese erschnüffelten Informationen, die auch jeweils mit Fotos der einzelnen Personen versehen sind, sollen dafür genutzt werden, dass die VertreterInnen der Ruhr-Universität den Gutachtern nach dem Mund reden können. Außerdem ist inzwischen bekannt geworden, was die Unileitung vor den kritischen Studierenden die ganze Zeit verheimlichen wollte: Am Dienstag um 11 Uhr wird Wissenschaftsminister Pinkwart zu Gast bei der Elitekommission sein. Pinkwart war wegen der Einführung von Studiengebühren und der Uni-Privatisierung durch das sog. "Hochschulfreiheitsgesetz" schon in der Vergangenheit das Ziel massiver Protestaktionen.

In den Spitzel-Akten hat die Ruhr-Uni auch umfangreich Zitate der GutachterInnen gesammelt. Außerdem wurden den Uni-MitarbeiterInnen mit den Akten sogar mögliche Fragen an die Hand gegeben, die von den GutachterInnen gestellt werden könnten. Zum Beispiel ist zu Professor Dr. Shalini Randeria (Universität Zürich, Schweiz, Ethnologisches Seminar) und Professor Dr. Pauline Yu (President of the American Council of Learned Societies, New York, USA) vermerkt:

"Beide Gutachterinnen stellen disziplinäre Abschottungen, Grenzen und Traditionen und die Selbstbezüg­lichkeit "westlicher" Geistes- und Sozialwissenschaft in Frage. Sie dürften aus dieser Warte einen kritischen Blick auf die Internationalität der Forschungslandschaft und des Fächerkanons wie des Curriculums der RUB werfen. Sie könnten z.B. fragen:

- Wie hält es die RUB mit der "transnationalen Geschichtsschreibung" (S.R.)?
- Wie hält sie es mit einer "globalisierten Sozialtheorie, die auch das Wissen der 'nicht-westlichen‘ Welt ernst nimmt" (S.R.)?
- Wo sind die wissenschaftlichen Strukturen für das Ernstnehmen von "local knowledge" in den verschie­denen Teilen der Welt (P.Yu)?
- Wie halten es die existierenden "außereuropäischen" Disziplinen mit der kritischen Selbstreflexion auf ihre Geschichte, auf ihre Methoden und ihre hermeneutischen Grundlagen (P.Yu)?
- Wo, so könnte man hinzufügen, ist die interkulturelle Perspektive in der Philosophie?
- Wie verhält sich die RUB allgemein zur Forderung, "If the university of the twenty-first century has declared itself an international institution, it ought to start by knowing something about the world." (P.Yu)?
- Wie verhalten sie die – im Grundsatz (wobei klarzumachen ist, dass die o.g. Formulierung auf S. 44 des Antrags Einzelforschung gerade nicht festschreiben soll) von beiden vermutlich begrüßten – offenen neuen Forschungsstrukturen zu den darunterliegenden Lehr- und Fächerstrukturen?"

ELITE ABSCHAFFEN! GUTE BILDUNG FÜR ALLE STATT SPITZEL-AKTEN!
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Ergänzungen

Na, das passt doch!

BOllerwagen 02.07.2007 - 14:53
Na, das passt doch: Das Bochumer Nachrichtenprotal bo-alternativ hat schon vor drei Wochen geschrieben:

"Seit Wochen fühlen sich WissenschaftlerInnen aus der ehemaligen DDR an der Ruhr-Uni richtig wohl. Es ist wie zu Erich Honneckers besten Zeiten. Überall wird die Uni aufgehübscht. Selbst für die Reparatur jahrzehntealter Baustellen ist plötzlich Geld da, als wenn der Staatsratsvorsitzende kommt. Das Uni-Blättchen Rubens hat extra eine Rubrik eingerichtet: “Schöner Campus” und veröffentlicht entsprechende Fotos (Foto rechts). Rubens: “Die Uni nutzt den Schwung aus dem Exzellenzwettbewerb und putzt sich heraus: Kaputte Betonplatten werden flächendeckend gewechselt, Wegweiser werden erneuert etc. Viele Lehrstühle, Institute oder Dezernate planen zudem Aktionstage, an denen Büros, Gänge, Treppenhäuser, Innenhöfe, Foyers, Labors etc. aufgeräumt werden.” Wissenschaftlich formuliert: “ExzellenzgutachterInnen ante portas.” Gleichzeitig macht die Uni deutlich, dass sie die Zeichen des Neoliberalismus verstanden hat. Die Säle im Veranstaltungszentrum im Mensagebäude tragen nun die Namen von SponsorInnen: Stadtwerke-Saal und Sparkassen-Saal. Ungewiss bleibt, welcher Konzern demnächst der Uni seinen Namen gibt. Denkbar: “Aldi-Exzellenz-Uni Bochum”."

Quelle:  http://www.bo-alternativ.de/2007/06/20/ruhr-uni-exzellenzgutachterinnen-ante-portas/

Was wohl als nächstes kommt? Die Elite in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf? Spaß beiseite, es ist schon krass, wie super-undemokratische und autoritäre behördliche Verhaltensweisen durch den Elite-Wettbewerb scheinbar normal werden. Witzig ist das eigentlich überhaupt nicht.

Extra3: Elite-Uni Bochum ;)

M 02.07.2007 - 20:22
ein passender bericht aus dem extra3-archiv:
 http://www.youtube.com/watch?v=CbpVdtAtUgQ

Stasi-Methoden...

hmmm... 02.07.2007 - 21:40
Das klingt tatsächlich erstmal danach und ist so gesehen eine üble Geschichte. Nur hat die Stasi Dossiers über Vorlieben... erstellt, um Missliebige oder auch nur irgendwann mal Kritische erstellt, um sie zu erpressen bzw. "strafrechtliche" Handhabe gegen sie zu haben!!! Anders hier: Natürlich hat Phasenjunge recht, wenn er erst mal sagt, dass ein Haufen Studis für ihren Vorteil ihren Profs nach dem Mund redet. Wohl nicht zu vermeiden und leider in jedem System so. Zugleich birgt das Chacen, wenn man sich nicht allzusehr verbiegt, und diese sind hier zweifelsohne besser als in "good old GDR"! Seht es einfach mal so: Interdisziplinarität und Transnationalität=Lösung von einem wie auch immer linken oder bürgerlichen deutschlandzentrierten Geschichtsbild ist für die Wissenschaftslandschaft hier mehr als dringend notwendig, weil endlich überfällig! Insofern ist es nicht mal schlecht, wenn man Druck von außen bekommt, sich als Kandidat einer modernen Uni Gedanken zu machen, wie man sich präsentiert, wenn das dann auch auf Forschung und Lehre hoffentlich Einfluss hat! "Exzellenzunis" mögen erstmal Scheiße sein, aber wenn der Schritt erstmal gewagt wird, muss sowohl Uni als auch 08-15-Studi eben umstellen und eine neue, wie gesagt überfällige (auch und gerade vom linken Standpunkt aus!) Perspektive annehmen. Und nur mal so: wie erklären wir es uns, dass anderswo viel mehr Menschen studieren, obwohl die sozialen Bedingungen dafür noch viel schlechter sind? Und: Die Kommentare von "Teddy" und "Teddy hat recht" sind so was von erbärmlich und dumm! Vielleicht solltet ihr mal weniger auf FDJ-Feten gehen, das "Kommunistische Manifest" und ähnlichen Schrott nicht mehr länger neben "Perry Rodan" und ähnlichem Schrott nicht mehr länger im Regal haben...
Ehe mir jetzt jemand an den Kopf knallt, ich könnte ja ´nen CDU-Antrag stellen: das habe ich nicht vor! Ich weiß nämlich, wovon ich rede: Mit nem´ Durchschnitt der 10ten Klasse von 2,3 (wer von den Knallköpfen hier mit Abi war in dieser pubertären Zeit besser?) war mir Abi und Studium mit Westverwandtschaft, "vorbelasteten" Familienmitgliedern und dem Unwillen, länger zur NVA zu gehen, verwehrt (ja, die Wahl zwischen Zivi und Grundwehrdienst und Totalverweigerung gabs so noch nicht, nur die Wahl zwischen "Bau" - gegen den jedes moderne Gefängnis ein Witz ist - ,Bausoldat - der genauso, wenn nicht schlimmer sich an Militäranlagen "versündigte", Grundwehrdienst und längerer "Ehrendienst", ganz abgesehen davon, dass in der DDR noch jeder für irgendwas geholt wurde, egal wie sein Gesundheitsstand war oder wieviele seine Brüder gedient haben...). Also, der "heutige Überwachungsstaat", gegen den die "DDR ein Scheiß war", erlaubte mir, Zivi, Abi und Studium nachzuholen, obwohl ichs eher mit den Linksliberalen halte. Ich habe den DDR-Knüppel und den deutschvereinigten wörtlich und im übertragenen Sinne (wirtschaftlich, sozial, politisch...) zu spüren bekommen. Glaubt mir, hätte ich die Wahl nur zwischen beiden, gäbe ich dem gegenwärtigen den Vorzug! Nur will ich mehr, aber dazu braucht es Augenmaßes und nicht so blöder Statements!

Quelle?

x 03.07.2007 - 13:40
Mag jemand erlaeutern, woher diese Informationen kommen?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Hallo — Teddy T.

psst — im

Teddy hat recht — ...

GutachterInnen informieren — elite für alle

Gewohnheit — Phasenjunge