Rostock: Kein schönes Leben mit Naziläden

Red_Angel 21.06.2007 18:07 Themen: Antifa
Erst vor kurzer Zeit hat im, als alternativ bekannten, Rostocker Stadtteil KTV ein rechter Szeneladen eröffnet. Sofort regte sich aus antifaschistischen Kreisen Protest. Vielleicht dachte der ein oder andere Bürger, dass 'die da' mal wieder nur übertreiben. Das dem wohl bei weitem nicht so ist, wurde auch heute Nacht wieder klar...
Halb drei Uhr morgens. Die Nacht ist relativ mild, viele Anwohner der Doberaner Straße haben die Fenster geöffnet. Plötzlich werden sie aus dem Schlaf gerissen. Ein Mann schreit hysterisch um Hilfe. Man hört Schritte. Ein Blick aus dem Fenster. Ein Mann spurtet die Straße entlang, schreit weiter panisch um Hilfe. Nur ein kurzes Stück hinter ihm, mehrere Männer teils in Bomberjacken gekleidet und allesamt sehr kurzhaarig. Sie verfolgen ihn. Ein VW-Passat Kombi eilt herbei, vollbesetzt mit weiteren Nazis...

Erst vor kurzem hatte in der Doberaner Straße ein Laden für die rechte Szene mit Namen 'East Coast Corner' eröffnet. Während sich mancher noch über den englischen Namen des ach so nationalen Laden amüsierte, dämmerte es anderen bereits, dass die entspannten Zeiten in der KTV wohl zunächst vorbei sind. Unter dem vielsagenden Pseudonym 'wehrwolfhro' schreibt jemand in einem einschlägigen Forum: "Ich mache hier nur Werbung dafür weil es wirklich treue Kameraden aus der Rostocker Szene sind."
Genaus aus diesem Grund, mobilisierten Antifaschisten aus Rostock am vergangenen Freitag zu einer Spontandemonstration. Neben den üblichen Nazihools war das Mitglied des Landtages Birger Lüssow anwesend. Es wiederholten sich ähnliche Szenen wie in Wismar. Die Nazis bewaffneten sich und harrten vor ihrem Laden aus. Es werden im übrigen die selben sein, die sich später an der nächtlichen Hetzjagd beteiligen. Der medientechnische Supergau blieb jedoch zunächst aus. Die Lokalpresse griff den Skandal nicht auf.
Ganz ungestört geht das Treiben der Braunen aber dann doch nicht vonstatten. Neben der bereits erwähnten Spontandemo, flog auch schon mal eine Scheibe des Ladens ein. Wiederholt hatten auch Unbekannte mittels Bauschaum die Jalousien sabotiert, so dass zumindestens zeitweilig der Laden geschlossen bleiben musste.

...Viele Anwohner sind inzwischen hellwach, einige gehen hinunter. Sie wollen sehen was da los ist. Inzwischen ist auch die Polizei eingetroffen. Sie ignoriert die Nazis und widmet sich zunächst dem jungen Mann der immer noch völlig außer sich ist und weiterhin panisch reagiert. Es kommt zu Wortgefechten mit der Polizei. Letztendlich wird er in einem Krankenwagen abtransportiert. Augenzeugen des Vorfalls schildern, er sei zuvor zusammen mit einem Freund von den Nazis angegriffen worden. Bei der Attacke setzten die Nazis auch Pfefferspray ein.
Während die Polizei also vor Ort ist, wird weiter gepöbelt: "Wir gehen jetzt jeden Abend ab 10:00 Uhr Streife, dass kannst du ruhig weitersagen, du Arschloch!" und es folgt die unmissverständliche Drohung: "Am besten ihr meidet in Zukunft besser die Straßenseite".
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Ergänzungen

Nazi-Läden in Rostock

radio corax 21.06.2007 - 20:02
In Mecklenburg-Vorpommern kann mensch ja bekanntlicher Weise fabelhaft Urlaub machen: Nicht zuletzt die blühenden Landschaften und die reizvolle Natur sind ein Grund dafür. Da kann schonmal schnell Heimatliebe aufkommen. Und genau darum wird es uns in den kommenden Minuten gehen:Wir schauen nach Rostock- knapp eine Woche nach den G8-Protesten hat dort ein ominöser Laden eröffnet."East Coast Corner" ist der Name des Nazi-Ladens, der sich seit neuem in der Doberaner Str, mitten in der Kröpeliner Torvorstadt in Rostock befindet. Das Logo des Ladens ist deutlich angelehnt an ein Symbol der Nationalsozialisten der 1920-er und 1930-er Jahre in Deutschland. Dieses steht für das Eintreten für eine gewalttätige "nationale Revolution". AnwohnerInnen und umliegende Geschäfte werden also mit Provokationen und Übergriffen rechnen müssen. Auf der einschlägigen Internet-Seite des Ladens heißt es "von der Bewegung-für die Bewegung". Das bedeutet also, dass die Einnahmen vor allem zur Versorgung von Szenemitgliedern und zur Finanzierung politischer Aktivitäten verwandt werden. Da M/V nicht erst seit gestern mit dem Problem einer organisierten Neo-Nazi-Szene zu kämpfen hat, regte sich auch Widerstand gegen den Schandfleck mitten in Rostock:Am vergangenen Freitag gab es eine Spontan-Demo. Und ein Menschlein, das dabei war, hatte Georg am Telfon.

Ostseezeitung...

Red_Angel 22.06.2007 - 11:04
Heute in der Ostsee-Zeitung:



Krach um Nazi-Laden in der KTV
Bekannte Neonazis haben ein Geschäft in der Doberaner Straße eröffnet. Es gibt Reibereien mit Linken. Anwohner sind in Sorge.

Kröpeliner-Tor-Vorstadt Claudia Brost fühlt sich seit einer Woche nicht mehr so wohl in ihrer Nachbarschaft. In der Nacht zu gestern rissen Schreie und Polizeisirenen die 34-Jährige aus dem Schlaf. „Ich stand senkrecht im Bett“, erzählt sie. Grund für die Ruhestörung war ein Vorfall an einem Geschäft, das vor einigen Tagen in der Doberaner Straße eröffnete. „East Coast Corner“ heißt der neue Laden. Schon zur Eröffnung protestierte die Rostocker Antifa vor dem Geschäft. In den vergangenen Tagen kam es zu mehreren Sachbeschädigungen. Jetzt rüsten die Betreiber – führende Köpfe der Neonazi-Szene Norddeutschlands (siehe Hintergrund) – offenbar zur Gegenwehr. Sie schieben rund um die Uhr Wache vor ihrem Geschäft.

Laut Polizeibericht über den Einsatz von Mittwochnacht trafen die Beamten der Bereitschaftspolizei auf vier Männer, die einen 26-Jährigen festhielten. Der soll angeblich versucht haben, etwas am Geschäft kaputt zu machen. Weil sich aber kein Schaden feststellen ließ, wurde keine Anzeige gestellt. Der Festgehaltene befand sich nach Augenzeugenberichten in akuter Panik und musste vom Notarzt versorgt werden. Für seine Angaben, dass er von den Rechten mit Pfefferspray attackiert wurde, konnte der Notarzt keine Anzeichen feststellen.

„Was soll das?“, fragt sich Claudia Brost. „Warum kommen die Rechten in die KTV und machen hier einen Laden auf?“ Sie befürchtet eine Eskalation der Gewalt in dem traditionell eher linken Studentenviertel. „Wir haben ein besonderes Augenmerk auf den Laden“, sagt Polizeisprecherin Katrin Drewelow.

„Wenn ich angegriffen werde, verteidige ich mich“, sagt Thorsten de Vries, Geschäftsführer von „East Coast Corner“. Er habe viel Geld für den Ausbau der Räume und die Ware bezahlt – und fürchte nun um sein Fortkommen als Geschäftsmann. Sieben Strafanzeigen habe er bereits gestellt. Unbekannte warfen eine Fensterscheibe ein, setzten mit Bau-Schaum die Rolläden außer Betrieb und sprühten mit roten Farbe „Nazis raus“ neben die Eingangstür. Es gebe keine Waffen im Laden, beteuert de Vries. „Wir verkaufen hier auch keine Hakenkreuze oder SS-Mäntel“, sagt der 45-Jährige. Er hat eine Bodybuilder-Statur, beide Arme sind vollständig tätowiert, das Haar kurzgeschoren.

Der Geschäftsführer spricht von einer normalen „Jugendkultur“, die er bedienen möchte. Seine Ware sagt anderes: Auf den Ständern hängen Hemden der einschlägigen Szene-Marke „Thor Steinar“ neben Schals mit großer „88". Die Zahl steht für den achten Buchstaben im Alphabet – „HH“ wie „Heil Hitler“ – ein Erkennungszeichen unter Neonazis. Im Schaufenster hängt ein Schild der „Lunikoff-Verschwörung“ – die als Nachfolgegruppe der verbotenen Band „Landser“ gilt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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tjaaa... — knowledge

Lächerlich — aha