Keine Nazikneipe „Wohlklang“ in Berlin-Pankow

Rachel Sandorn 26.06.2007 09:42 Themen: Antifa
Im April und Mai 2007 machten die "Liberation Weeks" auf die derzeitige Nazipräsenz in der Kneipenlandschaft Pankows aufmerksam.
Nun gibt es neues aus dem Mordosten Berlins zu vermelden- in der "Skandalkneipe" Wohlklang scheint sich etwas bewegt zu haben.
Im April und Mai 2007 fanden in den Berliner Bezirken Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee die „Liberation Weeks 2007“ statt, welche an die Befreiung des Berliner Nordostens vom Faschismus durch die Alliierten Streitkräfte am 22. April 1945 gedenken sollten.
Hierzu kamen unterschiedlichste Organisationen und Parteien zusammen, von lokalen Antifa- Gruppen über die VVN-BdA, bis hin zu Parteien wie die DKP und die Linkspartei.PDS.
Neben der Analyse und Vermittlung der historischen Ereignisse, wurde auch über die aktuelle neofaschistische Bedrohung in den Bezirken informiert.
Mit über 350.000 Einwohnern ist der im Nordosten von Berlin liegende Bezirk Pankow der bevölkerungsreichste Bezirk von ganz Berlin. Seit Jahren nimmt Pankow einen der vorderen Plätze in den Polizeistatistiken im Bereich politisch motivierter Straftaten von rechts ein.
Hier existieren einige Lokalitäten, in denen Neonazis gern gesehene Gäste sind.
Als Höhepunkt der antifaschistischen Gedenk- und Aktionswochen fand am 5. Mai 2007 eine Antifaschistische Demonstration unter dem Motto:
„Den Nazikneipen "Spasseck" und "Wohlklang" den Hahn abdrehen! Dem rechten Straßenterror entgegentreten!“, statt. Hierzu fanden sich mehr als 300 Menschen ein, um lautstark gegen die sich häufenden nazistischen Übergriffe und der existenten rechten Infrastruktur zu protestieren. Als die Demonstration das Spasseck passierte, wurde bemerkt, dass der Wirt der Kneipe „Wohlklang“ ein Transparent mit der Aufschrift „Wir sind keine Nazis!!! Hier ist Multi-Kulti!!!“ aufgehangen hatte. Der Wirt M. stand vor seinem Lokal und versuchte mit den Anwesenden ins Gespräch zu kommen.

So, what’s the matter?

Die Kneipe „Wohlklang“, in der Wollankstraße, nahe des gleichnamigen S-Bahnhofes, hat sich in den letzten ein bis zwei Jahren zu einem bekannten Treffpunkt der Neonazisszene im Nordosten Berlins gemausert. Zahlreiche verbale und physische Angriffe sind aus dem „Wohlklang“ zu verzeichnen.
So geschehen in der Nacht vom 12. zum 13 April 2006, als ein junger Antifaschist von zwei Männern aus dem „Wohlklang“ heraus angegriffen wurde.
In der Nacht, vor dem Rudolf-Hess-Ersatzmarsch in Berlin-Prenzlauer Berg im August 2006, feierten ca. 60 Neonazis im „Wohlklang“. Ca. 20 Neonazis im „Autonomen Nationalisten-Stil“ standen vor dem Wohlklang bzw. patroullierten in der Umgebung.
Ein weiterer körperlicher Angriff auf einen jungen Mann fand im August 06 statt. Nachdem er vom Fahrrad in eine Pfütze geschubst wurde, versuchten zwei Männer diesen zu bestehlen. Nachdem er einen der beiden einen Faustschlag verpasst hatte, stürmten ca. 10 als Neonazis erkennbare Personen aus dem Wohlklang heraus, um die Angreifer zu unterstützen.
Ein weiterer Vorfall ereignete sich schon im Sommer 2005.
Zwei Personen, die für eine Veranstaltung im Kurt-Lade-Klub plakatierten, wurden zuerst beleidigt, dann mit Gläsern beworfen und zuletzt angegriffen.

What’s the story morning glory?

Die nun folgenden Angaben beruhen auf einem an das Liberation-Weeks- Bündnis gerichteten Bericht:

Als das „Wohlklang“ von der Demonstration passiert worden ist, unterhielten sich einige junge Menschen mit dem Wirt M., welcher bezeugte, dass das neofaschistische Stammklientel nun das in Niederschönhausen gelegene „Spasseck“ aufsuche und er sich von diesem Personenkreis distanziert und emanzipiert habe.
Das nahm sich nun eine Gruppe politisch interessierter Menschen zum Anlass, seine Lokalität zu besuchen, um sich ein Bild von der gegenwärtigen Situation zu machen.
Am 25. Mai besuchte die zehnköpfige Gruppe junger BerlinerInnen das „Wohlklang“. Nach einer Bierrunde gab es eine Unterhaltung über die stattgefundene Demonstration, den zahlreichen Übergriffen und Pöbeleien im Umfeld der Kneipe und der gegenwärtigen Diskussion. Hierzu wurde dem Wirt ein Exemplar der Broschüre „Versteckspiel“ des apabiz überreicht, damit er nun auch die neuen Styles und Codes der Naziszene kennen lernen könne.
Er nahm sie dankend an und konnte sich bei einigen Abbildungen rechter „Prachtexemplare“ nicht zurückhalten, sich aufzuregen. Er erzählte von mit NPD-Aufklebern zugeklebte Toiletten, wovon sich die Gruppe noch selbst ein Bild machen durfte, vom betrunkenen Nazis, welche in drangsalierten ihren Rechtsrock aufzulegen und von der angespannten, angsterfüllten Situation wenn sie wieder zahlreich und angetrunken das Lokal aufsuchten bzw. sie wieder nach potentiellen Opfern vor der Tür suchten.
M. erzählte dies sehr emotional und wirkte sehr erleichtert, dass er es nun geschafft hat, sich das rechte Klientel aus dem Lokal zu halten, vor allem durch Drohungen die Polizei zu rufen und den Appellen an die Toleranz, welche das Lokal ausmachen sollte. Das Tresenpersonal versprach, rassistische und antisemitische Äußerungen nicht weiter zu dulden und diese Personen strikt zu verweisen.
Zudem bestätigte M. die Ansicht lokaler antifaschistischer Gruppen, dass die Kundschaft nun das klar rechtsorientierte Lokal „Spasseck“ in der Dietzgenstraße in Pankow- Niederschönhausen besuche, was er auch als problematisch empfinde.
Insgesamt verblieb die Gruppe noch einige Stunden und konnte sich somit gewiss sein, den vorher von Nazis besetzten Raum ein Stück weiter antifaschistisch besetzt zu haben.

Das soll es gewesen sein…!?

Das Problem der Nazikneipe „Spasseck“ existiert noch immer.
Auch hier zählen Neonazis zu Stammklientel. Schon 2001 traf sich hier das Pankower Kameradschaftsspektrum. Damals noch unter dem Namen „Huckebein“ als rechter Szenetreff bekannt, wurde die Lokalität unter anderem vor Aufmärschen als Sammelpunkt genutzt. Hierfür wurde ihnen sogar extra geöffnet und sie wurden mit Frühstück bewirtet. Nach einem Betreiberwechsel 2002 verschwand das extrem Rechte Klientel. Jedoch scheint die jetzige Betreiberin Silvia Arms mit Neonazis in ihrem Lokal so wenig Probleme zu haben, so das sie diesen teilweise sogar die Bedienung am Tresen überlässt. Auch hier gehören körperliche, vor allem aber verbale Übergriffe zum Alltag. So geschehen in der Nacht vom 20.1.07 auf den 21.1.07, als ein junger Politiker der Linkspartei.PDS aus Lichtenberg, samt
Begleitung angegriffen und durch die Straßen Niederschönhausens gehetzt wurde.
Bei den Angreifern handelte es sich vorwiegend
um NPD-Mitglieder der NPD-Pankow. Mit dabei auch der Neonazi Daniel Schiefer, der öfter im „Spaßeck“ verkehrt. Regelmäßig anzutreffen sind hier auch die Pankower Nazis Michael Weiss und die Kameradschafsaktivisten Andy Fischer und Martin Stelter.

Das sich das Problem nicht von alleine löst, ist den aktiven Berliner AntifaschistInnen klar. Deswegen rückt die Kneipenlandschaft Pankows in einen besonderen Fokus, da besonders die Kieze wie Niederschönhausen und Alt-Pankow sich nicht eine „No-Go-Area“ entwickeln dürfen.
Das Liberation-Weeks-Bündnis begrüßt das Handeln der das „Wohlklang“- besuchenden Gruppe. Zugleich möchten wir unsere Anerkennung an den dortigen Wirt M. aussprechen, welcher es geschafft hat, die Nazis von seiner Kneipe fernzuhalten – wir werden weiter wichtige Impulse geben, damit der rechten Kneipenlandschaft den Hahn abgedreht wird!


abschließend einige Linktipps zu lokalen antirassistischen/ antifaschistischen Gruppen und Initiativen:

www.antifakp.de.vu (Antifa Klein-Pankow)
www.aiwp.de.vu (Antifaschistische Initiative weinrotes Prenzlauer Berg)
www.heinersdorf-buendnis.de.vu (antirassistisches Heinersdorf-Bündnis)

Berlin, den 25. Juni 2007
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Ergänzungen

Nicht irgendwas vergessen?

Antifa 26.06.2007 - 14:47
In einem Bericht, der sich maßgeblich mit den Liberation Weeks beschäftigt, sollte zumindest mal angemerkt werden, welche Gruppe das Bündnis initiiert hat. Und das war die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin.

@Kopfschüttler

Nordostler 26.06.2007 - 21:41
man kann das "spasseck" nicht mit dem "wohlklang" vergleichen. Das "wohlklang" war eine kneipe, die "nur" stark von rechtem klientel frequentiert wurde und aus dem gelegentlich pöbeleien oder angriffe heraus passierten. das "spasseck" hingegen ist ein fester teil der pankower naziinfrastruktur. nazis arbeiten im spasseck und die besitzerin sympathisiert (5.5.07 tolerierte die besitzerin, dass sich nazis im "spasseck" vermummten und versuchten die demo anzugreifen) mit ihren stammgästen.

Kindergarten

@mods 27.06.2007 - 00:02
könnt ihr mal den ganzen dreck hier löschen? indymedia sollte nicht plattform eines solchen blödsinns werden.
es handelt es sich um satire, die niemand versteht und die deshalb auf den privatblogs der enstprechenden leute besser aufgehoben sein sollte.
indymedia ist ja schließlich ne nachrichtenseite, die ja auch halbwegs seriös genommen werden will.


um mal was zum artikel zu sagen:
ich halte die überschrift "Keine Nazikneipe Wohlklang" für irreführend, bzw. könnte doppelt interpretiert werden. Auch wird das Wohlklang in dem artikel m.E. zu halbherzig rehabilitiert. Es ist leider eine seltenheit, dass ein wirt die courage hat, die nazis bei sich rauszuschmeißen und einahmeeinbußen damit in kauf zu nehmen.

weitere Veranstaltung im Berliner Nordosten

Public Screaming: 7. Juli * Mauerpark 27.06.2007 - 06:02
Um im Berliner Nordosten weitere linke Akzente, nicht nur gegen Nazikneipen, zu setzen, wird es am 7. Juli ab 14 Uhr im Mauerpark ein Konzert und eine Videoprojektion geben.

Ich persönlich kann euch nur an Herz legen vorbei zu kommen um euch von der Arbeit der ARAB zu überzeugen. Gemeinsam kämpfen, statt Spaltung!

es gibt nichts zu feiern

egal 27.06.2007 - 11:00
es ist doch schön wenn kneipenbesitzer rechtes Publikum nicht in Ihrer Kneipe dulden,das kann mensch allerdings nicht von dem Besitzer des Zeitzer Eck in der BraunschweigerStr behaupten denn dort ist der BVV Abgeordnete Jan Sturm Dauergast,meistens abends,kann mensch ihn dort antreffen

Wegen Public Screaming

MC Heroin 27.06.2007 - 14:30
Es wird desweiteren Soundssystem der Richtungen Elektro (Fuckparade), Reggae und HipHop geben!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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GRATULATION — StangelWirt

Lüge! — Checker

Kriegsverbrecher Im Zuchthaus — Der durch die Tür geher

von allen guten geistern verlassen... — zwei weinende augen

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ARAB — muss ausgefüllt werden

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