Rostock: Krawalle vor rechtem Szeneladen

(Rostock, Stadtteil KTV): Am Rande eines traditionellen Straßenfestes des alternativ geprägten Stadtteils KTV in Rostock kam es zu erneuten Auseinandersetzungen mit Rechtsextremisten und der Polizei.
Bereits in der Nacht in vom Donnerstag zum Freitag, war der Laden Ziel von militanten Gegenaktionen geworden. Etwa 50 Vermummte griffen den Laden an und produzierten einen enormen Sachschaden.Gestern versuchten bis zu 150 Personen nach Einbruch der Dunkelheit den Laden erneut anzugreifen. Eine Polizeikette die sich zum Schutz des Naziladen postiert hatte wurde mit Steinen, Flaschen und Feuwerkskörpern angegriffen. In weiteren Verlauf richteten sich nun die Angriffe verstärkt gegen den Naziladen und gegen die etwa 20 Neonazis die sich vor dem Laden postiert hatten.
Zeitgleich nahmen etwa 50 Personen an einer Sitzblockade in unmittelbarer Nähe des Naziladens teil. Die Polizei zog weiterere Beamte zusammen. Währenddessen lieferten sich autonome Antifaschisten und dem linken "Hooligan"spektrum zugehörigen Personen eine Auseinandersetzung mit den anwesenden Nazis. Der selbsternannte nationale Widerstand geriet zusehends in die Defensive, nur die nun stark vertretende Polizei konnten zu ihren Gunsten noch eingreifen.
Die Lage in der KTV blieb jedoch weiter unruhig. Nachdem die Polizei bereits zum zweiten mal in dieser Woche von der Heftigkeit antifaschistischen Engagements überrascht worden war, versuchte sie nun durch völlig willkürliche Gewahrsamsnahmen ihre Bilanz etwas aufzupolieren.
In zahlreichen Naziforen kocht die Wut aufgrund des unerwarteten Widerstandes in der "Festungsstadt Rostock" gegen den Naziladen. In einigen Beiträgen wird offen zu Mord und Folter aufgerufen. Aktuell wird zu einem 'Grillen gegen Links' am heutigen Sonntag mobilisiert.Während bundesweit die Aktionen gegen den Naziladen in Rostock aus antifaschistischen Kreisen begrüßt worden sind, wird von Einzelpersonen der Vorwurf erhoben, bei den Maßnahmen handelt es sich um eine Art "linke Reichskristallnacht". Antifaschisten äußerten sich empört, ob derartiger Vergleiche. Sie wiesen daraufhin, dass insbesondere die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus "rassischen" Beweggründen ermordet worden sind, für ihre Auswahl zum "vernichtungswürdigen Untermenschen" also nichts konnten. Im Gegensatz dazu entschied sich der Besitzer des Laden offen zu seinem Gedankengut zu stehen und damit Profit erwirtschaften zu wollen. Ferner zeigte man sich entsetzt, dass Sachbeschädigungen an einem Laden mit den zahlreichen Toten und KZ-Einweisungen der Reichskristallnacht gleichgesetzt werden.


Bilder und Kurzbericht zu den nächtlichen Ereignissen

Polizeibericht:
Nächtliche Ausschreitungen in Rostock – 40 Personen festgenommenDruckenIn der Nacht vom 23. Juni zum 24. Juni 2007 kam es in Rostock erneut zu Angriffen auf ein Geschäft in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt (KTV). Die Polizei nahm 40 Personen sowohl aus der linken Szene als auch aus dem rechten Spektrum fest. Das als Szene–Laden rechtsorientierter Personen geltende Geschäft war bereits in der vergangenen Woche angegriffen und beschädigt worden.Gegen 23.15 Uhr teilte ein Bürger der Polizei telefonisch mit, dass eine größere Personengruppe, teilweise schwarz gekleidet, durch die Doberaner Straße zieht. Auch über andere Straßen der KTV bewegten sich Personengruppe in Richtung des Ladens. Über Megaphone wurden diese vermutlich der linksautonomen Szene zuzurechnenden Personen geführt und dazu aufgefordert, gewaltsam gegen den Laden in Rostocker Doberaner Straße/ Ecke Budapester Straße vorzugehen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich ca. zwanzig Personen des rechten Spektrums vor dem Laden. Sie hielten dort seit den frühen Abendstunden eine Mahnwache.Als die in der KTV bereits präsente Polizei wenige Minuten später am Ereignisort eintraf und sich, um Ausschreitungen zu verhindern, zwischen die Personengruppen stellte, wurde sie sofort von etwa 150 linksorientierten Jugendlichen angegriffen und mit Steinen und Flaschen beworfen. Auch verschiedene pyrotechnische Erzeugnisse feuerten die Jugendlichen in Richtung der Beamten ab. Schließlich warfen auch die Personen aus der Gruppe der rechtsorientierten Jugendlichen mit Steinen.Obwohl die Polizei alle Personen mehrfach aufforderte den Platz zu verlassen, flogen weiterhin Steine, Flaschen und Pyrotechnik. Verstärkt durch Polizeikräfte aus mehreren Polizeidirektionen sowie den Einsatz eines Polizeihubschraubers konnte letztendlich die Doberaner Straße gegen 01.20 Uhr geräumt werden. Insgesamt nahmen die Beamten vierzig Personen des linken und rechten Spektrums vorläufig fest. Bei diesem Einsatz, an dem insgesamt 200 Polizeivollzugsbeamte eingesetzt waren, wurden 14 Polizeibeamte leicht verletzt und ein Funkstreifenwagen beschädigt.Gegen die Festgenommenen wird nun wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Die Ermittlungen dauern an.http://www.polizei.mvnet.de/index.php?option=content&task=view&id=3987&Itemid=166